Hallo ihr Lieben,
bin ganz gerührt von eurer Unterstützung. Es sind ja viele Fragen aufgekommen,ich versuche die Mal der Reihe nach zu beantworten und die teilweise zusammenzufassen. Daher kann es etwas länger werden.
1. Macht ihr schon immer so viele Spaziergänge? Wenn ja, wozu? Wird er drin beschäftigt?
Die Auslastung von meinem Hund hat sich hier und da mal etwas geändert, so wie es jetzt ist, ist es aber schon länger. Wir haben unterschiedliche Arten der Auslastung ausprobiert, es kam auch immer etwas darauf an, was der (gegenwärtige) Hundetrainer gesagt hatte. Die Meinungen gingen unglaublich weit auseinander (von 2 lange Spaziergänge in der Woche bis 2 Stunden am Tag Fahrrad fahren mit ihm), daher auch der Titel. So wie es momentan ist, habe ich das Gefühl, dass es für ihn von der Auslastung her okay ist. Wenn er zu wenig macht, tischt er mir draußen komplett aus, reagiert auf die kleinsten Reize extrem impulsiv, fängt an aus Frust zu jaulen, weil er keine Vögel jagen darf etc. In der Wohnung ist meistens Ruhe. Alle 2-3 Tage machen wir mal ein Suchspiel oder Tricks, aber nichts, was ihn kopfmäßig in die Höhe schießen lassen würde.
2. Kann Dein Hundeli allein sein wenn Du da bist? Also kannst Du ihn in ein anderes Zimmer schicken und dort bleibt er dann?
Ja, kann er und er geht auch manchmal selbst in ein anderes Zimmer. Nachts schläft er oft im Wohnzimmer, während ich im Schlafzimmer bin. Wenn ich ihn in ein Zimmer schicke, bleibt er auch da, bis ich ihn rufe. Habe auch nicht das Gefühl, dass er dabei Stress hat.
3. Ein anderer Hundesitter kommt nicht in Frage?
Ich bin momentan noch auf der Suche nach einem Hundesitter. Allerdings ist mein Hund nicht mit allen anderen Hunden verträglich und ist bei anderen Menschen auch etwas anstrengend an der Leine, testet gerne aus etc. Zumal kann er auch sehr stark werden, wenn er mal impulsiv in die Leine rennt, so dass ihn nicht jeder halten kann. Ich habe leider auch schon sehr schlechte Erfahrungen mit Hundesittern und Hundepensionen gemacht, sprich Gewalt, Verwahrlosung, mit ihm wurde nicht rausgegangen etc., daher ist es mir lieber, wenn ich nicht nur auf einen Sitter angewiesen wäre, sondern der Hund mal fürs Einkaufen Zuhause bleiben kann, ohne, dass ich ihn für eine halbe Stunde zum Sitter geben muss.
4. Wie ist es, wenn du ihn auf seinen Platz schickst, mit einem "Bleib" und dann rausgehst? Was macht er dann?
Wenn ich ihn auf den Platz schicke und rausgehe, steht er, sobald er hört, dass sich die Tür im Treppenhaus schließt, direkt auf und horcht an der Tür. Wenn er hört, dass ich die Treppe hochkomme, läuft er schnell zu seinem Platz und tut so, als sei er dort die ganze Zeit gewesen
5. Beschreib doch mal genau deine Technik und Rituale, was du schon probiert hast und was welche Auswirkung hatte.
Die Technik, die "eigentlich" am besten funktioniert hat, war der Kong. Wobei das "eigentlich" in Anführungszeichen steht, weil es eher eine Ablenkung war. Ich hatte ihm den Kong fertig gemacht, hingelegt und bin dann gegangen. Da konnte er auch solange alleine bleiben, bis der Kong leer war. Kein Anzeichen von Trennungsangst, kein Wandern, einfach eine komplette Fixierung auf das Essen. Ich hatte auch schon Leckerchen in der Wohnung versteckt, die sucht er dann auch, aber wenn er nichts mehr findet, geht dann das Theater los und es wird geheult.
Dann hatte ich versucht, die Situationen zu entreizen, also gefühlte 10000 Mal am Tag Jacke an und aus, Schlüssel genommen und wieder hingelegt, Schuhe an und aus, Türklinke drücken und wieder loslassen etc. Ich hatte das damals nach einem Programm gemacht aus einem Buch, das ist aber schon ein paar Jahre her, deswegen kann ich mich nicht zu 100% an alles erinnern. Nachdem alles größtenteils "entreizt" war, was allerdings oft auch tagesformabhängig war, unglaublich lang gedauert hat und auch vom Zeitaufwand sehr hoch war, ging es dann auch damit weiter, dass mein Hund den Kong bekommen hat. Und das hat dann wie oben geendet.
Ich habe auch probiert es langsam wieder aufzubauen. Ich kann auch z.B. den Müll runterbringen oder mein Auto aufräumen, ohne dass er Angst kriegt. Aber sobald ich wegfahre, wird er nervös. Daher bin ich Tag für Tag 2 mal täglich mit meinem Auto eine Runde um den Block gefahren (2-3 Minuten). Leider wird er auch in dieser kurzen Zeit schon nervös. Ich war auch einmal 6 Minuten weg (no risk no fun ). Da hat er sich genauso verhalten. Also unruhig, legt sich vor die Eingangstür. Nach spätenstens 10-15 Minuten geht dann die Heulerei los.
