Beiträge von Wiesenpippau

    Hallo liebe Dogforum Leute,

    Ich schreibe hier mal rein und bin vor allem daran interessiert, von euch darin bereichert zu werden, die Überlegung der Abgabe und des Behaltens von allen Seiten zu beleuchten. Vielleicht hat ja auch jemand von Euch ähnliche Erfahrungen gemacht und kann diese teilen. Mir ist bewusst, dass so eine Entscheidung nur vor Ort getroffen werden kann. Mit meiner Trainerin werde ich auch demnächst über das Thema sprechen.
    Im August 2019 habe ich eine 1 jährige Tierschutzhündin aus Bosnien übernommen. Sie ist als Welpe von der Straße in den bosnischen Tierschutz gekommen, war dann noch 3-4 Monate ca. in Deutschland in dem Tierheim eines Vereins, der Auslandshunde vermittelt. Dort hat sie immer im Rudel mit ihren Geschwistern gelebt (Zwinger mit täglich Auslauf im eingezäunten Gelände). Sie war also quasi "roh", als sie zu mir kam und hat in ihrem Leben außer anderen Hunden vermutlich wenig gesehen. Ich habe viel mit dem Verein gesprochen darüber, was für einen Hund ich suche bzw. mit was er in meinem Leben perspektivisch klarkommen muss. So kamen wir dann auf meine Hündin, da sie (aus meiner Sicht und der des Vereins) sehr menschenbezogen, freundlich und lernwillig ist und nicht ängstlich und schreckhaft aufgetreten ist. Das war aber in reizarmer Umgebung auf dem Dorf, wo sich eben das Tierheim befindet.

    Ich muss sagen, ich habe die ganze Angelegenheit wahnsinnig unterschätzt hinsichtlich dessen, dass es für einen reizarm, nicht im Haus mit Menschen aufgewachsenen Hund eine wahnsinnige Herausforderung ist, mit mehreren Menschen beengt im Haus zusammenzuleben und dann ggf. noch in dieser Beengtheit mit Fremden (Besuch zB) klarkommen zu müssen. Ich lebe in einer Haus-WG (5 Personen) in einer Kleinstadt. Auch perspektivisch strebe ich eher alternative Wohnformen mit mehreren Menschen statt Single- oder Pärchenzuhause an.

    Die Grunderziehung war und ist kein Problem. Sie hat ziemlich schnell die Grundkommandos gelernt, ich kann sie in bekanntem Gebiet guten Gewissens frei laufen lassen, weil sie dort immer toll ansprechbar ist. Allgemein ist sie leicht zu motivieren und sehr lernwillig. Und sie passt sich immer gut an, wenn im Haus zB Ruhe angesagt ist. Auch mit anderen Hunden hat sie keine Probleme. In solcherlei Hinsicht ist sie in meinen Augen ein ganz "normaler" oder sogar angenehmer Hund, der zwar in pubertären Anflügen mal seine Grenzen austestet, aber dies alles bewegt sich total im Rahmen und ist meines Erachtens ziemlich unproblematisch und gut händelbar.

    Nun zu den Herausforderungen, die mich ehrlich gesagt seit Dezember echt belasten. Im Kern finde ich herausfordernd, dass es zwei größere Baustellen gibt, die es gerade in Kombination für mich schwierig machen, immer alles unter einen Hut zu bekommen. Sie hat eine große Unsicherheit ggü Menschen, die Indoor ungeregelt zu Verhalten führt, was für mich kaum tragbar ist in manchen Situationen (nach vorne gehen, Schnappen, Menschen laut anbellen) und von mir ein hohes Maß an Ruhe, Management und Training erfordert, um sie in SItuationen mit anderen Menschen mit hineinnehmen zu können.

