Beiträge von Phonhaus

    tantematilda


    Zu Deiner Frage nach der „Seriosität“: Beim Tierschutz spalten sich hier grundsätzlich etwas die Gemüter, beim Auslandstierschutz umso mehr. Weils da auch wirklich eine Riesenbandbreite gibt und man hier oft von Erfahrungen liest, bei denen der Interessent dann mit dem (Problem-)Hund alleine da steht. Und wie überall im Ehrenamt gibts Leute, die das mit ganz viel Liebe machen, den Verstand aber außen vor lassen. Und weil dort die Tierliebe auch manchmal vor der Menschenliebe geht. Und weil es ganz reale Probleme hier aus der Zunahme an Hunden aus dem Ausland gibt (importierte Krankheiten und Parasiten, Rassemischlinge, die fürs Leben hier einfach nicht gebaut sind und hier ewig im Tierheim sitzen, und, und, und ...


    Es ist ein sehr komplexes Thema mit ganz vielen unterschiedlichen Interessen. Dazu kommt (sage ich mal ganz ketzerisch), dass das Thema Tierschutz meinen Erfahrungen nach hier im DF nicht sooo die Riesenlobby hat.


    Und nochmal: Du kannst auch mit einem Direktimport echt Glück haben und Dir ein totalen Schatz angeln :smile:


    Die Probewoche? Ja, ist besser als nichts, aber viel entscheiden kannst Du nach einer Woche nicht. Da kannst Du allenfalls feststellen, ob es Dir nicht doch lieber ohne haarendes, müffelndes, ggf. sabberndes vollkommen von Dir abhängiges fremdes Wesen vom anderen Stern in der Wohnung/im Haus ist (ja, das gibts auch, das man erst im Nachgang feststellt, dass man das eigentlich gar nicht will). Die meisten Hunde sind vom Orts- und Familienwechsel erstmal so verunsichert, dass sie ganz kleine Brötchen backen.

    Fangen wir mal andersherum an:


    Wohnst Du im Eigentum in Familienhaus oder zur Miete? Steht das Haus frei?

    - Im freistehenden Einfamilienhaus kommst Du nicht so in Zugzwang, wenn der Hund Bellarien gibt, die Bodenleisten oder mehr anfrisst, in den Hausflur pieselt, fremde Leute oder andere Tiere anmockert, eine etwaige Nachbarskatze zum Fressen gern hat ... Da kannst Du in Ruhe an allem arbeiten (wenn Deine Nerven es auch mitmachen)


    Sobald Nachbarn sich belästigt fühlen oder ein Vermieter um sein Eigentum bangt, kriegst Du unter Umständen ganz schön Druck von Außen. Hundeerziehung und -eingewöhnung unter Druck funktioniert aber eher semiprächtig, ohne Erfahrung wirds echt schwierig.


    Wohnst Du ruhig oder eher belebt?


    - Viele Hunde aus dem Ausland erleben bei Ankunft hier einen formidablen Kulturschock. Je mehr Außenreize kommen, umso mehr hat Hund zu verarbeiten und umso mehr sachkundige Unterstützung braucht er dabei.


    Kannst Du damit leben, dass der Hund Dich und seine Lebensumstände hier möglicherweise erstmal ganz einfach doof findet und sich entsprechend „unangepasst“ verhält?


    - Klar gibt es Hunde, die sich sofort einpassen. Aber es gibt auch den erwähnten „Kulturschock“, hängt ganz stark vor den Vorerfahrungen ab. Hunde sind Gewohnheitstiere, Unvertrautes geht denen erstmal gehörig auf den Zeiger.


    Die viel zitierte „Dankbarkeit“ ist (falls sie sich zeigt) erstmal nur Abhängigkeit und Opportunismus. Gerettet fühlen sie sich auch nicht. Hunde sind begnadete Opportunisten, darum passen sie sich (meistens) auch an. Aber dafür brauchen sie Lernerfahrungen und Handlungskompetenzen. Je weiter das hier von dem entfernt ist, was sie schon kennengelernt haben, desto schwieriger wird das und desto länger dauert es i. d. R.


