Beiträge von Angstfrauchen

    Hallo Anyu,

    hast du überhaupt alles gelesen?

    1. Du forderst, den Hund ab jetzt 10 Stunden täglich alleine zu lassen? "Bis er es drauf hat" - der letzte Vorfall (der ein Zwicken war, nicht mehr) ist über sechs Monate her. Seitdem gab es keinen Vorfall mehr, weil seitdem alle Menschen direkt die Information erhalten "Nicht anfassen". Wir viele Fremde soll ich dann in den drei Stunden Feierabend zu mir nach Hause kommen lassen, bis er er drauf hat? Und wann hat er es dann drauf? Tut mir leid, aber das ist für mich so gar keine Option, ein Rudeltier täglich zehn Stunden alleine zu lassen, obwohl es wirklich überschaubare Vorfälle gab (2x identische Situation Treppe, 1x Zwicken aufgrund von Menschenübergriff). Da gab es hier schon deutlich bessere Tipps.


    2. Siehe oben: Eine "beißende Bestie" ist mein Hund nicht. In beiden Situationen kann ich seine Motivation verstehen, daher wurden beide Situationen nach dem Vorfall sofort nach bestem Wissen und Gewissen angegangen (wie gesagt, das alles geschah vor über sechs Monaten). Also bezeichne meinen Hund, der durch blöde Umstände in die Ecke gedrängt wurde, bitte nicht als "beißende Bestie". Hätte er grundlos zugebissen, wäre das ne andere Sache - und zufällig laufen aktuell Threads, in denen Hunde wahllos und grundlos zuschnappen.


    3. Natürlich waren die gegebenen Umstände Schuld an den Situationen. Dennoch finde ICH Mr. Hunds Situation aufgrund seiner körperlichen Einschränkungen und seiner Vergangenheit als anders gegenüber der eines hier aufgewachsenen, nicht beeinträchtigten Hundes. Alle Hunde, die ich kenne (sind einige - bevor du darüber Vermutungen anstellst), die hier als Haustierhund aufgewachsen sind, können mit unerwarteten Situationen besser umgehen als die Exemplare, die eine unbekannte oder nachweisbar schlechte Zeit vorher hatten. Verständlicherweise ist deren Menschenbild in der Regel positiver - wer weiß, wie oft sich zum Beispiel Mr.Hund von Menschen bedrängt gefühlt hat, wie oft er von ihnen schlecht behandelt wurde (einmal ist sicher!), wie schwierig sein Umgang mit anderen Hunden war (körperlich behinderte Hunde habens auch unter Artgenossen nicht immer leicht). Daher möchte ich Mr. Hund schon mit Mitgefühl begegnen. Das tut ja keinem weh und ist schon gar nicht Grundlage des Problems.


    4. Da ich hier schon sehr viele gute Tipps bekommen habe, werde ich sicher mit Mr. Hund an dem Problem arbeiten, das er vor über einem halben Jahr deutlich geäußert hat - und das, ohne ihn dafür den ganzen Tag alleine zu lassen.

    Ich danke dir von ganzem Herzen für deinen so, so lieben Beitrag :-)

    Erstmal vielen Dank für die neuen konstruktiven Antworten!


    Nachdem ich mit jetzt die Maulkorbempfehlungen angesehen habe, weiß ich einfach nicht genau, welcher am besten ist und ob nicht ein Laufgitter mehr Lebensqualität bietet. Was ist eure Meinung dazu? Ist das Laufgitter nicht angenehmer für den Hund? Oder ist der Maulkorb besser? Da ja ganz klar empfohlen wurde, dass Mr. Hund nicht mehr alleine durchs Büro läuft, würde das Gitter quasi eine 2-in-1-Hilfe bieten, oder?

