konkret: wie vermittel ich dem Hund Sicherheit?

  • Zitat

    Hi,
    ich denke, der Versuch, dem Hund in einer Angstsituation zu SAGEN, er müsse sich nicht fürchten, geht grundsätzlich in die falsche Richtung.


    Vielleicht verstehe ich es falsch, aber ich denke dabei an die Hundehalter in meinem Bekanntenkreis, die sich dann zu ihrem Hund hinweden und einen beruhigenden Tonfall anschlagen und etwas sagen wie "Alles in Ordnung, keine Angst".


    Nein, das meine ich nicht. Es geht mir nicht darum den Hund mit Worten zu beruhigen.
    Wie man Hunde in gewissen Situationen anspricht, sehe ich als anderes Thema (nicht grundsätzlich, aber bei der von mir gestellten Frage).
    Mir geht´s ungefähr um das, was Agil und Lucy_Lou beschrieben haben.


    Zitat


    Wobei ich aber betonen muss, dass das für die Situationen gilt, die dem Hund einfach fremd und deswegen unheimlich sind und bei denen sich kein Trauma ereignet hat oder dergleichen.


    jap, das ist sicher ein wesentlicher Punkt, keine Frage :gut:




    Dieses Beispiel ist für das, was du mir hier sagen willst absolut perfekt, und ich freue mich schon, wenn ich es anwenden kann.


    An dem was ich meine geht es leider etwas vorbei, und zwar aus dem Grund, weil ich "hündisch" spreche (klingt jetzt blöd, aber ich denke ihr wisst was ich meine).


    Da wäre das Beispiel dann so, dass ich (als Hund) in diesem fremden Land mit einem zweiten unterwegs wäre, der dieses Land kennt und eventuell auch die Sprache spricht, meine Sprache aber zB nur gebrochen.


    Wie sagt mir jetzt dieser Freund, in seinem gebrochenen Deutsch, dass ich mir keine Sorgen machen muß und der entgegenkommende böse aussehende Einheimische mich nicht meucheln will sondern nur auf ein Bier gehen.





    Ich möchte dir aber für den überlegten und mühevollen Beitrag danken. Für künftige Gespräche mit anderen HH hab ich da einiges an Beispielen mitgenommen. Danke :smile:



    Edit:
    schnauzermädel:
    ja das leuchtet soweit ein.
    Was mich freuen würde wäre, wenn du mir folgendes etwas ausführlicher (oder konkreter) beschreiben könntest:


    Zitat

    Oder die Variante, wo der Mensch zwar sicher und selbstbewusst durch sein Leben geht, aber eine "Anfrage" seines Hundes übersieht. Hund sieht etwas, mensch ignoriert es völlig. Viele Hunde gehen jetzt einfach mit. Manche haben aber trotzdem Angst. Dann sieht man ein Zögern, einen pendelnden Blick zwischen seinem Menschen und dem Angstobjekt. Reagiert der Mensch nicht, kann es sein, dass der Hund richtig Angst bekommt. Ein klare Anweisung kann hier den Hund "beruhigen", er bekommt eine Aufgabe und wird nicht allein gelassen.


    Meinst du damit, den Hund unter ein Kommando zu stellen, oder anders zu signalisieren dass alles ok ist?
    Das ist nämlich jetzt GENAU DAS worum es mir geht :smile:

  • Hallo nochmal,


    achso, ich war mir nicht sicher, wie Du es meinst und Du kennst ja sicher auch die Leute, die Ihren Hund auf diese Weise ansprechen...


    Tja, ich spreche zwar nur sehr gebrochen Hündisch (z.B. mal ein aufordernder Blick und ein Zucken, wenn der Ball im Spiel freigegeben wird, falls Du so etwas in der Richtung "sprichst" ;) ).


    Aber dafür war meine Große, die Angst vor besonders lauten Fahrzeugen hat - und zwar eine handfeste OH-Gott-ein-Traktor-rennt-um-euer-Leben-Angst -, so lieb, sich an das ein oder andere Menschenwort zu gewöhnen, zum Beispiel "Sitz". Und das klappt dann nach einiger Übung sogar (nunja... fast immer...), wenn etwas Lautes vorbeifährt.


    Leider ist und bleibt sie dabei nervös, doch wir haben eine Strategie, die Situation zu überstehen: Sie weiß: Jetzt kommt das "Sitz", dann muss ich mich setzen, Frauchen bleibt zwischen Straße und mir stehen und es wird schon irgendwie vorübergehen.
    Und weil sie diese alternative Handlung (anstatt gegen alle Widerstände abzuhauen) so brav macht, wird sie dafür belohnt.


