Der Angsthund-Thread....

  • Vielen vielen Dank euch allen! =)


    Ich werde wirklich mehr auf meinen Bauch hören. Futter gibts weiter morgens und abends aus dem Napf und draußen mach ich je nachdem was seine Stimmung hergibt. Ich glaub er braucht vor allem, dass man möglichst wenig von ihm will. Wie ihr geschrieben habt, viel Zeit einfach.


    Meine Freundin mit ihrer Hündin werde ich mal versuchen mehr mit ins Boot zu holen. Das war auch noch ein guter Tipp der Trainerin, dass wir uns immer mal mit ihr treffen und mein Mann sich mit der Hündin beschäftigt. Die ist da sehr aufgeschlossen. Kann nicht schaden wenn Lino sieht, dass mein Mann andere Hunde auch nicht frisst


    Ich werde berichten, wie es weiter geht. Hoffe sehr dass es wird...


    Liebe Grüße

    Betty

  • Hallo Ihr,


    ich melde mich mal wieder. Lino taut weiter auf, er ist draußen fröhlicher, bei manchen Spaziergängen schon richtig unbeschwert. Was bleibt ist die schlimme Angst vor meinem Mann. Ich tu mich langsam schwer das richtig einzuordnen. Er geht inzwischen draußen auf alle Menschen freundlich zu, bei den meisten Männern würde er nach kurzer Zeit auch schnuppern und sich anfassen lassen. Nur bei meinem Mann ist er in diesem totalen Film. Das ist so schwer zu sehen. Wenn mein Mann dabei ist, ist jeder Spaziergang furchtbar. Er schaut nur nach ihm, weicht nicht von meiner Seite, kann noch nicht mal pinkeln die erste halbe Stunde. Nur wenn wir mehr Abstand halten gehts besser. Heute waren wir mit Freunden unterwegs, die er nicht kannte und die mit Hunden auch nicht viel am Hut haben. Da hat er auch nach einer Weile den Mann angeschnuppert und sich anfassen lassen. Aber die ganze Zeit meinen Mann im Auge behalten, und unter 5 Meter Abstand zu ihm geht gar nicht.


    Das ist so ein himmelweiter Unterschied - Spaziergänge mit Mann und ohne. Ich hab Sorge dass sich das weiter festigt. Innen geht er sofort ins Arbeitszimmer sobald mein Mann da ist, dort hat er den maximalen Abstand und da läuft selten jemand rein. Was würdet ihr machen? Nochmal anderer Trainer? Der Mann ist inzwischen phasenweise total frustriert, was die Lage natürlich nicht verbessert. Ich bin ratlos. Im Prinzip ist es so, dass es bei meinem Mann fast schlimmer ist als am ersten Tag. Und im Übrigen macht er riesige Fortschritte und beginnt immer mehr ein völlig unkomplizierter fröhlicher Hund zu werden. Ich tu mich schwer, mich so richtig darüber zu freuen, denn der Familienfrieden leidet extrem... :hilfe:


    LG Betty

  • Macht Dein Mann auch was positives mit ihm, also zb daß Dein Mann das Futter gibt. Kann Dein Mann allein mit Lino Gassi gehen?

  • Ja, er gibt ihm das Futter abends - das ging jetzt ein paar Tage. Heute hat er wieder mal Futter verweigert. Weiß nicht, ob wegen zu viel Stress beim Spaziergang oder weil kein Hunger. Er ist konstant dünn und lässt immer mal eine Mahlzeit aus. Einfach mäkelig mit dem Futter, ist schwierig. So ein richtiges Highlight ist das für ihn glaub nicht.

    Da hätte ich auch noch die generelle Frage, ob ihr bei sowas das Futter stehen lasst - ggf. auch über Nacht - oder ob ihr es wieder wegnehmt.


    Mein Mann kann allein mit ihm Gassi gehen, haben wir anfangs auch ein paarmal gemacht. Aber ich hatte zuletzt das Gefühl, dass es dann eher schlimmer wird als besser und Lino gestresst wieder kommt. Er hat beim Gassi ja auch Angst vor zu viel Nähe und will z.B. nicht gern neben ihm am Bürgersteig gehen. Wenn er ihn dann z.B. vor einem Fahrrad am Feldweg zur Seite nehmen will, dann wirft er sich auf den Boden weil er ja nicht zu ihm hin will. Daher bin ich die letzten Tage mit gegangen, war aber auch nicht wesentlich besser. Wenn ich ihn an der Leine habe, dann geht er auf maximalen Abstand zu meinem Mann. Wenn er ihn an der Leine hat muss ich voraus laufen, weil er sonst keinen Schritt mehr geht und er schleicht mir hinterher.


