Ich würde deine Situation gerne nochmal aus einem anderen Blickwinkel heraus beleuchten.
Es kommt sicher auf die Art an, wie man selbst als Mensch mit Verlusten umgeht. Manche Menschen können sich schneller wieder auf einen neuen Hund einlassen, andere benötigen mehr Zeit zum Verarbeiten, ich würde aber daran keinesfalls messen, ob einer von beiden Beispielen seinen Hund mehr oder weniger liebt.
In meinen Augen ist dieser "emotionale" Abstand zum Hund eine Art von Selbstschutz.
Du hast gerade vor nicht langer Zeit deinen Hund hergeben müssen und trauerst diesem Hund und der Beziehung, die du in den Jahren (und sicherlich auch mit viel Arbeit verbunden) zu ihm aufbauen konntest, nach.
Zum einen verbinden dich mit dem neuen Hund deutlich weniger Zeit, Arbeit und Emotionen, zum anderen:
Wenn du dich bereits jetzt voll und ganz auf den neuen Hund einlassen würdest, dann wärest du auch viel "angreifbarer", wenn diesem nun etwas passieren würde.
Und ich denke, dass man da einfach aus Selbstschutz vor zu großer emotionaler Belastung durch kurz aufeinander folgende Verluste erst einmal unbewusst versucht, Abstand zu wahren.
Der Hund ist dir nicht egal, im Gegenteil, er wird optimal versorgt und behandelt wie es sein sollte, nur die emotionale Nähe fehlt Dir.
Gib dir und dem Hund Zeit. Er muss erst zu deinem Hund werden, das benötigt Zeit und gemeinsame Erfahrungen, die verbinden und die Zeit, bis du dich wieder richtig auf einen Hund einlassen kannst.
Wenn Du aber der Meinung bist, dass es am Hund selbst liegt und du bspw. einen anderen Hund sofort ins Herz schliessen könntest, dann denk mal drüber nach, ob du mit einer dauerhaften Abgabe des Hundes gut leben könntest und stattdessen sofort einen anderen Hund bei Dir aufnehmen könntest... und ob du das dem Hund zumuten möchtest, wieder zu einem neuen Besitzer zu kommen.
oftmal muss man den Gedanken für sich ersteinmal relativ nah an der Realität zu Ende denken, um die Situation beurteilen zu können. Ein "was wäre wenn"-Denken ist aus meiner Sicht oftmals immer noch Teil der Trauerarbeit, weil man sich eben ein Stück weit den verstorbenen Hund zurückwünscht.
Diese Sichtweise beruht natürlich auf meinen persönlichen Erfahrungen, aber vielleicht hilft dir dieser Ansatz weiter.
Zitat
Denkt eigentlich auch mal jemand an den Hund ?
Dem Hund geht es aktuell gut und die Gedanken der Themenstarterin sind bisher reines Kopfkino - und ich denke schon, dass sie sich Gedanken um den Hund macht, sonst hätte sie ihn abgegeben, statt sich Gedanken darüber zu machen.
VG
Stefanie