Hallo!
Ich hatte es hier schon angekündigt: natürlich (!?) gehen wir in die Welpenschule. Und neulich war der erste Schultag, und weniger neulich der zweite. Wir finden das mit ein wenig Abstand sehr lustig, und diesen Spaß mag ich gern mit euch teilen. Wobei ihr euch dabei wieder über uns amüsieren könnt. Wäre doch alles nicht passiert, hätte ich mal eine Probestunde besucht. Aber mir war es wichtig, nicht zu lange mit dem Hund noch durch die Pampa zu juckeln.
Hoffentlich habe ich jetzt keinen Austauschthread zur Welpenschule übersehen, aber diesen, jenen oder auch diesen Thread fand ich nicht einschlägig genug; und in die Jahre gekommen.
Auf Nachfrage erfahre ich, dass tatsächlich gerade ein Welpenkurs starten soll. Neben unseren Kleinpudel ein Havaneser und ein Mix, wäre doch toll. Wichtig: bitte den Impfpass mitbringen, damit die erste Impfung kontrolliert werden kann.
Der Hund spielt natürlich nicht mit, wie geplant. Pennt zwar erstmal nach der Morgenrunde, aber ich wecke sie zu spät auf. Pinkeln in den wenigen Minuten vor der Abfahrt klappt nicht. Hund ins Auto, Impfpass auch, los geht's. Schon sind wir vor Ort, ich packe den Hund aus, den Impfpass nicht, weil es kräftig regnet und ich nicht weiß, wie es weitergeht. Der Hund ist nicht so begeistert wie ich. Es gibt eine angeschlossene Hundepension, da wird gebellt. Mein Welpe vibriert vor Angst, wird aber schnell besser. Ich sehe die Trainerin am Tor, stelle uns vor und sage noch sinngemäß etwas wie "Gerade ist die noch ein wenig schüchtern, das wird sich aber ganz schnell legen, hatte aber noch nicht so viel Hundekontakt".
Glücklicherweise stehen wir nicht im Regen, sondern sitzen in einer kleinen Hütte. Vier Zweibeiner, drei Vierbeiner. Der Havaneser ist ein neun Wochen alter Goldie, der auf dem Schoss von Frauchen fast einschläft. Der Mix ist ein Collie, der zu Frauchens Füßen lümmelt. Und mein Kleinpudel ist 'ne arme Socke und versteht auf meinem Schoß die Welt nicht. Dass ich unseren Impfpass im Auto habe macht nichts, schließlich ist der vom Collie heute gar nicht da. Dass ich den Hund auf dem Schoß habe macht schon was, weil ich jetzt den Vertrag ausfüllen muss. Auf Seite drei fällt mir auf, dass ich nicht zusichern kann, gegen Tollwut geimpft zu haben. "Was? Warum nicht? Dann wird's aber langsam Zeit!" - "Hm, weil es hieß, nur die erste Impfung wäre erforderlich, der Hund heute genau 12 Wochen alt ist, also die erste Impfung hat, auf Anraten des Tierarztes wir mit der Zweitimpfung aber eine Woche zuwarten und mit der Tollwutimpfung noch ein wenig länger, weil wir nicht ins Ausland wollen und es ihrer Ansicht nach dann verträglicher wäre." - "Achso, gut, ich bin auch keine Tierärztin."
Irgendwann haben wir das also geklärt, mein Hund hat festgestellt, dass Angst blöde ist und hat auf Neugier umgestellt. Jetzt wollen wir mal an der Leine ums Haus gehen, bitte die Leine lang lassen, aber den Hund mit Leckerli bei sich halten. "Ganz kurz, mein Welpe hatte jetzt noch nicht so viel Hundekontakt und ist total aufgeregt und mag die anderen Hunde mal beschnüffeln. Könnten die Hunde vielleicht eine kleine Vorstellungsrunde haben?" Nein, können sie nicht. An der Leine ums Haus. Ich halte ein Leckerli in der Hand und mein Hund will weg. Zu den anderen Hunden nämlich. Ich soll ihn locken. Das kann ich mir schenken, wissen mein Hund und ich. Die Trainerin tut so, als sähe sie das ein. Jetzt darf ich sie tragen.
Schon sind wir in einem kleinen umzäunten Bereich und die Hunde dürfen los. Der Goldie entdeckt Efeu und meldet sich erstmal ab, mein Hund entdeckt den Collie und wird frech, war klar. Der guckt sich das gar nicht mal so lange an, spricht ein ernstes Wort mit ihr und dann schaut's ganz entspannt aus. Sogar der Goldie purzelt nun mal versehentlich dazwischen.
Jetzt reicht es aber langsam, Hunde an die Leine, heraus in den größeren umzäunten Bereich. Ich solle mit meinem Hund endlich mal näher herantreten. "Habe ich schon verstanden, aber der Hund muss sich mal dringend lösen, sicher schon seit einer halben Stunde, eher länger, da wollte ich sie nicht wegzerren." - "Kommt ruhig her, die wird sich jetzt gar nicht lösen können." Ich zeige nur auf den Hund, der gerade pinkelt.
Nächste Einheit. Wir sollen uns schnurstracks vom Hund wegbewegen und ein wenig locken, der rennt dann schließlich hinterher. "Hm, ich kann mir gut vorstellen, dass das nicht funktioniert, wir haben mal so einen 'Bindungsspaziergang' getestet und festgestellt, dass das mit dem Folgetrieb kaum klappt." - "Was? Seit wann?" - "Naja, wir haben sie mit neun Wochen bekommen, und die erste Woche dackelte sie uns im Garten hinterher, aber seitdem können wir das knicken." Gut, wir haben dann alles gegeben, lief nicht ganz schlecht.
