Der Angsthund-Thread....

  • tinkar

    Vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht! Ich hatte schon von deiner entzückenden Emmi und eurer schlimmen Zeit gelesen. Umso mehr freut es mich, dass ihr mit dem Trazodon Erfolg habt!

  • Vielen Dank an alle fürs Mitfühlen und Mitdenken und für eure Erfahrungen!


    Der Austausch ist sehr interessant und zeigt mir, dass wir nicht ganz allein sind.


    Ich habe mitnichten den ultimativen Tip erwartet. Der Hund, ich, die Situationen und unser gemeinsamer Weg sind zu komplex, als dass ich es schriftlich völlig transparent erklären könnte.


    Liebe Grüsse

    Franziska

  • Ganz ganz lieben Dank dir tinkar für diese ausführliche Beschreibung!! Es hilft voll von anderen zu hören, wie sie Lösungen gefunden haben. Und ich musste auch etwas schlucken bei deinem Bericht, ich hab auch manchmal so Gedanken bei Potato, wenn der zitternd neben mir liegt...

    Danke auch Lottilie7 für die Idee! Das werden wir auch auf jeden Fall mal ansprechen, selbst wenn es mir nicht ganz passend scheint. Wir haben leider derzeit wo wir wohnen keinen Tierarzt mit genug Fähigkeiten bzw Ausstattung, alle nötigen Tests machen zu können. Wir ziehen allerdings in ein paar Wochen um, und haben da jetzt auch schon einen Termin bei einem Verhaltenstierarzt den uns jemand empfohlen hat. Wir haben auch schonmal mit ihm geredet, aber er wollte uns keine online-Beratung geben, weil eben erst vieles abgeklärt werden muss. Macht auch Sinn.

    Wir müssen ja auch einfach erstmal alles körperliche ausschließen. Potato hat ja jetzt auch nicht die "klassische" Vergangenheit (Tierschutz, traumatische Erfahrung). Also klar die sehr sehr frühe Trennung der Mutter (und wer weiß wie lange er hilflos auf der Straße lag) aber das war ja alles in einem Alter, an das er keine bewussten Erinnerungen mehr haben dürfte.

  • Hmh - um bewusste Erinnerungen gehts da nicht immer.


    Bei Lilly z. B. deutet alles auf Deprivation hin. Es gibt eine verhältnismäßig kurzen Phase der Gehirnentwicklung des Welpen (2-3 Wochen werden angenommen, irgendwann innerhalb der ersten 5-13 Wochen), bei der sich im Hirn genau die neuronalen Verknüpfungen ausbilden, die zuständig sind für die Verarbeitung und Speicherung von Erfahrungen und die Fähigkeit, gemachte Erfahrungen mit neuen Reizen zu vergleichen und einzuordnen. Sprich: Die Fähigkeit, Erlebtes zu verarbeiten, speichern und zu generalisieren, also aus Erfahrungen zu lernen.


    Wenn in dieser kurzen Phase nicht genügend Input kommt, oder die Möglichkeit fehlt, den erhaltenen Input zu verarbeiten (die Verknüpfungen bilden sich während Ruhe und Schlaf aus), dann bilden diese Verknüpfungen sich ggf. unzureichend aus. Das ist irreversibel, ein bleibender Schaden am Gehirn. Unterschiedlich schwer. Heißt nicht, dass die Hunde nicht lernen können und nie die Fähigkeit entwickeln, mit Neuem umzugehen und Schrecksituationen zu meistern, aber es ist halt schwieriger.


    Unabhängig davon werden in dieser frühen Welpenzeit ja auch Kompetenzen für die Auseinandersetzung mit der Umwelt erworben. Da die Mutter und Geschwister des Junghunds ein wesentlicher Faktor bei der Interaktion mit der Welt und dem Verständnis für das sind, was der kleine Hund erlebt, kann eine zu frühe Trennung durchaus gravierende Einschränkungen mit sich bringen. Dann ist nicht unbedingt ein Deprivationsschaden da, aber diese essenziellen Kompetenzen fehlen.


    Und Negativerfahrungen werden in der Phase der Hirnentwicklung bombenfest verknüpft und können den Hund durchaus lebenslang begleiten. Oft zeigen sich solche Folgen nicht schon in der Welpen- und frühen Junghundezeit, sondern teils in der Pubertät und teils beim Erwachsenwerden.


    Aber an allem kann man arbeiten. Ich drücke Euch mal die Daumen.

  • Danke dir!

    Ich wollte das gar nicht minimieren, dass es keine bewussten Erinnerungen sind, es macht es nur irgendwie weniger greifbar. Außer es hat physische Spuren hinterlassen.

