Wo hakts denn beim Alleinbleiben und wie habt Ihr das geübt? Bei unserer Angsthundine war von Anfang an erstmal alles darauf ausgelegt, dass sie sich in unserer Wohnung wohl und sicher fühlt, was beim Alleinbleiben sehr geholfen hat.
Ich gehe übrigens sehr davon aus, dass das alleinbleibenproblem und die Unsicherheit in der Wohnung zusammen gehören. Da wird immer ein Grundstress sein.
Ich hab mir vor einiger Zeit auch schon mal vorgenommen, das Alleinbleiben lernen zu priorisieren. Es gibt da nur wirklich Auf und Abs. Ich denke ursächlich dafür ist, dass mein Zuhause aus der Perspektive vom Hund nicht sicher ist. Mein Zimmer ist zwar ein Rückzugsort, in dem außer mir und ihr selten jemand anders ist und an ihrem Platz dort war zB außer mir noch niemand. Aber es ist auch recht hellhörig hier und Vibrationen (zB wenn jmd die Treppe runterläuft oder im Stockwerk drüber rumläuft) spürt man auch. Es ist einfach ein älteres, rumpeliges Haus hier. Auch in meinem Zimmer bekommt man also viel mit von dem, was im Haus passiert. Ich merke sehr, dass das Alleinbleiben besser klappt, wenn mehrere Tage wenig los ist im Haus. Ist aber zB mehrtägiger Besuch da, kann es sein, dass sie anfängt zu bellen, sobald ich das Zimmer verlasse.
Wenn ich da bin, kommt sie mittlerweile ganz gut mit menschlichen Geräuschen etc zurecht, weil ich dann beschwichtigen bzw sie sich auch an mir orientieren kann. Ich kann mir nur vorstellen, dass es noch ein sehr weiter Weg wäre, bis sie entspannt allein in meinem Zimmer bleiben kann, während jemand anders im Haus Besuch bekommt. Ist ja auch gar nicht abwegig, dass fremde Menschen, die plötzlich ohne sichtbar und deutlich hereingelassen im Haus rumlaufen, als Gefahr wahrgenommen werden. Nur in einer WG gehört das nun mal zum Alltag und ich kann meine Verpflichtungen auswärts natürlich nicht danach planen, wie meine Mitbewohner ihr Privatleben gestalten.
Warum gibt’s du im Wohnzimmer nicht immer die Leckerliparty? Das wäre ja noch die „einfachste“ Trainingsübung, weil fester Ort und Ritual. Das würde ich mal zwei Wochen intensiv probieren. Bei Menschensichtung gibts die superleckerli/die Tube...
Ja. Wenn ich dort bin gibts das auch und ich schaffe mir jetzt auch mal Leberwurst in der Tube an, weil man den Hund da so schön dran festkleben kann. Sie würde darauf sehr abgehen, den Fokus von den anderen Menschen nehmen und ließe sich so sicher deutlich entspannter durch WZ-Situationen bringen als wenn ich ein Leckerli nach dem anderen werfe und sie zwischendurch doch immer wieder ihren Fokus Richtung Mensch lenkt. Mit Tube stelle ich mir das deutlich ruhiger vor.
Du bräuchtest die Sicherheit bzw. das Gefühl, dass Du es regeln kannst, wie und wie schnell es auch kommt. Das wäre der nächste Fokus für mich. Wenn Du sie behalten willst.
Die Entscheidung ist: Was kannst und willst Du leisten und was nicht). Im Moment der Abgabe gibst Du die Kontrolle ab, was mit dem Hund weiter passiert, mit allen Konsequenzen für Dich und für Dein Tier.
Hunde können den Menschen i.d.R. besser lesen, als der Mensch - heißt, man kann ihnen nichts vormachen. Sie merken, ob der Mensch mit ihnen zufrieden ist und spüren auch die kleinste Miss-Stimmung. Gelegentliche Miss-Stimmungen gehören natürlich zum Leben und müssen ausgehalten werden - werden angespannte Situationen allerdings zur Regel, wird es ungesund.
Ja, an der positiven Grundhaltung mangelt es mir gerade in der Tat. Ich hatte früher auch mit sozialen Ängsten zu kämpfen, die leider in der jetzigen Situation teilweise reaktiviert werden. Ich denke da verstärken sich Hund und ich gegenseitig negativ. Ich werde jetzt auch erstmal den Fokus auf mich richten, damit ich selbst ausgeglichener und ruhiger im Alltag bin und dies auch auf den Hund ausstrahlen kann.
Die Frage des "Was kannst und willst Du leisten, was nicht?" ist elementar. Ich habe in den letzten Monaten zB auch drüber nachgedacht, in eine kleine Wohnung oder ruhige Zweier-WG zu ziehen. Das wäre mit meiner Hündin wahrscheinlich ziemlich schnell ziemlich entspannt. Aber es ist einfach überhaupt nicht die Art zu wohnen, die ich mir wünsche.
Für mich ist zB auch klar, dass ich so eine Situation wie jetzt vorübergehend tragen kann. Aber wenn es in dieser Intensität noch einige Monate weitergeht, weiß ich zum Einen nicht, wie ich meinen Unialltag bewältigen soll und zum Anderen gehe ich gefühlt gerade schon an der Belastungsgrenze und kann mir vorstellen, dass ich dann irgendwann einfach nicht mehr könnte. Sicher spielt mein Mindsetting da auch ne große Rolle, denn das könnte deutlich besser sein als es momentan ist.
Ein Gedankengang von mir: Vielleicht setzt du dir ein zeitliches Limit. Die nächsten XY Monate arbeitest du intensiv an den Problemen und dann triffst du eine Entscheidung.
