Ich halte einen Malinois für wesentlich gefährlicher als einen Labrador. Da ist erstmal egal ob das Individuum ein Lämmchen oder ein wütender Bär ist.
Es geht aber immer um das Individuum. Dein "wütender Bär" ist als gefährlich einzustufen, das "Lämmchen" eben nicht, völlig unabhängig von der Rasse.
Selbst wenn ich die Statistiken der BL zugrunde lege, die aus von mir genannten Punkten ohne wissenschaftliche Auswertung mit Vorsicht zu betrachten sind, dann bewegen wir uns in einem Rahmen, in dem wir bei sehr unauffälligen Rassen 1-2 Hunde/1000 haben, die auffällig wurden. Bei sehr auffälligen Rassen sind es 10-20 Hunde/1000. Das heißt selbst diese Statistiken belegen, auch bei sehr auffälligen Rassen sind 980-990 Hunde/1000 als unauffällig zu betrachten. Statistisch betrachtet, reden wir also immer nur über eine sehr geringen Anteil einer Rassepopulation, die auffällig wird und zwar völlig egal in welcher Rasse.
Sagen wir also die Quote der unauffälligen Hunde unterschiedlichster Hunderassen liegt irgendwo zwischen 98 und 99,9%. Wenn ich nun noch berücksichtige, dass sich die Rassen eben innerhalb dieser Prozentzahlen verteilen, welchen Sinn sollte es machen eine Rasse mit 98,9% unauffälligen Hunden als gefährlich einzustufen, eine Rasse mit 99% aber nicht?
Die Statistiken (ich habe sie selber nie gesehen, deshalb lasse ich mal offen ob das was ich sage sinnig ist oder nicht, muss jeder selbst recherchieren) bilden aber doch keineswegs die Unterschiede der Rassen ab wie sie eigentlich gesehen werden müssen und im Falle Deutschlands eben gesehen werden.
Wieso sind es denn mehr bei den "sehr auffälligen Rassen"? Welche Rassen sind das? Wie viele davon gehören welcher Hunderasse an und wie sehen die Vorfälle aus?
Gleichzeitig glaube ich, wenn es keine Listenhunde gäbe, würden die Statistiken anders aussehen, weil es mehr Pitbulls und Co geben würde.
In Anbetracht dessen, dass Menschen (heutzutage) eher dazu tendieren ihre Hunde stark zu verharmlosen oder Schwierigkeiten haben Dinge zu verbieten, oder Hunde überhaupt zu lesen, das ist kein Geheimnis, das wird oft genug hier und sonst wo thematisiert, würden dementsprechend mehr Vorfälle bezüglich heutiger Listenhunde gemeldet werden.
Wir können und dürfen nicht davon ausgehen, dass alle Hundehalter kompetent genug sind um selbst bei Hunden mit tendenziell kurzer Zündschnur und weniger Körpersprache, bedingt durch züchterisch verkümmerter Kommunikationsfähigkeit oder anatomischen Merkmalen, Beispiel Dobermann, zu erkennen wann es noch Spiel ist und wann es ernst wird.
Ich habe es mit eigenen Augen gesehen als ich in Berlin das erste und einzige Mal in einem Hundepark stand.
In Amerika und anderen Teilen der Welt sieht man doch oft genug wie sowas ausgeht, selbst wenn man die dort freilaufenden Hunde rausnimmt.
Das Verbot schützt doch ALLE davor, dass viel mehr Menschen dumme Entscheidungen treffen. Ich bin jetzt mal ehrlich:
Ich finde Pitbulls so unheimlich zuckersüß vom Aussehen her, gäbe es die Rasseliste nicht, wäre das mit hoher Wahrscheinlichkeit mein aller erster eigener Hund geworden. Und ich war 17, als Ares zu mir kam. Wie viel Kompetenz und Bewusstsein für Gefahren hat eine durchschnittliche 17 jährige Person?
Das nur als reales Beispiel.
Ey, wenn Oma Annelore mit 65 einen jungen Pitbull namens Hasso hält, weil das Gesicht so süß ist, dieser Hund, selbst wenn er ein Engel auf vier Pfoten ist, ihr trotz seiner relativ geringen Körpergröße körperlich überlegen ist, dann hat Oma Annelore ein Problem.
So ein junger Hasso hat viel Energie und sehr viel Kraft. Und wenn, das ist auch keine Übertreibung, Hasso mit zwei Jahren dann merkt, dass er andere Rüden ziemlich entbehrlich findet, hat Annelore ein noch größeres Problem.
An solchen Dingen scheitert es doch jetzt schon oft und das schon mit Deutschen Schäferhunden, die sind ja auch nicht bekannt dafür durchweg sozial zu sein.
Warum? Weil sie es nicht mussten. Ein DSH ist nicht zusammen mit 20 anderen DSH auf Treibjagden gegangen. So ein Beagle aber schon, deshalb haben Beagle idr. keine Probleme mit anderen Hunden.
Ein Pittie wurde in keinem Zeitpunkt seiner Geschichte konsequent auf Verträglichkeit gezüchtet.
Statistiken zeigen das nicht auf, weil Statistiken einfach nur Zusammenzählungen von (gemeldeten) bereits Geschehen Ereignissen sind.
Gleichzeitig muss man ja auch noch von Dunkelziffern ausgehen. Sprich:
Sicherlich gibt es weitaus mehr "unauffällige Rassen", die mal irgendwas gemacht haben, aber auch "auffällige Rassen".
Wenn man also davon ausgeht, dass alle Menschen kompetente Hundehalter sind, dann macht eine Rasseliste keinen Sinn. Aber in der Realität sind eben sehr viele Menschen dies nicht.
Gesetze müssen sich auch an die Realität halten und vorallem nicht an Zahlen die so milde aussehen, WEIL es dieses Gesetz gibt.