Lennox0611
Ich danke dir sehr für deinen langen Text und weiß die Mühe zu schätzen, die du dir gemacht hast. Eigentlich wollte ich mich aus dieser Diskussion rausziehen, aber nun antworte ich doch nochmal. Ich kann viel mit deinen Beschreibungen anfangen und erkenne Ole in Teilen darin wieder. Gleichzeitig ist es so, dass wir - vielleicht intuitiv, vielleicht aus den paar Erfahrungen der zwei Jahre heraus - doch nicht alles falsch machen, jedenfalls sehe ich das aus deinen Beschreibungen.
Wir gehen verschiedene Wege, kaum ist ein Weg mal gleich wie der am Vortag. Die Elbwiese hat viele Zu- und Abgänge, wir nehmen mal diese, mal jene Straße und gehen zu verschiedenen Abschnitten der Elbe. Dort sind wir vielleicht dreimal die Woche. Dann haben wir eine große Heide, also einen Wald. Dort sind wir auch an ca. drei Tagen der Woche. Und manchmal machen wir nur eine Runde über einen großen Friedhof hier in der Nähe. Unterwegs machen wir eigentlich gar nichts mit Ole. Wir laufen an der Leine bis zur Elbwiese/zum Wald, dann gibt es Freilauf. Manchmal üben wir ein Stück Freifolge durch die Straßen, das ist inzwischen sehr entspannt. Ole trottet hinterher und schnüffelt mal hier, mal da. Ich mische mich ab und zu mit "Langsam!" ein, wenn er mich überholt und zu weit voraus läuft. Im Wald läuft er dann um uns rum, mal vor uns, mal hinter uns, mal im Bach. Bei Hundebegegnungen ist er vorsichtig, da hält er Abstand und geht meist eher einfach vorbei. Wenn ihm ein Hund "sympathisch" ist, das kommt auch vor, will er spielen. Passt das mit dem anderen Hund+Mensch, kann das auch wild zugehen. Sonst ist gar nichts los im Wald. Mein Mann nimmt manchmal einen kleinen Ball mit (einmal die Woche vielleicht), das stimmt. Aber den will Ole immer nur tragen. Er hat nicht besonders viel Lust auf werfen und holen, zwei-, dreimal, dann war's das.
An der Elbe ist unser Verhalten eigentlich gleich. Wir laufen da entlang, Ole läuft/rennt vor/hinter uns durch die Wiese. Er geht gern ins Wasser. Dort findet auch -manchmal(!)- das einzige statt, was wir mit ihm aktiv spielen: Ball aus der Elbe holen. Das liebt er und da ist er auch nicht überdreht. Er gibt uns den Ball sogar, damit wir ihn nochmal reinwerfen. (Das macht er sonst nicht, außer beim richtigen Apportieren.) Das machen wir bis zu fünfmal. (Und zum Thema "Ball" verweise ich auf Martin Rütter. Der hat auch Ahnung von Hunden und nichts gegen Bälle. Wir übertreiben es ja nicht, wie gesagt. Ole ist bei weitem kein Balljunkie.)
Und obwohl das in meinen Augen alles so entspannt zugeht (also es sich zumindest so anfühlt), beginnt er recht schnell, aufgeregt auf der Wiese hin- und herzurennen, an den verschiedenen Mäuselöchern zu schnüffeln und sich dann ins Buddel-Nirwana zu stürzen. Ich kann einfach nicht erkennen, selbst ganzheitlich betrachtet, womit wir das hervorrufen.
Interessant finde ich den Teil, wo du schreibst, das reines Verbieten auf Dauer nichts nützt. Das sehe ich auch so. Ole buddelt ja den ganzen Winter nicht und erinnert sich im Frühling, dass da doch was war... Deswegen möchte ich gern, dass er lernt, aufzuhören. Das widerspricht natürlich der Suchttheorie von dagmarjung und flying-paws , die für mich auch sehr nachvollziehbar sind. Einen Alkoholiker kann man nur auf Entzug setzen. Nur ist Ole süchtig? Ist er vielleicht so eine Art "Quartalssäufer", der im Winter aussetzt? Und im Wald buddelt er bis auf seltene Ausnahmen ja nicht. Sind es die Wiesenmäuse?
Deshalb beschreibe ich hier die letzte Buddelepisode von vorgestern. (So ähnlich läuft das immer ab.)