Endlich ist die angesetzte Stunde vorbei, wobei die letzten fünf Minuten auch dafür draufgingen, dass der Goldie wieder ins Geschirr gestopft werden musste, aus dem er sich befreit hatte. Wir kommen aber auch nicht zur Ruhe, die Trainerin stellt fest, dass die Besitzerin zu viel falsch macht. Gut, dass das Geschirr zu locker war, ist irgendwie selbsterklärend, fand ich halb so wild. Jetzt soll sie schneller machen, das geht nur leider nicht, weil der Welpe das Geschirr im Maul hat. Problem gelöst, aber ohje, jetzt hat er die Leine in der Schnute. Das muss auch sofort unterbunden werden, das ist immerhin unser verlängerter Arm. Und jetzt hat der Hund einen Tannenzapfen gefunden. Das geht auch nicht, die dürfen unterwegs nicht alles fressen!
Mensch, mein Hund und ich sind erschöpft. Zu schade, dass ich den zweiten Termin nicht selbst wahrnehmen kann, dafür meine Frau eine Woche später fährt.
Aus dem Schlaftabletten-Goldie ist ein wimmerndes Häufchen Elend geworden, das seit Tagen Durchfall hat. Und aus dem Collie ein fiepsendes Etwas auf vier Beinen. Und beide vom Programm heute mehr als überfordert. Wir haben aber auch eine Baustelle, findet die Trainerin, das sei letztes Mal deutlich geworden: sie attestiert eine Bindungsstörung. Kann so schnell nicht geklärt werden, heiter weiter.
'Tischtraining' ist deshalb so toll, weil es mit dem Hund auf einem Tisch stattfindet und deshalb rückenschonend für den Zweibeiner ist. Da bietet es sich also an, daheim einen entsprechenden Tisch zu haben. Die Goldie-Halterin hat keinen, würde an sich den Esszimmertisch nutzen, aber hat den Hund eigentlich nicht so gern auf Möbeln. Sie soll auf eBay-Kleinanzeigen einen anderen kaufen, das wird schon. Achso. Jetzt muss die Machtfrage geklärt werden. Der Hund kommt auf den Tisch, obwohl der das gar nicht will. Also, ob der will, wird nicht hinterfragt, das ist nunmal die Prämisse. Aber er kommt drauf, weil wir das wollen. Wichtig ist, eine Übung sechsmal zu wiederholen, gerade steht der Hund auf dem Tisch, also soll 'Steh!' gesagt werden und mit Leckerli immer belohnt. Meine Frau und mein Hund gucken sich etwas sparsam an und tun so, als würden sie irgendwas machen, die Collie-Besitzerin ("Steh! Steh! Steh! Steh! Steh! Steh!") verfüttert das Mittagessen an ihren Hund.
Dann dürfen die Hunde zeigen, was sie schon können, oder eben auch nicht. Sie sollen einen schrägen Holzsteg erklimmen, über eine Holzplanke gehen, über einen schrägen Holzsteg wieder herunter. Der Goldie soll vor, darf aber nicht, weil er Schiss hat. Unser Frechdachs schaut, geht mit einem Leckerli in der Hand gelockt drüber. Aber leider nicht richtig, das war nämlich viel zu langsam, sagt die Trainerin. Also nochmal, vergnügt tänzelt der Hund drüber. Wieder falsch, sagt die Trainerin, viel zu albern, aber jetzt wird doch trainiert. Ist ein Pudel, sagt meine Frau, die tänzeln andauernd und haben den Clown im Blut. Der Hund soll nochmal rüber, ist ihr aber schon zu blöd geworden, weshalb sie sich ein Stöckchen geschnappt hat und liegt. "Suuuper, 'Platz!', ruhig direkt loben und ein Leckerli!" - "Ja, sie kann 'Sitz' und 'Platz', bloß wollte ich doch gerade gar nicht, dass sie liegt..". Der Collie wird mit einer Leckerli-Spur über das Folterinstrument gezwungen. Der Goldie könnte jetzt, aber erstmal muss - er hat Durchfall! - der Rest der Leckerli-Spur vom Collie beseitigt werden und die eigenen Häppchen dahin.
Hausaufgabe: ruhig mal einen ungewohnten Untergrund ausprobieren, oder über YouTube irgendwelche doofen Geräusche vorspielen lassen. Die beiden anderen Halterinnen kriegen große Augen bei diesem Schreckgespenst. Meine Frau erzählt lieber nicht zu detailreich, dass unser Hund über alles rennt (Pflaster, Teer, Rasen, Rindenmulch, Kies, Splitt, Holz, Folien, ..) und alle Geräusche problemfrei aushält (aus dem Haushalt, die Kreissäge, der Trecker, Bohrmaschine, ..).
Nun müssen wir natürlich für uns entscheiden, was wir mit dem bindungsgestörten Hund anstellen, der unglaublich souverän im Alltag ist und sich prima einfügt (und, jetzt wo sie schon häufiger draußen unterwegs war, im Wald auch klasse mit uns läuft, ohne an uns zu kleben). Die Entscheidung hingegen, ob wir weiter zur Welpenschule gehen, ist wohl gefallen.. :)
Vielleicht habt ihr mit dieser Anekdote auch so viel Freude, wie wir. Ansonsten ist's vielleicht einfach nur ein kleiner Erfahrungsbericht, der suchwütigen Leuten hilft. Und klar, unser Hund hätte auch Durchfall haben können oder weniger Selbstbewusstsein haben, darum geht's nicht. Mein Fokus liegt eher auf dem Umgang der Trainerin. Es ist wirklich schwer, eine gute Welpenschule zu finden!