Sooo… Trainertermin war heute.
Wo fange ich an?
Kurz gesagt - meine Gesamteinschätzung trifft zu und meine Arbeit passt so auch. Sie hatte noch ein paar kleine Tipps zusätzlich.
Die lange Version: Die Ursache für das Verhalten dürfte mit ziemlicher Sicherheit in seiner unpassenden Aufzucht liegen. Er hat ja die ersten 4 Monate der Sozialisierung verpasst, da wir ihn erst mit 7 Monaten übernommen haben. Bis dahin hatte er keinerlei Hundekontakte außer der Mutter.
Die Mutter hat ihn dominiert. Er hat nur sie als Vorbild gehabt und auch nie gelernt, wie man ranghöher ist. Eben auch nicht spielerisch im Alter zwischen 8 Wochen und 7 Monaten). Das fehlt ihm. Er ist mit unsicheren Hunden einfach überfordert. Und nachdem er wohl einmal die Erfahrung gemacht hat, dass die wegrennen, wenn er sie nur genug nervt, hält er das für richtig.
Die Trainerin hat bestätigt, dass er einfach einen extrem starken Spieltrieb hat. Leider hat er eine aus Hundesicht unnormale Art zu spielen. Unhöflich, rücksichtslos. Deshalb springt er eben fremden Hunden auch mal schmerzbefreit ins Gesicht und wundert sich dann über ne unfreundliche Antwort. Er hat auch keine Ahnung, dass er schwächere Hunde mobbt - er macht das nicht absichtlich. Er kann mit der Situation einfach nicht umgehen.
Sie sagt auch, dass er total unter Strom steht draußen. Er ist ständig auf der Suche nach Hunden. Er verbindet Autotüren, Hundemarkenklappern, Spaziergänger usw. mit "Da kommt ein Hund". Er kann nicht schnüffeln oder gar markieren, weil er zu aufgeputscht ist durch die Hundesuche.
Sie meinte, er wäre wie ein Welpe, weil ihm diese wichtigen Monate fehlen ... halt leider ein großer Welpe. Und weil er keiner ist, ist sein Verhalten auch nicht mehr akzeptabel für andere Hunde.
Weiteres Vorgehen:
- Schleppleine, bei Hundebegegnungen weit genug zur Seite gehen, wo er es noch ertragen kann, locker neben mir zu warten. Jede Wendung zu mir belohnen.
- Den Blick zu mir festigen. Sprich, wenn er einen Hund sieht, soll er stehenbleiben und mich anschauen. Belohnung.
- Im Haus noch mehr schnüffeln, kauen und lecken fördern, um sein Grundadrenalin abzubauen.
- 3-4 Tage pro Woche so einsam wie möglich spazieren gehen
- einmal pro Woche soll er in der Gruppe gehen und freilaufen dürfen, damit er von den Hunden lernen kann
- gezielte Übungsstunden machen: Entweder im Park an einer Stelle, wo viele Hunde vorbeikommen. Einfach 10 Minuten oder 10 Hunde... oder halt so viele, dass man noch nach einer guten Aktion aufhören kann ohne dass er die Nerven verliert. Oder mit einem Hund von Bekannten oder so...
Vieles davon machen wir schon oder können es gut ergänzen.
Ansonsten dran bleiben und fest an ihn glauben. Sie meinte, das wird schon. Wir müssen halt aufarbeiten, was in seiner Kindheit verpasst wurde.