    Einzige Hoffnung ist jetzt noch, dass wir einen anderen Hund von Freunden ausleihen und mein Mann den mal an die Leine nimmt. An anderen Hunden orientiert er sich ja schon.


    LG Betty

  • Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wie lang das genau gedauert hat, bis Lilly meinem Mann gegenüber aufgetaut ist. Wobei er von Anfang an für Löserunden mit ihr raus ist. Aber das war halt mit so wenig Kontakt wie möglich.


    Auf ein paar Monate tipp ich schon. Und sogar heute kanns meinem Mann passieren, dass er angeknurrt wird, wenn wir uns tagsüber gestritten haben und er Abends nochmal ans Bett kommt fürs Gutenachtküsschen. Sind jetzt 4 Jahre.


    Der Punkt mit dem „Verhalten verfestigen“. Ja, ist als Möglichkeit im Hinterkopf zu behalten. Aber Dein Hund ist ja kein Junghund oder Welpe mehr. Der hat schon ein gefestigtes vom Menschen unabhängig geformtes Verhalten, auch wenn er sich gerade in einer neuen Situation befindet und umorientieren muss. Jetzt gehts ja eher drum, Alternativen zu erarbeiten. Das kann dauern.


    Und mit zu viel Erwartungsdruck wirds halt nicht leichter. Das wiederum kann tatsächlich ganz flott ein Teufelskreis werden. Je frustrierter Dein Mann ist, desto mehr wird der Hund ihn meiden. Jetzt wäre es wichtig, dass Ihr ihn - beide - erstmal so akzeptiert wie er ist und von dem Punkt aus mit ihm arbeitet. Und der Familienfrieden nicht unterm Hund leidet.


    Klar ist das schwierig, mit einem Hund unter einem Dach zu leben, der Einen grottendoof oder monströs findet. Aber das ist ja keine Bewertung Deines Manns, sondern einfach einsozialisiertes Verhalten beim Hund. Vielleicht hilft es, wenn Ihr von der Warte aus mal Miteinander redet?

  • Ach, ich finde es auch schwierig, wenn ihr so darauf wartet, dass es die große Liebe zwischen deinem Mann und ihr wird. Es sind jetzt erst einmal 8 Tage seit dem letzten Post vergangen. Ich glaube ich würde da wirklich mit länger rechnen... (Die Erwartungen, dass ein Lebewesen einen mögen sollte, sind schon hohe Erwartungen.)


    Habt ihr mal ein Video von den Beiden gemacht und beobachtet wie die Kommunikation verläuft? Gar keine Situation stellen, einfach gucken wer wann reagiert wenn beide im Raum sind. Vielleicht seht ihr als Dritter Beobachter an der Körpersprache vom Mann, was er anpassen könnte. Manchmal ist es der stark aufrechte Gang, manchmal das drüber beugen, manchmal...


    Laufe ich normal, rennt der Hund wie der gestochene Blitz um sein Leben an der Leine. Mache ich den swaggenden Weihnachtsmann kann sie plötzlich entspannt an einer Blume riechen.


  • Und mit zu viel Erwartungsdruck wirds halt nicht leichter. Das wiederum kann tatsächlich ganz flott ein Teufelskreis werden. Je frustrierter Dein Mann ist, desto mehr wird der Hund ihn meiden. Jetzt wäre es wichtig, dass Ihr ihn - beide - erstmal so akzeptiert wie er ist und von dem Punkt aus mit ihm arbeitet. Und der Familienfrieden nicht unterm Hund leidet.


    Klar ist das schwierig, mit einem Hund unter einem Dach zu leben, der Einen grottendoof oder monströs findet. Aber das ist ja keine Bewertung Deines Manns, sondern einfach einsozialisiertes Verhalten beim Hund. Vielleicht hilft es, wenn Ihr von der Warte aus mal Miteinander redet?

    Phonhaus danke dir - du triffst es genau. Mir ist das alles total klar, der Erwartungsdruck ist kontraproduktiv, ich hab den auch nicht, aber mein Mann halt schon. Er tut sich total schwer das so zu bewerten, dass der Hund einfach Angst hat und nicht dass er ihn generell nicht mag. Da hab ich auch schon mit ihm drüber geredet, auch die Trainerin hat ihm das gesagt. Schwierig. Der Tag gestern hats halt nicht verbessert, wenn der Hund auf andere Männer zugeht und vor ihm so eine Panik hat. Da kann man halt irgendwann auch schlecht verkaufen, dass der Hund einfach Angst vor Männern hat. Er hat ein Problem mit ihm und nicht mit Männern im Allgemeinen, da brauch ich mir nichts vormachen.