    Gleichzeitig ist Alleinbleiben noch ein großes Thema, bei dem es immer mal wieder Rückschläge gibt (insbesondere, wenn viel los ist im Haus oder jmd Besuch hat). Momentan verlasse ich das Haus höchstens für wenige Minuten und übe mit ihr, allein in meinem Zimmer zu bleiben, was je nach Kontext richtig gut (sie bleibt einfach liegen und schläft weiter) oder auch gar nicht funktioniert (sie bellt und heult dann, insbs, wenn viel los ist im Haus).
    Nun noch etwas detaillierter zu den Herausforderungen:
    Sie ist (auch nach Diagnose der Trainerin) ziemlich unsicher mit Menschen. Dies zeigt sich vor allem in geschlossenen Räumen und an belebten Orten. Ganz am Anfang zeigte sich ihre Unsicherheit darin, dass sie immer hinterherrannte und versuchte, in die Wade zu zwicken, wenn jmd aufstand und gegangen ist (hierzu gab es auch einen Thread im Forum). In Absprache mit Hundeschultrainern und dem vermittelnden Verein habe ich dann dafür gesorgt, dass sie dieses Verhalten nicht mehr ausführen kann, indem ich sie entweder an der Leine hatte oder auf ihren Platz geschickt habe, bevor jemand aufgestanden ist. Außerdem habe ich darauf geachtet, dass sie nicht in Konfrontation mit Besuch treten muss (dieser sollte sie zB erstmal ignorieren) und sie oft auch einfach herausgehalten. Mit der Zeit wurde sie dann entspannter mit solchen Situationen, so dass ich ihr nach und nach (erst mit meinen Mitbewohnern, später mit Besuch) wieder mehr Freiraum gegeben habe und sie kein unerwünschtes Verhalten mehr gezeigt hat. Ich schätze, dass ich in dieser Phase, in der aus meiner Sicht alles gut zu laufen schien, ihre immer noch vorhandene Unsicherheit sehr unterschätzt habe. In dieser Phase habe ich dann auch den ersten Termin bei meiner jetzigen Trainerin gehabt,bei dem sie mich auf die starke Unsicherheit der Hündin hingewiesen hat und mir geholfen hat, diese und ihr daraus resultierendes Verhalten (zB auch ständiges Nähesuchen zu Menschen/Kontrollieren, denen sie nicht traut) besser zu erkennen. Seitdem arbeite ich mit positiver Gegenkonditionierung und auch mit Alternativverhalten, wobei ich dies noch vor allem draußen anwende (zb wenn einem auf dem Bürgersteig Menschen entgegenkommen). Seit Ende November zeigte sie (teilweise vermutlich auch wegen der Scheinmutterschaft) nach und nach wieder heftigere Reaktionen auf menschliche Regungen im Haus. Das fing damit an, dass sie immer bellte, wenn jemand die Treppe Richtung Wohnzimmer runterkam, wenn sie sich im Wohnzimmer befand. Im Dezember schnappte sie dann zweimal nach einem Mitbewohner und scheint vor diesem mittlerweile richtig Angst zu haben, sie bellt ihn oft an, sobald sie ihn erblickt oder bellt auch, wenn sie hört, dass er nach Hause kommt. Auch mit fremden Menschen im Haus kommt sie mE schlechter zurecht. Nachdem hier jemand mehrtägigen Besuch hat (auch wenn sie mit diesem persönlich nicht oder nur wenig konfrontiert war), braucht es Tage, bis sie wieder so entspannt auf Geräusche im Haus reagiert wie vorher. Außerdem ist ihre Reizschwelle meines Erachtens (vielleicht durch Fehler und Versäumnisse meinerseits) auch deutlich gesunken. Es passiert schneller und häufiger, dass sie lautstark jmd anbellt und dann auch nicht mehr ansprechbar ist. Vielleicht liegt das auch daran, dass sie mittlerweile ein bisschen mehr hier ankommt und ihre Unsicherheit einfacher zeigen kann. Dazusagen muss ich allerdings noch, dass meine Trainerin zur aktuellen Situation noch einige Anregungen gegeben hat, die ich teilweise noch nicht umgesetzt habe. Es wäre also falsch zu behaupten, dass Hopfen und Malz verloren ist. Es gibt auf jeden Fall noch viel Potential, an der Unsicherheit zu arbeiten auch im vorhandenen Kontext.


