Tag 30 - Pläne zu haben ist für'n Arsch
Die erste Überraschung nachdem gegen 07.45 Uhr der Wecker geklingelt hat: Das Aussenzelt ist komplett trocken, kein Tau, kein Tropfen, nichts, einfach nur trocken! Das Universum mag mich wohl und kommt mir entgegen, so spare ich mir Mittags die Zeit um das Zelt zu trocknen und kann mich statt dessen um das Stromproblem kümmern (meine Güte kann ich manchmal naiv sein!)
"Ach krass, wie geil", spricht nicht unbedingt für einen gewaltigen Wortschatz, aber mehr schaffe ich um diese Uhrzeit wohl noch nicht, allerdings ist aber auch der Anblick dieses kompletten Regenbogens, den ich nach dem verlassen des Zeltes vor mir sehe nicht nur atemberaubend schön sondern auch sprachlos machend.
Die letzten Prozent an Handyakku gehen für Fotos und ein Video drauf und beim anschließenden putzen meiner Zähne gehe ich im Kopf durch, was es nochmal mit Regenbogen auf sich hatte: Regen in Kombination mit Sonne? Regnet hier aber nicht. Ich gebe mich der Illusion hin, dass es sich in Frankreich mit Regenbögen vielleicht anders verhält, allerdings nur so lange bis das Universum mich wieder mit Wucht auf den Boden der Tatsachen bringt und es beginnt zu regnen.
Ich gehe von einem kurzen Regenschauer aus und setze mich bereits umgezogen wieder zurück ins Zelt, wo sich ausser Kenai und meiner Lenkertasche nur noch die Evazotematten befinden.
Nichts ist mit kurzem Regenschauer, der Regen hält an bis 13 Uhr! Irgendwann hole ich mir den Schlafsack wieder weil es kalt ist, irgendwann koche ich mir im Zelt eine Suppe und irgendwann wird es dramatisch! Der Akku meines Kindles ist im einstelligen Bereich und das Teil droht damit sich selber auszuschalten! Ich kann wirklich auch viele Dinge verzichten, aber nicht auf Lesen! Letztes Jahr waren es während der Tour 30 Bücher welche ich gelesen habe, dieses Jahr dürften es um die 20 Stück sein.
Als es um 13 Uhr nur noch wenig regnet und ich auch meinen Körper nicht mehr still halten kann brechen wir auf.
Alles mehr oder weniger nass, Zelt klatschnass, kein Akku bei nichts, weiterhin Regen und Kenai musste gestern einen Fastentag einlegen weil das Futter leer ist.
Verdammte Axt, das war so nicht der Plan, aber ich werde wohl oder übel nochmal nach einem Hotel Ausschau halten müssen.
Also rein in das nächste Kaff an der Loire, direkt am Weg gibt es ein Hotel, dort ist man sehr desolé, weil schon alles ausgebucht, aber in 5 Kilometern gibt es wohl die nächsten zwei Optionen.
Die nächste Option hat zu, zur dritten Option lasse ich mich von meiner Uhr navigieren, das Teil kann wirklich alles, ausser das Wetter zu beeinflussen, dort ist man auch schon besetzt aber überrascht mich mit Engagement und Transferleistung indem man mich fragt, in welche Richtung ich denn unterwegs bin, mir ein Hotel direkt am Weg in der nächsten Ortschaft nennt und dann auch noch dort anruft um sich zu vergewissern, dass es noch einen Platz für uns gibt. Hach, so mag ich das.
Noch hurtig in den intermarché 300 Meter entfernt und dann zum Hotel, dort einchecken, mega nettes Zimmer, Hundchen füttern, duschen, Kram aufspannen damit er trocknet und dann muss ich mich wirklich zwingen um wach zu bleiben. Nur wenn ich zur Ruhe komme merke ich, wie fix und fertig ich bin, bei den letzten Mittagspausen hatte ich das Gefühl, dass ich auch stehend hätte schlafen können.
Wetter für morgen schaut grauenhaft aus, es wird wohl den ganzen Tag regnen, was aber nicht so dramatisch ist wenn ich das Zelt heute noch trocken bekomme und ja am Mittwoch schon wieder im Hotel bin.
Montjean-sur-Loire bis Saint-Florent-Le-Vieil, ca 18 Kilometer