Ich bin auf die Elbwiese gegangen, um zu probieren, ob ein Erlauben/Verbieten-Lerntraining irgendeine Hilfe sein könnte. Ole durfte also buddeln, wenn ich es erlaube... Das klappte recht gut. Sobald er begann, exzessiv zu schnüffeln, habe ich dies mit "Nein!" unterbunden, dann habe ich ihn Platz machen lassen, bin mit ihm gemeinsam zum auserkorenen Buddelloch gegangen und hab "Okay!" gesagt. Weiter bin ich dann leider nicht gekommen, weil ich zwei Hundeversteher (ich nenne sie mal A und B) auf der Elbwiese traf, die sich der Problematik sofort annahmen. A (war zuerst da) sagt: "Lass ihn doch, er kommt schon hinterher." Das wollte ich so nicht stehen lassen, deswegen habe ich wenigstens das "Okay, jetzt darfst du." für Ole noch beendet. Ole buddelte dann und ich ging weiter. Hund von A buddelte mit. Auf den nächsten ca. 250 m drehte ich mich ab und zu um und sah, dass er immer mal schaute, ob ich noch da bin. Er sah mich und buddelte weiter. Bei 250 m kam uns der Hund von A hinterher, Ole (natürlich) nicht. A meinte, ich solle mal ein bisschen aus der Sichtlinie gehen. Das war nun nichts, was ich noch nie probiert hätte, aber ich dachte, schaden kann es nichts. Wir standen also hinter einem Busch am Wasser und nach ungefähr 3 Minuten kam Ole tatsächlich angerannt - und er war ganz "aufgeräumt". A meinte sinngemäß, "Siehste, alles gut, er hat halt nur eine etwas größere "Individualdistanz". (???) Bei Ole jetzt kein Stress, kein Schnüffeln. Er lief dann mit dem anderen Hund im Wasser herum und eine ganze Weile ganz normal mit uns mit. Dann kam B. B wurde von A über das Buddelproblem aufgeklärt. Nach einer Weile begannen alle drei Hunde wieder zu buddeln. (Kurz dazu: Die Elbwiesen bei uns sind wirklich riesig und gehen kilometerlang durch die ganze Stadt. Und sie sind Hundefreilaufgebiet. Dort wird gegrillt, gespielt, gesonnt und zweimal im Jahr gemäht. Die Löcher dort stören tatsächlich niemanden.) Die Hunde von A und B kamen nach 100 bzw. 200 m hinterher. Ole nicht. B meinte, es wäre jetzt falsch, ihn zu holen, dann würde er lernen, dass ich schon irgendwann zurückkäme. Das machte mir Sinn und das hab ich dann demzufolge vorher sehr oft falsch gemacht. Irgendwann bei 300 m hatte ich genug und ich pfiff nach Ole. A meinte, das wäre doch jetzt das gleich wie Abholen (und also auch nicht richtig). Jedenfalls war Ole dann 3 Minuten danach da und lief wieder normal mit. Ich hab mich dann ein bisschen später verabschiedet und als Ole auf dem Weg zur Straße nochmal buddeln wollte, hab ich das unterbunden, indem ich "Nein!" gesagt und ihn angeleint hab.
Ist das also wirklich nur ein Problem mit einer zu großen "Individualdistanz"? Bin ich die, die übertreibt und ein Problem sieht, wo keines ist? Ich möchte mit meinem Hund spazierengehen und der ist nie da, weil er meterweit entfernt buddelt. Das find ich nicht schön. A sagte dazu, ich solle halt "nicht spazieren-, sondern zum Buddeln gehen". Ein Buch mitnehmen, mich hinsetzen und Ole buddeln lassen. Ich befürchte aber, dann buddelt er noch viel länger. Probiert hab ich das noch nicht.
Außerdem haben alle Hundetrainer, die wir bisher hatten, gesagt, die Hunde müssen doch mal buddeln dürfen und wo sonst als auf der Elbwiese (oder gar im Wald) sollen sie es denn sonst tun. (Einer meinte gar "Wo ist das Problem?" Und der bildet deutschlandweit Blindenhunde aus.) Das verunsichert mich auch, wenn ich sowas höre. Ich sehe Ole ganzheitlich, auch unsere Tage laufen so ab. Wenn sowieso viel los ist (Ole mit im Büro oder Besuch zu Hause...) gibt's gar keine großen Runden. Wir sehen immer alle Aktionen jedes Tages als Ganzes und entscheiden, wovon wieviel passiert. Wir haben keine gleichen "Alltage", bei uns ist beruflich jeder Tag ein bisschen anders.
@ alle anderen
Das nochmal alles zur "Illustration" der Eingangsfrage. Sicher werden hier und da wieder Verständnisprobleme liegen, aber das ist wohl nicht zu ändern. Ich schätze euren Rat, aber mehr als Pauschalurteile im "abwatschenden Tonfall" und Ideologien helfen u.a. Gegenfragen, die zum Nachdenken anregen oder eigene Erfahrungen, wie man ähnliche Probleme gelöst hat. Das noch dazu, weil einige gefragt haben, warum ich hier überhaupt eine Frage stelle, wenn ich dann die Antworten ablehne.