Aus eigener Erfahrung: wenn man sich felsenfest für eine Abgabe entschieden hat, ist es in vielen Fällen schon 5 nach 12.
Das mit dem zeitlichen Limit ist eine sehr gute Idee. Dann muss ich mir in der Zwischenzeit nicht den Kopf zerbrechen, sondern kann mich darauf konzentrieren, gezielt mit ihr weiterzuarbeiten und vorher definieren, was zu Zeitpunkt XY klappen muss bzw wie sich ihre Unsicherheit bis dahin entwickelt haben muss, wenn wir zusammenbleiben sollen.
Umgekehrt kann ich mir nämlich genau das vorstellen, was Mini-Sofawolf schreibt. Ich stecke ganz viel Energie und Zeit rein, bis irgendwann (für mich und den Hund) gar nichts mehr geht. Ehrlich gesagt befürchte ich nur momentan, dass es bis zu diesem Punkt (angenommen, die SItuation bleibt noch länger so wie jetzt) gar nicht mehr so weit hin ist, zumindest bis für mich gar nichts mehr geht. Ich hab mein Leben doch deutlich gewandelt seitdem sie gekommen ist. Gehe deutlich weniger unter Menschen (insbs zu Treffen mit mehreren Menschen), habe mich aus dem WG-Leben zurückgezogen, habe ein unkompatibles Hobby aufgegeben, kann einem anderen nicht mehr so intensiv nachgehen, wie ich eigentlich wollte, gehe seltener zu Vorträgen/kulturellen Veranstaltungen etc., gehe selten zur Uni etc. Das zehrt schon auch an mir. Theoretisch könnte ich sie auch öfter zu Freunden geben, wenn ich mal was unternehmen will. Nur leben die auch in WGs und gerade in der momentanen Situation ist mir nicht wohl bei dem Gedanken, dass sie dann woanders zwischen fremden oder weniger bekannten Menschen rumläuft bzw würde das momentan vielleicht auch einfach nicht klappen ohne viel Anleitung und Management durch den Sitter.
Will ich einen Hund nach meinen Vorstellungen, der möglichst gut in mein Leben passt (was ich absolut legitim finde)? Dann suche ich mir die entsprechende Rasse und kaufe bei einem guten Züchter.
Ich persönlich hätte mir für die beschriebene Wohnsituation einen Hund ohne schwierige Vorgeschichte ausgesucht, der außerdem einer Fremden gegenüber aufgeschlossenen Rasse angehört (also kein "misstrauisch ggü. Fremden im Rassestandard).
Jap stimmt. Ich habe bei der Auswahl die mangelnde Sozialisation einfach unterschätzt aufgrund ihres offenen Auftretens im Tierheim ggü mir und zwei drei weiteren Besuchern und mich zu sehr drauf ausgeruht, dass sie ja (wahrscheinlich) wenig schlechte Erfahrungen gemacht hat. Allerdings muss ich dazusagen, dass ich sehr direkt kommuniziert habe, was für einen Lebensstil ich führe und dass ich ausschließlich nach einem Hund suche, der mit diesem nach Eingewöhnung gut zurechtkommt (Leben in WG, Begleiter im Alltag zu Treffen mit Freunden oder zu Vorlesungen etc). Ich habe im Falle meiner Hündin die Lage unterschätzt, aber der Verein möglicherweise auch bzw. wurden da hinsichtlich des Lebensstils keine Bedenken geäußert bei dieser Hündin.
Ich habe schon versucht, einen passenden Tierschutzhund zu finden und wollte explizitit ausschließen, dass es zB einer wird, der Angst vor Menschen hat, Probleme mit anderen Hunden etc. Nunja, da war ich wohl etwas sehr blauäugig. Nächstes Mal würde ich denke ich auch nur einen Hund zu mir nehmen, der schon mal in einem ähnlichen Umfeld gut klarkam und von der Rasse her wohl auch keinen Schäfermischling mehr nehmen, auch wenn ich die ansich echt toll finde. Nur für ein WG-Leben in der Stadt ist das halt eine weitere Herausforderung.
als langjährige TH-Mitarbeiterin kann ich dir auch sagen, dass es gerade für die Ex-Straßenhunde im TH manchmal gar nicht schlimm ist, weil sie da viel mehr Hunde- als Menschenkontakte haben, Fremde hinter Zäunen bleiben und es Routinen in den Tagesabläufen gibt.
Bei jemandem, der ihm die idealen Bedingungen bietet (ruhigeres Umfeld, weniger Besucher etc.) könnte er sich zu einem nahezu problemlosen Hund entwickeln.
katzenpfote
Mh, das fände ich auf jeden Fall gut. Nur ist meine Hündin trotz ihrer Unsicherheit sehr menschenbezogen und zB auch ziemlich auf mich fixiert. Da hätte ich schon Sorge, dass ihr die Nähe zum (vertrauten) Menschen dann fehlt. Wobei sie in der Gruppe mit anderen Hunden tatsächlich immer ziemlich happy ist (wenn es da ausgeglichen abläuft).
feenzauber
Das denke ich auch. Da wäre sie vielleicht sogar bald ein echter Traumhund. Sie wäre glaub ich toll für aktive Menschen in einem ruhigen Umfeld und das auch toll für sie.
In knapp 2 Wochen hab ich einen Termin mit meiner Trainerin und werde da die Überlegung Abgabe besprechen, aber auch das Alleinbleibenproblem mal umfassend analysieren. Ich denke danach werde ich dann ggf. eine Deadline setzen, bis zu der ich mich entscheide, ob ich es mit ihr durchziehe oder ob ich ihr ein überschaubareres Zuhause suche.