Tag 18 - schlimmer geht es immer
Der Tag startet etwas später als sonst gegen 09.30 Uhr mit bewölktem Wetter und der Gewissheit, dass es heute noch regnen wird.
Raus aus Voujeaucourt und immer dem Doubs folgend in Richtung Besancon, gleich zu Beginn geht es ne Runde bergauf, da hätte ich in Nachhinein auch über die Landstraße abkürzen können, ansonsten immer das mehr oder weniger gleiche Bild was sich mir bietet: Wolken, der Doubs, Wiesen, Bäume, kleine Dörfer. Was sich mir wieder überhaupt nicht bietet ist die Option etwas einzukaufen, nicht einmal die Möglichkeit Wasser aufzufüllen, geschweige denn sich wo unterzustellen oder zu übernachten.
Frankreich ist da wirklich eine grosse Katastrophe! Hatte ich so nicht erwartet und ehrlich gesagt habe ich aktuell auch noch die Hoffnung, dass sich dies noch bessert...
Es nieselt immer wieder, also Regenjacke an, was, sobald es auch nur minimal bergauf geht oder der Regen endet, ekelhaft ist weil man in dem Ding einfach unangenehm schwitzt. Die Regenhose lasse ich gleich ganz weg, diese auszuziehen ist etwas umständlicher und viel bringen tut sie auch nicht
Glücklich, dass einige meiner Podcaster wieder aus ihrer Sommerpause zurück sind suchte ich deren Gespräche, hänge gleichzeitig meinen Gedanken hinterher und bringe einen Kilometer nach dem anderen hinter mich.
Mittagspause gibt es nur eine halbe Stunde, es ist windig und ich möchte weiter kommen.
Nach einem Blick auf die Wetterprognose erfolgt ein nächster Blick auf booking.com und ich beschließe, dass mir das Risiko auf der Strecke vielleicht keine Unterschlupfmöglichkeit zu finden und das Zelt aufstellen zu müssen, und das in meinem eh schon durchnässten Zustand, zu gross ist, ich heute schon wieder in einer Unterkunft nächtigen werde und dafür heute einfach mal sehr lange und sehr viele Kilometer radeln werde.
Ziel ist ein Aussenbezirk von Besancon, gegen 19.30 Uhr bin ich auf den letzten Kilometern und jetzt regnet es richtig! Würde ich Unterwäsche tragen wäre ich jetzt bis auf diese nass, so fühlt sich jeder Schritt (ich schiebe mal wieder den Berg hoch) in meinen nassen Socken in nassen Schuhen an wie ein Gang durch das Moor.
Ich bin nicht in irgendeinem Kaff sondern zwischen Hochhäusern auf der Suche nach dem Hotel, Google Maps macht mich mal wieder wahnsinnig, ich lande auf einem Spielplatz, komme nicht mehr raus und muss umdrehen, komme bei Fussgängerwegen mit dem Anhänger nicht durch und langsam aber sicher friere ich und bin fix und fertig.
Im Hotel angekommen die Hiobsbotschaft : Ausgebucht. Ja fragt mich nicht, warum ich nicht gebucht habe, hat die letzten Male auch geklappt!
Ich bin so schockiert, dass ich in den Überlebens - und Organisationsmodus schalte, mich mit Handy bewaffnet hinsetzen und nach einer Alternative suche - und keine finde! Es ist mittlerweile nach 20.00 Uhr, ich bin durchnässt, friere, es ist dunkel und ich stehe mitten zwischen Hochhäusern und es gibt weit und breit kein Hotel, welches noch Platz für mich und Kenai hätte!
Verzweiflung ist glaube ich das passende Wort für die vorherrschende Stimmung, ich habe keine Ahnung was ich machen soll, in einem Anflug aus Galgenhumor überlege ich, ob ich einfach die ganze Nacht weiterfahren oder mich in den nächsten Hausflur legen soll, verwerfen zum Glück jedoch beide Ideen wieder und fahre den Weg zurück in Richtung EV6.
Den Fussballplatz schau ich mir noch einmal genauer an, leider keine Option, kurz danach aber wenigstens eine Wiese auf der ich das Zelt aufstellen könnte.
Fahrrad abgestellt, Umgebung angeschaut, nur nicht stehen bleiben, dann friert es mich gleich wieder, und so grosse Tomatenbeete entdeckt. Wie beschreibe ich das jetzt am sinnvollsten? Also so Beete, welche mit einem Runddach aus leichtem Plastik geschützt sind unter welchem man auch stehen kann.
Ich beschließe, dass ich das Rad mit Anhänger darunter parken, mir aber trotzdem das Zelt aufbauen werde.
Rechts von einem überdachten Beet werfe ich das Zelt aus, baue die eine Zeltstange zusammen, welche für die minimale Höhe sorgt, spanne diese von links nach rechts und stelle fest, dass der Eingang auf der falschen Seite ist, packe Stange und Zelt, schwinge alles einmal herum und ditsche dabei an die gespannte Schnur über mir.
Es folgt ein komplett sinnbefreiter Aufschrei und ein beherzten Hopser nach vorne, besagte Schnur ist ein Stromzaun, viel zu hoch montiert aber mit genauso viel Strom drauf, welcher mal schnell meinen Körper von oben nach unten durchschossen hat.
Jetzt heulen? Neeeee, jetzt ist dafür auch schon zu spät.
Zelt auf der anderen Seite, dieses Mal ohne Stromzaun, aufgebaut, schnell alles reingeworfen denn die Vorhersage hat recht, es beginnt zu regnen und es riecht mittlerweile eh alles ein wenig unangenehm, mit 45kg nassem Hund wird das auch nicht besser. Ich ziehe mir gleich die Kleidung für den nächsten Tag an und auf Abendessen wird verzichtet.
Einziges Highlight an diesem Tag : Wenn mich nicht alles komplett täuscht, dann habe ich die 100km/Tag überschritten