Dann berichte ich gerne mal von der heutigen Trainingsstunde. Für mich war sie sehr interessant und aufschlussreich.
Fazit des Trainers, nachdem er Domino live im Hotel erlebt hat: "Sie haben zwei verschiedene Hunde"
Kleiner Spaß am Rande. Er meint, dass es sich beim Verhalten meines Hundes nicht um Schutztrieb handelt. Der Hund hat einfach massiven Stress und will alles kontrollieren. Die vielen Gerüche, Stimmen, Menschen usw. Für ihn ist das das pure Chaos und er möchte Ordnung reinbringen. Der weiß gar nicht wohin mit sich selbst. Die ersten 2 Monate war er noch am Ankommen und hat mehr beobachtet, aber er kann sich nicht vorstellen, dass das wirklich entspannt war. Der Biss gegen meinen Kollegen war höchstwahrscheinlich eine Maßregelung.
Es könnte aufgrund der Rasse auch eine kleine territoriale Komponente mitreinspielen, die sei aber händelbar. Erklärtes Trainingsziel ist es Domino einen echten Ruhe- und Entspannungsort zu ermöglichen. Er soll abschalten können und nicht mehr das Gefühl haben alles kontrollieren zu müssen.
Deshalb starten wir jetzt Kissentraining "extrem", wie es der Trainer so schön genannt hat. Zuhause bleibt alles wie gehabt, kein Bett, keine Couch und nur da liegen wo ich es sage. Aber da Hunde ja auch viel ortsbezogen lernen, soll ich ihm klar machen, dass sein Kissen überall Ruhe bedeutet. Heißt für mich, dass ich mich täglich 3 bis 4 mal für 10 bis 15 Minuten mit ihm nach draußen begeben soll, bewaffnet mit Kissen, und Ruhe üben. Futter bekommt er nur noch über den Tag verteilt auf diesem Kissen und nur wenn er ruhig ist. Zuerst soll ich ganz klein anfangen und an ruhige, menschenleerere Orte gehen und dann immer langsam steigern, auch in Kaffeehäuser, Restaurants und Shops gehen. Anfangs bei jedem Menschen der vorbeigeht und er ruhig bleibt Futter hinwerfen und belohnen. Wenn er bellt ignorieren und belohnen sobald er wieder ruhig ist. Wenn er aufsteht oder versucht wegzugehen wieder ruhig und bestimmt auf den Platz zurückschicken. Ich muss dafür sorgen, dass ihn keine Menschen berühren oder ihm zu nahe kommen, er soll sehen, dass ich alles unter Kontrolle habe.
Ich soll mich wieder bei ihm melden wenn Domino es schafft in der belebten Grazer Innenstadt oder in einem Einkaufszentrum eine Stunde lang wirklich entspannt auf seinem Kissen zu liegen. Kein Bellen, kein hecheln, keine hektischen Blicke.
Erst dann beginnt das eigentliche Training in der Arbeit. Bis es so weit ist soll ich ihn auf keinen Fall in die Arbeit mitnehmen.
Sein Platz soll praktisch sein Lebensmittelpunkt werden, er soll lernen, dass er sich dort entspannen kann, egal wo wir sind und das Frauchen alles im Griff hat und er sich um nichts kümmern braucht.