    Zwischen 5 und 13 Wochen hatte Potato eigentlich eine verhältnismäßig schöne Welpenzeit, würde ich behaupten. Er hatte zumindest einen anderen Welpen, wir waren rund um die Uhr da, und er hat (dosiert natürlich) was von der Welt gesehen. Das alles kann natürlich keine (traumatische) Trennung von der Mutter im Alter von dreieinhalb Wochen wettmachen. Es wird nur auch keine klassische Deprivation sein. Ich finde an ihm vor allem auffällig, dass er oft sehr erratisch wirkt, nicht nur mit seiner Angst, sondern mit ganz vielen seiner Reaktionen und Handlungen. Manchmal frage ich mich, ob er autistisch ist (oder zumindest auf der Skala, wenn es das bei Hunden gäbe). Ich habe mich auch schon etwas in Autismus bei Hunden eingelesen, aber nicht wirklich viel dazu gefunden.

  • Ganz ganz lieben Dank dir tinkar für diese ausführliche Beschreibung!! Es hilft voll von anderen zu hören, wie sie Lösungen gefunden haben. Und ich musste auch etwas schlucken bei deinem Bericht, ich hab auch manchmal so Gedanken bei Potato, wenn der zitternd neben mir liegt...

    Keine schönen Gedanken :no: Sie tun furchtbar weh, aber ich hatte mich gefragt, für den Fall, dass es schlimmer wird oder wir es nicht in den Griff kriegen, mit welchem Recht ich sie in so ein Leben zwingen darf.

    Ich denke aber auch, es war meiner nervlichen Erschöpfung geschuldet, denn eigentlich gibts irgendwie für alles eine Lösung oder zumindest einen annehmbaren Weg.


    Zu den bewussten Erinnerungen … Emmi wurde mit ca. 3 Monaten aufgesammelt. Was davor war, weiß keiner.

    Aber sie hat klaustrophobische Anwandlungen. So kann sie zwar mit mir zusammen in einem kleinen engen Zelt schlafen, sogar ausgesprochen gut, aber nicht in unserem Bus, wenn 3 Menschen dabei sind.

    Ganz schlimm ist das in südländischen Häusern, also diese wunderschönen Steinhäuser. Keine Chance, sie dreht völlig durch. Schmeißt Fell ab, zittert, speichelt, versucht unter der Türe durchzukommen, aus dem Fenster, … Beim ersten Mal mussten wir den Urlaub abbrechen und in einem anderen Urlaub, schlief sie 2 Wochen im Freien.

    Bei uns hat sie definitiv nie so eine Situation erlebt. Unsere Vermutung ist, dass sie als Welpe in irgendeinem Verschlag nichts Gutes erlebt hat und sich das eingebrannt hat. Weiß sie sicher nicht bewusst, sie war zu klein, aber im Unterbewusstsein ist diese Angst da.

  • Zitat

    Genau das selbe Verhalten zeigt Faro auch. Kinderstimmen aus weiter Entfernung und bei ihm geht die Post ab

    Ist bei Leia auch so. Selbst wenn sie im Haus Kinderstimmen von draußen hört, gerät sie in absolute Panik. Da geht dann gar nichts mehr. Im Haus flüchtet sie unter die Bettdecke,draußen erstarrt sie und kauert sich auf den Fußboden. Im Haus erholt sie sich recht schnell davon, draußen war es das dann und man kann nur noch zurück nach Hause gehen.



  • Man darf auch nicht vergessen das ungeborene Welpen auch mitbekommen wie die Mutter so tickt.

    Stress und Angst überträgt sich.

  • Ich bin der Meinung, es gab einen seperaten Thread dafür, finde allerdings nichts.


    Kira hat nach wie vor so ihre Probleme mit dem Auto fahren, trotz üben und ausschließlich positiven Erfahrungen in den letzten 1 1/2 Jahren. Sie fährt mit, aber nur ungern. Im Auto liegt sie zusammen gerollt in ihrem Körbchen, stets die Augen offen. Nach längeren Fahrten ist sie dementsprechend kaputt. Bei kurzen Strecken schüttelt sie sich nach der Fahrt und dann ist wieder alles i.O.


    Dieses Jahr geht's in die Toskana, 11 Std. Fahrt und wir benötigen neue Ideen zur Beruhigung.


    Durch haben wir eine Box im Auto (auf der Rückbank wie Kofferraum), Sileo, Bachblüten und Ratiopharm Reisetabletten. Alles ohne merkliche Änderung.


    Gibt es Empfehlungen mit der sie vielleicht sogar im Auto schläft? Ohne das es zu sehr auf den Kreislauf geht und was natürlich nicht zu lang wirkt.

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