    Es erfordert denke ich sehr viel Zeit und Energie, ihre Unsicherheit zu reduzieren. Ich denke optimalerweise müsste ich mich täglich mit ihr an der Leine ins Wohnzimmer setzen und einfach nur markern, wenn Menschen nach Hause kommen, herumlaufen, jmd klingelt, Besuch empfangen wird etc. Ehrlich gesagt bin ich aber oft selbst so angespannt in Anbetracht solcher Situationen, dass ich mich diesem Training nicht immer gewachsen fühle. Ich habe auch den Eindruck, dass sich meine Anspannung sehr auf sie überträgt.. Ein blöder Teufelskreis. So oder so ist dieses Training für mich ziemlich kräftezehrend. Es erfordert einfach ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und vor allem Gelassenheit. Ich bin da leider oft nicht so locker und unbekümmert, wie es vielleicht gut wäre. Leider sind unsere Gemeinschaftsräume auch sehr beengt, so dass es eigentlich keine "ruhige Ecke" gibt, aus der heraus man anfangen könnte etwas entspannter, mit mehr Abstand, zu arbeiten. Da ich in einer WG lebe, sind viele Situationen auch nicht planbar. Das heißt, wenn ich mit ihr im Wohnzimmer bin, kann es immer passieren, dass plötzlich Besuch oder einer der beiden Mitbewohner in der Tür steht, mit denen sie momentan noch sehr unsicher ist.
    Da sie gleichzeitig- insbesondere wenn viel los ist- auch schlecht alleinbleiben kann, bleibt für mich momentan oft nur die Wahl zwischen Konfrontation mit der Situation oder eigener Isolation gemeinsam mit dem Hund. Das belastet mich momentan schon ziemlich, da ich mich zB von sozialen Aktivitäten zu Hause und außerhalb eher zurückziehe bzw. diesen deutlich seltener nachgehe als ich eigentlich gern wollte. Könnte ich sie zB easy allein lassen, dann könnte ich ihre Unsicherheit denke ich auch viel besser annehmen. Dann wäre halt klar, dass sie zum Rückzug in mein Zimmer kommt, wenn viel los ist im Haus oder ich mich mit einer Gruppe von Freunden/Bekannten treffen will. Ich finde auch eigentlich nicht, dass ein Hund mit jedem Trubel klarkommen und überall dabeisein muss. Nur ist halt so der Druck dahinter, dass alles irgendwie funktionieren muss, vor allem in Zukunft.

    ViVi1603

    Mh bist du sicher, dass es "nur" Langeweile ist? Du schreibst ja auch, dass er dann so aufgekratzt ist, dass er sich mit normalem Kaukram nicht beschäftigen kann. Hast du schon mal ausprobiert, ihm was zu geben, was er richtig zerfleddern kann? Ich gebe meiner Hündin im Alltag gern mal Äste, die nicht so splitterig sind (wegen der Verletzungsgefahr). Das häckselt sie dann mit großer Begeisterung so klein es geht und lässt dafür anderen Kram in Ruhe.

    Ansonsten würde ich vllt per Video nochmal genauer schauen, ob die Ursache wirkicht Langeweile und nicht doch Stress ist.


    Bei uns hat die Kamera jetzt doch nicht alle Probleme gelöst. Es kam jetzt auch schon vor, dass sie ein paar Mal mehr gewufft hat, auch wenn ich über Kamera zu korrigieren versucht habe.

    Allerdings ist es im Verlauf meist so, dass sie die ersten Minuten eher unruhig ist und dann tendenziell auch bellt und dann irgendwann zur Ruhe kommt. Wenn Geräusche im Haus sind und sie fremde Leute oÄ hört, ist das nochmal ne andere Sache.


    Öfter (vor allem abends nach einer actionreichen Runde und wenn Ruhe im Haus ist) steht sie nicht mal auf und es kommt nur noch selten vor, dass sie aufspringt und mich übertrieben freudig begrüßt, meist bleibt sie liegen, wenn ich wiederkomme.

