Also mein Hund gehört zu denjenigen, die durch die Kastration aggressiver geworden sind.
Die Geschichte:
Ich habe meinen Hund mit 1,5 Jahren aus dem Tierheim übernommen - schon dort zeigte er hypersexuelles Verhalten. Im Tierheim sagte man uns, dass wir wohl um eine Kastration nicht herumkommen würden. Sein Verhalten entsprach in etwa dem, was thinha in ihrem Beitrag schrieb. Sobald er einen anderen Hund sah, war das egal ob Rüde oder Hündin ein potentieller Sexualpartner. War er erstmal auf die Idee gekommen , gab es kein zurück mehr. Ich konnte ihn nur noch anleinen und weggehen. Ein normales spielen oder auch nur begrüßen des anderen Hundes war nicht (bzw. nur selten) drin.
In der Hundeschule war arbeiten - wenn überhaupt - nur möglich, wenn keine Hündin dabei war. war eine Hündin anwesend, hing er teilweise nur hechelnd und keuchend in der Leine und war nicht mehr ansprechbar.
Wir wohnen in einer Gegend mit recht hoher Hundedichte. Wenn in der "Nachbarschaft" eine Hündin läufig war, saß mein Hund nur noch hechelnd und sabbernd vor dem Fenster mit Blick auf die Straße. Gefressen hat er zu diesen Zeiten (die wegen der vielen Hunde recht oft vorkam) kaum bis gar nicht. Dafür hat er sich recht oft wegen der unegenutzten Magensäure erbrochen. In diesen Zeiten hat er meist stark abgenommen (obwohl er ohnehin schon recht schlank war).
Hinzu kam noch eine medizinische und hygienische Indikation: mein Hund litt unter einer ziemlich starken Vorhautentzündung, die auch mehrfach weiterführende Entzündungen verursachte. Er "produzierte" teilweise so viel Sekret, dass es, wenn er sich schüttelte häufig gegen die Tapetehn, Türen Tische etc. flog.
Da ich selbst eine absolute Kastrationsgegnerin war / bin, habe ich mir das ein gutes Jahr mit angesehen. Ich habe mit einigen Trainern gesprochen und gearbeitet (bis auf einen ebenfalls absolute Gegner der Rüdenkastration), die mir alle rieten, meinen Hund doch kastrieren zu lassen. ich habe mich wirklich schweren Herzens dafür entschieden.
Die Kastration ist jetzt 7 Monate her. das hypersexuelle Verhalten hat sich gelegt. Die Vorhautentzündung ist verschwunden, und er ist in Gegenwart anderer Hunde viel ansprechbarer geworden. Er frisst besser und regelmäßiger und hält seitdem sein gewicht. Durch die regelmäßige Nahrungsaufnahme erbricht er auch kaum noch Magensäure. Im Haus ist er ruhiger geworden und leidet nicht mehr so, wenn Hündinnen in der Gegend läufig sind. Interesse an läufigen Hündinnen hat er aber nach wie vor.
Leider ist er durch dir Kastration jetzt anderen Hunden gegenüber sehr unsicher geworden (bzw. wird seine Unsicherheit jetzt nicht mehr durch seinen Geschlechtstrieb überlagert). Was sich darin äußert, dass er bei Begegnungen mit fremden Hunden (ohne Leine) sehr viel knurriger und belliger geworden ist. (kein Angstbeisser) Erst jetzt nach der Kastration macht sich seine wohl nicht ausreichende Sozialisation bemerkbar. Das wird wohl noch eine ganze Weile dauern, bis er auch bei Begegnungen mit fremden Hunden etwas souveräner wird....