    Mr. Hund hätte damit erstens keine Situationen alleine und zweitens keine Selbstentscheidung zum Liegeplatz mehr (Ich kann leider nicht täglich bei der Arbeit das Deckenkommando üben. Aktuell wird es zuhause geübt, sitzt aber noch längst nicht.) Ich würde dieses Gitter seitlich an meinen Schreibtisch stellen müssen. Mitarbeiter, die direkt zu mir wollten, müssten dann allerdings direkt daran vorbei. Wäre es sinnvoll, Mr. Hund morgens trotzdem die ersten - ich sage mal - 20min. frei laufen zu lassen, damit er sieht, wer da ist? Ich würde ihn ungerne wie einen Aussätzigen behandeln - er liebt das Spiel und die Streicheleinheiten besonders zweier Mitarbeiter. Ich habe Angst, dass er sich durch das Laufgitter ansonsten bestraft fühlt oder bei vorbeigehenden Mitarbeitern dann ein umso heftigeres Verhalten entwickelt. (Entgegen einiger Aussagen hier ist er kein aktig aggressiver Hund, der auf Menschen losgeht. In jede der Situationen lag das Fehlverhalten beim Menschen, sodass Mr. Hund aus seiner Sicht aus Notwehr handeln musste.)

    Das war jetzt so mein Gedankengang. Natürlich müsste die Chefin da einverstanden sein.

    - Trotzdem habe natürlich auch ich über einen Maulkorb nachgedacht. Mein Problem damit ist eher, dass er dann wirklich bösartig wirkt und es vielleicht einen falschen Eindruck machen würde. Aufgrund seiner sehr eigenen Statur war es ohnehin schwierig, einen zu finden. Der jetzige ist für mich nur eine absolute Notlösung. Freue mich aber sehr über eure Empfehlungen, wenn ihr welche kennt, die für sehr schmale Schnauzen geeignet sind, ohne dabei die Augen zu touchieren. Dann würde ich das Training gerne wieder aufnehmen, wobei ich mich auch hier frage: Dann für immer oder übergangsweise? Immerhin müsste er den Maulkorb dann 8 Stunden täglich tragen.

    Falls die "böse" Optik des Maulkorbs tatsächlich nicht gewünscht ist, bleiben ja dann noch die aus Biothane, die gibt's in jeglicher quietschbunten Farbe. Sind außerdem schön leicht und scheuern bei guter Anpassung nicht.

    Kann man auch auf Maß fertigen lassen (wir haben unseren bspw. von der Maulkorbwerkstatt, die sind nicht ganz so teuer wie die von Bumas und liefern bei Bedarf sehr schnell).


    Die Aussage "Er beißt" zieht damit meiner Erfahrung nach trotz der unbedrohlicheren Optik auch trotzdem noch . ;)

    Vielen Dank für die Empfehlung! Die Maulkorbwerkstatt werde ich mir direkt anschauen!

    Ohje! Das ist ja wirklich übel bei dir! Ich habe bisher tatsächlich noch nie sowas erlebt. Alle halten Abstand, wenn ich das sage - sogar das Schild auf Arbeit reicht. Was sind das für fiese Menschen, die sich über deine Aussage hinwegsetzen?

    Wenn fremde Menschen auf den Flur kommen zeigt sie die im Normalfall an (Kopf heben, ganz selten mal ein leises Knurren) und ab da übernehme ich dann die Situation und sie fällt zurück auf ihr Kissen und schläft weiter.

    Hallo Schäfchen,

    das wäre wirklich mein absoluter Traum. Wenn ich das so hinbekommen könnte! Leider sucht mein Hund bei der Arbeit nicht so sehr meine Nähe und liegt oft woanders - das ist zuhause gaaaaanz anders - vielleicht kriege ich das ja trotzdem irgendwie hin!

    Hallo liebe Hundefreunde,


    wow, ich muss sagen, beim Lesen aller Kommentare kamen mir die Tränen. Es ist teilweise leider wie auf dem Schulhof - hauptsache draufhauen. Bei allen konstruktiven Kommentaren möchte ich mich bedanken.


    Ich versuche, alle genannten Aspekte einmal zu berücksichtigen in meiner Antwort. Mir ist auch aufgefallen, dass meine Schilderungen im Ausgangspost teilweise missverständlich gewesen sind. Ich habe in meiner Emotion hier oder da sicher einiges vergessen.


