Liebes Blöckchen !
Ich habe nicht ganz rausgelesen, ob es ein Papillon werden soll oder ob der Bolonka noch im Rennen ist.
Lass Dir von meinen Erfahrungen als (blauäugige!) Neuhundehalterin erzählen. Falls der Bolonka bei Dir raus ist, kannst Du meinen Post auch gerne ignorieren.
Mein Männe und ich haben die Rasse Bolonka als freundlich, aufgeschlossen und lebendig kennengelernt. Wir waren zuvor 18 Jahre lang Katzenhalter und ein Hund kam für uns nie in Frage. Der Bolonka änderte alles.
Da mein Mann sich keinen Welpen zutraute, suchten wir von Anfang an nach einem erwachsenen Bolonka. Mir wäre ein Welpe lieber gewesen, aber ich war bereit den Kompromiss einzugehen, weil ich glaube, dass ein Hund per se uns einfach gutgetan hatte. So eine einschneidende Entscheidung muss ja auch von der ganzen Familie (wir zwei! ) getragen werden.
Wir fanden eine Züchterin, die einen Bolonka abzugeben hatte, der 1,5 Jahre alt war und nun doch das Rudel verlassen sollte. Laut ihrer Aussage sollte er ursprünglich ganz normal abgegeben werden, aber für ihn wären nur Anfragen von Züchtern gekommen, weil er so hübsch war und das wollte sie nicht. So ist er zunächst bei ihr geblieben und normal im Rudel mitgelaufen. Nun wurde ihr die Arbeit zuviel (8 Bolonkas, die alle langes Fell haben, machen ja nicht unwesentlich Arbeit) und sie setze ihn auf ihre Homepage. So haben wir ihn gefunden.
Nach 3 sehr langen (jeweils ca. 2 Stunden) Telefonaten, in dem wir lang und breit besprochen haben, was der Hund bei uns so mitmachen muss (4 x die Woche Bürohund in einer Großstadt mit dem verbundenen Pendeln, Landleben bei uns zu Hause, Wanderungen, Wochenenden bei meinen Eltern, die 150 km entfernt wohnen,... etc.), verabredeten wir einen Kennenlern-Termin bei ihr. Das Kennenlernen lief auch ganz toll - es war herrlichstes Wetter und wir waren bei ihr im Garten und der Kleine, seine Schwester (die zum Züchten geblieben ist) und seine Mutter flitzen um uns herum. Wir waren total hin und weg. Er war freundlich, aufgeschlossen, verschmust und wollte uns andauernd abschlabbern.
Nach Aussage der Züchterin müssten wir uns nicht viel Gedanken machen. Er ist zwar nie ernsthaft Auto gefahren, aber bis wir ihn nehmen könnten, würde sie noch mit ihm üben und alles andere würde sich von selbst finden. Es hiess immer nur - er wird sich an Euren Alltag anpassen. Nun ja. Das haben wir ihr auch geglaubt. Ich habe nebenbei auch viel gelesen - zu Hundeerziehung, Verhaltentherapien und ähnliches. Da er aber dem Bild eines Bolonkas genau entsprach, habe ich mich zwar vorbereitet, aber nicht mit großen Problemen gerechnet.
Es gab dann noch zwei weitere Termine - einmal kam sie zu uns und einmal waren wir dann noch bei ihr. Bei dem Besuch bei uns, kam sie im Auto und das hatte er sehr schlecht vertragen, aber sie sagte, dass sie noch in der Übungsphase wären und sich das schon finden würde. Blauäugig, wie wir waren, haben wir ihr geglaubt. Wir wussten es tatsächlich nicht besser, denn ich dachte, dass das mit Übung schon klappen würde. Wenn eine Züchterin, die schon 10 Würfe hatte, Dir als absoluten Hundeneuling so etwas im Brustton der Überzeugung sagt und Du Dir auch div. Informationen angelesen hast, dass Auto fahren mit Training für fast jeden Hund zu schaffen ist, dann glaubst Du das halt. Also ich jedenfalls.
Eine Trainierin hatte ich auch schon rausgesucht, weil wir auf jeden Fall professionelle Hilfe für die erste Zeit nach der Eingewöhnung haben wolllten. Sie bot auch eine Kennenlern-Gruppe an, wo man sich dann mit anderen Hundehaltern austauschen und evtl. auch spazieren gehen kann. Wir wollten ja auch soziale Kontakte für unseren Kleinen, der ja Rudelleben gewohnt war.
