Oh, wie spannend - da bin ich auch mal dabei!
Wie viel und lang habt ihr euch auf den Hund vorbereitet und informiert ?
Ca. 6 Monaten vorher und wir sind immer noch kräftig dabei!
Woher ist er?
Von einer Züchterin
Warum genau diese Rasse bzw. Mischling ?
Wir haben uns so spontan und heftig in einen Vertreter der Rasse Bolonka Zwetna verliebt, dass wir genauso einen Hund mit solchen Charaktereigenschaften wollten.
Hättet ihr auch eine ganz andere Rasse genommen ?
Eigentlich nicht, weil wir uns so sehr in die Eigenschaften eines Bolonkas verliebt hatten. Aber mittlerweile weiß ich, dass auch andere Rassen aus der Begleithundklasse gut zu uns passen würden.
Wolltet ihr Welpen oder älteren hund ?
Ich wollte gerne einen Welpen, aber mein Mann traute es sich nicht zu als "Neu-Hunde-Halter" gleich mit einem Welpen anzufangen. Er hielt es für schwieriger als einen bereits "fertigen" Hund zu übernehmen. Da das Leben aus Kompromissen besteht und ich zu dem Zeitpunkt ja auch sehr unerfahren war, wurde es also ein erwachsener Hund.
Warum habt ihr euch einen Hund gekauft ?
2016 starben unsere beiden Katzen kurz nacheinander. Beide waren fast 18 Jahre bei uns und wir waren am Boden zerstört. Obwohl wir (Männe & ich) einander hatten, fühlten wir uns alleine und konnten uns ein Leben mit anderen Katzen einfach nicht vorstellen.
Zudem erkrankt mein Vater an Parkinson & Alzheimer, sodass wir viel zu meinen Eltern pendelten (ca. 2,5 Std. Anfahrt). Vorher konnte halt immer nur einer fahren - nachdem unsere Beiden fort waren, konnten wir die Besuche zu zweit machen. Das machte es einfacher, die zumeist sehr nervenaufreibenden Besuche zu ertragen.
Als mein Vater dann im Januar 2019 ins Krankenhaus kam und sehr kurzfristig in eine 300 km entfernte Stadt verlegt wurde, pendelte die gesamte Familie hin und her. Meine Mutter zog dann dort in eine Ferienwohnung und wir waren mindestens auch an den Wochenenden da. So lernten wir auch die Rasse Bolonka Zwetna kennen, denn eine Pension in der Nähe hatte so einen Sonnenschein, der uns alle in dieser schweren Zeit aufmunterte. Wir (die absoluten Katzenmenschen ) stellten bei näherer Betrachtung fest, dass so ein kleiner Hund eigentlich das ideale Haustier für uns ist. Er kann uns (bei entsprechender Erziehung) überallhin begleiten und würde unsere kleine Familie wieder komplettieren.
Nun ja - und so ist es dann ja auch fast.
Was hattet ihr für Ziele mit Hund (zB Agility) ?
Wir wollten einen unkomplizierten Begleiter, der den Alltag aufpeppt und an
vielen unserer Unternehmungen teilnehmen kann. Wir wandern gerne und sind auch viel
Fahrrad gefahren. Und da waren ja auch immer noch die Besuche in unserer alten
Heimat bei den Eltern. – Das war eigentlich unser Ziel.
Ich hatte im Vorfeld auch viel über Agility gelesen und fand es spannend, aber
nun trainieren wir unseren Kleinen dahin, dass wir ins Cross Dogging einsteigen
können.
Das finden wir total interessant und konnten es auch schon testen.
Nach dem Kauf:
Habt ihr den Wunschhund bekommen ?
Jein. Zu Anfang nicht. Nun schon.
Wir wünschten uns einen fröhlichen, gerne etwas dummen und unkomplizierten
Begleiter in allen Lebenslagen. Bekommen haben wir einen unsicheren aber recht
cleveren Hund, der mit unserem Alltag komplett überfordert war.
Nun ist er über 10 Monate bei uns und erst vor 3 – 4 Monaten merkte man, daß
er anfängt uns zu vertrauen und manche Sache mitmachte, weil er weiß, dass wir
für ihn da sind und ihn beschützen. In allem, was sich zu Hause abspielte, war
er der Traumhund schlechthin – sobald wir unser Grundstück verließen, war es
sehr anstrengend.
Unser Trainerin (der wir als „Neuhundehalter“ gar nicht genug danken können!)
sagte uns, dass jeder den Hund kriegt, den er verdient. Dank ihr, konnten wir
seine Cleverness und die Begeisterung fürs Lernen nutzen, um ihm den Weg in die
Alltagstauglichkeit zu weisen.
