Der Angsthund-Thread....

  • Wiesenpippau


    Ich denke im Großen und Ganzen stimmen wir da sowieso überein. Und in manchen Situationen was schön füttern ist ja auch vollkommen ok und sinnvoll. :nicken:


    Ich unterscheide da halt ein bisschen. In erster Linie ist es mir wichtig, dass sich der Hund an mir orientiert. Also mir ist es im Prinzip egal, ob und warum sie jetzt jemanden gruselig findet, ich möchte dass sie bei Unsicherheit Kontakt zu mir aufnimmt, zu mir kommt und ich sie dann durch die Situation begleite. Das ich im Prinzip ihr sicherer Hafen bin, der sie vor allem abschirmt.


    Ich weis oft nicht was ihre Auslöser sind, mal sind es Einkaufstaschen oder mal ein Hut oder eine Sonnenbrille. Insofern finde ich es schwierig das jetzt speziell zu trainieren.


    Bei uns hat sich wirklich viel durch die Zeit gegeben. Letztens hat sie im Hundeverein sogar einen Mann angebettelt, der Fleisch dabei hatte. Hat sie ja noch nie gemacht. Große Freude bei mir, große Irritation ob meiner Freude bei ihm. :lol:


    Hier gabs dann auch immer mal ein Leckerchen von Leuten, die wir regelmäßig beim Gassi getroffen haben, so hat sie gelernt, dass Menschen auch toll sein können. Am Anfang hat sie sich von Fremden gar nicht anfassen lassen, mittlerweile geht schon mal ein kurzer Streichler. Nicht immer, aber doch ab und zu. Man merkt einfach wie im Laufe der Zeit da einfach auch Vertrauen gewachsen ist (wir haben sie jetzt ziemlich genau 1 Jahr).


    Zur WG kann ich jetzt nichts beitragen, aber das sind doch sicher immer die gleichen Leute? Wenn die immer mal ein besonders tolles Leckerchen springen lassen?

  • Hat hier jemand auch einen Hund, der draußen selten bis gar keine Leckerlis nimmt? Erst recht nicht bei Sichtung von gruseligen Dingen (in unserem Fall Menschen)?

    Wie belohnt ihr dann oder lenkt ab?

    Also ich lobe dann mit Worten, aber vielleicht hat jemand noch andere Ideen entwickelt...

  • Signismagika



    Das Galgöchen nimmt oft Futter, aber nicht immer und nicht jede Sorte, mit Spiel o. ä kann man es nicht ablenken.


    Aber, so ungern der Hund von Fremden angefasst, so gern lässt er sich von Vertrauten streicheln (und hat das als Belohnung sogar quasi selbst eingeführt).


    Der schwer zu belohnende Hund steht auf Po kraulen. Bei Aufregung hilft ihm das. Kein diffizielles Rumgestreichle und Spezialgekraule und hinter Ohren, sondern recht robustes, ruhigre Abstreichen/Rubbeln.

    Am Kopf mag er da nicht angefasst werden, doch den Sakralbereich bearbeitet kriegen oder die Schenkel massiert, mag er.


    Das hilft auch in Gruselmomenten. Streng genommen VOR Gruselmomenten. Angewendet bevor der Hund auslöst, kann es ersteres verhindern.

    Kraulen als Belohnung und festes Kontakt aufnehmen und Hand auflegen am Rücken (nicht festhalten) bevor Hund erschrickt o. ä. Irgendwie scheint er sich dann besser zu spüren oder so.


    Aber das klappt bestimmt nicht für jeden Hund und immer. Bei ihm wär ich geneigt mich in Tellington Touch oder ähnliches einzulesen.

  • Hat hier jemand auch einen Hund, der draußen selten bis gar keine Leckerlis nimmt? Erst recht nicht bei Sichtung von gruseligen Dingen (in unserem Fall Menschen)?

    Wie belohnt ihr dann oder lenkt ab?

    Belohnung ist nicht nur Futter. Belohnung kann sein, daß man die Distanz vergrößert, daß man einen kurzen Sprint einlegt etc. Futter machts nur für den Menschen einfacher, aber was willst Du selbst zb mit einem Stück Pizza, wenn Du in der Achterbahn sitzt und da grad andere Probleme hast? ;-)


    Menschen üben tu ich mit Bonnie, daß sie allgemein besser in der Umwelt zurecht kommt und Menschen schaun aus Distanz, wo sie noch in der Lage ist zu spielen und inzwischen auch zu fressen und Blödsinn zu machen (tricksen). Dann werden Menschen zur Hintergrundmusik und nicht zur Hauptthematik.

    Ich bin nämlich kein Freund davon, die vermeintlichen Hauptprobleme, also die, die ich als Mensch auch sehen kann, zur tatsächlichen Thematik zu machen.

    Mein Hund ist nicht nur Angst.

    Sondern auch Talente, Fähigkeiten, Witz, Humor etc. Das fördere ich und das hat mein Hauptaugenmerk. Nicht die Angst

  • Milow kann draußen zu 99% keine Leckerli nehmen.