    Auch oft ist ihr Motto nachdem ich die Tür schließe allerdings "Mach alles, was nur unbeobachtet geht!" Dann Checkt sie mein Bett aus, trinkt aus Gläsern, schleckt leere Teller ab, sucht nach von mir vergessenem Essen, schnüffelt in den Müll rein, klaut sich Taschentücher oder Socken und bringt die Beute zu ihrem Platz. Das geht in der Regel aber nur ein paar Minuten so.


    Ich hab auch nochmal eine Frage in die Runde:

    Kann es eigentlich Sinn machen, das Alleinbleiben erstmal zu "unmöglichen" Zeiten zu üben? Spätabends und nachts hat Dunja nämlich meist eh kein Interesse mehr, irgendwo hinzugehen (da muss ich sie manchmal regelrecht aus dem Bett zerren für ne Pinkelrunde) und da klappt auch das Alleinlassen eigentlich am besten. Vllt, weil sie dann sowieso in Feierabendstimmung ist? Kann es sinnvoll sein, dann also zB nachts zu üben? Da könnte sie denke ich schon mehr als zu anderen Tageszeiten. Hilft mir im Alltag wenig, aber meint ihr, das lässt sich dann auf andere Tageszeiten übertragen bzw fördert das Alleinbleiben tagsüber?

    Hallo liebe Forenmitglieder,

    Immer mal wieder treffe ich auf Menschen mit und gern auch ohne Hundeerfahrung, die sich ganz überzeugt davon zeigen , dass man ja auch mal "durchgreifen" müsse und es nur artgerecht und natürlich sei, den Hund auf den Boden zu drücken, lautstark zurechtzuweisen, lange zu schimpfen, dass der Mensch das Alpha-Tier sein und dominieren muss etc. Und dass es im Grunde nur das braucht, um einen Hund dazu zu bringen, alles zu tun, was man von ihm verlangt und alles zu unterlassen, was man nicht möchte.


    Manchmal würde ich mich dann bei der Aufklärung gern auf eine gewichtige Quelle berufen können, aber auch selbst gern mehr in die Tiefe gehen, um das Lern- und Sozialverhalten in der Theorie besser zu kennen und um fundierter auf solcherlei "Statements" reagieren zu können. Das Internet bietet ja viele Informationen, aber oft fehlen mir da vernünftige Quellenangaben und der Verweis zu Studien etc.

    Kennt ihr zu den Themen Sozial- und Lernverhalten von Hunden (wissenschaftliche) Literatur oder Literatur, die sich auf Studien bezieht und diese benennt?

    Danke und liebe Grüße,
    Wiesenpippau

    Hi! Ich würde an deiner Stelle auch eher später als früher ableinen.
    Meine Hündin (TSH) ist seit August bei mir. Sie war von Anfang an super aufmerksam auf mich, aber zB Impulskontrolle bei Hundesichtungen musste sie erst lernen (sie wollte immer ganz dringend hin).
    Mein Verlauf war so:
    Immer und überall die Schlepp dran. An der Schlepp habe ich Begegnungen mit Raben+Enten trainiert sowie den Ablauf vor der Freigabe, zu anderen Hunden hinlaufen zu dürfen und natürlich den Rückruf unter steigender Ablenkung. Als das alles gut klappte, hab ich die Schlepp mitschleifen lassen, sie nach Gefühl zB bei Hundesichtung oder Enten doch sicherheitshalber in die Hand genommen. Irgendwann schleifte die Schlepp nur noch mit und ich nahm sie gar nicht mehr in die Hand. Das ging eine ganze Weile so und irgendwann habe ich dann im vertrauten Gebiet, wo ich wusste, wie sie potentiell auf Reize (Hunde, Enten, Menschen, Knalle etc) reagiert, habe ich die Schlepp dann ne Weile immer dabeigehabt und nach Gefühl zwischendurch mal drangemacht. Dann ging ich nur noch ohne Schlepp unterwegs und gegen Weihnachten/Silvester war die Schlepp abends sicherheitshalber wieder dran wegen Böllern und Feuerwerk.
    In Feld/Wald habe ich die Schlepp meistens dran (manchmal lasse ich auch mitschleifen, wenn wir weitab von Straßen sind und das Gebiet gut einsehbar ist und ihre Aufmerksamkeit nah bei mir liegt), da wir noch keine Wildsichtung hatten und ich annehme, dass sie durchaus einen Jagdtrieb hat.