Um es kurz zu machen:
In der Eingewöhnungsphase von vier Wochen, packte der Kleine aus. Sobald er aus seiner gewohnten Umgebung (Haus & Garten der Züchterin) heraus war und feststellen musste, dass es auch nicht zurück nach Hause geht, wurde aus ihm ein unsicherer, teils ängstlicher Hund, der uns zunächst in jeder Hinsicht misstraute und das Fressen einstellte.
Das Autotraining der Züchterin sah wohl so aus, dass sie ihn an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden ins Auto gepackt hatte und ihn 120 km durch die Gegend kutschiert hat. Das kam dann aber erst so nach und nach raus.
Es war der Züchterin bekannt, welchen Außenreizen er bei uns ausgesetzt werden würde. Sie hat ihre Erziehung, die Nervenstärke ihres Hundes und seine Vorkenntnisse gnadenlos überschätzt. Ich glaube (mittlerweile) auch nicht, dass sie das in böser Absicht getan hat, denn sie war von dem, was sie uns erzählt hat, wirklich überzeugt.
Wir haben also gleich nachdem uns klar war, welches Bündelchen unser Kleiner da auspackt, Kontakt zu der Trainerin aufgenommen und bekommen seitdem Einzelstunden bei uns zu Hause. Er ist mittlerweile ein echter Traumhund, der noch einige Baustellen hat, aber er wird nie der souveräne, zu jedem freundliche Hund sein, als den wir ihn kennengelernt haben. Ich bin sehr dankbar für einen Satz, den unsere Trainerin uns sagte: Jeder bekommt den Hund, den er verdient.
Wir kommen mittlerweile mit ihm gut klar und sind an dieser Aufgabe auch sehr gewachsen, aber gerade in Hinblick auf die manchmal etwas labilie seelische Lage meines Mannes, hätte ich mir einen erheblich einfacheren Start gewünscht.
Ich habe Dir jetzt eine riesige Tapete geschrieben. Das war eigentlich nicht meine Absicht, aber ich neige zum Schwafeln.
Was ich Dir sagen möchte: Ich bin der Überzeugung, dass man als Ersthundehalter selten alles richtig machen kann. Auch bei der Auswahl der Züchter, würde ich heute GANZ andere Fragen stellen, auf die ich damals gar nicht gekommen wäre, weil ich nie ein Problem dahiner vermutet hätte. Beispiel: Unser Süßer hat den sehr großen Garten und das Haus der Züchterin wohl nie so ernsthaft verlassen. Das heisst, dass eine unserer größeren Aufgaben am Anfang war, ihm beizubringen, sich auch auf anderen Untergründen als Gras zu lösen. Er kannte schlicht nichts anderes und Asphalt war ihm sowieso suspekt.
Ja - ihr dürft mich alle gerne blauäugig nennen, aber ich fühlte mich damals gut vorbereitet. Im Nachhinein wären wir mit einem Welpen aus einer anderen (oder vielleicht auch dieser) Zucht vermutlich einfacher gefahren. Aber um nichts in der Welt möchte ich diesen Hund und den Prozess der dahinter steht missen. Man wächst ja mit seinen Aufgaben.
Wir denken daran, uns in 2 - 3 Jahren einen Bolonka-Welpen dazuzuholen, weil wir es schön finden würden, 2 kleine Flitzer zu haben. Eine Züchterin habe ich schon im Auge und denke, dass es beim nächsten Hund wahrscheinlich andere Probleme geben wird, an die ich nicht gedacht habe.
Um Dir die Sorge der Zugfahrt zu nehmen: Ich glaube, dass eine Zugfahrt für einen gut sozialisierten Welpe kein Problem ist. Ganz im Gegenteil. Du kannst Dich voll und ganz auf ihn konzentrieren und musst Dich nicht um den Verkehr oder das Auto kümmern. Die Geräuschkulisse ist im Zug wahrscheinlich auch milder als im Auto.
Falls Du Interesse daran hast, Dir die Bolonka-Züchterin anzusehen, die ich für einen evtl. Welpen ins Auge gefasst habe, kann ich es Dir gerne schreiben. Falls Bolonkas eh raus sind - schaaaaade. Es sind so tolle Wuschel, die jeden Spaß mitmachen und wahnsinnig viel Freude bereiten.
Ich hoffe, dass Du aus dem konfusen Geschreibsel etwas für Dich mitnehmen konntest - ich habe es innerhalb von 4 Stunden nebenbei auf der Arbeit am Handy geschrieben. Wenn Dir was nicht klar ist oder Du sonst Fragen hast - immer raus damit.
Viele liebe Grüße
Britta & Herrchen & Hugh