Der Angsthund-Thread....

  • Ich kenne das auch nicht, hier ist es nur an Silvester selbst ein bisschen schwierig.


    Aber, wenn Ihr da seit 7 Jahren dran trainiert, würde ich es ehrlich gesagt einfach annehmen. Natürlich raus gehen, die Geschäfte müssen ja erledigt werden und man muss sich bewegen, aber wenn es Ihr so gar keinen Spaß macht, würde ich persönlich da nun keine stundenlagen Gassigänge absolvieren. Macht man ja letztendlich für den Hund...


    Geht denn evtl. Wald oder Hundeplatz, dass sie da ein bisschen Abwechslung hat?

  • Hast du es mal mit einem Hundemantel versucht- nur als Ansatz / Idee? Lino ist reizempfindicher wenn er friert, mit Mantel ist es besser... Heißt wenn er friert hat er auch mehr Angst vor Geräuschen. Weil das "Grundlevel" eben einfach schlechter ist.


    LG Betty mit Lino

  • Aber mir ist noch was eingefallen: Hier schreiben jedes Jahr in einem eigenen Thread die Leute mit Hunden mit Silvesterangst. Die findest Du, wenn Du in der Forensuche Silvester und die Jahreszahl angibst. Also Silvester 2020, Silvester 2019 …


    Vielleicht findest Du da ja noch Erfahrungswerte.

  • Junipuni

    Bei uns findet auch mit Kälte und mehr Dunkelheit mehr Unsicherheit ein. Allerdings gehen TA und ich eher von möglichen Schmerzen durch Kälte und Feuchtigkeit aus. (auch wenn die Untersuchungen noch nichts wie Arthrose zeigten, Weichteile könnten auch reagieren)

    Zudem bedeuten kältere Jahreszeiten automatisch mehr Űberlebensgefahren. Früher dunkel. Hund kann frieren. Die Nahrungstiere werden weniger. (hier muss schneller gelaufen werden, weil kalt. Jagen wird effektiver gestaltet) Lebte deine Hündin vielleicht mal auf der Straße? Auch klingen Töne bei Kälte anders als bei Wärme, wenn ihr eine Geräuschproblematik habt.


    Ich würde also eher andere Zusammenhänge vermuten als Silvester. Aber möglich kann vieles sein.


    Mantel anziehen hilft bei uns. Das ist ein eng anliegender und ich bilde mir manchmal ein es wäre ein Thundershirt.

  • Liebe alle, vielen Dank für eure hilfreichen Antworten! Ich nehme gleich davon was mit!

    Geht denn evtl. Wald oder Hundeplatz, dass sie da ein bisschen Abwechslung hat?

    Danke, Oleniv, wir wohnen eher ländlich und haben viele reizarme Spazierwege, allerdings hat das meinen Hund noch nie davor bewahrt, etwas "Knalliges" zu hören ... es reichen ja die letzten Schallwellen-Ausläufer ... es ist der Wahnsinn. Mein Gehör hat sich in den letzten Jahren unglaublich verbessert, da ich irgendwie immer "mithöre", was Juni so mit ihren Lauschern aufschnappt.

    Aber deine Anregung hat mich auf eine Idee gebracht: Stadtspaziergänge! In der Stadt kommt sie mit allen Geräuschen super klar und sie l i e b t Stadtspaziergänge, vielleicht findet sie eben diese Grundlautstärke beruhigend - ich sage euch, dieser Hund ist sehr kompliziert! :winking_face: Zweithund wird uns den Vogel zeigen, aber immerhin ab und zu können wir ihr das ja mal gönnen.


    Wie wir ihre Geräusch-Ängste bisher angegangen sind: Man muss zwischen zwei Ängsten unterscheiden. Denen, bei denen sie ins Bellen kommt (viel Aufregung dabei) und denen, bei denen sie eher "umknickt".

    Die ersten Monate nach ihrer Ankunft waren unsere Spaziergänge sehr kurz. Juni hörte was (einen Ast, der sich löst, einen Specht, der hämmerte, einen Hund in der Ferne) und sie bellte und bellte. Und bellte. Und bellte. Ich bin dann immer stehengeblieben, habe mir interessiert die Umgebung angeschaut und bin erst weitergegangen, wenn sie das Bellen aufgehört hat. Paar Meter weiter dann dasselbe Spiel ... mein Geduldsfaden hat echt Hornhaut bekommen, aber es hat sich gelohnt. Die Aufreger-Beller hat sie eigentlich nur noch bei anderen Hunden, aber man bekommt sie schnell abgelenkt bzw. unter Kontrolle, da ging das Training dann mit der Zeit eher Richtung Leinenpöbelei. Leider ist sie stur wie ein Esel (da fehlt wahrscheinlich aus schlechter Sozialisation heraus der "will to please") und das war auch eher eine Sache von Jahren, als von Wochen oder Monaten.