    Ich würde an deiner Stelle voll nach Gefühl und Situation gehen. Für mich ist Freilauf auch eine Sache der eigenen Aufmerksamkeit und des eigenen Timings, insbesondere bei einem Hund in der Pubertät. Wenn ich zulasse, dass der Hund schon einer Ente oder ähnlichem 20m hinterherjagt, ist es sicher deutlich schwerer ihn abzurufen als wenn ich das Vorstehen schon belobe und sie dann ihre Aufmerksamkeit auf mich umlenkt und sich bei mir ne Belohnung abholt. Meine Hündin kommt eigentlich immer gern zu mir, weil es dann neben was zu Futtern manchmal noch ein kurzes Suchspiel, einen Trick oÄ gibt, für das sie wiederum belohnt wird. Oft rufe ich sie auch nur kurz ab,freue mich mega, wenn sie toll gekommen ist und lasse sie dann gleich wieder laufen. Das Zu mir Rennen ist auch ne Sache der Freude für sie, oft pushe ich sie dabei ein bisschen, indem ich mich freuend auffordernd meine Arme bewege ähnlich wie das Hunde beim Spielen manchmal tun. So ist der Rückruf für sie ne angenehme Sache. Wenn es ums Anleinen geht, sage ich oft nur "Soo!...", was ich oft sage, wenn jetzt was Neues passiert oder sich die Situation verändert. Dann kommt sie schon bereitwillig zu mir gelaufen und lässt sich anleinen.
    Wenn sie unaufmerksamere Tage hat, kommt die Schlepp sicherheitshalber wieder dran.


    Mich würde mal interessieren, was ihr unter 100% Abrufbarkeit versteht. Abrufbarkeit in JEDER Situation? Also zB auch, wenn der Hund nach Freigabe zu einem anderen Hund rennt und die beiden gerade anfangen zu interagieren? Das wäre zB was, wo ich nicht sicher bin, ob meine prompt kommen würde. Sicher mit Nachdruck, aber eben nicht instant. Dafür achte ich halt sehr darauf, dass alle Begegnungen geregelt ablaufen. Heißt zB bei Hundesichtung, ich rufe sie zu mir, sie läuft Bei Fuß, ich checke die Situation ab und warte ab, bis klar ist, dass der andere Halter mit Kontakt einverstanden ist und seinen Hund laufen lässt, dann gebe ich sie frei und sie darf hin. Also ungeregelten Hundekontakt kennt sie gar nicht. Daher orientiert sie sich bei Hundesichtung oft automatisch zu mir um. Dafür kann ich allerdings nicht garantieren, dass sie instant zu mir kommen würde, wenn sie gerade anfängt mit dem anderen Hund zu interagieren. Wäre das für euch ein KO Kriterium für Freilauf?

    @Tina711:

    Sicher, dass sie nicht kann? Jaulen klingt für mich eher nach Leiden.


    @U und M:

    Jap Verhaltenskette wäre blöd. Und wenn sie lernt, dass keine weitere Konsequenz folgt, wenn sie dann nicht aufs Kommando hört. Wobei ich die Kamera dann zur Unterstreichung der Ernsthaftigkeit noch schwenken könnte :D


    Ich wunder mich eh, dass das zumindest die paar mal jetzt so gut geklappt hat. Der Klang von dem Ding ist nicht sonderlich gut. Eigentlich kann sie höchstens die Tonlage erkennen und ich kann mir nicht vorstellen, dass der Hund dann zum Beispiel denkt, dass ich in der Wand sitze und noch da bin. Sie hört ja, wenn ich aus der Haustür verschwinde. Aber vllt nimmt der Hund an, dass der Einfluss noch da ist und man alles mitbekommt und im Griff hat. Superchef sozusagen.