    Zur besseren Übersicht mache ich mal eine Spiegelstrichantwort:


    - Zuerst möchte ich was zu meinem ersten, bereits verstorbenen Hund sagen: Dieser Hund kam damals als suuuper freundlicher, gesunder, alle Artgenossen liebender Hund zu mir - aus einem Tierheim, das hier im Forum einen guten Ruf genießt. Er war jedoch krank, nicht sozialisiert und auch nicht immer freundlich. Nachdem ich damals an falsche Trainer geraten war, bei denen das bereits während der ersten Stunde zu spüren war, habe ich auf eigene Faust mit dem Training begonnen. Nachdem der Hund anfangs bei Artgenossen wild um sich getackert hat, sollte ich soooo frooooh sein, sollte er jemals friedlich an anderen Hunden vorbeigehen. Das war meine Prognose. Wir haben jedoch viel mehr geschafft. Mit einem einjährigen, täglichen Training mit viel Liebe und Gefühl war dieser Hund der hundeliebendste Hund im ganzen Auslaufgebiet - am liebsten spielte er die ganze Zeit und teilte sogar seine Spielsachen. Also grundlegend bitte ich, mir ein wenig Disziplin und Empathie zuzuschreiben. Die Erfahrung mit einem schwierigeren Hund ist da - aber leider heißt das nichts. Trotzdem kam es zu Situationen, die mich überfordert haben.


    - Bei Mr. Hund ist das alles etwas anders. Er ist körperlich beeinträchtigt und hat starke Fehlbildungen. Seine Körpersprache funktioniert teilweise anders als bei gesunden Hunden. Teilweise haben wir uns bereits daran gewöhnt und Signale lernen können.


    - Mr. Hund ist ein kleiner Mischling, sehr muskulös und 3-8 Jahre alt (super,oder? :-D). Er kommt von einer Mülldeponie und wurde von Jugendlichen misshandelt. Wir wollten explizit keinen Auslandshund, sondern einen, der das Leben hier bereits kennt - keinen Welpen, da wir diesem nicht die nötige Zeit bieten. Wenn man die Anzeige las, dass er Kinder liebt, familiengeeignet ist und blablabla, geht man davon aus, dass der Hund auch charakterlich bekannt war. Naja, da sind wir reingefallen. Aber kann man so eine kleine Fellnase dann wieder zurückbringen? Er wäre doch woanders auch unter falschen Voraussetzungen eingezogen - bestenfalls noch mit Kleinkindern, vor denen er wirklich große Angst hat. Wenn wir ihn abgeben würden, dann selbstverständlich privat. Eine Anzeige war schonmal geschrieben - meine Verzweiflung kann man sicherlich aus meinen Beiträgen rauslesen. Ich würde dafür sorgen, dass er nur an eine hundeerfahrene Person ohne Kinder geht. Denn ob ein Loch in der Hand oder ein Biss gegen ein Kind - keiner wird mir widersprechen, dass das ein Unterschied ist. Nun waren wir jedoch schon so verliebt. Da war die eine Baustelle noch längst kein Grund, Mr. Hund abzugeben. Dann hätte mein damaliger Hund wahrscheinlich eher eingeschläfert werden müssen - er war wirklich aktiv aggressiv, während ich diese Aggression bei Mr. Hund nicht ansatzweise sehe.


    - Da kommen wir zu dem nächsten Punkt. Ich denke, dass ich mich im ersten Beitrag sehr missverständlich ausgedrückt habe, was mir sehr leid tut :(

    Wir haben zuhause und auf Spaziergängen kein Problem (mehr). Bei Menschenkontakten in beiden Umgebungen bin ich immer dabei, sage klar, dass mein Hund Angst vor Fremden hat und man ihn bitte ignoriert. Das klappt prima! Einmal hat es leider nicht geklappt, bei meiner Oma. Hier wusste natürlich noch keiner von der Angst des Hundes. Es war der erste Vorfall. Der zweite Vorfall wurde vom betrunkenen Besuch provoziert. Hätte ich nur ansatzweise geahnt, dass der Besuch trotz Bitte um Ignoranz gegenüber dem Hund eigenmächtig entscheidet, trotzdem zuzugreifen - glaubt mir, ich habe mir wochenlang Vorwürfe gemacht, warum ich das nicht eher erkannt habe. Und ich sehe die Schuld hier ganz klar NICHT bei dem Hund.


    - Ingesamt stehe ich - wann immer möglich - vor meinem Hund, um Situationen zu regeln. Da wir keinen Kinderbesuch kriegen, ist die erste Ansage bei Eintreten von Besuch, dass sie den Hund bitte ignorieren sollen. Das klappt bis auf die eine Situation mit dem betrunkenen Besuch sehr gut. Daher ist es zuhause auch nicht mehr zu Vorfällen gekommen - und unterwegs ohnehin nie. Ich achte sehr darauf, dass keiner meinen Hund anfasst. Da ich nur diesen einen Hund habe, war für mich eine weitere Sicherung bisher nicht nötig, da Mr. Hund draußen niemals unbeaufsichtigt oder außerhalb meines Wirkungskreises ist (kein Freilauf, Sicherheitsgeschirr).


