Hundefarm Eifel, wer kennt sie?
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Durch den Thread von Fluffiy über den verstorbenen Hund von Hernn Bloch
bin ich auf die HP der Hundefarm Eifel aufmerksam geworden.
http://www.hundefarm-eifel.de/konzept.html
Die Arbeit scheint mir hochinteressant.War jemand schon mal da, hat eigene Erfahrungen gesammelt?
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Da war ich noch nicht, habe es eben auch gelesen.
Aber hier war ich schon und habe auch ein paar Bücher von Eberhard Trummler, als er noch gelebt hat, war ich 2 x auf seinen Vorträgen
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In der Eifel war ich auch noch nicht. Ich kenne Günther von
5 Seminaren die ich ich bei ihm gemacht habe. Das nächste
findet Anfang Mai 2010 statt.
Günther schreibt mit Elli Radinger zusammen an einem neue Buch.
Schau mal in den Blog von E. Radinger, da kann man schon die
Themen nachlesen und weiter unten im Blog kann man auch den
neuen "Schnösel" von Blochs sehen. -
Ich kenne Günther, ich kenne Daniela und Angelika, ich war schon oft bei ihnen und ich kannte auch den tollen Jasper.
Was willst du wissen, was nicht auf der hp erklärt ist ? -
Hallo Staffy,
die ersten Fragen, die mir so spontan einfallen:
1. Welches der Bücher wäre zum Einstieg gut?
2. Hast du schon welche von den Dissertationen gelesen, falls ja, welche?
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Zu welchem Einstieg ?
Um sich über Hunde allgemein zu informieren, um mehr über Hundeverhalten zu lesen, um Wölfe näher zu verstehen, ... ?"Der Wolf im Hundepelz" ist relativ vielseitig, aber weder ein Erziehungsratgeber, noch ein fachlich sehr ausführliches Buch.
Die Diplomarbeiten kenne ich, nicht nur durchs eigene Lesen, sondern auch durch Vorträge bei Günther oder dem Mentor der Studenten Udo Ganslosser.
Das Spannenste fand und find ich aber immer noch die Filme über unsere wilden Caniden, ob Wolf, Rothund oder Goldschakal. Das sind wirklich faszinierende Eindrücke bei denen man einen kleinen Eindruck von dem bekommt, wie hochintelligent und sozial sie sind.
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Ich habe ein Praktikum auf der Hundefarm gemacht und denke, es könnte dem einen oder anderen Interessenten, der ein Praktikum plant, weiterhelfen, meine Notizen zu lesen. Vorweg sei gesagt, dass das Wissen der Leiterin und der Mitarbeiter der Pension der Hundefarm Eifel umfassend und tiefgehend ist und dass man dort eine ganze Menge lernen kann. Das Praktikum dauert 3 volle Wochen, d.h. 21 Tage. Während dieser Zeit hat man Anspruch auf 2 freie Tage. Insgesamt also ist man an 19 Tagen im Einsatz. In der Urlaubszeit ist die Pension komplett belegt. Außerhalb der Saison ist der Arbeitsaufwand für Mitarbeiter und Praktikanten natürlich geringer. Ich selbst war mitten in der Ferienzeit dort und musste entsprechend lang arbeiten. Meine Schilderungen also beziehen sich auf diese stark frequentierte Zeit und sind darüber hinaus natürlich subjektiv.
Der Arbeitstag beginnt pünktlich um 8 Uhr. Wert gelegt wird darauf, dass man sich nicht verspätet. Ich war immer um 5 Minuten vor 8 Uhr auf dem Parkplatz vor dem Tor, denn vom Tor bis ins Hundehaus legt man einen weiten Weg über diverse Treppen und Pfade zurück.
Mein Tag sah folgendermaßen aus: Gleich nach Ankunft Putzwasser, diverse Lappen und einen Schrubber vorbereiten, Gummihandschuhe anziehen und los geht es. Während meines Praktikums arbeitete ein fester Mitarbeiter in der Pension, der während einer Abwesenheit der Besitzerin Daniela Sommerfeld bzw. deren Lebenspartners Dino Wagner, Anweisungen gab. Andernfalls war den Anweisungen der Leiterin bzw. ihres Lebenspartners absolute Folge zu leisten.