    Als nächstes muss ich unbedingt den Schritt wagen, richtig zu gehen. Momentan gehe ich nur woanders ins Haus oder mal in den Garten (hintenraus).

    Hallo ihr, ich bin gerade total perplex. Ich habe jetzt ja eine Überwachungskamera. Über die kann man auch sprechen.
    Nach der Weihnachts-/Silvesterunordnung fange ich nun wieder gezielt mit dem Alleinbleiben üben an. Nun ist es seit gestern zweimal vorgekommen, dass Dunja auf mein Bett gesprungen ist und gebellt hat (nicht Dauerbellen, sondern ein paar Mal wuffen, Pause, ggf. wieder wuffen). Das erste Mal wollte ich die Einheit schon abbrechen, da sie aber genau als ich vor der Tür stand wieder bellte sagte ich instinktiv durch die geschlossene Tür "Stop!" (Abbruchsignal fürs Bellen). Daraufhin sprang sie vom Bett, ging auf ihren Platz und hat sich hingelegt. Ich habe sie dann noch ein paar min länger alleingelassen- sie blieb entspannt liegen und stand nicht mal auf, als ich wieder reinkam.
    Nach Silvester fand sie die Kamera selbst nicht mehr gruselig (anfangs hat sie die ja anknurrt und angebellt, vor allem, wenn die rotierte). Heute und gestern habe ich tagsüber schon mal getestet, wie sie reagiert, wenn ich sie über die Kamera korrigiere (zB wenn sie anfängt meine Sachen durch die Gegend zu tragen- das macht sie momentan gern, wenn sie unbeobachtet ist). Da sie das nicht zu ängstigen schien und sie tatsächlich auf meine Sprachnachricht gehört hat, hab ich es eben versucht, sie über Kamera vom Bellen abzubrechen. Ablauf: Ich verlasse das Zimmer. Sie bleibt liegen. Nach ca. 2min aufstehen, etwas rumlaufen, auf mein Bett springen und Richtung Tür wuffen. Ich breche über Kamera ab, sie schaut zur Kamera und ist ruhig. Halbe Minute später noch ein Wuffen zur Tür. Ich breche über Kamera ab, sie schaut zur Kamera, springt vom Bett, geht zu ihrem Platz und rollt sich da zusammen. Da blieb sie so liegen, bis ich wenige Minuten später wiederkam und stand auch diesmal nicht mal auf.

    Was ist denn hier los? Es kann doch nicht so einfach sein! Ich war auch total irritiert, dass sie nach dem Kommando aus der Kamera aufhört zu bellen und sich dann direkt ENTSPANNT. Hat jemand von Euch ähnliche Erfahrungen gemacht?! So wie das gerade für mich aussieht, scheint es mir (zumindest in den zwei Situationen) eher so gewesen zu sein, dass sie nicht alleinbleiben wollte, es aber konnte.

    Meine Ohren sind so müde von vielen Fiepen. Sind eure Hunde auch so kommunikativ?

    Mh, bei Dunja gab es Fiepen mal in der Läufigkeit bei Rüdensichtung. Ansonsten fiept sie wohl recht viel, wenn ich sie bei meinem Mitbewohner lasse (wobei darunter dann ja nicht meine Ohren leiden) und mal, wenn sie noch auf ihrer Decke bleiben soll, wenn jemand zu uns kommt, den sie sehr mag und den noch nicht begrüßen darf. Draußen kenne ich Fiepen außer der wenigen Läufigkeitsereignisse gar nicht und auch so im Alltag kommt es selten vor. Dafür gibt es eine breite Palette an Bellen und Knurren. Am witzigsten ist es, wenn sie von etwas alarmiert/verunsichert ist und bellt, ich das Bellen abbreche und ihr mitteile, dass alles gut ist und muntere Miene mache. Dann kommt manchmal zwischen dem Grummeln noch ein Wuffen bei geschlossenem Maul und sie schaut mich an, als wäre ich total bekloppt, weil ich entscheide, dass wir nichts tun müssen mit dem Reiz, den sie gruselig/verteidigungswürdig fand.