Mittlerweile sind wir auf dem Weg zum Team und freuen uns sehr, dass wir uns in
das Abenteuer Hund gestürzt haben. Ich glaube nicht, dass es noch jemals eine
Zeit in unserem Leben geben wird, die wir ohne Hund sein können.
Wie mein Mann neulich sagte: Der Hund ist halt die bessere Katze. – Und das von
jemandem, der als Katzenhalter Hunde immer doof fand, weil die ja so
unterwürfig sind und keinen eigenen Willen haben!
Wie lief Tag 1 ?
Grundsätzlich gut. Die Fahrt im Auto lief so semi-gut, aber das hatten wir
nicht anders erwartet, da wir von dem „Training“ der Züchterin schon gehört
hatten und keine große Hoffnung in den Erfolg gesetzt hatten.
Als wir zu Hause angekommen waren, haben wir es sehr ruhig angehen lassen,
damit er erstmal zurechtfinden kann. Also alles in allem ein ruhiger Tag.
Was war euer größtes Problem ?
Die Probleme fingen in den ersten Tagen an. Er hörte auf zu fressen. Es
zeigte sich, dass er eine allumfassende Umweltunsicherheit hatte und Autofahren
grundsätzlich total blöd fand. – Für einen Hund, der mind. 3 Mal die Woche mit
zur Arbeit fahren soll, bei einem Fahrtweg von mindestens 45 Minuten, war das
eine echt miese Voraussetzung. – Zu unserer Verteidigung: All das war der
Züchterin vom ersten Gespräch an bekannt. Zu allen Bedenken, die wir äußerten
hieß es stets: Er wird sich Euch anpassen – das ist kein Problem.
Wir haben dann sofort mit unserer Trainerin Kontakt aufgenommen und mit
Einzelstunden gestartet.
Was ist euer aktuell größtes Problem ?
Seine Angst vor anderen Hunden (wir sind dran!) und das alleine bleiben. Wobei das Alleine bleiben kein ganz großes Problem ist, da er nicht Alleine bleiben muss. Es ist immer jemand da - und wenn nicht, kann es organisiert werden.Wir haben uns im Vorfeld so viele Gedanken gemacht und alle Eventualitäten durchgespielt, dass es kaum eine normale Situation gibt, die uns nun überrascht. Und ja – wir „zerdenken“ gerne manche Sachen.
Wir müssen nur mal anfangen das Alleine bleiben richtig zu trainieren. Hier liegt es also definitiv an uns – nicht am Hund.
Und nach wie vor hat er viele Unsicherheiten. Das wird uns aber vermutlich den Rest seines Lebens begleiten – ich hoffe aber immer noch darauf, daß wir in ein paar Jahren drüber lachen werden, weil es uns nicht mehr betrifft.
Habt ihr es euch/leichter schwerer vorgestellt ?
Schwerer vorgestellt habe ich mir den „Haustier-Wechsel“. Ich hätte gedacht, dass ich mehr mit der Art von Hunden fremdele, weil wir so lange Katzen hatten und diese auch abgöttisch geliebt haben.
Leichter vorgestellt habe ich mir… tja… eigentlich vieles (um nicht zu sagen alles). Aber an jedem Problem sind wir gewachsen und nun ist es gut wie es ist. Und es war auch mal interessant viele Abend im Auto sitzend zu verbringen, damit der Hund lernt, dass das Auto ein ganz normaler Lebensraum ist.
Allgemeines:
Käme ein weiterer Hund in Frage ?
Für mich: Ein klares Ja! Vielleicht in 1 – 2 Jahren, wenn Hugh vollends bei
uns angekommen ist und einige Probleme nur noch schwache Erinnerungen sind.
Dann glaube ich, dass ein zweiter Hund eine ganz tolle Bereicherung für unser
Leben sein kann.
Mein Männe kann es sich momentan überhaupt nicht vorstellen und würde sich zum
jetzigen Zeitpunkt damit überfordert fühlen. Ich denke aber, dass es so gehen
wird wie bei Hugh: Er hat Bedenken, „zerdenkt“ jegliche Eventualitäten und
stimmt letzten Endes zu, weil ich die volle Verantwortung übernehme. – So war
es auch bei Hugh.
Corona hat dazu geführt, dass Männe nun überwiegend im HomeOffice ist – und wer
ist stets an seiner Seite? – Genau! Hugh.
Und wenn der Kleine dann doch mal mit mir zur Arbeit kommt (er soll es ja auch
nicht verlernen), dann kommen mehrere SMS am Tag, wie einsam er sich doch ohne
seinen Hund fühlt!