    Hm... aber wie könnte das in das Beispiel passen? Das ist jetzt aber schwer :ops: :lol:


    Aber ich denke schon, dass man auf gemeinsame Rituale gut zurückgreifen kann, sozusagen das Bekannte als Anker, wie eine Anleitung, an der man sich orientieren kann, wenn man selber vor lauter Angst überfodert ist.


    Da würde ich Schnauzermädel in Punkto "Aufgabe geben" zustimmen.


    LG
    Toki

  • Ja das mit der Ersatzhandlung ist schon klar. Funktioniert auch in den meisten Fällen, das ist keine Frage.


    Um jetzt bei unserem gemeinsam erarbeiteten Beispiel zu bleiben:


    Mein Freund (der, der gebrochen Deutsch spricht ;) ) hat jetzt mehrere Möglichkeiten mir klar zu machen, was der einheimische mutmaßliche Meuchelmörder eigentlich von mir will.


    Also, jetzt könnte er mich unter Kommando stellen. D.h. er sagt mir: "du setzen dich da zu Tisch und bleibe ruhig".
    Gut, dann setz ich mich zum Tisch, der Fremde kommt und bestellt drei Bier für uns.
    Bis er dieses tut, weiß ich aber immer noch nicht welchen Sinn es hat mich hinzusetzen und zu warten.


    Oder


    mein Freund sagt mir "schon ok, fremde mann tut nix".
    Dann kann sich der fremde Mann nähern, er und mein Freund setzen sich zum Tisch und ich setz mich bedenkenlos dazu, weil mein Freund ja gesagt hat der ist ok. Und dann kommen die Biere :D


    Das wäre für mich der wesentliche Unterschied.
    (irgendwie kommt ziemlich viel Bier vor *g*)

  • Prost! :D


    Tja, ich denke mal, beim immer gleichen Kommando wie bei unserem Traktorproblem wäre es dann so, als würdet Ihr an vielen Abenden in Folge einem Fremden begegnen, Dein Freund sagt jedesmal: Setzen! und jedesmal trinkt Ihr dann zu dritt ein Bier.


    Nach ein paar Abenden wäre Dir klar, was Dich beim Hinsetzen erwartet.


    Wenn ich Dich aber richtig verstanden habe, dann suchst Du ja etwas, dass dem Hund grundsätzlich signalisiert: Keine Angst. So wie der Freund schon am ersten Abend nur "Keine Angst" sagen muss..


    Hm... denkst Du da an Körpersprache?

  • Ein Hund mag einem Hund vermitteln können, hey alles ok.
    Das scheint nur auch unter Hunden nicht zuverlässig zu funktionieren, denn wenn ein Hund eine Sache als sicher einstuft, dann tut es der Kumpel lang noch nicht.
    Im Hundeleben ist ausweichen und zurückweichen immer eine Option. Im Zusammenleben zwischen Mensch und Hund ist es das nicht immer. Dazu kommen die "Sprachbarrieren".


    Mit einer "Ersatzhandlung" sage ich meinem Hund übrigens nicht zwangsläufig "Setz dich da hin" und er leidet Ängste bis das Bier kommt. Ich kann damit genau so gut zum Ausdruck bringen, "verhalte dich unauffällig, ich habe alles im Griff und regle das". ;)


    LG
    das Schnauzermädel

  • Zitat


    Tja, ich denke mal, beim immer gleichen Kommando wie bei unserem Traktorproblem wäre es dann so, als würdet Ihr an vielen Abenden in Folge einem Fremden begegnen, Dein Freund sagt jedesmal: Setzen! und jedesmal trinkt Ihr dann zu dritt ein Bier.


    Nach ein paar Abenden wäre Dir klar, was Dich beim Hinsetzen erwartet.


    Hmmmm, das ist auch wiederum wahr. Ja, ich glaub jetzt hab ich´s ;)


    Zitat

    Wenn ich Dich aber richtig verstanden habe, dann suchst Du ja etwas, dass dem Hund grundsätzlich signalisiert: Keine Angst. So wie der Freund schon am ersten Abend nur "Keine Angst" sagen muss..


    Das wäre halt das, was mir am meisten zusagt.
    Ich versuche generell mit meinen Hunden über so wenig Kommandos wie möglich zu leben.
    Das funktioniert beim zweiten ja auch toll, der ist aber auch gut sozialisiert und seit Welpenalter bei uns.


    Zitat

    Hm... denkst Du da an Körpersprache?


    ich wüsste nicht wie sonst. Abgesehen jetzt von einer vielleicht zusätzlich konditionierten Phrase.
    Dieses "keine Angst" wäre halt allgemeiner, und egal was der böse Fremde dann auch macht, ich wüsste es kann mir nix passieren.



