Beiträge von Traventure Dog

    Tag 25 - ist das jetzt Versagen?


    Kein Regen aber es nieselt, so beginnt der Tag doch gleich mal nicht so wie ich mir das gewünscht habe. Trotzdem geht es im 8.00 Uhr los (solch einen Rhythmus würde ich mir ja für mein sonstiges Leben wünschen, 22.00 Uhr ins Bett, 7.00 Uhr aufstehen und rein ins Leben, tatsächlich schaut die Realität ansonsten aber so aus, dass ich am Abend nochmal richtig wach werde, viel zu spät ins Bett gehe und in der früh nicht aus den Federn komme und generell am Vormittag auch nicht Produktiv unterwegs bin) in Richtung Nevers.

    Das Universum und ich spielen das Spiel "Regen ein, Jacke an, Regen aus, Jacke aus" in einer Tour und das Universum gewinnt natürlich. Zumindest an den Füssen ist es egal ob es regnet oder nicht, denn die Schuhe sind über Nacht nicht trocken geworden und mit trockenen Socken diese anzuziehen hat nun auch nicht wirklich etwas gebracht.


    Der gestern geschmiedete Plan sieht vor, dass ich bei Nevers auf die Landstrasse abbiege und ca. 250km direkt nach Tours, ohne Umweg über Orleans, fahre um dann von dort aus wieder dem EV6 bis nach Saint Nazaire zu folgen. Ausgerechnet ergibt das ein Tagespensum von ungefähr 80 Kilometer, was, auch wenn die Landstrasse ein permanentes auf und ab werden dürfte, definitiv machbar ist.

    Aber gestern ist nicht heute und in meinem Kopf formt sich langsam aber sicher ein anderer Plan. Wie wäre es, von Nevers aus entweder nach Tours oder Orleans mit dem Auto zu fahren? Eine etwa 1,5 Stunden andauernden innerer Diskussion mit mir selber ob das denn nicht cheaten wäre, es doch eigentlich auch so gehen würde, aber nasse Füsse sind maximal demotivierend, sie Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit ist in Frankreich immer ziemlich mühsam.,ich könnte ja eine Ausrede verwenden um es zu rechtfertigen und die Erkenntnis:

    ICH BIN 35 JAHRE ALT, ICH BIN NIEMANDEM GEGENÜBER RECHENSCHAFT SCHULDIG UND DAS IST JA AUCH MEIN ABENTEUER - whoop whoop ?


    Also Anruf im Office in Deutschland (A. du bist die Beste, jeder Mensch braucht so jemanden wie dich an seiner Seite!) und schon gibt es ne Alternative und zwar eine Fahrt mit der Französischen Bahn, ich werde mit allen wichtigen Informationen versorgt und beschließe, dass ich nach Orleans fahren werde, dann habe ich noch einiges von der Loire, sehe hoffentlich endlich die ganzen Schlösser von welchen mir jeder erzählt hat und bin mit pi mal Daumen 70 Tageskilometer auch nochmal ein wenig gefordert.


    Eine Stunde vor Zugabfahrt bin ich am Bahnhof in Nevers, kackendreist mit Rad und Anhänger in die Vorhalle, Ticket organisiert (€44,60 für zwei Stunden Zufahrt für mich und den Hund, Rad und Anhänger sind kostenlos), beim Versuch die Gleise einfach so zu überqueren winkt man mich zurück und ich bekomme Geleitschutz eines Bahnmitarbeiters mit Warnweste und Funkgerät), am Gleis wird Kenai noch schnell gefüttert und dann beim Einstieg in den Zug fliegen zwischen der Kondukteuse und mir mal kurz ein wenig die Fetzen. Sie ist der Meinung, dass der Anhänger nicht transportiert wird, weigert sich auch nur ein englisches Wort zu sprechen, textet mich dafür umso mehr auf französisch zu. Ich bin genervt weil mir keiner hilft als ich natürlich überall hängen bleibe, sehe keine Schuld bei mir, die Ticketverkäuferin hat ja genau gesehen was ich da alles dabei habe und ausserdem gibt es keine Alternative und ich fahre hier jetzt mit! In einer Seelenruhe (wenn mir schon niemand hilft, dann habe ich jetzt auch so richtig viel Zeit) löse ich den Regenschutz des Anhängers und klappe diesen zusammen, verräume Kenai im Viererabteil, löse dann die ganzen Packtaschen, und hänge schließlich mein Fahrrad an den dafür vorgesehenen Bügeln auf (als die Kondukteuse das später sieht ist sie sehr zufrieden mit mir, schätze mal wir haben Frieden geschlossen).