    Belohnt wird hier mit Distanzvergößerung, kleinen Sprints, lobenden/freudigen Worten oder auch einfach mal freudiges rumhüpfen (da freut Milow sich oft einfach kurz selbst mit).

    Ist gerade nichts gruselig, kann auch mal ein kleines Raufspiel die Belohnung sein. Dazu muss Milow aber schon wirklich sehr entspannt sein.

  • TTouch hab ich schon häufiger gehört, bisher weiß ich nur noch nichts konkretes darüber - werd mich da mal schlau machen. @pinkelpinscher

    Po kraulen ist hier auch ganz weit vorne. :D

    Dabei fängt Amun oft an zu tänzeln, weil es ihm offenbar so gut gefällt.


    Das mit den Bögen bzw. Richtungswechseln hatte ich versucht, allerdings scheint dies für ihn so eine Art Zeichen zu sein "oh nein, Frauchen hat auch Angst, lasst uns das Weite suchen." Selbst wenn die Leine vorher nicht auf Spannung war, mutiert Amun dann plötzlich zum Zugpferd. Erst recht, wenn das sich nähernde Etwas sich nun in seinem Rücken befindet. Aber auch ein seitliches Wegbewegen hat normalerweise dieselbe Reaktion zur Folge. Mit sich nähern ist im übrigen in einigen Fällen gemeint, das Gruselobjekt ist gerade am Horizont aufgetaucht. Also es muss nicht schon wirklich nah sein.


    Im Grunde ist dies auch noch unser Hauptproblem (ich hatte es in diesem Thread glaube ich schon mal erwähnt) Menschen die sich von hinten annähern. Noch schlimmer, wenn sie es schnell tun (Jogger, Radfahrer) oder zu mehreren sind. Wobei letzteres oft ebenfalls von vorne gilt. Oftmals reicht sogar eine Gruppe stehender Menschen.

    Mehrheitlich versuche ich es mit Absitzen lassen und vorbeiziehende Menschen ruhig beobachten + eben loben. Macht für mich bei langsamen, weit entfernten Leuten allerdings irgendwie keinen Sinn. Würde ja auch ewig dauern.


    Was hingegen schon ganz gut geworden ist, um mit dem positiven zu enden: Hundebesitzer werden mehrheitlich nicht als Angstgegner betrachtet, gleichgültig, ob mit oder ohne Leine. Mittlerweile geht er von allein wieder sehr nahe dran, beim gemeinsamen Spaziergang sogar direkt an den Leuten vorbei. Diesbzgl. hat sicher geholfen, dass er mit Hunden absolut kein Problem hat.

    Besucher haben ebenfalls ziemlich viel ihres Gruselfaktors verloren. Er flüchtet beim Klingeln nicht mehr nach oben, kann fressen, wenn es bekannte Leute sind und legt, egal bei welchen Leuten, recht schnell den Kopf wieder ab und wirkt entspannt.


    Draußen sind Menschen von vorne meist gut passierbar, ich ruf Amun dann an mich heran, sofern er an der Leine ist (ohne muss ich es noch wirklich sehr, sehr frühzeitig machen, sofern er die Möglichkeit hätte weit auszuweichen), damit er erst gar nicht auf die Idee kommt, er müsste sich der Situation alleine stellen. Und dabei lob ich alles, was einigermaßen wie ruhiges und entspanntes Vorbeigehen wirkt. Also kein ziehen oder beschleunigen bzw. anderweitig mehr Abstand gewinnen. Sollte er irgendetwas davon dennoch tun, geb ich ihm erneut das "zu mir" Kommando und lobe die Ausführung. Also bei uns insgesamt der Versuch das Leckerli verbal zu ersetzen.

  • Aktuell haben wir vermehrt Geräuschangst (Fenster, Wind, Papier, Winterstiefel, Hunde die wir nur hören sind schlimmer als sehen, Schlüsselbund ... ) Da ist das Training etwas kompliziert. (Noch) Nicht tragisch, aber immer etwas Neues. Wir reduzieren wieder ein wenig die Außenweltzeit.


    Aber Zuhause hab ich einen neuen Hund. Von ich traue mich kaum ins Bett zu wie du willst unter die Decke, da liege ich und zucke nicht einmal. Ich kann mittlerweile sogar Husten ohne das weggerannt wird. Niesen noch nicht. Keine Aufregung mehr beim Klingeln. Sie kuschelt, aber ohne bekrabbeln. Nach 11 Monate sieht man weiterhin stetig Veränderungen und Entwicklung, in beide Richtungen.


    Schön geduldig bleiben peace-sign-dog-face

  • Hi!

    Zu TTouch: Habt ihr euch TTouch selbst angeeignet oder in Kursen gelernt?


    Signismagika Schön, dass bei euch manches entspannter wird :-) Wie lang ist Amun bei dir und was ist seine Vorgeschichte? Sorry,falls es vorher schon mal beschrieben wurde, dann hab ich es überlesen.