    Edit:
    schnauzermädel


    Zitat

    Mit einer "Ersatzhandlung" sage ich meinem Hund übrigens nicht zwangsläufig "Setz dich da hin" und er leidet Ängste bis das Bier kommt. Ich kann damit genau so gut zum Ausdruck bringen, "verhalte dich unauffällig, ich habe alles im Griff und regle das". zwinkern


    ok, genau das hab ich gemeint. So in etwa stelle ich mir das vor.
    Aus dieser Sicht habe ich das noch nicht betrachtet. Das heißt ich sag mit der Ersatzhandlung nicht "gehorche mir und ignorier das andere" sondern "mach das bis ich das für dich erledigt habe". Versteh ich das richtig?
    Dankeschön :smile:

  • Zitat


    Mit einer "Ersatzhandlung" sage ich meinem Hund übrigens nicht zwangsläufig "Setz dich da hin" und er leidet Ängste bis das Bier kommt. Ich kann damit genau so gut zum Ausdruck bringen, "verhalte dich unauffällig, ich habe alles im Griff und regle das". ;)


    Genau, und man ist der Situation besser gewappnet, weil der Ortskundige einem gesagt hat, wie man sich in der Situation seiner maßgeblichen Erfahrung nach richtig verhält.


    Und darauf kann auch der Hund im besten Fall bauen: dass die Erfahrung des Halters die maßgebliche ist.
    (So wie meine Erfahrung, dass ein Fahrzeug dem Straßenverlauf folgt. Denn meine Hündin scheint gerade dass nicht zu erkennen und findet Fahrzeuge deshalb, so scheint mir, unberechenbar...)


    Aber ein (körpersprachliches) Signal, dass über Souveränität ausstrahlen hinaus konkret bedeutet: keine Angst... schwierig.
    Bin aber gespannt, ob jemand eine Idee hat.


    LG
    Toki


    Edit:
    Sehe, Du hast die gleiche Stelle von Schnauzermädel so gut gefunden. Na das ist doch gut, wenn das Deiner Suche entspricht! :gut:

  • Wie machst du das denn jetzt wenn dir fremde Menschen entgegenkommen und was macht der Hund ?


    Nimmt dein Hund dich draussen generell nicht wahr, oder erst, wenn er in so eine Situation gerät ?


    Hast du kein "Is ok, komm weiter!" womit du dem Hund in der Situation hilfst, ihn aber nicht bemitleidest, sondern entspannt aufforderst, mitzukommen !?


    Gruß, old staffy

  • Zitat

    Wie machst du das denn jetzt wenn dir fremde Menschen entgegenkommen und was macht der Hund ?


    Das entgegenkommen ist bei uns kein Problem, nur das anfassen. Im Moment nehm ich einfach die Leine kürzer, sag ein kurzes emotionsloses "is gut" und geh vorbei.


    Zitat

    Nimmt dein Hund dich draussen generell nicht wahr, oder erst, wenn er in so eine Situation gerät ?


    Er nimmt mich draussen generell nicht (kaum) wahr. Das muß schon ein sehr guter Tag sein und eine sehr ruhige Runde, dass das klappt.
    Gerade eben war übrigens einer dieser Tage :smile:


    Zitat

    Hast du kein "Is ok, komm weiter!" womit du dem Hund in der Situation hilfst, ihn aber nicht bemitleidest, sondern entspannt aufforderst, mitzukommen !?


    Gruß, old staffy


    Hab ich schon, nutzt aber nix wenn er schon im Stress ist.
    Mittlerweile kann er an guten Tagen außerhalb der Wohnung schon ein "sitz" auf 2-3m Distanz, das war´s aber auch.
    Er geht ja sogar zu fremden hin, nur sobald der sich bewegt flüchtet er.




    Generell möchte ich mich hier mal für die guten Tips bedanken, Die nämlich wirklich von allen gekommen sind :smile:


    Wenn wir unseren Hund soweit haben, dass er draussen wirklich ansprechbar ist, werd ich sicher einige von diessen Tips ausprobieren.

  • Ich klinke mich an dieser Stelle einmal mit ein, weil mich eine Sache brennend interessiert und sie gerade gut zum Thema/Gesprächsverlauf passt^^


    staffy:
    Habe ja hier auch so ein kleines leinenpöbelndes und gruselige Sachen verbellendes Hündchen zu Hause. Wir trainieren, es wird langsam besser.
    Ich habe mir hier im Forum anfangs natürlich auch deine Erklärung zur Leinenaggression durchgelesen und mich schon damals gefragt, wie ich meinem Hund die Worte "Alles okay!" klar machen kann. Dieser Hinweis taucht ja jetzt wieder auf..


    Also kurz: Wie hast du deinem Hund die Bedeutung von dieser Worte deutlich gemacht/beigebracht?


    Danke und
    LG,
    Harpa^^

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!