Hallo zusammen :)
Ich lese seit Jahren bei euch mit, weil mich das Thema Hundehaltung interessiert. Nun ist es so, dass bei uns ein Zweithund einziehen soll, ich dazu aber zu wenig Infos im Internet finde und einfach unsicher bin, ob es für unseren ersten Hund die richtige Entscheidung ist.
Zur Ausgangslage:
Wir wohnen in ruhiger Stadtlage (viel grün auf der einen Seite, Stadt auf der anderen), sind beide berufstätig, haben seit 2 Jahren einen 6-jährigen Schäferhund-Labrador-BorderCollie-irgendetwas-Mix aus zweiter Hand. Unser Ersthund war zunächst Bürohund, da ihn der Umgebungswechsel jedoch gestresst hat, ist er nun zum Wohnungshund geworden und mein Partner macht dementsprechend viel Home Office. Der Ersthund ist absolut _sein_ Hund und ein absoluter Männerhund (viel Bällchen, viel Gassi, ansonsten schlafen, maximal zweimal täglich Streicheleinheiten nach Aufforderung) und ich hätte gerne ein kleines Mädchen, was mit mir auf dem Sofa liegt oder ins Café mit kommt. So ein Straßenstreuer eben. Hundeschule respektive Hundesport wäre jedoch obligatorisch, in Abhängigkeit von den jeweiligen Bedürfnissen.
Wenn man von unserem Ersthund absieht, habe ich keine Bedenken einem Hund ein gutes Zuhause geben zu können. Allerdings ist unser Ersthund manchmal speziell, was mir etwas Sorgen bereitet, dass er mit einer Prinzessin neben ihm, nicht klar kommen würde. Daher hätte ich gerne euren Input.
Unser Großer ist im Allgemeinen zwar verträglich, verhält sich aber teilweise auch wie ein pöbelnder Teenager. Hündinnen liebt er oder sie sind ihm egal. Rüden liebt er oder er will sie vermöbeln (wenn etwa ein kleiner Chihuahua-Rüde prollend daher kommt, hat er nicht die Souveränität darüber hinwegzusehen). Es kam in der Vergangenheit einmal dazu, dass er von einem freilaufenden Rüden attackiert wurde und sich die beiden ordentlich gefetzt haben. Daher wird er nur entweder auf dem platten Land mit Schleppleine frei laufen gelassen oder eben auf eingezäunten Hundeplätzen, auf denen es keine anderen Stänker gibt.
Er ist recht freiheitsliebend und unabhängig, geht oft alleine in einen anderen Raum, um dort zu schlafen, fordert aber seine Gassigänge zu den üblichen Uhrzeiten ein und ist im Allgemeinen schon ein kleiner Kontroletti: Sobald etwas in die Küche geht, kommt er kucken. Da er aber vor lauten Geräuschen (Abwasch) zurückschreckt, steht er häufig einfach nur verwirrt da und ist hin und hergerissen. Er lässt sich in solchen Situationen wunderbar wegschicken, aber der Kontrollimpuls ist da.
Insgesamt ist er sehr gelehrig, lernt neue Regeln schnell, überlegt jedoch, ob es wirklich sinnvoll ist sie sofort umzusetzen.
Nun waren wir im Tierheim und haben dort eine 3-jährige-Straßenhündin gesehen, die uns super gefällt und die auch zu uns Menschen super passen würde: Ewig gut gelaunt, menschenfreundlich, tierfreundlich, insgesamt ein kleines "leichtes Mädchen" . Bei einem anderen Interessentenpaar hat sie den vorhandenen 13-jährigen, kleineren Rüden weggeknurrt und beim zweiten Probetag auch weggeschnappt, weil sie die alleinige Aufmerksamkeit haben wollte.
Als sich unserer Rüde und sie im Auslauf begegnet sind, haben sie sich normal begrüßt, wenig Interesse aneinander gezeigt, sie wurde kurz weggeknurrt, als er meinen Freund zum Ballspielen aufgefordert hat, sie ist dem sofort nachgekommen und ist normal weggetrottet. Bei den zwei Gassigängen, die wir danach gemacht haben, sind beide Hunde einfach wie Pat und Patterchen nebeneinander hergetrottet, wobei sie sich stark an ihm orientiert und auch immer Blickkontakt mit uns gesucht hat. Für Lupus ist draußen alles egal, solange er schnuppern kann. Ihm war es wurst, ob ich ihn an der Leine geführt habe oder mein Freund. Zu Beginn der zweiten Gassirunde haben sich beide gefreut sich wieder zu sehen (sie freut sich aber auch über alles, das ist kein Argument).
