Warum haben Pudel ein so schlechtes Image?

  • Dummes Zeug, Yane. Ich hab nichts gegen Rottis und auch nichts dafür. Sie interessieren mich peripher als Hunde. ;) Aber selbst wenn, was hat das mit den Pudeln zu tun? Polarisiert hab ich nicht und auch nie behauptet, dass Pudel Steifftiere sind. Ich reduziere Hunde jedoch nicht auf ihr Gebiss, sondern sehe sie in erster Linie als hoch soziale Wesen - was mich an ihnen auch am allermeisten fasziniert. Pudel sind wohl genetisch den Wölfen sehr ähnlich sind (im oberen Drittel aller Hunde), aber überhaupt nicht in ihrem sozialen Verhalten - zumindest, wenn man Feddersen-Petersen glaubt. Ich kann das zitieren, wenn Du magst.


    Ich beobachte, wie Pudelleute furchtbar stolz sind, auf ihre "Energiebündel", "Rampensäue" - oder wie sie sie nennen. Dabei denke ich mir oft, ob diese Sichtweise auf die Tiere den Hunden denn so gut tut und nicht ihren Charakter eher auf eine ungewünschte Weise beeinflusst?


    Wenn ein Pudel erst mit 3 Jahren ganz deutliche Charakterveränderungen zeigt und vorher in keinster Weise - liegt das nun sicher am Pudel?



  • Ich denke DAS trifft es ja wohl eher.




    Um die Ausgangsfrage nochmals zu beantworten - Pudel haben unter anderem ein so schlechtes Image, weil viele Halter ihre Pudel nicht als das sehen, was sie sind. Naemlich Hunde, mit all ihren Eigenschaften.



    Yane beschreibt hier weder reissende Bestien, noch irgendwelche gestoerten Terrortoelen, sie beschreibt nur eine Verhaltensfacette von vielen und das nicht uebertrieben. Sicher, wer in seiner eigenen Rosa-plueschwelt lebt, der erkennt nicht den Unterschied zwischen Schutztrieb und einem einfach verzogenen Hund. Und er wird auch nicht erkennen, wo sein Puedeli durchaus mal ernsthaft wird, weil er es nicht sehen will. Deswegen sind die Beobachtungen von anderen Leuten, die nicht erst ihre ersten Pudel haben, bzw seit Jahren mit welchen arbeiten noch lange nicht falsch.


    Diese Schwarz-Weiss-Seherei scheint ja wieder echt modern zu sein.


    Ich hab ja selber sowieso keine Ahnung (ich seh ja auch so wenige Pudel und ueberhaupt), allerdings decken sich meine Beobachtungen durchaus mit denen von Yane. Grundsaetslich sehr gelehrige und aufgeschlossene Hunde, aber nicht everybodys Darling oder nur lieb.
    Zwei GP Huendinnen, beide eher zurueckhaltend und nicht unbedingt die mutigsten. Als eine von beiden Jedoch Welpen hatte, war das Verhalten doch deutlich urspruenglicher und wachsamer als bei einigen Huendinnen die den Gebrauchshunderassen angehoeren die ich kenne.
    Die zweite Huendin aehnlich, aber durchaus auch territorial und nicht unbedingt von jedem Hund begeistert..
    Im Vergleich hierzu dann die Rueden aehnlich, aber deutlich offensiver.
    Hier gibt es die Recht bekannten Wallenstein-Festspiele, in denen unter anderem traditionell ein schwarzer GP Ruede mitwirkt. Dieser lebt bei einer Art Patin..
    Im Verlauf dieses Stueckes soll dieser Hund dann am Halsband genommen und in den Kerker geschoben wird.
    Nun, es gab also einen neuen Rueden fuer das Spiel und die Halterin war einige Zeit vor dem Spiel mit ihm auf einem Platz auf dem ich auch trainiere. Man sah sich den Hund also an und wiess sie relativ schnell darauf hin, dass der Ruede wohl nicht ganz so ohne ist und empfahl ihr, das doch eher deutlich zu regeln. Alles Quatsch, dass ist ein Pudel.. der is ganz brav.
    Dann waren die Festspiele, die Szene kam und... nun, die Sanitaeter waren beschaeftigt :hust: Das Pudelchen war wohl nicht unbedingt angetan davon, dass man irgendetwas von ihm verlangte.
    Der war sicher nur falsch erzogen..