    Ich unterscheide da halt ein bisschen. In erster Linie ist es mir wichtig, dass sich der Hund an mir orientiert. Also mir ist es im Prinzip egal, ob und warum sie jetzt jemanden gruselig findet, ich möchte dass sie bei Unsicherheit Kontakt zu mir aufnimmt, zu mir kommt und ich sie dann durch die Situation begleite. Das ich im Prinzip ihr sicherer Hafen bin, der sie vor allem abschirmt.

    Jup stimmt, da gehe ich auch mit :-) Jetzt verstehe ich auch besser, was du damit meinst, dass "Schönfüttern" nicht alles sein sollte. Ich denke auch die Grundlage und das Wesentliche überhaupt sind die eigene Ruhe und Gelassenheit, wenn man den Hund durch für ihn schwierige Situationen begleitet.


    Ich hab den Eindruck, dass ich momentan nur schwer der sichere Hafen sein und die Gelassenheit ausstrahlen kann, die meine Hündin vielleicht eigentlich bräuchte. Ich bin momentan wie vor ein paar Tagen geschrieben sowieso nicht auf meiner Höhe und stresstechnisch (auch abseits Hund) echt an meiner Grenze. Es ist jetzt nicht so, als wäre ich im Umgang mit dem Hund hektisch und hysterisch, aber ich denke, dass ich allgemein schon ne große Anspannung ausstrahle und das insbesondere in potentiell brenzligen Situationen. zB ist meine Hündin ggü einem meiner Mitbewohner wieder viel unsicherer geworden, knurrt ihn manchmal an, wenn er durch den Raum läuft (was ich erstmal völlig ok finde, nur besorgt mich ihre Unsicherheit/Ängstlichkeit) und hat in den letzten Tagen zweimal nach ihm geschnappt. Wenn er und Hündin gleichzeitig anwesend sind, steigt mein Stresspegel instant exponentiell an, weil ich auf jeden Fall verhindern will, dass wieder eine für sie und/oder ihn unschöne (Schnapp)Situation entsteht. Ich glaube, das ist echt nicht hilfreich..
    Momentan lasse ich den Hund meistens in meinem Zimmer, damit ich auch mich gerade nicht damit überfordere. Vernünftiger Maulkorb ist auch bestellt. Das wird für mich glaube ich auch einiges an Druck rausnehmen zu wissen, dass im Falle des Falles nichts passieren kann. Wenn ich allein wohnen würde, wäre das ja alles kein akutes Thema, dann könnte ich gezielt Übungssituationen mit geplantem Besuch arrangieren, wenn es gerade passt und sonst halt nicht. So müssen wir uns hier irgendwie durch ein Haus wurschteln, in dem sich Leute halt unkontrolliert bewegen und der Schnitt der Gemeinschaftsräume wirkliches Ausweichen/Raumlassen auch nicht zulässt. Ich hab schon angefangen zu überlegen, ob es nicht besser wäre, erstmal allein zu wohnen. Auf die Idee wäre ich ohne Hund niemals gekommen :headbash::???:Oh man, bevor sie kam, war mir auch echt nicht bewusst, was da möglicherweise auf einen zukommt, wenn man einen Hund, der noch nie auf engem Raum mit Menschen gelebt hat, mit in sein WG-Leben nimmt. Obwohl es eigentlich so auf der Hand liegt. Da hab ich nur den offenen, menschenbezogenen, ausgelassenen Hund vor mir gesehen und dass sich das Zusammenleben bestimmt schnell fügen wird. Dass alles seine Zeit braucht war mir irgendwo bewusst, der Weg dahin nicht unbedingt.

    Ich würde mir gerade so wünschen, dass ich alles einfach annehmen und das monströse Gedankenkarussel einfach mal abschalten kann. Wie macht ihr das? Wo nehmt ihr eure Ruhe, Gelassenheit und Zuversicht her, wenn sie gerade nicht da ist?


    Nach 11 Monate sieht man weiterhin stetig Veränderungen und Entwicklung, in beide Richtungen.


    Schön geduldig bleiben

    Ich finde es sehr schön, mit welchem Blick du euren State of Being beschreibst :-) Das klingt irgendwie friedlich.


    Bei uns hat sich wirklich viel durch die Zeit gegeben. Letztens hat sie im Hundeverein sogar einen Mann angebettelt, der Fleisch dabei hatte. Hat sie ja noch nie gemacht. Große Freude bei mir, große Irritation ob meiner Freude bei ihm.

    Coole Sache! Da kann man schon mal aus alles Wolken fallen, wenn der Hund plötzlich etwas macht, das man in der Vergangenheit nie für möglich gehalten hätte :-) Dunja ist neulich auch ganz selbstverständlich zu einem fremden(!) Hundemenschen in der Ferne gerannt, als der seinen Hund rangerufen hat. Davon wollte ich sie dann eigentlich auch gar nicht abhalten :applaus: Bei bekannten Hundemenschen ist sie gern die erste, die auf (jeden beliebigen) Rückruf reagiert und als erste beim Menschen ankommt, aber das war nochmal ne neue Nummer. Ich meine hallo, ein fremder, rufender Mensch am Horizont, zu dem es sie im positiven Sinne hinzieht. Verrückt. Und schön.

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