    Kenai hat sich mit Müh und Not unter den Tisch und die Sitze gequetscht und pennt während der Fahrt egal wie sehr es ruckelt oder wie laut es doch manchmal auch ist. Er ist einfach der perfekte Hund für diese Art von Abenteuer : Absolut umweltfest, nichts bringt ihn aus der Ruhe, wir kommunizieren mittlerweile teilweise über winzige Gesten wie ein Nicken meines Kopfes wenn er an den Rand gehen soll oder ein Druck der Leine an seiner Seite wenn er weichen soll, er interessiert sich null für andere Menschen sondern hat immer mich im Blick, wacht wenn es notwendig ist und kann doch sehr gut unterscheiden, wann gemeldet werden soll und wann nicht.

    Gut, sein gefiepe sobald ich vom Rad absteigen und schieben muss nervt wie Sau, aber ich versuche es so zu sehen, dass es seine Art ist mich anzufeuern. Auch, dass er sich in den letzten Tagen angewöhnt hat die Hunde, welchen wir begegnen, aus dem Anhänger heraus anzblaffen ist ziemlich unnütz, aber darüber kann ich hinwegsehen.

    Nach der Alpenüberquerung vor 2016 und der Radtour ans Schwarze Meer wird dieser Trip sein letzter in dieser Form gewesen sein, immerhin ist er mittlerweile 12,5 Jahre alt und hey, für was habe ich denn in meinem Auto ein Himmelbett, damit lassen sich garantiert auch noch ein paar schöne, kleinere Abenteuer erleben, die auf den Oldie und seine Bedürfnisse zugeschnitten sind.


    In Orleans angekommen braucht es lediglich am Bahnhof ein paar Minuten der Orientierung und dann rollen wir entspannt nach unten zu Loire und sind wieder auf Kurs. Die Sonne scheint, es ist wärmer als in Nevers und dank der Lüftungsschlitze im Zug sind sogar meine Schuhe wieder trocken.

    Dummerweise habe ich bis zu diesem Zeitpunkt, 16.00 Uhr, ausser ein paar Keksen und Gummibärchen noch nichts gegessen (die Überlegung, im Zug mir ein Müsli zuzubereiten war da, aber dann hätte uns die Kondukteuse vermutlich noch während der Fahrt rausgeworfen) und so fahre ich leicht kaltschweissig und zittrig über die Loire.

    Ist nur ein minimaler Umweg, also schnell in einen Supermarkt, Baguette für die heutige Suppe, ausserdem Schokolade und Nassfutter für den Hund. Nebenan ist ein McDonalds, dort ein paar Pommes und ein vegetarischer Wrap und weiter geht es.


    Ich sehe die Loire auf den 13 Kilometern, welche ich bis zu einem Picknickplatz, an dem ich das Zelt aufschlage, zurücklege, so lange und gut wie in den letzten Tagen nie, sehe die ersten Weinreben , genieße die Sonne und bereue meine Entscheidung erstaunlicherweise keine Minute.


    Gefahrene Kilometer mit dem Rad: 49

    Tag 24 - irgendwas ist bei der Rechnerei schief gelaufen

    (Kurzfassung)


    Geiler als der Schlafplatz war der Sternenhimmel - 7km am Kanal entlang - falsche Richtung - Himmelarsch - richtiger Weg, ganz hübsch - wieder Weiden und Kühe - nervt langsam - Nieselregen - zwischen Decize und Nevers keine Übernachtungsmöglichkeit - brauche Unterkunft diese Nacht - Decize - entweder weiter oder hier bleiben - Platzregen - klatschnass - Hotel - Google Maps und Track auf biroto vergleichen - irgendwas ist bei der Vorbereitung schief gegangen - Rechnen - gegenchecken lassen - Bordeaux ist gestrichen (wer braucht schon Schlösser und Bordeaux, ich habe vor einem Puff übernachtet! - wird noch sportlich werden - Sorgen zur Seite schieben - nochmal Hundefutter kaufen - 21. 00 Uhr, könnte stehend einschlafen

    Langform kommt eventuell morgen noch


    Höhe Gilly-sur-Loire bis Decize, 62km

    Tag 23 - Sorgen


    Die ersten Kilometer sprechen eine deutliche Sprache : Heute erst einmal ein muntere auf und ab, entlang an Kuhweiden und Häusern, bei denen nur die bellend en, am Zaun entlang rennenden Hunde ein Anzeichen dafür sind, dass hier jemand lebt.