    - Bei der Arbeit gestaltet sich alles schwieriger. Wir haben von Anfang an mit einem Kennel gearbeitet, den Mr. Hund leider gar nicht mag. Ich habe offene Liegeplätze angeboten, geschlossene, halb-geschlossene. Er liegt am liebsten auf dem kalten Fliesenboden am Eingang. Ein Laufgitter für Kinder wäre die einzige Alternative, da die Abtrennung eines Raumes nicht möglich ist. Die Kollegen müssen stets die Möglichkeit haben,zu mir zu gelangen. Hier habe ich mich wohl auch missverständlich geäußert: Mr. Hund mag die Kollegen sehr gerne, lässt sich gerne von diesen streicheln, spielt mit ihnen, ist dabei sehr entspannt. Neue Kollegen werden angehalten, den Hund zu ignorieren. Nach zwei bis drei Tagen sucht der Hund dann selbst aktiv nach Nähe.


    - Der Kundenkontakt ist bei uns für ihn absolut KEIN Muss, das habe ich auch nirgends gefordert. Ich wollte noch nie und will auch nicht, dass Mr. Hund jedermanns Liebling ist. Ich bin aktuell sehr stolz auf ihn, dass er Kunden aus dem Weg geht. Teilweise bleibt er auch einfach liegen, weil er nach Anbringen des Schildes seine absolute Ruhe bekommen hat. Das Schild ist sehr freundlich formuliert und erklärt, dass Mr. Hund körperliche Einschränkungen hat. Nur sehr vertraute Leute nehmen Kontakt zu ihm auf, den er auch sehr genießt. Er hat gelernt, dass er nicht mehr von jedem angefasst wird und unsere Kunden akzeptieren das sehr gut, suchen das Gespräch, interessieren sich für seine Geschichte. Da wir einen kleinen, immer wiederkehrenden Kundenstamm haben, ist das kein Problem. Es gibt keinen Zugang von Fremden, Kindern o.ä.


    - Trotzdem habe natürlich auch ich über einen Maulkorb nachgedacht. Mein Problem damit ist eher, dass er dann wirklich bösartig wirkt und es vielleicht einen falschen Eindruck machen würde. Aufgrund seiner sehr eigenen Statur war es ohnehin schwierig, einen zu finden. Der jetzige ist für mich nur eine absolute Notlösung. Freue mich aber sehr über eure Empfehlungen, wenn ihr welche kennt, die für sehr schmale Schnauzen geeignet sind, ohne dabei die Augen zu touchieren. Dann würde ich das Training gerne wieder aufnehmen, wobei ich mich auch hier frage: Dann für immer oder übergangsweise? Immerhin müsste er den Maulkorb dann 8 Stunden täglich tragen.


    - Zuhauselassen ist für mich leider keine Option. Mr. Hund wäre 10 Stunden alleine und einen minderjährigen Gassidienst für mittags würde ich auf gar keinen Fall engagieren. Ich denke, dass das stundenlange tägliche Alleinebleiben die Lebensqualität von Mr. Hund senken würde. Lasse mich aber gerne belehren.


    - Eine Frage fällt mir noch ein: Was machen wir sonst so mit Mr. Hund? Mr. Hund steht morgens mit uns auf (bzw. nach uns, er ist ein Morgenmuffel). Wir gehen eine Runde von 15-20min spazieren. Danach fahre ich mit ihm ins Büro. Hier bekommt er am Vormittag in der Regel einen Futterball (genauso wie die andere Bürohündin). Mittags gehen wir etwa 45min. spazieren. Nach der Arbeit gehen wir 45-90min spazieren, meist in Verbindung mit Training. Alternativ trainieren wir nach dem Spaziergang zuhause ein paar Befehle. Insgesamt ist Mr. Hund nicht besonders lernfähig, was Tricks angeht, zeigt aber grooooooße Freude am Training. Es gibt auch hin und wieder Schnuffelteppiche.