6. Wieso hat man das Alleine bleiben nicht schon im Welpenalter trainiert?
"Als er klein war, konnte er eine Zeit lang alleine bleiben, das hat sich nach dem Umzug aber schlagartig geändert."
7. Wie sieht das denn aus, wenn Du gehst und die Wohnung verläßt? Was tust Du da und was denkst du da?
Also ich verlasse die Wohnung ohne ihn ja wirklich nur noch zu Übungszwecken. Ansonsten nehme ich ihn mit. Bei Übungszwecken versuche ich nicht zu viel zu denken und auch entspannt zu sein. Ich weiß ja, dass es nur 2-3 Minuten sind. Natürlich sind trotzdem immer mal wieder Gedankensprünge da "Hoffentlich klappt es dieses Mal besser". Ich hatte eine Zeit lang gar nichts beim Abschied gemacht und bin einfach gegangen, mittlerweile sage ich kurz Bescheid, dass ich gehe und gehe dann.
8. Beruhigt er sich denn gar nicht , wenigstens für eine kurze Zeit ?
Er heult nicht ununterbrochen, aber ist schon sehr unruhig, legt sich vor die Tür, läuft wieder im Wohnzimmer herum, legt sich wieder vor die Tür etc. Auch wenn er liegt, merkt man, dass er wartet und nicht entspannt ist.
9. Was macht ihr auf den Spaziergängen miteinander?
Das ist unterschiedlich. Ich versuche schon auf Abwechslung zu achten. Manchmal schlendern wir einfach nur und er ist an der Schleppleine und darf alles abschnüffeln, was er möchte und manchmal gibt´s mehr Aktion. Also Futterbeutel suchen, über Baumstämme balancieren, schwimmen, Futter im Laub versteckt suchen, manchmal auch Mantrailing, aber da wissen wir noch nicht, ob es so zu uns passt. Auch Frisbee spielt er gerne. Manchmal rennt er auch nur durch die Gegend und erkundet.
10. Was ist die andere Hälfte der Aussi Mischung ?
Labradoodle
11. Kann es sein das dein Hund meint er müsse dich beschützen und dürfe dich nicht alleine lassen ?
Da bin ich mir mittlerweile nicht sooo sicher. Also früher war ich definitiv sehr unsicher, vielleicht habe ich ihm da auch zu viel durchgehen lassen, aber mittlerweile habe ich feste Regeln und Grenzen, Bereich, die er nicht betreten darf und Handlungen, die ich nicht toleriere. Das hat mir viel Sicherheit und ihm viel Orientierung gegeben und er hat sich dadurch auch nochmal charakterlich ein ganzes Stück weiterentwickelt.
12. Haben sich die Trainer noch mehr angeschaut als nur das allein bleiben? Wie wird da euer Umgang im sonstigen Leben eingeschätzt? Unsicherer Hund mit Impulsproblem? Wie lernst du ihm Ruhe, Frust aushalten bzw. gibt es auch Impulstraining? Welche Reize lösen da die schlechten Tage aus?
Eine "Diagnose" hatten wir jetzt von den Trainern nicht bekommen. Aber wir haben sehr viele unterschiedliche Meinungen erhalten und noch mehr unterschiedliche Empfehlungen. Manche Trainer hatten gesagt, dass er denkt, ich sei ohne ihn nicht überlebenfähig und dass es keine Trennungsangst sei, sondern Kontrollsucht. Andere sagten, dass er unsicher sei. Andere sagten er sei überfordert. Andere sagten er sei unterfordert.
Impulsprobleme hatte er damals definitiv, aber die bekommen wir immer besser in den Griff und es klappt auch echt gut. Gestern haben wir einen Hirsch gesehen und er hat sich wirklich zusammengerissen und war sehr gut ansprechbar an der Leine, auch wenn es für ihn noch schwierig war. Vorher hätte er nach so einer Begegnung eine halbe Stunde gefiepst und wäre an der Leine unerträglich gewesen und nicht mehr ansprechbar.
Wie ich das mit dem Frust gemacht habe, kann ich dir gar nicht so konkret sagen. Ich glaube, dass ich in diesen Situationen einfach versuche ruhig zu bleiben und nicht zu schimpfen und mich aufzuregen. Er bekommt mittlerweile auch einen großen Futteranteil mit Handfütterung, damit hat er auch schon super Fortschritte gemacht. Welche Reize die schlechten Tage auslösen, weiß ich leider nicht. Es hat aber sicherlich einen Einfluss, wenn er mir selbst nicht gut geht oder wenn er sich mal 2-3 Tage vorher nicht richtig austoben konnte.
Ich hoffe, dass ich alle Fragen soweit beantwortet habe. Jetzt werde ich mir nochmal eure tollen Tipps durchlesen!! Vielen Dank dafür!