    Ich lasse mir ein Hörbuch vorlesen, heute "Panikherz" von Benjamin von Stuckrad-Barre, schweife mit meinen Gedanken aber immer wieder ab. Warum spricht der Eurovelo Track bei Google Maps von ungefähr 550km bis nach Nantes und meiner auf den Endgeräten eher von 700-800km? Ich rechne und überlege und mache mir immer mehr Sorgen, obwohl es doch ziemlich dusslig ist, immerhin gibt es immer irgendeine Lösung.

    Auch mein Rad, genauer gesagt die Gangschaltung, sorgt für Unmut. Schon seit Tagen gehen einige Gänge nicht mehr problemlos, schätze es liegt nicht an der Kette, sondern an den runtergerockten Ritzeln (oder wie auch immer die Zähne heißen, auf denen die Kette läuft), ausserdem verhakt sich auch gerne mal die Kette komplett natürlich Immer dann, wenn es mal wieder nach oben geht. Zum Glück lässt sich das aber durch schieben und an den Gängen rumschalten immer schnell wieder beheben, nervig ist es trotzdem.


    Meine Recherche hat ergeben, in Palignes gibt es eine Einkaufsmöglichkeit und so vertreibe ich mir die Zeit inm ich mir ausmale, was ich alles kaufen könnte.

    Natürlich kommt es wieder anders als gedacht, der Laden ist zwar noch da, wird aber nicht mehr bewirtschaftet und so gibt es nach 20 Kilometern auf und ab zwischen Kuhweiden lediglich ein kühles Getränk und Twixriegel vom ansässigen Tabakladen, kein wirkliches Highlight aber wenigstens ein paar Kalorien.


    Weiter geht es in Richtung Paray-le-Monial und als ich bei einer Wegkreuzung ankomme und mein Weg mal wieder empfindlich nach oben, die Landstraße aber entlang eines Kanals ebenso dorthin führt entscheide ich mich für 5 Kilometer weniger und somit für die kaum befahrene Landstraße. Tatsächlich habe ich ein breites Grinsen im Gesicht als ich dem Gewässer folge und es wieder so ist, wie an den meisten bisherigen Tagen: Ebenerdig und immer wieder an "Mautstellen" des Gewässers vorbei.

    In Paray-le-Monial bin ich gewillt Geld für Essen auszugeben (und nebenbei Strom zu schnorren), auch, weil der Lebensmittelladen Mittagspause macht und erst in 1,5 Stunden wieder öffnet. Dummerweise macht hier in wohl alles Mittagspause und ich brauche wirklich lange, um eine kleine Bar zu finden, in der ich wenigstens ein Käsebrot bekomme. Besser als nichts, Strom schnorren ist auch ok und so kann ich wenigstens die Zeit überbrücken, denn wenn sich schon einmal die Möglichkeit bietet um etwas einzukaufen, dann muss ich diese auch nutzen, keine Ahnung, ob sich diesbezüglich heute noch einmal etwas ergibt!


    Nach einem kurzen Einkauf (Tütensuppe, Baguette, Obst, Joghurt, Kekse) geht es in der Sonne weiter entlang des Kanals, auf dem Teerboden sonnen sich kleine und größere Eidechsen welche hoffentlich schnell genug sind um dem Profil unserer vier Räder zu entkommen. Und dann, BÄÄÄÄMM, Schlange, mitten im Weg, direkt vor uns, ein Traumhaftes Motiv, wie ein Model liegt sie da. Also anhalten, Handy zücken und dem entgegenkommenden Einheimischen ein "Attention" entgegenrufen, hauptsächlich, damit er mir mein Bild der Tages nicht zerstört. Er fährt vorsichtig an ihr vorbei, hält an und ja, dass es keine Blindschleiche ist habe ich auch erkannt, aber als er "Viper" meint und ich seine Darstellung von dem, was passiert, wenn die einen beisst sehe wird mir doch ein wenig mulmig und ich schiebe Rad und Anhänger vorsichtig an ihr vorbei. Findet sie trotzdem nicht witzig, rollt sich erst ein und faucht mich an um dann im Gras zu verschwinden.