    Ist das bei Betti Fiepen aus Angst/Unsicherheit/positiver oder negativer Aufgeregtheit?

    Bei uns wird das Leben gerade wieder entspannter. Nach Heiligabend wurde es von Tag zu Tag besser. Männer fand sie persé gruseliger, aber selbst mit denen wurde es gegen Silvester entspannter (wenn auch nicht entspannt). Ich war bis über Silvester bei/mit wechselnden Familienmitgliedern. Die ersten Tage hatte ich sie dauerhaft an der Leine bei mir und sie hat immer Plätze bekommen, die hinter/neben mir etwas abgeschirmt vom Raum lagen. So war das ganz gut zu managen. Am Ende ließ ich sie mit meinen 4 Schwestern im gleichen Raum frei laufen, was gut funktioniert hat. Mit einer meiner Schwestern, die sich auch viel mit ihr beschäftigt hat und oft mit spazieren war, hat sie sogar richtig ausgelassen gespielt. Und es gab die Premiere, dass sie auf Rückzug gegangen ist, wenn sie das Verhalten von Menschen gruselig fand. Das ist am Silvesterabend zwei drei Mal passiert. Ich hab mich sehr gefreut und hoffe nun einfach, dass sie diese Strategie nach und nach lernen wird (Gruseliger Mensch -> Hund schafft mehr Abstand durch Weggehen). Die Tochter einer meiner Schwestern (7 Monate) hat sie auch nicht allzu sehr verunsichert. Die ist aber auch noch nicht mobil ;-)
    Heute sind zwei Mitbewohner*innen zurückgekommen. Mit denen kam sie vorher schon gut klar, aber auch dass plötzlich wieder 2 Menschen mehr im Haus sind, nimmt sie recht gelassen hin.

    Ich bin mal gespannt, wie es weitergeht. Gerade ist der Gedanke Abgabe nicht mehr akut da, aber beim nächsten Termin werde ich dennoch mit der Trainerin drüber sprechen, wie sie es einschätzt, wie Dunja mittel- und langfristig mit einem menschenreichen, trubeligen Lebensstil klarkommen kann. Wenn sie gut alleinbleiben könnte, würde das ja auch schon viel Druck rausnehmen, weil man sie einfach in ein Extrazimmer packen könnte, wenn viel los ist. Alleinbleiben ist ja unser anderes großes Thema.

    Dunja scheint durch zu sein mit der Scheinträchtigkeit. Nachdem sie um Weihnachten rum deutlich weniger gefressen und getrunken hat, hat sich das nun wieder normalisiert. Ihr Gesäuge ist komplett abgeschwollen, auch die Zitzen sind wieder klein. Ggü (fremden) Menschen erscheint sie mir nun auch wieder entspannter und weniger alarmiert bei (menschlichen) Geräuschen im Haus etc. Außerdem ist ihr Energieniveau nochmal angehoben. Der Hund hat Feuer im Hintern :D Ich bin froh, dass sie gut am Fahrrad laufen kann, da kann man sie schön auspowern. Es heißt ja, dass Hündinnen in der Scheinträchtigkeit oft matter sind. Ich dachte nicht, dass sie das ist. Weil ich sie so schon aktiv fand. Aber nun sieht das nochmal anders aus. Wobei man in der Pubertät ja schwer sagen kann, was jetzt auf was zurückzuführen ist.

