Hallo
alle zusammen,
ich
weiß nicht mehr weiter und ich brauche unbedingt Hilfe.
Ich
bin mit Hunden groß geworden und habe mir nun endlich -- nach
jahrelangem Warten, dass der Moment passt – einen kleinen Hund zu
mir geholt. Es ist ein wunderschöner kleiner Mischlingswelpe aus dem
Tierschutz, seine Mutter war eine schwangere Straßenhündin, das
heißt, er ist wohlbehütet mit Mama und Geschwistern im Shelter
aufgewachsen.
Ich
habe mir extra 3 Wochen frei genommen, damit wir uns aneinander
gewöhnen können und nun arbeite ich vorerst einen Monat von zu
Hause aus. Ich habe mir vorher sehr viele Gedanken gemacht und alle
nötigen Vorkehrungen getroffen. Als ich ihn abgeholt habe, war er
schon 17 Wochen alt, ich habe ihn nun seit ungefähr einem Monat und
ich habe ihn einfach todeslieb. Wir gehen immer in die Hundeschule
und er ist auch sehr brav und hört gut auf mich (nicht so sehr in
letzter Zeit, aber ich nehme an, das ist die rebellische
Übergangsphase zum Junghund).
Trotzdem
bin ich langsam echt verzweifelt und seit gestern nun das heulende
Elend. Ich habe die letzten Wochen immer gedacht: „Durchatmen, das
wird schon, gib ihm und dir Zeit...“ Aber ich habe nur das Gefühl,
die Situation verschlimmert sich nur.
Mein
kleiner Racker interessiert sich sehr wenig für mich oder empfindet
gar keine Zuneigung. Zumindest nicht so, wie ich es von meinen
anderen Hunden gewohnt bin. Vielleicht verstehe ich auch einfach
nicht, wie er mit mir kommuniziert – vielleicht suche ich auch
genau daher eure Hilfe.
Der
kleine Mann sucht keinen Blickkontakt mit mir und schläft zwar in
meinem Bett aber immer so weit entfernt wie möglich. Tagsüber liegt
er neuerdings sogar lieber unter dem Bett. Er wedelt nicht mit dem
Schwanz, wenn ich mit ihm rede oder er mich sieht. Ich trainiere
derzeit ein wenig mit ihm allein zu bleiben während ich kurz
einkaufe, da jault er zwar ein bisschen vor der Tür und begrüßt
mich beim Wiederkommen mit Schwanzwedeln und ein wenig Hochspringen,
das fällt aber insgesamt nicht sehr überschwänglich aus. Wenn er
Angst hat, zum Beispiel bei Spielen mit anderen Hunden auf der Wiese,
flüchtet er sich schon in meinen Schoß und sucht Schutz.
Aber
er kommt nie auf mich zu um zu Spielen oder zu Kuscheln. Kuscheln mag
er nicht, nur manchmal darf ich ihn ein bisschen am Bauch kraulen,
solange die körperliche Nähe nicht zu doll ist. Ich bin ein sehr
körperlicher Mensch, das war sehr schwer für mich zu akzeptieren,
da die körperliche Nähe ein Grund für mich war, mir überhaupt
einen Hund anzuschaffen. Man kann es ja mal sagen wie es ist: Ich bin
Single und fühle mich manchmal ein bisschen einsam. Ich habe mir
dann gesagt: „Dann ist es halt so, ist halt sein Charakter. Manche
Menschen wollen auch nicht angefasst werden und ein Hund is ja kein
Roboter.“ Ich habe dann sehr darauf geachtet, meinen Kleinen nicht
zu bedrängen und habe gehofft, dass er dann vielleicht irgendwann zu
mir kommt oder mir vielleicht anders seine Liebe schenkt. Aber es
kommt einfach nichts.
Ich
gehe mit ihm raus und wir entdecken gemeinsam die Stadt und die Hunde
und Hundehalter der Nachbarschaft. Ich freue mich aufrichtig ihm beim
Spielen im Park zuzugucken – Hunden beim Spielen zuzugucken ist ja
fast schon wie Therapie. Und ich habe versucht, mir zu sagen, dass
mir das dann vielleicht einfach reichen muss.
Aber
da genau ist das Problem: Ich hab so das Gefühl, dass ich ihm
zugucken und ihn lieb haben darf, aber dass da einfach nichts
zurückkommt. Meine Psychologin hatte mir ursprünglich empfohlen,
mir einen Hund zu holen – ich habe in der Vergangenheit mit
Depressionen zu kämpfen gehabt und mit dem Gefühl, nicht geliebt zu
werden. Und die Situation mit meinem kleinen Frosch katapultiert mich
leider da genau wieder rein.
Und
ich versuche mir meine Trauer nicht anmerken zu lassen und verliere
nie die Geduld mit Ihm. Ich versuche meinen Gemütszustand zu
überspielen, aber wir wissen ja alle: Hunde merken das.
Und
es würde mir im Leben nicht einfallen, den Hund wieder abzugeben,
ich bin ja diese Verantwortung eingegangen und ein Hund ist wie
gesagt kein Roboter, der bestimmte Funktionen erfüllen kann...
Aber
was mache ich denn jetzt? Es nagt so an mir. Ich brauch keine Bindung
zu dem Kleinen, ich hab ihn ja schon lieb und würde alles für ihn
tun (damit meine ich natürlich nicht verhätscheln o.Ä.). Aber wie
gehe ich mit diesem Gefühl um, dass ich für ihn einfach nur Taxi,
Kellner und Wasserspender bin?
Ich
entschuldige mich für den Roman, aber es musste einfach mal raus.
Ich kann das sonst keinem erzählen, ich schäme mich so.
Ich
bin über jede Hilfe (konstruktive Kritik einbegriffen!!!) sehr
dankbar!
Ganz
lieben Gruß!