    Will ja nichts sagen, aber die Schlangen, welche ich letztes Jahr in Rumänien zu Gesicht bekommen habe waren zwar wesentlich größer, aber eben auch schon tot.


    In der Sonne, am Kanal entlang und auch noch mit Kalorien im Magen geht es gleich viel einfacher und schneller, eine nette Unterhaltung mit einem Paar vom Bodensee, welches mit einem Tandem unterwegs ist, bei dem allerdings die zweite Person vorne halb liegend fährt Wir tauschen uns über unterschiedliche Fahrradrouten in Europa aus, ich empfehle Ihnen den EV6 in Richtung Schwarzes Meer, sie mir die Route von Saint Nazaire entlang der Atlantikküste, nebenbei die Erklärung, warum dieses Rad und nicht einfach zwei Räder (sie eher unsportlich, er ehemaliger Ultraläufer und Triathlet).


    Es geht weiter uns ich überlege, ob nach einem mühsamen Vormittag heute nicht vielleicht doch wieder 100 Kilometer drin wären, dann wäre ich nämlich endlich an der Loire, da ist auf der rechten Seite des Weges auf einmal ein interessantes Gebäude. Rad abgestellt, genauer angeschaut und mir ist klar, wenn ich hier heute ich übernachte, dann beiss ich mir die ganze Strecke über in den Hintern!

    Grosses, grauer, zweistöckiger Bunker, vor dem lila Eingang ein lila Teppich, zwei riesen Bilder im sexy-anrüchigen Stil (Frau mit sündig roten Lippen, Maske und Peitsche) und ein noch größerer Spiegel an der Stirnseite des Gebäudes.

    Ich habe auf meinen Touren wirklich schon überall geschlafen : Kuhweide, Pferdeweide, Stall, Bushaltestelle mitten im Grenzgebiet, Kapelle, Abbruchhaus, Neubau etc. aber noch nie vor einem Bordell! Nichts anderes kann das sein, Google Maps verrät mir sogar, dass das Teil "Club Alpha" heisst.

    So beenden wir bereits um 18 Uhr den heutigen Tag, ich versuche noch zu recherchieren, woher die Differenz zwischen den Tracks kommt (der eine geht über Orleans, der andere nicht, trotzdem stimmt da irgendwas immer noch nicht), esse eine Kürbissuppe mit Croutons und genieße die untergehende Sonne.


    Saint Vallier bis Höhe Gilly-sur-Loire, 73 Kilometer


    Nachtrag : Unfassbar, gerade bemerkt, ich bin heute sogar schon über die Loire drüber gefahren, bin quasi an einem Nebenarm unterwegs!

    Tag 22 - wenigstens ein wenig braun geworden


    Kein Wecker, dafür Schüsse, so werde zumindest ich heute geweckt, Kenai bekommt es, dank alters bedingter Schwerhörigkeit, nicht mit.

    Wenn draußen gejagt wird, dann kann ich auch erst noch ne Runde schlafen, die Nacht war ziemlich unruhig, neben dem üblichen sich von der schmerzenden Seite auf die noch nicht schmerzenden Seite gedrehe hat sich Kenai auch noch so ausgebreitet, dass ich nur noch in Embryonalhaltung schlafen konnte und ständig aufgewacht bin.


    Irgendwann geht's dann doch raus aus dem Zelt und als beim Zähne putzen ein Jäger vorbeikommt bin ich a) froh, dass Kenai nicht ernsthaft versucht die zwei Jagdhunde zu schreddern und b) noch viel glücklicher darüber, dass er das Gewehr im Arm und nicht auf Anschlag hat.