Das Haus besteht aus ca. 14-15 unterschiedlich großen Hunderäumen (bzw. -zwingern). Die Hunde, die die Räume belegen, werden morgens in einen anderen Raum oder den Auslaufbereich gesperrt, so dass man Gelegenheit hat, ungestört eine Reinigung der Räume vorzunehmen. Los geht es damit, die Hundedecke zu kontrollieren und evtl. gegen eine frische Decke tauschen. Danach wird der Wassernapf entfernt und der Raum gekehrt, um die Haare zu entfernen. Dann werden die Wände, Türen und Bodenflächen komplett mit heißem Seifenwasser geputzt. Auch der Hundekorb wird ausgewischt und die Decke wieder darin platziert. Anschließend wird der Boden trocken nachgewischt, damit die Hunde nicht rutschen. Schlussendlich wird ein frischer Napf mit Wasser gefüllt in den Raum gestellt. Jeder Hund wird nach der Reinigung wieder in seinen Raum gebracht. So wird Raum für Raum gereinigt. Nach den Räumen werden der Flur und diverse andere Räume, wie z.B. Spülküche und Kundenklo gereinigt. Die Putzarbeiten sollen um 10 Uhr beendet sein, damit keine Utensilien mehr herumliegen, wenn um 10 Uhr die ersten Kunden die Farm aufsuchen. Ca. um 10 Uhr werden die Näpfe gespült.
Danach fangen die Gassirunden der einzeln gehaltenen Hunde und Hundepaare an. Im Anschluss werden jene Hunde spazieren geführt, die in Gruppen zusammenleben. Diese Spaziergänge auf der 10.000 m² großen Auslaufwiese beanspruchen mehrere Stunden, da jeder Hund der Farm tgl. 2 mal auf eine mind. 30-minütige Auslaufzeit Anspruch hat. Nachdem alle Hunde draußen waren, wird gefüttert. Hunde ohne Futterneid können in einem Raum gefüttert werden. Der Rest wird räumlich getrennt bzw. im Hof getrennt voneinander angebunden und gefüttert. Nach der Fütterung werden die Näpfe gespült. Diese Arbeiten dauern bis ca. 14 Uhr. Dann beginnt die Mittagsruhe.
Um 16.30 Uhr müssen die Mitarbeiter wieder zum Arbeitseinsatz anwesend sein. Die Nachmittagsschicht gestaltet sich wie die Morgenschicht. Alle Hunde werden wieder jeweils 30 Minuten ins Gelände geführt und danach gefüttert. Nach der Fütterung werden die Näpfe gespült und Wasser für die Nachtruhe aufgefüllt. Der Arbeitstag endet meistens zwischen 20:30 und 21.15 Uhr. Die Dauer richtet sich nach dem Aufwand, den einzelne Hunde bereiten. Z.B. haben einige Hunde in ihren Raum gekotet oder uriniert, der danach penibel gereinigt werden muss. Andere Hunde wiederum möchten gerne im Außengelände stromern und müssen eingefangen werden bzw. überredet werden, mit ins Hundehaus zu kommen. Alle diese Vorgänge werden mit Ruhe und Sorgfalt durchgeführt, unabhängig davon, ob dadurch der Feierabend verzögert wird. Es ist außerdem zu sagen, dass die Besitzerin der Farm auf Sauberkeit großen Wert legt. Neben dem täglichen Reinigungsdurchgang werden häufig Decken und Putzutensilien gewaschen. Waschmaschine und Trockner sind beständig im Einsatz. Auch auf sorgfältige Kontrolle der Hunde auf Verletzungen, Zecken usw. wird geachtet. Die Hunde bekommen, wenn keine Sonderwünsche bestehen, diverse Sorten des Futters „Happy Dog“. Kranke Hunde bekommen ihre Medikamente genau nach Plan. Auch Allergien werden penibel beachtet. Der Umgang mit den Hunden ist liebevoll konsequent. Was man hier allgegenwärtig fühlt, ist die große Zuneigung der Mitarbeiter zu den Tieren.
Bei den Gruppen-Spaziergängen sind immer Daniela Sommerfeld oder Dino Wagner oder beide anwesend. Ebenfalls anwesend sind oft der feste Mitarbeiter und immer die Praktikanten. Bei zu grobem Spiel, beginnendem Mobbing in der Hundegruppe usw. schreiten die Anwesenden sofort ein. Jahrzehntelange Erfahrungen im Deuten von hündischen Verhaltensweisen kommen hier zum Tragen. Somit wird für die Hunde der Stresspegel weitestgehend niedrig gehalten.
Für die Arbeit auf der Hundefarm sollte man eine gewisse körperliche Fitness mitbringen. Es handelt sich um ein sehr großes Gelände, teilweise in Hanglage. Man steigt diesen Berg vielfach am Tage hoch und wieder herunter. Meine Füße waren durch das Anstoßen der Zehen nach 2 Wochen schmerzhaft geschwollen trotz qualitativ guter Bergwanderschuhe. Auch die Gefahr zu stürzen ist gegeben wegen steiler Wege bzw. wegen Schlaglöchern in den Wiesen oder auch Anspringen der Hunde. Ich bin dreimal gestürzt und habe mir schmerzhafte Prellungen zugezogen. Weitere körperliche Folgen der Arbeit waren geschwollene Fingerknöchel durch die Putzarbeiten (Auswringen der Lappen usw.). Sicherlich sind diese Folgen individuell und treten nicht bei jedem zwangsläufig auf. Ich selbst bin 48 Jahre alt und hauptberuflich in einem Bürojob tätig, habe nach eigener Einschätzung eine mittelmäßig starke Kondition.
