Ich glaube, das Problem bei dieser Thematik ist doch folgende - wir wünschen uns alle, dass es weniger Vorfälle mit aggressiven Hunden gibt. Weil wir selber solche Hunde haben, weil wir solche Hunde kennen und immer hoffen müssen, dass sie uns nicht begegnen, weil wir generell Angst vor Hunden oder einfach Mitgefühl mit den Opfern (ob zwei- oder mehrbeinig) haben.
Da wir persönlich nichts dagegen tun können, wünschen wir uns eine Instanz herbei, die das für uns regelt. Und dann kommt es drauf an, wie weit "vorne" man ansetzt.
Meiner Meinung nach gibt's "nur" diese Möglichkeiten:
a) Ziemlich weit vorne - Geburtenkontrolle, also Zuchteinschränkungen bis zum Verbot. Das geht aber nur nach Rasse oder nach Züchterkontrolle. Ersteres ist "gemein", weil es in jeder Rasse viele nette, gut geführte und harmlose Hunde gibt. Außerdem sieht man ja überall in D, dass es nichts nützt. Wären Import- und Zuchtverbote durchsetzbar, gäbe es längst keine Listenhunde mehr in D, die wären alle inzwischen tot.
Letzteres ist unrealistisch, weil es Millionen Hunde gibt und niemand alle Halter einer intakten Hündin kontrollieren kann. Ein paar Jahre lang rigorose Frühkastrationen durchzuführen verbietet der Tierschutzgedanke.
b) Dann danach - Kontrolle einer vernünftigen Aufzucht und Sozialisierung. Aus den selben Gründen utopisch; zuviele Menschen, die Hunde produzieren könnten. Zudem scheint es ja eine Menge Hunde zu geben, die trotz dieser Faktoren auf andere Hunde aggro reagieren.
c) Dann dritte Möglichkeit - Halterkontrolle. Geht nicht bürokratisch, weil a) und b) - man erfasst nicht alle, und selbst die, die man erfasst, kann man mit vertretbarem Aufwand nicht überprüfen. Außer über Sachkundetests, und da wird man die Version nicht finden, die auf alle Halter aller Hunde gleichermaßen anwendbar wäre, bzw würde es ja Leute wie im Leimen-Fall, wo ein Nicht-mal-Halter Hunde zum Spaß auf Menschen hetzt, wohl kaum abhalten.
d) Letzte Chance - Wesenstest des Hundes. Bürokratisch schwierig, weil wie bei c) unmöglich ist, alle Hund-Halter-Gespanne sinnvoll zu testen.
c und d gehen nur "im real life", das heißt, durch deutlich erhöhte Präsenz und Kontrollen durch Ordnungsämter oder eine neu zu schaffende ähnliche Behörde, die alle Gassi-Gegenden abdeckt und viel schärfer auf aggressive Hunde achtet/sie kontrolliert und in letzter Konsequenz sie dann einziehen/testen müsste. Wobei bei letzterem wieder d) greift.
Und dieses letztere würde dann zwangsläufig auch "normale" Halter treffen, weil sie zB einen Hund mit Leinenaggression haben, oder solche, die gerne Jogger jagen. Da man bei solchen Fällen wohl auf Blick kaum beurteilen könnte, wie aggressiv der Hund oder wie fähig der Halter ist, müsste das überprüft werden. Und dann leben wir genau in dem Hunde-Überwachungsstaat, den wir eigentlich nicht wollen können, weil wir uns als Haltern/Fans damit mehr schaden als nutzen.
Hab ich was vergessen?