    Laut Feddersen-Petersen hat er aber sicher nur besaenftigt und war unsicher, wie eigentlich alle Hunde andauernd.
    Gut, dass die Thesen die sie so vertritt groesstenteils aus Fachkreisen - also wirklichen Fachkreisen, denn wie wir spaetestens seit diversen Enthuellungsbiografien wissen, ist die Huerde die man nehmen muss bis man ein Buch schreibt, wohl nicht ganz so gross - widerlegt sind.
    Und gut, dass meine Hunde dieses Buch bisher noch nicht zum lesen bekommen haben, ansonsten waeren sie wohl permanent in Angst.
    :hust:

  • Zitat


    Laut Feddersen-Petersen hat er aber sicher nur besaenftigt und war unsicher, wie eigentlich alle Hunde andauernd.
    Gut, dass die Thesen die sie so vertritt groesstenteils aus Fachkreisen - also wirklichen Fachkreisen, denn wie wir spaetestens seit diversen Enthuellungsbiografien wissen, ist die Huerde die man nehmen muss bis man ein Buch schreibt, wohl nicht ganz so gross - widerlegt sind.
    Und gut, dass meine Hunde dieses Buch bisher noch nicht zum lesen bekommen haben, ansonsten waeren sie wohl permanent in Angst.


    Weisst Du überhaupt, von welchem Buch die Rede ist? Und wo/von wem bitte in den "wirklichen Fachkreisen" ist das und wenn, was denn eigentlich widerlegt?

  • Zitat

    Dabei denke ich mir oft, ob diese Sichtweise auf die Tiere den Hunden denn so gut tut und nicht ihren Charakter eher auf eine ungewünschte Weise beeinflusst?


    :???: warum sollte das der Fall sein?


    Man könnte sich auch umgekehrt fragen, ob die "andere" Sichtweise den Hunden eher schadet. Ob sie dadurch nicht noch mehr verkindlicht und in ihrer geistigen Reifung gehemmt werden als sowieso schon.


    Zitat

    Wenn ein Pudel erst mit 3 Jahren ganz deutliche Charakterveränderungen zeigt und vorher in keinster Weise - liegt das nun sicher am Pudel?


    Kleiner Tipp - das ist in etwa das Alter, wenn Hunde geistig völlig ausgereift und "erwachsen" werden. Das ist dann auch kein Wunder, wenn sie in dem Alter erst so richtig anzeigen, dass sie Schutztrieb haben, denn das ist das Alter, in dem sie dann so langsam ernsthaft selbst Schutz in einem freilebendem Rudel übernehmen müssten.


    Konnten wir bisher bei allen unseren Hunden beobachten, dass sie in dem Alter eine deutliche "geistige Reifung" gezeigt haben. Was nicht automatisch bedeutete, dass sie Schutztrieb gezeigt haben, bevor jetzt wieder derartige Bemerkungen kommen.
    Yanta bsp. zeigt keinen Schutztrieb - trotzdem machte sie um das Alter von etwa 3 Jahren eine deutliche Änderung durch.


    Bei unseren Bernern war das ganz gravierend. Bis etwa 2 Jahre waren sie immer recht verspielt und temperamentvoll. Ab einem Alter von etwa 3 Jahren wurden sie ruhiger, gelassener, souveräner. Und ja, dann zeigte sich auch bei der einen oder anderen Hündin deutlich Schutztrieb.
    Dito bei den DSHs.

  • Zitat

    Ich reduziere Hunde jedoch nicht auf ihr Gebiss,


    wer tut das? Ich sicher nicht.



    Zitat

    sondern sehe sie in erster Linie als hoch soziale Wesen


    :???: behauptet hier irgendjemand etwas anderes?


    Hunde sind hochsoziale Wesen. DAS bestreitet niemand. Im Gegenteil.




    Zitat

    wenn man Feddersen-Petersen glaubt. Ich kann das zitieren, wenn Du magst.


    Och Du - ich habe die Bücher von DFP so ziemlich alle gelesen - brauchst Dir nicht die Mühe zu machen da irgendwelche Zitate rauszusuchen.



    bordy


    Zitat

    sie beschreibt nur eine Verhaltensfacette von vielen und das nicht uebertrieben.


    Genau. Und das ist ein Punkt, auf den auch hingewiesen werden muss. Deine Geschichte bzgl. der Festspiele ist nun mal auch kein unglücklicher Einzelfall. Klar kann man das als "mangelnde Erziehung" abtun. Aber das würde ja wiederum bedeuten, dass auch ein Pudel Erziehung braucht um zu dem liebenswürden, verspielten, netten, freundlichen, sich alles gefallen lassenden Hund zu werden.



    Zitat

    Pudel haben unter anderem ein so schlechtes Image, weil viele Halter ihre Pudel nicht als das sehen, was sie sind. Naemlich Hunde, mit all ihren Eigenschaften.


    DANKE.