Nun hatten wir gestern unseren ersten Probetag und ich weiß nicht, wie ich es einschätzen soll:
Das positive ist, dass sie mit allem scheinbar gut zurecht kommt. Die Stadt ist ihr egal, sie orientiert sich an uns anderen drei. Andere Hunde findet sie auch alle toll, es sei denn sie kommen ihr knurrend entgegen.
In der Wohnung hat sie sich alles angeschaut. Als sie aus seinem Napf fressen wollte, hat er sie weggeknurrt. (Spielzeug hatten wir vorher entfernt, von seinem Korb haben wir sie weggehalten)
Sie ist sofort umgedreht und hat sich das Wohnzimmer angesehen und ist selbstverständlich auf das Sofa gehüpft. Da hat unser Großer etwas sparsam geguckt, aber insgesamt war das kein Problem. Eine Stunde später lagen wir vier alle im Bett und haben geschlafen, wobei sie sich dann zuerst entfernt hat und auf den Wohnzimmerboden gelegt hat. Unser großer liegt zum Einschlafen zunächst im Bett und klettert danach darunter.
Sie zu streicheln ist kein Problem, es sei denn wir streicheln zuerst ihn und sie kommt an, ist neugierig und droht sich dazwischen zu quetschen. Dann wurde sie weggeknurrt.
Den Tag sind wir noch zweimal kurz draußen gewesen: Als mein Freund dabei war, hat er sie weggeknurrt, als sie sich zuerst an die Wohnungstür stellen wollte. Nachdem mein Freund beide zurechtgewiesen hat, dass keiner der Hunde vorne steht, sondern er, ging es dann aber. Als ich mit beiden Hunden alleine draußen war (war nicht eingeplant, aber sie ist unruhig geworden und ich dachte sie müsse mal, denn ist hat sich mit den Gassizeiten aus dem Tierheim gedeckt), war es kein Problem und der Rüde hat sie vorgelassen. Es scheint also auch um meinen Freund als Ressource zu gehen. Als ich alleine mit den Hunden war und einer von beiden geknurrt hat (ich vermute er), habe ich einfach beide aus dem Bett weggeschickt, weil ich die Situation nicht nachvollziehen konnte und ich zwar Tiere im Bett mag, es aber kein Platz zum streiten ist.
Abends haben wir sie wieder zurück gebracht und ihn alleine in der Wohnung gelassen. Er hat für die Zeit sein Lieblingsspielzeug und eine Kaustange bekommen. Beides hat er nicht angerührt, sondern lag im Bett (es gibt Sabberspuren...) und als wir in die Wohnung gekommen sind, lag er brav in seinem Körbchen. Er weiß, dass er in seinem Korb warten soll, bis wir uns ausgezogen haben und ihm das Zeichen geben, da er sonst wie ein Flummi zur Begrüßung springt. Nur: SO brav wie gestern macht er das NIE ohne Aufforderung. Daher würde ich es schon als Zeichen von Eifersucht werten, dass er uns gefallen mag, indem er soetwas umsetzt.
Ihn alleine zu lassen war wohl nicht so optimal, würden wir beim nächsten mal nicht mehr machen, sondern ihn mitnehmen, damit er nicht das Gefühl hat, dass wir mit der neuen Hündin durchbrennen und ihn vergessen.
Alles in allem bin ich so unsicher, wie man sich richtig verhält. Sowohl die TH-Mitarbeiter, als auch meine Schwiegermutter, die ein Hundefreak ist, meinen, dass das alles gut klingt. Dennoch habe ich Bammel davor, dass er sie tatsächlich wegschnappt oder gar schlimmeres. Er scheint sie nicht zu "brauchen", in einigen Punkten stört sie ihn, aber 85% der Zeit ist sie ihm egal. Mein Gefühl sagt zwar, dass es sich einspielen wird, aber ich weiß nicht, ob wir die Souveränität besitzen das durchzustehen. Gerade wenn er sich bezüglich meines Freundes weiterhin als Besitzergreifend zeigt, müssten beide Hunde entweder alleine bleiben oder beide Hunde mit ins Büro genommen werden (ab Spätherbst arbeitet er komplett von zuhause), da eine zeitweilige Trennung der beiden dann wohl die Eifersucht anstacheln würde, oder?
Wie sollen wir damit umgehen, dass er eigentlich nicht mit uns kuscheln will (Sofa/Bett), sie (und ich!) aber schon? Er darf jederzeit aufs Sofa/Bett, will es aber gar nicht.
Futterneid war kein Problem. Nachdem sie wusste wo ihr Napf steht, ist sie an seinen nicht mehr herangegangen und er hat sie in Ruhe fressen lassen und ist auch nicht an ihre Reste rangegangen. Spielzeug würde ich vom Gefühl her beim nächsten mal auch wieder wegräumen.
Habt ihr noch Input?