Hmh - um bewusste Erinnerungen gehts da nicht immer.
Bei Lilly z. B. deutet alles auf Deprivation hin. Es gibt eine verhältnismäßig kurzen Phase der Gehirnentwicklung des Welpen (2-3 Wochen werden angenommen, irgendwann innerhalb der ersten 5-13 Wochen), bei der sich im Hirn genau die neuronalen Verknüpfungen ausbilden, die zuständig sind für die Verarbeitung und Speicherung von Erfahrungen und die Fähigkeit, gemachte Erfahrungen mit neuen Reizen zu vergleichen und einzuordnen. Sprich: Die Fähigkeit, Erlebtes zu verarbeiten, speichern und zu generalisieren, also aus Erfahrungen zu lernen.
Wenn in dieser kurzen Phase nicht genügend Input kommt, oder die Möglichkeit fehlt, den erhaltenen Input zu verarbeiten (die Verknüpfungen bilden sich während Ruhe und Schlaf aus), dann bilden diese Verknüpfungen sich ggf. unzureichend aus. Das ist irreversibel, ein bleibender Schaden am Gehirn. Unterschiedlich schwer. Heißt nicht, dass die Hunde nicht lernen können und nie die Fähigkeit entwickeln, mit Neuem umzugehen und Schrecksituationen zu meistern, aber es ist halt schwieriger.
Unabhängig davon werden in dieser frühen Welpenzeit ja auch Kompetenzen für die Auseinandersetzung mit der Umwelt erworben. Da die Mutter und Geschwister des Junghunds ein wesentlicher Faktor bei der Interaktion mit der Welt und dem Verständnis für das sind, was der kleine Hund erlebt, kann eine zu frühe Trennung durchaus gravierende Einschränkungen mit sich bringen. Dann ist nicht unbedingt ein Deprivationsschaden da, aber diese essenziellen Kompetenzen fehlen.
Und Negativerfahrungen werden in der Phase der Hirnentwicklung bombenfest verknüpft und können den Hund durchaus lebenslang begleiten. Oft zeigen sich solche Folgen nicht schon in der Welpen- und frühen Junghundezeit, sondern teils in der Pubertät und teils beim Erwachsenwerden.
Aber an allem kann man arbeiten. Ich drücke Euch mal die Daumen.