    Und dieses Image kann man nicht dadurch verbessern, dass man überall rumerzählt wie problemlos, einfach, lieb, brav, verspielt, leicht zu erziehen, aggressionsfrei, ..... Pudel sind.


    Zumal es viel zu viele "Gegenbeispiele" gibt, wo Leute mit Pudeln exakt die gegenteiligen Erfahrungen gemacht haben.
    Nur mal ein Beispiel: ein Arbeitskollege von mir, der als Kind vom Pudel seiner Grosseltern so heftig gebissen worden ist, dass man die Narben heute nach über 30 Jahren noch sieht - zwar "nur noch" weissliche Linien, aber man sieht sie.
    Dem könnte ich sagen was ich wollte, er würde allein bei der Vorstellung, dass Pudel nur lieb und völlig aggressionsfrei sind, nur lachen.
    BTW - es handelte sich bei diesem Pudel um einen kleinen Vertreter.

  • Wir haben ja nun einen typischen Rauhhaardackel mit allen Dackelmacken (Jagdtrieb, stöbern usw.). Im Moment sind wir wieder mal der Meinung, daß wir einen zweiten Hund haben müßten. derartige Anwandlungen hatten wir schon öfter. Wir hatten mal vor vielen Jahren einen Zwergpudel aus sehr schlechter Haltung (er durfte kein Hund sein, sondern sie war nur Spielzeug). Es ging schon beim Futter los. Das bestand aus Wiener Würstchen und Leberkäse. Auf jeden Fall lebte diese Hündin bei uns so richtig auf. Wir hatten sie leider nur 4 Jahre. Dann mußten wir sie wegen Nierenversagen einschläfern lassen. In unserer Hundewiesenklicke ist u.a. ein Pudelmädchen 1 Jahr alt. Sie hat mich dazu inspiriert, daß ein evtl. zweiter Hund in unserem Haushalt nur ein Pudel sein wird. Sie ist ein total liebes Temperamentsbündel. Vor allem sind Pudel leicht erziebar. Nachdem unser Dackelchen sehr gut sozialisiert ist, wäre ein zweite Hündin in unserem Haushalt kein Problem. Werde, wenn es evtl. soweit ist, wenn, dann Frühjahr/ Sommer 2011 weiter berichten. Übrigens: unser 1. Pudel hatte keine und der evtl. nächste bekommt auf jeden Fall auch keine typische Pudelfrisur mit Krönchen usw.


    Grüße Dackelline

  • Zitat

    :???: warum sollte das der Fall sein?


    Man könnte sich auch umgekehrt fragen, ob die "andere" Sichtweise den Hunden eher schadet. Ob sie dadurch nicht noch mehr verkindlicht und in ihrer geistigen Reifung gehemmt werden als sowieso schon.


    Ich kann mir vorstellen, dass Beides den Hunden nicht gut tut. Es tut ihnen nicht gut, sie als Sofakissen zu behandeln und auch nicht, sie aufzuputschen als Hans-Dampf-in-allen-Gassen.


    Aber unabhängig von der Sportart, also was man macht, entscheidend ist doch, wie man es macht, oder? Und da denke ich mir oft, ob das so gut ist, was da mit dem allseits begabten Pudel so veranstaltet wird? Da ist man stolz auf seine "Rampensau", was die alles kann und tut. Mir erscheint da gleich die Schattenseite: kann der Pudel sich auch mal ausruhen? Kann er sich kontrollieren? Hat der HH schon mal was von Impulskontrolle gehört?


    Und die Antwort - so denke ich mir - ist da oftmals "Nein". Und da sehe ich die grosse Gefahr. Denn ein Hund egal welcher Rasse (und BTW auch ein Mensch), der dauernd nur hochgepuscht wird, hyperaktiv ist, ist gefährdet, Verhaltensauffälligkeiten zu zeigen. Da wird ein Hund, weil er soooo toll sucht, gleich stundenlang zum Suchen eingesetzt, am nächsten Tag gleich wieder, weil er ja sooooo begabt ist. Dazwischen wird ihm noch schnell auf dem Frisiertisch 3 Stunden lang die neueste Schurtechnik verpasst .....nur ein Beispiel, aber hoffe, man versteht, was ich meine.


    Und genau um dem Pudel sein Sofakissen-Image zu nehmen, wird da für mein Gefühl zu viel in die andere Richtung übertrieben und der Hund da "gewissenlos" und wohl auch gefühllos in die Hyperaktivität gezwungen, weil man sich darüber keine Gedanken macht.


    Konnt ich das erklären, wie ich das meine?


