Hi,
bin ja noch recht neu hier und habe diesen Thread jetzt überflogen und länger überlegt, ob ich als Qualzuchthalterin etwas dazu schreibe.... Wie man an meinem Avatar sieht, habe ich neben meiner Bullydame noch einen Terriermix, kenne also den Unterschied.
Die gesundheitlichen Probleme von Plattnasen will ich weder schön reden noch gut heißen, ich stimme zu 100% zu, dass hier an den Zuchtauflagen einiges geändert werden muss und die Nasen unbedingt länger werden müssen!
Wogegen ich aber absolut bin ist die Zucht oder die Haltung dieser Rassen zu verbieten. Diese Rassen gibt es ja nun auch nicht erst seit gestern (Mops ca. 2.000 Jahre, den Frenchy seit ca. 200 Jahren, den Engländer seit dem 13. Jahrhundert), die Thematik mit den immer kürzeren Nasen und den dadurch bedingten gesundheitlichen Problemen tauchen aber erst in den letzten Jahren so vermehrt auf. Warum direkt einstampfen anstatt back to the roots? Das müsste doch gerade bei uns in Dland möglich sein mit den entsprechenden Auflagen. Wenn eine gesündere Form der Rasse wieder möglich ist, haben wir nicht das Recht, diese doch z.T. sehr alten Rassen einfach auszurotten.
Was mich auch nervt ist, dass alle Bullys und Möpse über einen Kamm geschert werden. Ja, die Problematik besteht und es ist eine Schande, röchelnde, grunzende und kollabierende Plattnasen zu sehen, dass treibt auch mir Pippi in die Augen. Auch wenn es jetzt evtl wieder heißt, das eine Halterin das schönreden möchte: nicht alle Bullys haben Atemprobleme oder sonstige gesundheitliche Probleme!! Ja, auch ich hatte einen Bully, der operiert werden musste, das gebe ich zu. Meinen ersten Bully habe ich noch ziemlich blauäugig und vor der "Modewelle" 2006 angeschafft. Mit 4 Wochen habe ich ihn ausgesucht, beide Elterntiere waren gesund, der Vater war sehr platt, die Mutter hatte eine schöne lange Nase. Die Tendenz, wo die Nase des Welpen hingeht, war in dem Alter noch nicht erkennbar. Ich dachte, es würde eine gesunde Mischung aus beiden werden. Falsch gedacht, er kam voll auf seinen Vater. Es kam, wie es kommen musste: mit knapp einem Jahr wurde das Gaumensegel gekürzt und die Nasenlöcher vergrößert. Nach der OP hatten wir nie wieder Probleme und Bully Jacques ging mit joggen, lief im moderatem Tempo am Rad mit, ging mit Inlinern und Walken. Er ist mit 11,5 Jahren an den Folgen des Cushing-Syndroms gestorben, 2,5 Jahre nach Diagnose.
Meine jetzige Hündin ist 5 Jahre, wir haben sie erst vor 3 Monaten übernommen, auch sie ist fit. Sie grunzt und schnorchelt nicht, geht mit joggen. Am Rad habe ich sie noch nicht mitgenommen, da ich Winterpause habe. Sie schnarcht manchmal, je nach dem wie sie liegt.
Ich war und werde immer Bully-Liebhaber sein. Ja zum Teil wegen der Optik, aber auch auf Grund ihrer Art. Sie sind einzigartig, verhaltensoriginell, dickköpfig, Clowns, gut gelaunt, lernwillig (wenn sie Spaß daran haben), aber auch sehr eigenständig, verschmust, menschenbezogen, neugierig, freundlich. So sind zumindest die, die ich kenne. Hier wurde irgendwo geschrieben, dass sie oft nach vorne gehen, pöbeln und ärger suchen. Kann ich nicht bestätigen, kenne ich so nicht. Aber ich kenne auch keinen Bully persönlich, der so gravierende Atemprobleme hat, dass er kollabiert.
Die ganze andere Diskussion rund um die Belastbarkeit der Qualzuchten finde ich zum größten Teil nicht haltbar. Denn m.E. werden hier Äpfel mit Birnen verglichen. Es wird vorausgesetzt, dass alle Hunde die gleichen Voraussetzungen haben. Dem ist aber nicht so. Es wird über Arbeitshunde, Gebrauchshunde und Begleithunde gesprochen, die nicht vergleichbar sind, vor allem nicht in ihren Leistungen. Man nehme uns Menschen. Wir haben ja zumindest körperlich rein theoretisch die gleichen körperlichen Voraussetzungen. Und sollten von daher alle in der Lage sein, sehr weite Strecken in einem guten Tempo zurückzulegen. Wie viele können das heute noch wirklich? Wieviel Übergewichtige gibt es, die nicht in der Lage sind, zumindest 5 oder 10 km am Stück zu laufen?
Aber unsere Hunde, die körperlich sehr unterschiedlich sind, die sollen das können. Der Vergleich hinkt vorne und hinten. Mein Terrier mag im Übrigen bei Temperaturen über 30 Grad auch keine ausschweifenden Spaziergänge mehr. Auch findet er stupides am Rad mitlaufen auch nur so semiprächtig. Ein paar Kilometer ist er sehr euphorisch, dann möchte er lieber wieder sein Ding machen.
Und ich persönlich mag bei über 30 Grad auch nicht mehr groß rumlaufen, Sport mache ich bei solchen Temperaturen auch nur noch morgens und abends, weil es einfach viel angenehmer ist. Spaziergänge um die 2 Stunden gibt es wenn überhaupt und nur selten mal am Wochenende. Nicht weil die Hunde nicht durchalten, sondern weil ich darauf keine Lust habe und mir auch zumindest unter der Woche die Zeit dafür fehlt. In der Regel laufen wir morgens ca. 45 min. und am Nachmittag 1 bis ca. 1,5 Stunden (das sind bei mir aber dann aber auch so 5 -7 km). Wenn wir joggen gehen, dann eine Stunde und 10 km. Das machen wir 3 x wöchentlich. Die restliche Bewegung, Spiel und Training gibt es im Garten.
Mein Terrier kam über die Exfreundin meines Freundes zu mir, es wäre nie der Hund gewesen, den ich mir ausgesucht hätte. Ich liebe den Kleinen über alles, es hat aber gedauert, bis wir zusammen gewachsen sind. Wenn ich die Wahl hätte, würde es aber immer ein Bully werden. Mein Kompromiss wegen der gesundheitlichen Aspekte und der ganzen dubiosen Vermehrer ist, dass bei mir kein Welpe mehr einzieht. Ich werde weder einen Züchter noch einen Vermehrer mit dem Kauf eines Welpen unterstützen. Da ich jedoch nicht auf einen Bully in meinem Leben verzichten möchte, gibt es nur noch gebrauchte, die auf der Suche nach einem neuen Zuhause sind. Falls ich doch nochmal im Leben einen Welpen haben möchte, dann nur von einem wirklich ausgewählten Züchter, der Wert auf die Gesundheit legt und dessen Hunde bereits wieder mit längerer Nase leben....