Ein Vorteil der kilometerlangen Wege, die man im Hundehaus und auf dem Grundstück täglich zurücklegt, ist die Steigerung der körperlichen Fitness nach einigen Tagen. Man merkt, dass in der zweiten Woche das Herz und die Lunge sich allmählich an die Anforderung gewöhnen. Außerdem dürften Personen mit Gewichtsproblemen hier einige Pfunde verlieren.
Was man nicht tun sollte:
• falsche Kleidung und vor allem Schuhwerk tragen,
• den Anordnungen keine Folge leisten bzw. Widerworte geben,
• unkonzentriert bei den Spaziergängen sein,
• zu langsam putzen.
In der Pension hat man vor allem in der Hochsaison die Gelegenheit, viele unterschiedliche Rassen in vielen unterschiedlichen Situationen zu beobachten. Es findet bei der Anwesenheit von ca. 60 oder mehr Tieren eine ständiger Wechsel statt, d.h. es gehen und kommen ständig neue Pensionshunde. Somit hat man viele Anschauungsobjekte. Die Erklärungen von Daniela Sommerfeld und Dino Wagner sind fachlich kompetent und es gab keine Frage, die offen blieb. Alles kann begründet und belegt werden. Die Erklärungen sind umfangreich und hochinteressant.
Die Aufteilung des Praktikums ist folgendermaßen:
1. Woche: reines Beobachten der Tiere,
2. Woche: es wird sehr viel gefragt nach den Interaktionen der Tiere und die Interpretationen werden berichtigt bzw. erklärt,
3. Woche: man leitet unter Aufsicht selbst eine Gruppe und wird berichtigt bzw. angeleitet.Der Umgang mit den Praktikanten von Seiten der Leitung ist gewöhnungsbedürftig und erinnerte mich manchmal an Kasernenton. Die Chefin lässt keine Nachlässigkeiten durchgehen und führt das Unternehmen im klassischen Managerstil, was angesichts des großen Projektes, das es zu stemmen gilt, verständlich ist. Während der Verhaltensbeobachtungen ist sie streng und unnachgiebig in ihren Fragen. Gelobt wird nicht häufig. Dennoch muss man sagen, dass der Ton nie unfreundlich oder gar laut wird sondern eher neutral und ruhig tadelnd. Manchmal dachte ich dennoch daran, dass ich Menschen kenne, die in diversen Situationen das Praktikum abgebrochen hätten. Die Frustration ist an einigen Tagen sehr hoch gewesen. Ich selbst habe mir gesagt, dass mein Beweggrund für den Aufenthalt ja das Studium des Hundeverhaltens ist. Alles Unangenehme sollte man daher an sich abprallen lassen, da man im Gegenzug sehr viel Wissen erlangen kann und außerdem als Zugabe die Zuneigung von den Hunden geschenkt bekommt. Sehr nett fand ich, dass Daniela Sommerfeld mehrmals während meines Aufenthaltes Süßspeisen oder Kuchen spendierte. Auch ist mir aufgefallen, dass sie auf ein gutes Arbeitsklima des festen Personalstammes Wert legt. Die Menschen der Hundefarm-Pension sind durch den jahrzehntelangen Umgang mit Hunden in ihrer Kommunikation sehr „klar“. Diplomatie oder zeitraubende Nettigkeiten sind hier nicht unbedingt an der Tagesordnung. Manchmal dachte ist, dass die Klarheit aus der Caniden-Welt hier auch auf den menschlichen Umgang übertragen wurde, was den Anschein von „Härte“ gegenüber Menschen erwecken kann (wohlgemerkt nie gegen die Tiere).
Mein Fazit:
Sensible Menschen könnten durch den strengen Umgangston von Daniela Sommerfeld verunsichert werden. Menschen, die sich nicht gerne Befehle geben lassen, sind hier ebenso fehl am Platz.
Lernen kann man hier ungeheuer viel. Nicht nur fachlich, sondern auch über sich selbst. Man bezwingt Körper und Geist, wenn man den Aufenthalt nicht vorzeitig beendet. Ich bin froh, die 3 Wochen durchgehalten und interessante Menschen und tolle Hunde kennengelernt zu haben!
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