Bitte verstehe das jetzt nicht übergriffig: euer Hund kam also zu euch, als euer erstes Kind 1 Jahr alt war, richtig?
Hat er von Anfang an gelernt Ruhe zu geben/ sich zu nehmen? Auch wenn das Kind vorbei läuft, Bausteine wirft, zur Musik tanzt oder einen Wutanfall bekommt oder war er da immer mitten drin? (Wäre wohl mein erster Ansatz, dem Hund jetzt Ruhe beizubringen)
Da ich ja auch zwei Kids im kurzen Abstand habe, weiß ich aus Erfahrung, dass das sehr anstrengend ist und so sehr man sich bemüht, irgendwas immer auf der Strecke bleibt.
Spielzimmer/Kinderzimmer sind hier für unsere Hündin tabu, anfangs hatten wir Türgitter, jetzt werden die Türen zu gemacht wenn wir nicht da sind und bei Anwesenheit geht sie nicht rein. Unser Rüde darf rein, denn der legt sich mitten in den Trubel und pennt. Keine Ambitionen zu hüten, beschützen oder ähnliches.
Wenn wir hier Besuch haben (egal ob Erwachsene oder Kids) wird die Schlafzimmertüre auf gemacht, da können sich unsere Hunde zurück ziehen und das wird gern genutzt. Das Schlafzimmer ist für Besuch sowieso und dann auch für die Kids tabu.
Ein Alltag mit Kindern ist einfach sehr laut und aufregend (nicht nur für Hunde ) ich würde versuchen räumlich zu trennen, damit euer Bully abschalten kann.
Kommen die Kinder mit zum Gassi? Das würde ich wohl auch erstmal als „Ruheinsel“ etablieren, wo es nur den Hund und dich gibt in einer reizarmen Gegend.
Gehen die Kinder in die Kita? Wie ist der Hund in der Zeit drauf?
Das waren jetzt erstmal so softskills…
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Ich habe hier von Anfang an einen großen Fehler gemacht. Ich glaube, dass das alles auf meine Kappe geht und es vergeht kein Tag, an dem ich mir nicht deswegen Vorwürfe mache. Ich oute mich jetzt hier und nehme Schelte entgegen. Ich bin kein schlechter Mensch, das müsst ihr mir glauben. Ich schreibe diesen Post unter Tränen, aber ehrlich muss ich doch sein, sonst kann mir keiner helfen.
Wir hatten damals einen Mops. Der war sechs und alles war gut. Ich hab vor dem ersten Kind gern mit Hund gearbeitet und der Mops hat das auch gern gemacht. Statt alles so zu lassen, wollte ich einen zweiten Hund. Vollzeit arbeiten, langer Fahrtweg und 18 Monate altes Kind waren ja nicht Arbeit genug. Ich wollte einen frenchie. Er wurde mir von einer Bekannten, die den ersten Wurf ihrer Zucht damals hatte, angeboten mit Ratenzahlung usw. später hab ich erfahren, dass die Zucht nicht sauber ist. Mein Mann wollte den Hund nicht. Er war mit dem Kind daheim und Welpe und Kleinkind waren ihm zu viel. Ich hab ihn emotional erpresst, mein Mann gab nach, der Hund zog ein. Mein Mann, der Hunde liebt, nicht aber der große Erzieher und konsequente Hundeführer ist, hatte den Hund und ein schwieriges Kleinkind (viele Wutanfälle, konnte sich nicht alleine beschäftigen) an der Backe. Der Hund musste alles mitmachen, alles. Er lief so nebenher, spazieren waren wir kaum die ersten zwei Jahre, nur so kurz Gassi und Garten, es war einfach alles zu viel. Er wurde gut sauber, hatte aber vom ersten Tag an einen enormen Output. 7 Haufen am Tag waren nix. Züchterin sagt, ist normal. Äh nein. Tierarzt sagt, Giardien. Ihr könnt es euch denken. Mit dem Medikament kam der Durchfall, der Hund nahm rapide ab, er hat geblutet. Er hat uns alles vollgekackt zuhause, mein Mann super überfordert, ich getrieben von schlechtem Gewissen jedem und allem gegenüber, keiner hat den Hund geliebt, aber die Verantwortung verbot es uns, ihn abzugeben, hätten wir es nur getan.
Wir haben irgendwann den Durchfall in den Griff gekriegt, dann angefangen zu barfen. Wir haben uns eingependelt. Dann kam der Hund in die Pubertät und das Leinengepöbel fing an. Zuhause war er immer mittendrin. Wir hatten wenig Platz und zwischen unseren beiden Hunden klappt es auch nicht, die kriegen sich wegen jedem Kram in die Wolle. Der Hund kam nicht zur Ruhe.
Ich spule vor. Wir haben einige Tierärzte, einige Hundetrainier kontaktiert. Ein Boxentraining gemacht, weil der Hund plötzlich nachts zweimal raus musste und ich nach der Geburt des zweiten Kindes das einfach nicht mehr geschafft hab. In der box schlief er durch.
Wir sind vor zwei Jahren umgezogen in ein großes Haus. Hier können die Hunde sich besser aus dem Weg gehen, können mehr zur Ruhe kommen. Wir gehen täglich große Runden spazieren, ich clickere und mache kleinere Tricks. Der Hund ist definitiv nicht gesund. Ohne Cortison kaut er sich die Pfoten auf.wir kommen aber zurecht. Trotzdem wünsche ich mir, dass er für mich nicht so eine Belastung ist.
Sind die Kinder nicht daheim, ist er gefüttert und Gassi, schläft er ruhig irgendwo. Kommen die Kinder, wird er nervös. Ferien und Wochenende sind für alle Stress.
Wir sind keinen schlechten Menschen. Ich hätte den Hund nicht holen dürfen, aber ich hab es nicht über mich gebracht die Verantwortung zu übernehmen und ihn gleich abzugeben. Mittlerweile will ihn auch keiner haben, ich versuche es über den Tierschutz seit zwei Jahren. Er braucht Medikamente, er pöbelt an der Leine und kann nicht alleine bleiben, weil immer der andere Hund da ist. Es ist anstrengend mit ihm, aber er tut uns allen wahnsinnig leid. In dem Hund steckt ein Kleinwagen an Tierarztkosten. Trotz allem fehlt mir die Bindung zu ihm. Er braucht mehr Konsequenz, eine stärkere Führung. Er ist unsicher im Umgang mit anderen Hunden, fühlt sich zuhause als Chef und kontrolliert deswegen alles und jeden. Vor seiner OP war ich nochmal in der Hundeschule mit ihm. Einfach eine Stunde nur er und ich, bisschen Unterordnung, bisschen Sozialkontakt. Er knurrt im Freilauf andere Hunde weg, schnappt nach ihnen, wenn sie ihn bedrängen. Ist okay, im Freilauf bleibe ich draußen. Ansonsten kann er in der Situation auch an der Leine an anderen vorbei, lässt sich ablegen, und macht auch gern Agility Übungen mit.
Puh, langer Beitrag, sorry dafür.