Liebe Foris,
ich bin gerade etwas verzweifelt, weil der heutige Morgenspaziergang wieder purer Stress war. Für meinen Hund und für mich.
Beim Spaziergang durch den Wald ist mein Hund in letzter Zeit irgendwie verhaltensauffällig und wirkt bis zur Hälfte des Spaziergangs gestresst und irgendwie zwanghaft. Ich denke, ich muss etwas weiter ausholen, entschuldigt den langen Text.
Wenn ich in der Mittagspause an meinem Arbeitsplatz mit ihm durch den Park gehe, habe ich meinen "normalen" Hund. Er ist manchmal kurz hinter mir, dann schicke ich ihn vorbei, wenn er nicht von selber vorbeigeht und er tut wieder sein Ding. Er schnüffelt, orientiert sich an mir, schnuffelt sich auch manchmal fest, dann kommt er wieder vorbeigetrabt. I.d.R. spielen wir in der Mitte der Runde und machen ein paar Übungen, gerade auch gerne spielen am Bach etc. alles wunderbar. Wir sind meistens 1 Stunde unterwegs, die beiden anderen Gassigänge sind zwischen 20 und 45 Minuten.
Ganz anders sieht die Situation aus, wenn wir im Wald spazieren gehen. Besonders schlimm ist es morgens, aber auch wenn ich auf dem Heimweg nochmal im Wald halte, um dort ne Runde zu drehen. Das sieht dann immer so aus: Wir gehen los, Hund löst sich und schnuffelt kurz. Und - ohne, dass ich bewusst was tue - fängt er dann an, entweder an meinem Fuß zu kleben (quasi Nase an Wade, möchte ich nicht, schicke ihn vorbei) oder neben mir zu laufen und sich alle zwei Schritte total gestresst zu mir umzudrehen. Ich weiß nicht warum! Er steht nicht unter Kommando, ich sage einfach "weiter" und will ihm signalisieren, dass er einfach tun kann, was er will. Nur scheinbar will er das nicht. Wenn ich ihn nicht vorbeischicken würde, würde er mir die ganze Zeit am Haxen kleben oder schräg hinter mir laufen und das macht mich auch wahnsinnig. Das weiter oder "kannsch gehen" versteht er in der Mittagspause gut und weiß (meines Erachtens), dass es eine Freigabe ist. Ich habe es positiv mit Leckerlies und Spielen als Belohnung aufgebaut, dass an mir vorbeilaufen toll ist. Er kann meistens offline laufen. Manchmal bringt Anleinen eine leichte Verbesserung, heute z.B. gar nicht, da hat es das Problem nur verstärkt.
Es macht keinen Unterschied, ob er ein Spielzeug trägt oder nicht, ob wir am Anfang etwas spielen, um "Druck abzulassen", ob ich ihn ignoriere oder ihn positiv bestätige, wenn er mal geht, ob ich deutlicher werde, wenn er immer wieder kleben anfängt... Es ist immer der gleiche Krampf und ich wünsche mir so sehr, dass der Knoten platzt und mein Hund einfach tut, was ein Hund so tut.
So ab der Mitte des Spaziergangs wird er meistens etwas entspannter, sucht sich ein Stöckchen zum Tragen (das wirklich nur ruhig getragen wird, also erlaube ich es) und geht dann voraus. Aber bis dahin sind wir beide schon total gestresst und ich verzweifelt, weil ich nicht weiß, wie ich den Hund dazu bekommen soll, einfach den Spaziergang zu genießen und mich nicht alle zwei Sekunden total gestresst anzugucken. Er ist schon immer sehr auf mich fixiert, aber in letzter Zeit nimmt das Ausmaße an, die für ihn nicht gesund sein können.
Was meint Ihr?
Er ist ein 9 Jahre alter Pudel-Bordercollie-Mix. Ich habe ihn von Welpe an und er war früher nicht so! Wir hatten eine Zeit lang ein Thema mit dem hinten laufen und kleben, aber mittags (oder auf offenem Feld) haben wir das richtig gut im Griff und er wirkt normal und entspannt auf mich.
Könnte es an zu wenig, zu viel oder falscher Beschäftigung / Auslastung liegen? Was könnte ich tun?
Da ich mich manchmal sehr "gehütet" fühle, würde ich mich sehr freuen, wenn auch flying-paws mir einen Rat geben könnte, ich lese hier ja schon lange mit und finde es super, wieviele Leute mit viel Ahnung versuchen weiterzuhelfen. Flying Paws ist mir wegen der Hütethematik schon besonders aufgefallen, aber ich bin über alle Antworten dankbar!
Zur Gesundheit: Die Schilddrüse wurde beim letzten geriatrischen Profil mit Untersucht, da war ein Wert etwas niedrig, bei der Kontrollmessung einen Monat später wieder im Normbereich. Ist jetzt zwei Monate her. Der TA hielt ein ausführliches Schilddrüsenprofil nicht für erforderlich, obwohl ich ihm auch die Auffälligkeit schilderte (zu dem Zeitpunkt aber noch weniger ausgeprägt). Sonst waren alle Werte ok. Er hat beginnende Arthrose (auch vom TA diagnostiziert und er bekommt abgesprochene Nahrungsergänzungen dazu, im Winter auch Physio) und bekommt aufgrund einer Autoimmunerkrankung Pentoxifylline 3x täglich. Gerade bin ich kurz davor, eine Tierverhaltenstherapeutin anzurufen, weil ich will, dass wir draußen endlich wieder normal unterwegs sein können. Haltet Ihr das für angeraten? Was würdet ihr tun?