    Es geht erst gegen 09.30 Uhr los und das auch ziemlich entspannt. Wieder an irgendeinem Gewässer entlang, eventuell die Dheune, keine Ahnung. Es gibt eine Möglichkeit meine Wassertanks aufzufüllen und in einem Kaff eine offene Boulangerie, dummerweise hat diese nichts herzhaftes vegetarisches und da ich mir während der vormittaglichen Fahrt schon nebenbei Gummibärchen und Kekse reingefuttert hatte und mir ehrlich gesagt davon ein wenig schlecht geworden ist verlasse ich sie wieder ohne etwas zu kaufen.

    Die Sonne scheint und für die Mittagspause bietet sich ein Platz mit mehreren Bänken und einem Tisch an einem kleinen Bach an. Erst wird alles, was wieder trocken werden muss, in die Sonne gelegt und dann gibt es etwas zu Essen.

    Als ein Rad fahrendes Paar die gleiche Idee wie ich hat scheint meinte Körpersprache schon klar zu signalisieren, dass ich keine Lust auf eine Konversation habe.

    Ich unterdrücke meine Tränen, als die Zwei ihre belegten Brote (sogar die Vollkornvariante) auspacken und essen und rühre in meiner xten Asiasuppe auf dieser Tour herum. Was würde ich gerade alles tun für einen riesen Salat oder Gemüse in warm in irgendeiner Form.


    Bereits in der Mittagspause hat es begonnen so richtig windig zu werden und als ich in meine Nachmittagskilometer beginne ist schnell klar, dass der Motherfucker Wind von gestern ein lasches laues Lüftchen war und mir hier der wahre Endgegner gegenüber tritt! Dass ich nicht rückwärts weggeblasen werde sondern Millimeter für Millimetern mich gegen den Wind stemme wundert mich selber, jeder mir entgegenkommende Radfahrer wird von mir gehasst, mich lächeln sie mitleidig an.

    Ein Blick ins Netz sagt mir, dass ich es mit Böen um die 60km/h zu tun habe, na herzlichen Dank, hätte ich auch darauf verzichten können.


    Als es windstill wird kämpfen wir uns irgendwelche Straßen nach oben, weg vom Gewässer, schätze, in ein paar Kilometern kommt dann der nächste nichtssagende Fluss und himmelarsch, langsam aber sicher wäre ich gerne an der Loire!

    Es hat zugezogen, fühlt sich ein wenig so an, als ob es noch Regnen könnte und so beziehe ich neben einem verlassenen und sehr kaputtem Haus die verlassene keine Ahnung was, war vielleicht eine kleine Scheune, Abstellraum oder Garage, auf jeden Fall mit Dach.a


    Von den 2 Litern Wasser, welche wir noch haben, trinkt Kenai erst einmal 1,5 Liter und so besteht mein Abendessen aus ein paar Gummibärchen, einer gelutschten Calciumtablette Geschmacksrichtung Mango Maracuja und minimal Trockenobst.

    Wegen Mangel an klaubarem Toilettenpapier habe ich in Frankreich schon vor Tagen feuchtes Toilettenpapier gekauft, sehr sparsam verwendet und heute, bin ja nicht anspruchsvoll, muss es für die Katzenwäsche herhalten, drei so Teile reichen übrigens aus um sich ansatzweise sauber zu fühlen.


    Vor Chagny bis Saint Vallier, 60km

    Tag 21 - Le Doubs, La Saone, Le Doubs, La Saone und immer der Motherfucker Wind


    Nach einem kompletten Tag Ruhe kann man auch vor 8.00 Uhr starten. Innerhalb der ersten Stunde sind wir in Damparis und der Weg führt direkt an einer Boulangerie/Patisserie vorbei und beim Anblick der Auslage würde ich mich am liebsten hinein werfen um mich durch das komplette Sortiment zu probieren.

    Aber ich reisse mich zusammen und bestelle ein Croissant und komme fast vom Glauben ab als sie keines haben! Gut, je suis flexible, dann nehme ich halt eines mit Schokolade.

    Gegenüber gibt es einen Supermarkt und da ich am Morgen meine Trinkflasche geschrottet habe und es gut sein kann, dass sich heute keine zweite Möglichkeit mehr bieten wird (ich hatte so recht, am heutigen Tag sind wir an keiner weiteren Einkaufsvariante mehr vorbei gekommen!) lege ich auch hier einen kurzen Stopp ein und kaufe eine PET Flasche Eistee, passt wunderbar in die Halterung meines Rades.