    @carlinka Schön, dass es bei euch gut läuft und schön, dass du respektierst, wenn Lilly etwas nicht will (zB die Nähe zu den Kindern). Ich finde es sehr wichtig die Signale vom Hund (Anspannen, Knurren zB) ernstzunehmen und die Situation dann schon zu entspannen. Dadurch fühlt sich der Hund ernstgenommen und mit der Zeit hilft das dem Vertrauen sicher enorm. Außerdem beugt es "Eskalationen" vor, weil der Hund lernt, dass auf seine Signale eingegangen wird und er gar nicht bellen, schnappen, ausrasten muss. Und er wird eben nicht in Situationen gezwungen, die ihn überfordern.

    BettiFromDaBlock

    Ich wünsche dir ganz viel Kraft. Manchmal ist es einfach eine blöde Kombination mehrerer, für sich noch erträglicher Reize, die zusammen etwas beim Hund auslösen. Es gibt halt immer Schritte rückwärts und vorwärts. Dass es jetzt gerade wieder so an den Anfang erinnert macht eure Erfolge nicht ungeschehen, und an die werdet ihr auch wieder anknüpfen können. Ich kann mir gut vorstellen, dass es Nachwehen von Silvester sind. zB wenn du davon schreibst, dass direkt vor Eurem Haus Menschen waren und Krach gemacht haben. Bei Dunja merke ich es auch, dass sie an Folgetagen von viel fremdem Besuch eine deutlich niedrigere Reizschwelle hat und viel schneller stärker auf potentiell gruselige Reize reagiert.
    Wenn es dir ein besseres Gefühl gibt, dann stell nochmal auf das alte Futter um. Ich denke, es ist wichtig, dass du dich wieder entspannen kannst und siehst, dass es nicht so bleiben wird wie es jetzt gerade wieder ist. Mach es so, wie es dir selbst am besten tut. Drinnen bekommst du Betti mit Schnüffelspielen etc sicher auch ganz gut müde :-)

    Wie alt ist Betti denn eigentlich und denkst du drüber nach, sie kastrieren zu lassen? Soll ja unsichere Hunde potentiell noch unsicherer machen. Aber dann würden wenigstens die schwereren Phasen wie Läufigkeit und Scheinträchtigkeit wegfallen und vielleicht gäbe es mehr Konstanz in ihrer Stimmung?

    BettiFromDaBlock

    Ja das stimmt. Gerade mit dem punktgenauen Führen etc. Ich werde im Januar mal mit meiner Trainerin drüber sprechen und auch mit dem Tierschutzverein, von dem sie kommt.


    Ich kann mir vorstellen, dass ein ruhigeres Zuhause für sie wirklich gut wäre. Ich glaube mein Leben und vor allem meine Wohnsituation (die ich auch perspektivisch eigentlich nicht ändern möchte) sind für sie einfach enorm beanspruchend. So viel Unüberschaubarkeit bzgl. Ein/ausgehende Menschen, Mitbewohner mit unterschiedlichen Tagesabläufen etc. Das erhöht ja auch den Grundstresspegel. Beim Alleinbleiben Lernen gib es auch immer wieder große Auf und Abs. Im Moment geht gerade gar nichts, wenn Besuch da oder viel los ist bei uns. Dann bellt sie, sobald ich das Zimmer verlasse. Perspektivisch strebe ich es halt auch nicht an, allein oder in einer Pärchenwohnung zu leben und kann mir das auch eigentlich nicht vorstellen.


    Ich habe ehrlich gesagt kein schlechtes Gewissen bei der Überlegung. Ich habe ja gezielt nach einem Hund gesucht, der zu meinem Lebensstil passt. Nur war es für mich naiv zu denken, dass ein Hund, der vorher nie mit Menschen zusammengelebt hat, das kann. Auch wenn sie menschenbezogen ist. Da hat der Verein vllt auch leichtfertig angenommen, dass das funktionieren wird.


    Ich mag sie ja sehr und hab auch das Gefühl, dass wir vom Wesen her gut zusammenpassen. Nur ist die umgebende Lebenssituation möglicherweise nicht passend.


    Wir werden es sehen.

    Danke für dein Verständis :-)