Tag 6 - Auf die Fähre
Gibt es eigentlich eine Kultur, in denen Frauen mit fettigen, ungewaschenen Haaren beliebt sind? Wenn ja, ich hätte auf deren Heiratsmarkt gerade beste Chancen!
Langsam aber sicher wäre eine warme und ausgiebige Dusche schon etwas tolles, gefühlt ist es aber noch zu früh und zu gutes Wetter um mir eine Nacht in einer Unterkunft zu buchen, darum überlege ich mir am Vormittag, welche Alternativen es denn geben würde. Natürlich wieder mein Geheimtipp Sportplatz, auch Fitnessstudios, Schwimmbäder oder sogar eine Sauna dürften in Frage kommen. Naja, vielleicht ergibt sich ja heute etwas.
Heute beginnt tatsächlich bereits um 7.00 Uhr und da der Platz nicht dazu einlädt sind nochmal umzudrehen sind wir bereits um 8.00 Uhr wieder auf der Strecke und Mittags irgendwo bei Kelheim , wieder ein Sportplatz, wieder das Zelt zum trocken aufgehängt und wieder Müsli mit Obst für mich und als Highlight für Kenai die getrocknete Kehle.
In Kelheim endet die Strecke beim Hafen überraschenderweise und ich sehe nicht nur an den Schildern sondern auch an meinem Track, dass es wohl erst einmal mit der Fähre weitergeht. Da ich keine Alternative sehe löse ich für € 14.50 Tickets für mich, den Hund, das Rad und den Anhänger.
Die Fähre ist leider keine, wie ich sie aus dem letzten Jahr kenne, also klein, einfach und bringt einen von einem Ufer an das Andere, sondern ein riesen Touristendampfer der uns innerhalb von 40 Minuten von Kelheim bis zum Kloster Weltenburg bringt und uns auch noch mit wichtigen oder unwichtigen, je nachdem wie man es sehen möchte, Informationen historischer und geografischer Natur versorgt.
Auf der Fähre überkommt es mich auf einmal und ich weine leise und unauffällig vor mich hin. Die letzten Monate waren anstrengend, ich würde verlassen, geghostet und hatte einfach insgesamt viele Kraft zehrende Themen. Eine Tour wie diese, welche körperlich fordernd ist und Entbehrungen wie wenig Schlaf und Schmerzen mit sich bringt, führt unweigerlich dazu, dass man viel Zeit zum nachdenken hat und vulnerabel ist. Ich kenne das, ich war darauf vorbereitet, also bewerte ich es nicht über, steigere mich nicht hinein sondern lasse die Tränen einfach laufen, das stört nicht auf der Fähre und auch nicht beim Fahrrad fahren.
Nach dem Kloster geht es wieder weiter weg von der Donau, rauf und runter über diverse Dörfer, ein kurzer Einkauf im Netto (5 Minuten Terrine, Brot und eine Schale Nassfutter für den Hund) und vor Pförring ist klar, dass ich langsam aber sicher einen Platz zum schlafen suchen sollte.
Direkt an der Donau zu viele Mücken, vor der Ortschaft eine kleine Wiese an einem Teich, allerdings ungeschützt und wenn ich ehrlich bin habe ich so überhaupt keine Motivation das Zelt schon wieder aufzubauen.
Google Maps zeigt einen Sportplatz direkt um die Ecke welchen ich dann auch ansteuere. Richtige Entscheidung, denn die Terrasse des Tennisvereins ist an drei Seiten geschützt, direkter Blick auf den Tennisplatz, fließend Wasser und ein Stromanschluss.
Statt Zeltaufbau gibt es heute also eine ausgiebige Katzenwäsche bei der ich feststelle, dass ich, wie im letzten Jahr auch schon, den Waschlappen auf der Strecke verloren habe. Zum Glück habe ich kaum Ansprüche und bin ziemlich hart im Nehmen, weshalb ich eine Ecke des Hundemikrofasertuches nass mache und verwende, zum abtrocknen habe ich ein kleines Mikrofasertuch dabei.