    BettiFromDaBlock ich warte nicht, dass es die große Liebe wird. Mir tut der Hund einfach leid (der Mann auch). Und ja, ich weiß Mitleid hilft auch nicht weiter. Ich versuchs mal deutlicher zu machen. Beispiel heute: war spazieren, mit ner Freundin die der Hund das erste mal gesehen hat. Sie wurde freudig begrüßt (vor 3 Wochen noch undenkbar), Hund beim Spaziergang völlig gelöst. Schnuppert, tobt, kann stellenweise schon frei laufen, hört wie ne 1, hat einfach einen riesen Spaß am Leben. Zuhause frisst er sofort, legt sich hin und pennt oder läuft entspannt durch die Wohnung.

    Wenn jetzt mein Mann heute dabei gewesen wäre, dann wäre er ne Stunde hinter uns her geschlichen und hätte nur meinen Mann beobachtet und sich drauf konzentriert, dass er ihm nicht zu nah kommt. Nach dem Spaziergang wäre er innen auch wieder fertig gewesen und hätte sich verkrochen und nichts gefressen.

    Gleiches gilt wenn er weiß "der Mann kommt bald von der Arbeit heim". Er fängt nachmittags um fünf an durchs Haus zu tigern und zur Tür zu schauen, weil er weiß - jetzt kommt irgendwann der Mann heim. Morgens das gleiche. Wenn Wochenende ist, dann verkriecht er sich wo es geht.

    Heißt mir gehts nicht drum, dass er meinen Mann lieben muss. Sondern dass er insgesamt so krass in sich zusammenfällt, wenn mein Mann dabei ist. Die Welten klaffen einfach immer weiter auseinander und das macht mir Sorge. Wenn er insgesamt nicht so sehr auftauen würde, dann würde ich mir glaub weniger Gedanken machen. Aber so versteh ich es selber einfach nicht. An irgendwas muss es ja liegen.

    Das mit dem Video muss ich mal versuchen, danke dir für den Tipp.


    Hummel hab ich mir angeschaut, vielen Dank nochmal für den Hinweis. Leider nimmt er kein Futter, wenn er in so einem Film ist, weder aus der Hand, noch geworfenes, gerolltes oder woanders abgelegtes Futter. "Fressen" ist dann einfach "ausgeschaltet". Vielleicht eine Option, wenn er noch weiter auftaut :bindafür:.


    Danke euch fürs Mitdenken, ich brauch das einfach ein bißl um mich selber zu sortieren.


    LG Betty

  • Lass den Hund doch einfach mal kommen.

    Und damit mein ich Wochen/Monate.


    Das er zu anderen Männern geht zeigt mir das es auch eher Druck ist der ihn wegtreibt von deinem Mann.


    Ich hab es hier schon paarmal geschrieben bei meiner Schissbüx und meinen Mann hat es bestimmt 2 Jahre gebraucht bis es entspannt war.




    Zum Futter.

    Denke er kann galt manchmal nicht fressen wenn zu viel Stress war.

    Lass es einfach stehen.

    Oft gehen ängstliche Hunde Nachts in Ruhe fressen.


  • Das ist normal, dass der Hund im Stress nicht frisst. Das soll er ja auch nicht!


    Es geht drum, dass jeder Blick, den sie deinem Mann schenkt (und sei es im Vorbeigehen, beim Raum-Scannen oder durch Zuflal) ohne weiter Erwartung mit geworfenem, leckeren Futter beantwortet wird. Er soll sie gar nicht anschauen dabei. Er ist ein Futterautomat - mehr nicht. Er liegt zB auf der Couch, guckt TV - oder sonstwas. Eigentlich immer. Überall was Fleischwurst oder Käse oder Frolic stehen haben - Blick - Futter weit weggeworfen von ihm. Sie muss nicht hin.


    Mach keine Trainingseinheit draus. Der Erwartungsdruck, den sie von dir und deinem Mann spürt, wird ihre Unsicherheit eher verstärken. Und mach ihre Futterportion im Napf ein kleines bisschen kleiner. Ich bin dagegen, mehr Stress zu verbreiten durch nicht-füttern. Aber etwas knapper füttern finde ich gut in dem Fall.


    Edit: In dem Fall könntest auch du ein Futterstück werfen - weg von dir und weg von deinem Mann, wenn du siehst, dass ihr Blick ihn streift oder sie gar hinschaut.

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