    Einem gewissenhaften Rottweiler-Halter (um beim Thema zu bleiben, mein Trainer ist einer) würde es im Traum nicht einfallen, seinen Hund in die Hyperaktivität zu treiben. Er wüsste, warum ;) aber jeder moderne Pudelhalter fühlt sich bemüssigt, zu zeigen, was sein Pudel doch für ein toller Hecht ist. Da wundert es mich nicht, wenn da manche Pudel bissig drauf reagieren.




    Zitat

    Kleiner Tipp - das ist in etwa das Alter, wenn Hunde geistig völlig ausgereift und "erwachsen" werden. Das ist dann auch kein Wunder, wenn sie in dem Alter erst so richtig anzeigen, dass sie Schutztrieb haben, denn das ist das Alter, in dem sie dann so langsam ernsthaft selbst Schutz in einem freilebendem Rudel übernehmen müssten.


    Konnten wir bisher bei allen unseren Hunden beobachten, dass sie in dem Alter eine deutliche "geistige Reifung" gezeigt haben. Was nicht automatisch bedeutete, dass sie Schutztrieb gezeigt haben, bevor jetzt wieder derartige Bemerkungen kommen.
    Yanta bsp. zeigt keinen Schutztrieb - trotzdem machte sie um das Alter von etwa 3 Jahren eine deutliche Änderung durch.


    Bei unseren Bernern war das ganz gravierend. Bis etwa 2 Jahre waren sie immer recht verspielt und temperamentvoll. Ab einem Alter von etwa 3 Jahren wurden sie ruhiger, gelassener, souveräner. Und ja, dann zeigte sich auch bei der einen oder anderen Hündin deutlich Schutztrieb.
    Dito bei den DSHs.


    War mir schon klar, dass die erst mit 3 Jahren ausgewachsen sind. Nur, dass sich das überhaupt nicht vorher zeigt und dann schlagartig, kann ich mir irgendwie nicht vorstellen..... :???: Abgesehen davon, dass ich Vergleiche zum Wolfsrudel immer kritisch sehe. Besonders beim Pudel, da er im Sozialverhalten so gar nicht dem Wolf ähnelt.

  • Zitat

    ... Und da sehe ich die grosse Gefahr. Denn ein Hund egal welcher Rasse (und BTW auch ein Mensch), der dauernd nur hochgepuscht wird, hyperaktiv ist, ist gefährdet, Verhaltensauffälligkeiten zu zeigen. Da wird ein Hund, weil er soooo toll sucht, gleich stundenlang zum Suchen eingesetzt, am nächsten Tag gleich wieder, weil er ja sooooo begabt ist. Dazwischen wird ihm noch schnell auf dem Frisiertisch 3 Stunden lang die neueste Schurtechnik verpasst .....nur ein Beispiel, aber hoffe, man versteht, was ich meine.


    Versteht man. (Zumindest ich)


    Aber das Problem haben alle Rassen, oder?


    Menschen die aus (weiss der Geier welchen Gründen) ihren individuellen Hund in ein Schema packen wollen.


    Mein Püdeli ist zwar sensibler irgendwie als meine vorherige Hündin, aber er hat schon ganz eindeutige Hündische/Wölfische Triebtendenzen, mal abwarten wie er noch so wird.


    @ Arnie: Ich mach bald den Anton Thread, will den aber schön machen und ich bin super groggy im Moment wegen meinem Welpen. Im Pudelforum gibts schon n paar Bilder.


    Mein Fazit aus dem ganzen "Pudelgedönse":


    Der Pudel ist ein nicht zu unterschätzender Hund, eigentlich ganz normal wie andere Hunde auch, ein wenig gehandicapt durch sein Fell und die dementsprechende Pflege, meist sehr intelligent (was den Umgang mit dem Pudel nicht unbedingt einfacher macht) und ab einer gewissen Größe und Gewichtsklasse durchaus ernstzunehmen.


    Er ist weder Himmel noch Hölle, aber "richtiger" Hund ist er gewiss.

  • Ein wirklich guter Beitrag chrissz. Ich kann diesen ganzen Hickhack hier auch nicht verstehen. Wie bei jeder anderen Rasse gibt es sowohl das eine als auch das andere Extrem.


    LG
    hapdog

  • Zitat

    Der Pudel ist ein nicht zu unterschätzender Hund, eigentlich ganz normal wie andere Hunde auch, ein wenig gehandicapt durch sein Fell und die dementsprechende Pflege, meist sehr intelligent (was den Umgang mit dem Pudel nicht unbedingt einfacher macht) und ab einer gewissen Größe und Gewichtsklasse durchaus ernstzunehmen.


    Er ist weder Himmel noch Hölle, aber "richtiger" Hund ist er gewiss.


    :gut:

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