Das ist die einzige Situation, in der mir das Etikett „Angsthund“ wirklich hilft: Wenn ich hier den Leuten bei Lock- und Leckerchengabeversuchen freundlich, aber bestimmt sage: „Die möchte das nicht, sie ist ein Angsthund. Sie mag am Liebsten nicht mal angeguckt werden“, dann hat das jeder Nachbar und Passant bisher anstandslos akzeptiert und sich entsprechend verhalten. Ganz anders, als wenn ich sage „Die hat Angst“.
Die meisten wissen wohl nicht, was genau „Angsthund“ bedeutet, akzeptieren aber bzw. haben schonmal davon gehört, dass sich das nicht mit ein paar netten Worten erledigen lässt. Und dann greift auch dieser „Beleidigt-Sein-Faktor“ nicht mehr so.
Schlimmer finde ich es bei Freunden von uns, wenn die so besorgt schauen oder vor Mitleid zerfließen, wenn Lilly situativ ein Stressgesichtchen macht oder sich verkrümelt. Irgendwie kommt da bei mir an, dass man sie einfach nicht so akzeptiert, wie sie ist. Nämlich als ein mittlerweile größtenteils zufriedener bzw. gar glücklicher und gelegentlich auch ausgelassener Hund, der halt ein paar Besonderheiten hat. Auf die sie - meiner Meinung nach - auch ein Recht hat. ich mag nicht jedes bisschen austrainieren, damit der Hund windschnittig und an alle Erwartungen angepasst ist. Ich möchte Training und „Sein lassen“ in einem guten Gleichgewicht für den Hund haben.