    So, ich hoffe, ich habe soweit auf alles reagieren können.

    Hallo liebe Hundefreunde,


    nach Jahren haben wir uns nach dem Tod meines ersten Hundes einen neuen Hund ins Haus geholt. Nachdem mein früherer Hund aus dem Tierheim war, ein absolutes Überraschungspaket, war für uns klar, dass es trotz aller Hürden damals wieder ein Hund sein soll, der bisher kein Glück gefunden hat.


    Ich möchte im Folgenden kurz die Willkommensstory schildern, komme dann weiter unten zum Problem.


    Also haben wir uns im Internet einige Hunde angesehen, waren schließlich bei einer Organisation und haben dort unseren Hund kennengelernt und noch am gleichen Tag auf dem 1.5-stündigen Rückweg im Auto gehabt. Die Anzeige versprach einen familiengeeigneten, kinderfreundlichen Hund, der auch gut alleine bleiben kann und verträglich ist -Super! Erst vor Ort sickerte durch, dass die Hunde aus dem Ausland kommen. Na gut, wollten wir eigentlich nicht, aber wir hatten uns bereits in unseren kleinen Mann verliebt. Und natürlich weiß ich, dass wir an dieser Stelle hätten umdrehen sollen - aber ich denke, die meisten hier verstehen die Verliebtheit auf den ersten Blick.


    Unser neuer Wauli fuhr also mit uns heim. Es lief alles richtig gut, das muss man wirklich sagen. Er kam ab Tag 4 mit ins Büro zu mir, ist und war somit nie viel alleine (kann das aber wirklich gut!). Zuhause versuchten wir uns in Konsequenz und liebevoller Beziehung zum neuen Familienmitglied.


    Nach einem Monat begann unser Zuwachs, im Büro jeden hereinkommenden Menschen und teilweise sogar Mitarbeiter (kleine Runde, wenig Kundenverkehr) anzuknurren und anzubellen. Mit unserer Hundetrainerin konnten wir keine schnellen Erfolge erzielen, die jedoch nötig waren. Aus diesem Grund hatte unser Hund nach einigen Trainingsversuchen ein Halsband um, das mit einer Fernbedienung gesteuert duftneutrales Sprühmittel unter die Schnauze sprühte. Dieser Sprühstoß erfolgte immer gleichzeitig mit einem kurzen Schimpfen. Daraufhin rief ich den Hund, streichelte ihn und er erhielt was Leckeres. Wir haben das große Angehen von hereinkommenden Menschen damit sehr schnell unterbinden können, ohne unserem kleinen Mann noch mehr Stress zu geben. Nach drei Wochen war das Thema durch, Mr. Hund schlief nun zunehmend im Büro und entspannte mehr als zuvor. Wir waren gut zufrieden. Ich sah dieses Problem als abgeschlossen an.


    Nun kommen wir zur großen Baustelle, die mir keine Ruhe lässt:

    Im Februar kam ich mit meiner Großmutter nach einem Abendessen nach Hause. Mr. Hund kam die Treppe runter und freute sich sehr über die Ankunft von Oma und mir. Wir streichelten ihn. Plötzlich tackerte der kleine Mann unvermittelt und ohne sichtbare Ankündigung in die Hand meiner Oma. Dazu dieses fiese Geräusch - beinahe ein Kampfgeräusch. Beim Gedanken daran kriege ich Gänsehaut.


    Das war geschehen, meine Oma hat seither natürlich Angst und besucht uns nicht mehr. Vorher haben die zwei sich richtig geliebt.


    Wir haben daraufhin mit der Hundetrainerin an dem Problem arbeiten wollen, einige Regeln aufgestellt (Thema Rangordnung). Egal, wie sehr sie unseren Hund in die Ecke gedrängt hat - nichts passierte. Alle waren sich sicher, dass es eine einmalige Sache gewesen sei - vermutlich aufgrund irgendwelcher Traumata aus Mr. Hunds Vergangenheit.


    Einen Monat später eine ähnliche Situation. Wir kommen mit einem befreundeten Pärchen nach einer Feier nach Hause. Mr.Hund kommt, freut sich, wird von mir gestreichelt. Leider war die Besucherin etwas angetütert und hat meine Bitte, den Hund nicht zu streicheln, aufgrunddessen ignoriert. Es kam, wie es kommen musste. Da meine Hand die Besucherhand in dem Moment "vertrieb", bekam ich es diesmal ab.