    Beim "Umknicken" hat das mit dem Stehenbleiben und warten leider nicht so gut funktioniert. Ich habe das ein paar Mal versucht: einfach stehenbleiben und warten --- aber da habe ich Rückenschmerzen bekommen. Sie blieb zum Teil ne Dreiviertelstunde lang hingekauert und würde da wahrscheinlich immer noch liegen. Also ist unsere Herangehensweise: warten, bis sie wieder ansprechbar ist und sie dann anleinen und auffordern, mitzukommen. Das macht sie mittlerweile auch recht gut. Wenn wir Glück haben, kommt dann ein Reh oder Hase vorbei oder ein anderer Hund ... und dann vergisst sie den Auslöser/das Geräusch sogar wieder!

    Und eigentlich haben wir sie mittlerweile sogar so weit, dass sie zwar erschrickt, aber trotzdem recht anstandslos weiterläuft und sich dann irgendwann auch wieder einkriegt.

    Nicht aber in den Wintermonaten. Da ist sie schon am Zittern, wenn sie noch vor der Tür sitzt. Und da dachte ich, dass ich ihr da vielleicht entgegenkommen sollte, denn irgendwie glaube ich, dass sich das nicht mehr ändern wird. Andererseits habe ich Angst, dass sie sich dann dieses Verhalten wieder angewöhnt und dann auch den Rest des Jahres wieder vermehrt reinsteigert. Zuzutrauen wäre ihr das! Aber wir lieben sie sehr.

    Junipuni

    Bei uns findet auch mit Kälte und mehr Dunkelheit mehr Unsicherheit ein.

    Mantel anziehen hilft bei uns. Das ist ein eng anliegender und ich bilde mir manchmal ein es wäre ein Thundershirt.

    Danke an dieser Stelle auch an Betty! Das mit dem Mantel probiere ich vielleicht wirklich mal aus. Kälte ist so gar nicht ihr Problem (sie legt sich auch bei Minusgraden raus in den Garten und kommt manchmal erst wieder herein, wenn ihre Fellspitzen vereist sind - sie hat eine unglaublich dicke Unterwolle), aber das mit der Dunkelheit, da könnte was dran sein! Und dieser Mantel ist vielleicht wie so eine feste Umarmung oder so.

    Versuche ich mal.

    Danke nochmals für eure Antworten bisher!

    Grüße!

  • Das ist ja ein ganz toller Thread - gerade erst entdeckt!!

    Ich versuche mich kurz zu fassen:

    Wir haben über eine bekannte Tierschutzorganisation vor einem Jahr einen 8 Monate alten Mischling aus Griechenland zu uns genommen. Er war von Anfang an sehr verängstigt, lag nur auf der Couch (seine Körbchen hat er ignoriert) und hatte Angst vor allem. Auf meine Tochter und noch mehr auf mich war er gleich sehr fixiert, bei meinem Mann hat es etwas länger gedauert aber auch das klappt mittlerweile wirklich gut. Vor unserem Sohn (männliche Teenager insgesamt) hat er immer noch große Angst.

    Er hat sich in diesem Jahr ganz toll entwickelt und im Sommer als wir fast nur auf dem Campingplatz waren haben wir einen "anderen" Hund gehabt. Er hat gespielt, war unglaublich lebhaft und ich würde ihn einfach als "glücklichen Hund" beschreiben in dieser Zeit. Er mag andere Hunde sehr, spielt gerne und ist ein richtiger Clown - vielleicht schaffe ich es ja mal Videos einzustellen :-) Selbst im Biergarten war er sehr selbstbewusst und hatte gar keine Angst mehr. Vor dem Pizzawagen hat er immer Männchen gemacht weil er wusste da fällt ein Stück Schinken ab :grinning_face_with_smiling_eyes:

    Zuhause dagegen war er immer schon viel ruhiger aber da er auf dem CP so aufgeschlossen war dachten wir - das wird schon. Jetzt ist der CP geschlossen und Buddy liegt quasi nur auf der Couch. Ich habe das Gefühl ihm ist wirklich langweilig aber er traut sich nicht zu spielen. Wir können ihn auch kaum zu etwas animieren. Versteht mich nicht falsch, es ist natürlich "angenehm" so einen ruhigen Hund zu haben aber wir haben ihn ja im Sommer so quirlig und lustig erlebt und ich glaube nicht dass er sich so wohlfühlt.

    Gassigehen am Rhein (wo der CP ist) ist ganz toll, da fühlt er sich wohl aber kaum sind wir zuhause sitzt er verschüchtert auf der Couch.

    Gassigehen bei uns ist auch schwierig. Wir wohnen ländlich es ist also recht ruhig, es fahren nicht viele Autos und die Menschen kann man auch an einer Hand abzählen. Er findet es immer noch gruselig unsere "normale" Gassistrecke zu gehen obwohl ich immer die gleiche Strecke mit ihm gehe. Er läuft an der Schleppleine und lässt sich zwar animieren mit Ball und Futterbeutel zu spielen ist aber immer auf der Hut und wenn etwas "komisch" ist ist er bei den nächsten Gassigängen wieder deutlich angespannter. Vor kurzem kam uns z.B. ein unangeleinter Hund entgegen und die Halterin hat es nicht geschafft ihn zurückzurufen. Buddy hatte unglaubliche Angst obwohl der Hund wirklich freundlich war (die Halterin habe ich trotzdem angeschnauzt - sowas kann ich gar nicht leiden) und die nächsten Male hat er sich immer umgeschaut ob da etwas ist. Ach ja - sobald jemand hinter uns läuft dreht er sich auch ständig um. Wenn das nur ein paar Meter sind warte ich und lasse die Leute vorbei.