    Weiter geht es und beim Versuch gleichzeitig zu radeln, mir die Biografie von Elon Musk vorlesen zu lassen und das Croissant zu essen beisse ich mir gschmeidig auf die Zunge.

    Erst entlang des Doubs, dann an der Saone und immer begleitet von Wind, der dummerweise nicht von hinten uns anschiebt, sondern uns von vorne bremst, dazu Wolken, welche die Sonne nicht einmal erahnen lassen.

    Wir werden überholt von einem Angler, wir sehen mittlerweile tägliche dutzende von Anglern (muss nicht gegendert werden, das sind wirklich immer nur Männer) und keine Fernradler mehr, der seinen Kram auf einem kleinen Anhänger hinter sich herzieht. Bei einer kurzen gebrüllten Unterhaltung will er erst wissen, was "vent" auf Deutsch heisst und dann, welches die Übersetzung für Motherfucker ist, anscheinend ist es hier nicht immer so windig und es geht auch nicht nur mir auf die Nerven.

    Faszinierend hier sind auch die Kühe die fast komplett weiss sind, aus der Distanz sehen die liegenden Kälbchen aus wie kleine, weisse Mäuse.


    Der Wind ist es auch, der dafür sorgt, dass die Mittagspause kurz ausfällt, allerdings kann ich auch langsam aber sicher Müsli mit Obst nicht mehr sehen, aber beim besten Willen, ich kann mich ja nicht nur von Keksen ernähren.

    Weiter geht es, irgendwann wieder am Doubs, wir fahren durch allerlei kleiner Dörfer und es ist komplett ausgestorben, kaum Menschen und schon zweimal keine Kinder. Auch schaut alles irgendwie heruntergekommen aus, ich hatte mir Frankreich so viel romantischer vorgestellt, aber soooooo viel Unterschied zu Rumänien sehe ich ehrlich gesagt nicht.

    Am Nachmittag zeigt sich seit vielen Tagen mal wieder die Sonne und da ich auch heute wieder die Uhr mittracken lasse, ziemlich motiviert bin und es gut läuft höre ich diese leise Stimme in meinem Hinterkopf die mir zuflüstert, dass ich heute doch mal wieder die 100 Kilometer knacken könnte.

    Nach der Biographie bin ich wieder bei Podcasts angelangt, hier ein kurzer Einblick in mein Potpourri :


    Wissen:

    SWR2 Wissen, Ted Talk, Eine Stunde History etc.


    Sex Podcast :

    Untenrum (Schweizerdeutsch), My Dad wrote a Porno etc.


    Interviews :

    Hotel Matze, Alles gesagt?, Gedanken tanken etc.


    Einfach berieseln lassen:

    Gemischtes Hack, Pottcast (Schweizerdeutsch), Beste Freundinnen, Fest & flauschig etc.


    Die Podcasts tragen mich über die Kilometer und obwohl sich um Kilometer 80 viele schöne Plätze um das Zelt aufzustellen bieten ist nun mein Ehrgeiz geweckt und es ist klar, dass die 100 Kilometer heute fallen müssen.

    Mein Track ist durch Chalon-sur-Saone gefahren, ich plane einen Weg drumherum und siehe da, hier verläuft auch der offizielle Weg des EV6.


    Wäre natürlich schön, wenn direkt bei Kilometer 100 ein wunderschöner Platz für das Zelt wäre, ist leider nicht, aber nachdem es mittlerweile auch schon relativ spät ist und der Weg wieder das typische Bild mit rechts Wasser und links Bäume bietet ist klar, dass ich heute nicht sehr wählerisch sein darf.

    Also die nächste Option genützt, beim angucken der Umgebung findet sich in zweiter Reihe ein annehmbarer Ort, Kenai gefüttert, Zelt aufgestellt, mir stehend Nudeln mit Spinatkäsesauce aus der 5 Minuten Kollektion reingezogen, die Übliche Abendroutine und morgen geht es dann weiter.


    Von den ganzen Kilometern ist Kenai ungefähr 6 Kilometer am Rad gelaufen, ausserdem sehe ich hier in Frankreich viele Malinois und Schweizer Schäferhunde.


    Dole bis kurz von Chagny, 102 Kilometer