    Und Kommentare und Belehrungen von der Nachbarschaft gibts gratis dazu.


    Wenn es bei diesen Punkten schon eng wird, würde ich auf jeden Fall vom Direktimport abraten. Ansonsten finde ich es hilfreich, eine Liste zu haben mit folgenden Punkten:


    was erwarte ich vom Hund? Was muss er hier sofort oder möglichst schnell können? Womit könnte ich gar nicht leben (No Gos)? Was kann ich dem Hund im Gegenzug bieten?

    So eine Gedankenklärung finde ich gerade dann sinnvoll, wenns auf einmal so eilig wird :smile::smile:


    Edit: Hat sich überschnitten. Habe Deinen letzten Post jetzt erst gelesen -ja, den Plan finde ich auch viiiieeeeel besser

    Ich hatte bisher 3 Tierschutzhunde und 5 Tierschutzkatzen - und hab sie alle geliebt, mitsamt special effects - und war 6 Jahre Gassigänger. Und ich hätte bei keinem Hund bindend gesagt, dass er sich in einer neuen Umgebung ganz sicher so verhält wie bisher. Aber natürlich hätte ich trotzdem eine Einschätzung abgegeben. Und umso mehr von der Vorgeschichte bekannt ist und umso länger man den Hund kennt, umso besser kann auch eingeschätzt werden :ka: Mehr sagt hier doch keiner.

    Äähm - nein, hab ich nicht. Ich hab den Hund als bissig an die Hand bekommen und entsprechend behandelt. Das Beispiel sagt einfach nur, dass ein Hund in einem bestimmten Kontext lange Zeit sehr „einfach“ erscheinen kann und in anderen Kontexten eben nicht. Man weiß es eben erst nach einer gewissen Zeit ganz sicher.


    Und entscheidend ist hier nur eins: Die Entscheidung der TE.


    Nochmal Edit: Antwort an Boomerang

    tantematilda


    Hi, ja - das wird ganz schnell mal ziemlich viel auf einmal und kontrovers, gerade bei diesem Thema.


    Falls Du erstmal nachdenken und dabei hier ein wenig Ruhe reinbringen möchtest, melde diesen Beitrag und bitte einen Moderator, den Thread (vorübergehend) zu schließen :smile:


    Ich drücke Dir jedenfalls erstmal weiter die Daumen. Liebe Grüße und gute Nacht, Nicole

    Ich bin zwar nicht Smortie


    Aber ich meine das nicht nur - ich habe es schon erlebt. Und auch, dass jemand einen Hund ganz einfach und unkompliziert findet und ein Anderer gar nicht mit ihm zurecht kommt :ka: Einer meiner Gassihunde kam als bissig ins Tierheim, war bei mir 2 Jahre lang super unkompliziert und Zucker an der Leine - und ging einem Pfleger 10 Minuten nach der Erstbegegnung an die Kehle. Das ist natürlich ein Extremfall und selten, klar.


    Und ich habe natürlich auch schon erlebt, dass es von Anfang an super gepasst hat und nie zu Problemen gekommen ist.

    Auf was? Dass der Hund im neuen Umfeld genauso klarkommt, wie im alten Umfeld? Das er keine Erkrankung mitbringt, die erst ein paar Monate später verlässlich ausgeschlossen werden kann? Dass er keinen „Sozialisationsschaden“ hat, der sich nur in bestimmten Situationen zeigt? Dass er sich dann doch ganz anders zeigt, als die TE es erwartet?


    Die seriöseste Vermittlung kann da keine festen Zusagen geben (und tut es auch nicht).


    Hier gehts doch nicht um Schwarzmalerei. Hier hat jemand nachgefragt, ob ein Hundeanfänger einen Tierschutzhund in Direktadoption übernehmen kann und bekommt beantwortet, was er dabei im Hinterkopf haben sollte.


    Warum? Um die TE vorzubereiten und ggf. vorzubeugen, dass es für Hund und Familie ein böses Erwachen gibt, wenn es doch schwieriger wird, als anfangs erhofft.


    Edit: Bezieht sich auf die Frage von Boomerang