Perro
Bzgl Whippet und Ableinbarkeit.
Es ist, wie so oft, auch eine Frage dessen, was man gewöhnt ist - und erwartet.
Nach 16 Jahren Windhunde sind zb die meine Normalität. Da überlegt man gar nimmer viel.
Mich machen zb Hütehünde nervös. Nicht mein Typ. Die wollen viel zu viel von mir. Die Whippets etwa brauchen mich im Prinzip nicht, sind aber trotzdem immer irgendwie um einen rum.
AUSSER es gäbe was jagdbares. Und jagen heißt beim Whippet letztlich hetzen. Mit 50, 60km/h hinter etwas herlaufen, das weg rennt. In einem Tempo, das sie im Alltag selten bis nicht zeigen. Und ohne Rücksicht auf Verluste.
Das heißt für mich: da, wo es eher ungesund ist, würde der Hund ins Hetzen geraten, leine ich nicht ab. Hochegbirge, vor uns geht es 309m runter. Nein, eher nicht. Aus Prinzip. Und sonst...kommt es darauf an.
Bei Dämmerung, vorallem in unbekanntem Gebiet: nein.
Bei überall rennt Wild rum, das sogar ich gleich sehe: nein.
Hund, der grade Wildsichtung hatte und auf Adrenalin ist: nein.
Nächste stark befahrene Straße gleich nebenan: nein.
Direkt an der Bahntrasse: nein.
Andererseits: bei uns im Stadtviertel darf einer meiner Whippets aktuell abends frei laufen. Bei dem Schneetreiben ist da teilweise kein Verkehr, die Marder sind seit 2 Jahren woanders, die Streunerkatze ewig nimmer gesehen, auch keine Spuren.
Natürlich kann auch der Whippet am Gehsteig bleiben und an der Straßenecke stehen bleiben und sich einfach wie ein Hund benehmen, ist ja einer. Das würde sich auch sommers nicht ändern. Trotzdem mache ich das zb im Sommer nicht. Da gibt es mehr "Was wäre wenn?" Und wenn da doch wieder die Streunerkatze auftauchen würde, Hund sich nicht abrufen ließe, dann ist der nach 3 Sprüngen auf Topspeed und kracht mit 50km/h aufwärts in den Verkehr oder sonstwo rein oder ist 30 Sekunden später 500m weit weg und nimmt mich längst nimmer wahr.
So lange dieses "Hetzen wird ausgelöst" nicht passiert, is auch nix. Das "Was wäre wenn?" ist bei so schnellen Hunden das Problem. Was, wenn doch wo was davon läuft, das den Hetztrieb triggert und Hund prescht blind und quasi schmerzausgeschalten drauf los, egal ob man da 50km/h plus laufen kann oder besser nicht.
Das ist auch über Gehorsam einfach nicht regelbar. Ein Restrisiko besteht immer. Auch beim Immerleinenlos-10 Jahre war nix- Whippet.
Aber sonst... Sie wollen halt besonders gern Renn- und Jagdspiele spielen und kriegen immer mal wieder Rennflashs, auch erwachsen teilweise noch. Für schnell rennen braucht man viel Platz und eine Umgebung, in der man schnell rennen kann, ohne in Löcher im Boden zu treten oder in schlecht sichtbare Hindernisse zu rennen oder auf Eisplatten aufs Maul zu fliegen oder die Blutgrätsche zu machen.
Aber dazwischen sind es Normalohunde. Nicht normal ist halt das Tempo und die Intensität, mit der sie im Zweifelsfall hinter Beute hergingen. Das mitzukalkulieren und die Risiken für Hund und Umwelt abzuwägen, sind so meine Voraussetzung für Freilauf.
Tatsächlich hab ich in meinem Whippetumkreis keinen Whippet, der nicht mindestens oft ableinbar ist
Bzgl Wanderungen:
Da war der limitierende Faktor bisher das Kind, nicht die Hunde.
Es ist nicht ihr Fachgebiet, täglich 20, 30k runter zu reißen. Aber alles was mit "Durchschnittshund" geht, geht mit Whippet durchaus.
Wandern mit Whippet machen etliche Besitzer. Halt nicht unbedingt Ultradistanz.
(Eine Besonderheit gibt es schon: die Kombination vielleicht nicht ganz fit und dann Belastung, zwischendurch mal sehr schnell gerannt oder zum jagen abgehauen, höhere Temperaturen und/oder Luftfeuchtigkeit, da kann man Whippets durchaus kritisch überlasten. Greyhoundsperre passiert nicht ständig, ist aber eine reale Gefahr bei dem Hundetypus.)
Rad fahren und Co...ja, warum nicht?! Auch Canicross oder Bikejöring o.ä. geht auch mit Whippet. Auch hier: ist nicht ihre Spezialdisziplin, aber in nem moderaten Rahmen machbar.
Wie weit es den Hund langfristig interessiert, ist halt immer die Frage. Whippets interessiert: schnell hinter Beute rennen oder miteinander Jagdspiele spielen und dazwischen...ist es bissl individuell. Hunde, die einem jeden Wunsch von den Augen ablesen und 200 Wiederholungen abspulen, eher nein. Nach der 4ten Wiederholung kommt dann mitunter: "Warum?" oder "Der Baum dort hinten ist interessanter".
Wenn man der Typ dafür ist, kann man aus nem Whippet viel heraus holen, sie funktionieren aber auch als einfach Mitläufer. Aber selbst der zuverlässigste Whippet ist kein 105% Gehorsam Hund und Kooperation nur, um den Halter glücklich zu machen: nein. Der Whippet will schon selber auch was davon haben, dann kann er auch sehr motivierbar sein, immer mit einer Restunsicherheit, ob er nicht doch mal keinen Bock auf den unnötigen Firlefanz hat.