    Wenn wir ihn im Sommer nicht komplett anders erlebt hätten würde ich sagen er ist einfach so ruhig aber ich weiß eben dass er nicht so ist. Ich denke er ist einfach ein "draußen-Hund", und würde sich auf einem riesigen Bauernhof wohlfühlen wo er ständig draussen rumstromern kann aber das haben wir leider nicht ...

    Wir haben überlegt ob ein zweiter Hund ihm guttun würde? Da er sich immer sehr freut wenn er seine Hundekumpels sieht und sich auch sehr an denen orientiert würde er vielleicht auch etwas mehr aus sich rausgehen.

    Das ist nur eine Überlegung... Buddy ist ein wirklich ganz ganz toller Hund, er hat so eine liebe Art und Weise, ist ein richtiger Clown, total sozial mit anderen Hunden aber wir haben einfach das Gefühl er ist in seiner Angst gefangen.

    Ich habe unsere Hundetrainerin kontaktiert und wollte sie mal einen Blick drauf werfen lassen und auch das mit einem zweiten Hund ansprechen aber der Termin ist erst Mitte Dezember und vielleicht habt ihr schon etwas Input für mich...


    Liebe Grüße Jeanette mit Buddybär :-)

  • Liebe Jeanette, den Gedanken mit dem Zweithund hatten wir vor Jahren bereits auch - es war dann aber schlussendlich überhaupt nicht der auslösende Grund, warum wir uns einen zweiten Hund angeschafft haben.

    Wenn wir den zweiten Hund wirklich für den ersten geholt hätten, wäre sicher vor allem eine Eigenschaft wichtig gewesen: souverän. Das ist halt die Frage, ob man so einen bekommt (bei einem Welpen weißt du das mit Sicherheit nicht) oder ob der andere Hund sich von den Ängsten des anderen nicht sogar "anstecken" lässt und dann hast du das "Problem" im Doppelpack. Und auch wenn ein Hund als souverän betitelt wird: Er kommt dann in ein fremdes Umfeld, in eine fremde Familie, zu einem bereits dort lebenden Hund ... das würde wahrscheinlich auch einen Hunde-Buddha aus dem Gleichgewicht bringen.

    Besser ist es natürlich daher eigentlich andersherum: Du hast bereits einen souveränen Ersthund, dem du absolut vertraust und der in sich ruht und holst die den zweiten (Hibbelsterz oder Schissbüx ist dann wurscht) dazu.


    Was ich damals gelesen und mir sehr zu Herzen genommen habe: Solange du den ersten Hund nicht im Griff hast, hole dir keinen zweiten dazu!


    Wenn dein Hund also in dem Sinne keine erzieherischen Herausforderungen mehr bereithält, ist da wahrscheinlich nichts gegen zu sagen. Aber wenn er auf den Spaziergängen so unsicher ist ... wir haben uns damals - aus therapeutischen Gründen sozusagen - viel mit anderen Hundehalter*innen verabredet zum Gehen. Das war wirklich hilfreich! Und hat Juni wirklich geholfen, damals. Wir gehen immer noch viel zusammen, es haben sich echte Freundschaften entwickelt in dieser Zeit (Mensch-Mensch, Hund-Hund, Mensch-Hund - wir haben dann auch oft gegenseitiges Ferien-Hundesitting gemacht). Win-win.


    Wir haben dann also tatsächlich bis zum zweiten Hund so lange gewartet, bis wir die ärgsten Baustellen im Griff hatten, was etwa fünf Jahre gedauert hat. :smirking_face:

    Das nur so aus meiner Erfahrung / Warte.

    Alles Gute euch und Buddy!

  • Zitat

    Ich habe das Gefühl ihm ist wirklich langweilig aber er traut sich nicht zu spielen. Wir können ihn auch kaum zu etwas animieren.

    Hallo Chaosqueen1974


    Ich hätte da noch ganz viele Fragen :smile: Kannst Du das etwas genauer schildern? Wie verhält er sich, was verursacht gei Euch das Gefühl, dass er nicht einfach gechillt in der Gegend rumliegt, sondern gedämpft und gelangweilt oder nicht ganz glücklich ist?


    Wie und mit was versucht Ihr, ihn zu animieren?


    Wie sieht denn Eure „normale“ Gassistrecke aus, was ist anders als am Rhein? Bei und mit was hat er denn Spaß, wenn Ihr unterwegs seid?


    Wie sieht der normale Tag am Campingplatz aus, wo schläft er? Schlaft Ihr da? Seid Ihr als komplette Familie da? Was genau unterscheidet Tag und Umgebung von daheim?


    Könnte er Wohnung und heimische Umgebung negativ verknüpft haben? Wie war denn die Eingewöhnung?

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