@carlinka Ich wünsche dir alles Gute für dich und deine Lilly! Es ist Gold wert, dass du sie erst in Ruhe kennenlernst und Vertrauen aufbaust (auch durch kleine Spaziergänge). Dunja hab ich auch dreimal besucht (der Verein war nicht um die Ecke, sonst wäre ich vllt. noch ofter hingefahren) und im neuen Zuhause hat sie sich von Anfang an sehr an mir orientiert, hatte vor mir ggü allen anderen ein gewisses Grundvertrauen (und zB ihre Unsicherheitsverhalten nie an mir gezeigt). Sie ging auch von Anfang an mit mir durch jede Situation. Kann mir gut vorstellen, dass das viel mit den vorherigen Besuchen zu tun hatte.
Allerdings würde ich dann auch drauf achten, dass sie nicht anfängt, dich als Ressource zu bewachen. Meine hat das am Anfang sehr gemacht. Ist ja auch verständlich, wenn man für den Hund die einzige halbwegs sichere Konstante ist in seinem Leben, in dem sich gerade alles geändert hat.
Wie voll ist denn euer Programm? Pennt der Hund seine 17h? Da wird werden soviele Eindrücke einprasseln.
Auf 17h kommt sie an den meisten Tagen schon.
Momentan sieht mein Alltag so aus:
Ich mache mit ihr zwei Spaziergänge am Tag, ansonsten gehe ich nur kurz in den Garten. Vor 10h schläft sie.
- So um 10-11h gehe ich mit ihr die erste Runde hier am Fluss ca. 1h (mal etwas mehr, mal etwas weniger), davon sind 7min Hin und Zurück an der Straße, wo man auch auf ein paar Menschen trifft, der Rest an den Uferwiesen vom Fluss, wo man vormittags oft niemanden trifft. Wenn ich ne kürzere Runde mache und den Eindruck hab, dass sie es braucht, mach ich danach noch ein Schnüffelsuchspiel mit ihr (ca 10min).
-Nachmittags um 15.30h kommt mehrmals die Woche der actionreichere Spaziergang (gut 1,5h) in gleicher Umgebung mit einer lockeren Gassigemeinschaft. Da sind wir idR 2-4 Mensch-Hund-Teams. Die Hunde sind alle gut sozialisierst und ich habe den Eindruck, dass das Dunjas Selbstbewusstsein sehr hilft, regelmäßig bekannte Hunde und Menschen zu treffen. Spielen und Spielpausen wechseln sich dabei ab. Das letzte Stück gehe ich dann wieder mit ihr allein. Alternativ gehe ich allein oder verabrede mich ca alle 1-2 Wochen mit einer Freundin+deren Hund zum Spazierengehen.
Dazwischen bin ich meistens zu Hause und sie schläft/ruht die meiste Zeit. Nach der Nachmittagsrunde und Abends wird vor allem geruht/geschlafen.
-Zweimal die Woche lasse ich sie bei einem meiner Mitbewohner (die beiden können gut miteinander) oder bei einem Freund von mir, der dann meistens ne Runde spazierengeht. Alleinbleiben geht gerade noch nicht. Bei denen schläft sie nicht, dazu ist sie zu unentspannt (Montag Nachmittag 2h und Mittwoch Abend 2-4h).
-Ca. jeden zweiten Tag lasse ich sie für 30-60min allein in meinem Zimmer und bin selbst woanders im Haus. Das mache ich tagesformabhängig und dann, wenn ich davon ausgehe, dass sie es gerade am besten "aushalten" kann. Wenn abends, dann pennt sie einfach weiter, tagsüber ist sie in der Zeit ruhig, aber nicht ganz entspannt.
-Freitag Nachmittag ist gelegentlich Stadthundegruppe für ängstliche Hunde. 2-maximal 5 Hund-Mensch Teams plus Trainerin. 1h Innenstadt mit vielen Pausen zwischendurch zum Runterkommen. Auf jeden Fall ein sehr anstrengender Programmpunkt ;-)
Bisher hab ich sie noch einmal die Woche mit zum Pflegepferd zur Weide
genommen. Das wurde aber ein zunehmend stressiger Programmpunkt (sie
versucht einzugreifen, wenn ich was mit den Pferden mache und scheint
mir in der vermeintlichen Bedrohung "helfen" zu wollen), so dass ich da
jetzt auf unbestimmte Zeit ne Pause einlege. Heute fahre ich das letzte
Mal hin.
außer den Maulkorb, den ich, wegen dem eigenen entspannteren Gefühl, auch befürworten würde, käme mir noch in den Sinn zu beobachten, was eventuell die Auslöser sein könnten. Körperhaltung, Tonlage, Kleidung... und sofern es da etwas spezielles gibt, gezielt daran zu arbeiten.
gäbe es eventuell eine Möglichkeit, dass jeder bisweilen (am Anfang vielleicht auch öfter) ein Leckerli hinwirft?
Potentielle Auslöser sind mE Bedrängtheit/Enge und für sie schwer einzuordnendes Verhalten. zB Mitbewohner kommt ins Zimmer, beugt sich zu einer Kiste, um die Hochzuheben. Oder Mitbewohner steht im Türrahmen, sie "muss" direkt an ihm vorbeilaufen, um aus der Sackgasse rauszukommen. Größere Unsicherheit zeigt sie eigentlich nur gegenüber einem Mitbewohner. Das liegt denke ich auch an seinem Auftreten/körperlichen Attributen. Laute Stimme, schnelles/lautes Laufen, raumnehmend von der Ausstrahlung her. In der Vergangenheit hat er sie manchmal in Stresssituationen in ihrer Unsicherheit ihm ggü bestärkt (Drohfixieren, Laut werden, körperliches Wegdrängen).
Das mit dem Leckerli ist ne gute Idee. Für sie immer stressig ist es, wenn sie im Wohnzimmer ist, jemand im Flur zu hören ist und dann die Tür zum WZ geöffnet wird. Vllt könnte bei jedem Türöffnen erstmal ein Leckerli in den Raum fliegen und dann der Mensch hinterherfolgen? Die Trainerin hat dazu ja positive Gegenkonditionierung verordnet (Hund im WZ), diese Situation hab ich aber die letzten Wochen eher vermieden, da ich dann öfter in der angrenzenden Küche war und nicht rechzeitig reagieren konnte.
Daran hab ich echt gemerkt, wie schnell eine blöde Situation aus einem souveränen Hund einen unsicheren/ängstlichen Hund machen kann. Traurig und manchmal frustrierend, aber wir arbeiten einfach weiter an Verbesserungen.
Spannenden Geschichte. Manchmal kann es halt einfach blöd laufen. Du konntest ja auch nicht wissen, dass es nicht nur eine Angst/Fremdelphase war, sondern scheinbar etwas für ihn Traumatisches passiert ist. Alles Gute euch weiterhin! :-)