Ich glaube nicht, dass hier jemand den anderen Part verteidigen möchte.
Doch, ich mache das jetzt mal, nachdem ich eine Weile nur mitgelesen habe. :)
Objektiv betrachtet mag das eine ungefährliche Situation gewesen sein, auf die der Treter unangemessen reagiert hat. Hier wurde ja aber auch schon mehrfahr ausgeführt, dass er offenbar geängstigt war und die Ratio dann gerne mal versagt.
Meine Frau (Anfang 1,50m, Anfang 50kg) dreht allein die Morgenrunde mit unserer Kleinpudeline (Ende 30cm, Ende 6kg) im Wald am Dorfrand. Sie ist auf dem Rückweg, bis zur ersten Dorfstraße sind es knappe 100m. Der Weg führt direkt geradeaus. Parallel zur Dorfstraße führt ein Trampelpfad "in den Wald", dorthin muss man praktisch "abbiegen" aus ihrer Sicht. Dort, quasi schon "abgebogen" (aus dem Dorf kommend), sieht sie plötzlich eine Frau mit zwei Hunden. Unser Hund hängt an der Schleppleine. Und einer der anderen Hunde kommt im Freilauf auf unseren Hund zu - also von der Halterin, die gerade abbiegen wollte, weg. Die Perle schreit wie verrückt dem Hund hinterher, der aber nicht hört - sie bewegt sich aber auch keinen Zentimeter, um ihren Köter einzusammeln. Unser Hund hat Angst vor dem anderen Hund, rennt zu meiner Frau zurück, die ihn schnell auf den Arm nimmt. Den anderen Hund hat sie später als "doggenartig" beschrieben, aus ihrer Perspektive also riesengroß und im Zweifel genauso schwer wie sie. Und der steigt jetzt an meiner Frau hoch und will zu unserem Hund, der Panik schiebt. Irgendwann haut der Köter ab, die Halterin verschwindet blitzschnell im Wald. Im Nachhinein schätzte meine Frau den anderen Hund so ein, dass der wohl nicht angreifen wollte, sondern nur "gucken".
Wenn da jetzt nur ein Kleinsthund angedackelt gekommen wäre, mag das nochmal anders aussehen. Aber für den hier beschriebenen Fall habe ich mir schon überlegt, wie ich reagiert hätte, wäre ich dabei gewesen:
- In dieser Stresssituation auf meine mangelhaften Kenntnisse zurückgreifen und den mir unbekannten Hund korrekt einschätzen, also dass dieser gegenwärtig nicht angreift und auch im Verlauf nicht angreifen wird. Gleichzeitig also der mir unbekannten Halterin, die ihren Hund nicht kontrollieren kann - und die gerade auch nicht kommt, um einzugreifen - einen Vertrauensvorschuss geben. Wenn mein Hund und/ oder meine Frau geschädigt wird, kann ich hinterher ja immer noch mit den Achseln zucken und mit den Folgen leben.
- Das Risiko, dass mein Hund und/ oder meine Frau von einem unkontrollierten Tier geschädigt wird, steht außer Verhältnis, weshalb ich diesen - möglichweiser nur vermeintlichen - Angriff abschließend beende. Und mit den Folgen lebe.
Ganz ehrlich: Nr. 2. Damit kann ich nämlich viel besser leben. Ich finde jetzt schon, dass "unser" Vorfall gravierender war als der hier bisher behandelte Sachverhalt. Andererseits hat der "Treter" den vermeintlichen Angriff ja auch nicht abschließend beendet.
Er hat sich und das Leben seiner Tochter zu beschützen. Warum genau soll es jetzt ihm obliegen, fremde Menschen und Tiere richtig einzuschätzen, die hier ein Risiko darstellen, weil der Hund nicht gefahrenabwendend geführt wurde? Von außen und im nachhinein ist's immer leicht einzuschätzen, dass es keine Gefahr gab und es einem Leid tut um das Tier (sehe ich beides auch so). Aber dass plötzlich ein Hund im Freilauf direkt bei einem steht, dürfte nicht das normale Lebensrisiko sein bei einem Waldspaziergang.