    So weit, so schlecht. In der Folge haben wir eine klare Ansage gemacht: Der Hund wird auf der Treppe nicht mehr angefasst, vor allem nicht von Besuchern. Ich fasse ihn weiterhin auf der Treppe an, da er meiner Meinung nach lernen sollte, dass es okay ist. Das klappt sehr, sehr gut. Als meine Mutter (Hunds Urlaubsbetreuung und auch im Kreis des Vertrauens) ihn letztes Mal ganz in Gedanken auf der Treppe anfasste, war seine Freude groß. Er forderte sogar mehr Streicheleinheiten, als sie aufhörte.


    Ich habe also gehofft, dass das Thema Beißen nun endlich erledigt sei. Immerhin haben wir alles Mögliche getan (haben natürlich auch eine eventuelle Schmerzsymptomatik abklären lassen).


    Leider wurde die Hoffnung enttäuscht. Kurze Zeit später (etwa ein Monat) zwickte Mr.Hund eine Kundin. Er lag auf dem Rücken, sie beugte sich runter und zwickte im letzten Moment. Es war jedoch wirklich nur ein Zwicken in diesem Fall - kein Blut, nur ein leichter Kratzer, als wenn man sich am Tisch stößt. Seitdem kein Vorfall mehr, das ist nun etwa 6 Monate her - kein Vorfall, aber ein absolut ängstliches Frauchen. Nach einer erneuten Untersuchung beim Tierarzt wurde in der Firma ein Schild aufgehangen, dass man den Hund aufgrund sehr schlechten Sehens bitte nicht anfassen soll.


    Ich habe mittlerweile eine Grundanspannung, sobald

    a) in der Firma die Tür aufgeht,

    b) irgendein Mensch in Hunds Nähe ist,

    c) Hund sich erschreckt,

    d) ...


    In seltenen Fällen ist dieses fiese Grurren/Kampfgeschrei vom Hund zu hören. Eigentlich ausschließlich, wenn er sich richtig doll erschreckt (etwa einmal im Monat). Ich schimpfe dann, Hund guckt erschrocken, ich streichle ihn, alles gut. Ich selbst bekomme jedoch jedes Mal fast einen Weinkrampf, zittere am ganzen Körper, bin total fertig. Unsere Hundetrainerin, mein Freund und meine Mutter sind sich sicher, dass es so schnell nicht mehr passieren wird. Herr Hund ist viel entspannter als vor einem halben Jahr, geht Menschen mittlerweile meist aus dem Weg, wenn er sich unwohl fühlt und geht sogar auf einige Menschen freudig zu. Unsere Familien- und Bürohündin gibt ihm m.M.n. auch viel Vertrauen zurück, da sie selbst wirklich alle Menschen liebt.


    Das eigentliche Problem - das ich nun mit allen Ursprüngen begründet habe - liegt bei mir:

    Ich habe so oft Angst, dass wieder etwas passiert, dass ich kaum entspannen kann. Ich habe das Gefühl, eine tickende Zeitbombe bei mir zu haben, auch wenn ich selbst natürlich die positive Entwicklung von Mr. Hund nicht übersehe. Ich habe so Angst vor einer erneuten Beißsituation, dass ich total blockiere. Ich habe ganz klar gesagt: Wenn es nochmal passieren sollte, muss Mr. Hund umziehen. Dann kann ich die Verantwortung nicht mehr tragen. Allerdings will ich einen erneuten Vorfall natürlich nicht provozieren.


    Ich würde mich wirklich für eure Erfahrungen interessieren:

    Kennt jemand diese Situation?

    Wie seid ihr mit der Angst umgegangen?

    Kann ein Hund, der bereits dreimal gebissen/geschnappt hat, ein Leben ohne weitere Vorfälle führen?

    Sind wir vielleicht das falsche Zuhause für den Kleinen?

    Was kann man gegen die ständige Angst machen?


    Ich danke allen, die wirklich den ganzen Roman gelesen haben! Ich bin aktuell wirklich verzweifelt. Ich liebe Mr.Hund so sehr, aber die tägliche Angst macht mich kaputt.


    Ich freue mich jetzt auf eure Antworten.


    Liebe Grüße,

    Vanessa