Beiträge von Spirelli

    Richtig klasse, wie hier philosophiert wird, so habe ich mir das vorgestellt. :nicken:


    Ich glaube, dass die Qualität der Führung für den Hund einen großen Unterschied macht, wie sehr ihn diese einschränkt, im Sinne von frustriert. Ja, der Mensch presst den Hund in sein Leben und in seine Gesellschaft - je nach Kontext widerspricht das schon im Grundsatz hündischen Bedürfnissen stark oder eben nicht. Wohnort, Aktivitäten, Gesellschaft, Rasse... Deshalb ist das Maß an Fremdbestimmung vermutlich für alle Hunde hoch.

    Aber die Frage war ja auch - hat die Balance zwischen Fremd- und Selbstbestimmung Einfluss auf seine Lebensqualität? Gar nicht unbedingt in menschlicher Qualität gedacht, sondern einfach in Form von Bedürfnisbefriedigung und Zufriedenenheit.


    Ja, Hunde sind (zum Teil) sehr anpassungsfähig. Aber gute Führung bedeutet für mich, dass sie dem Hund Leid erspart und zu seiner Zufriedenheit beiträgt und nicht nur Schadensbegrenzung für die menschliche Umwelt darstellt. Deshalb denke ich, dass Führung bedeutet den Hund zu befähigen eine Wahl zu treffen zwischen dem, was er gern tun würde, aber Schaden verursacht und dem, was willkommener wäre und sich letztlich auch für ihn lohnt. Bedeutet: Ich kann den Hund immer und immer wieder in eine Situation laufen lassen und ihn abstrafen dafür. Konsequenz ist entweder, dass er immer wieder Frust erlebt oder aus Angst vor der Konsequenz gar nicht mehr handelt. Ich könnte ihn mit guter Führung und Training, aber auch zeigen: "Hey, mach doch mal das und das, das fühlt sich für Dich viel besser an!" und der Hund kann einr Alternative lernen und letztlich selbstbestimmt zwischen erster und zweiter Variante wählen.


    Das ist Führung mit dem Ergebnis der erlangten Selbstbestimmung und Freiheit zu wählen - aus meiner Sicht. Hundeführung hat für mich also das Ziel Frust aus meinen Erwartungen an den Hund zu nehmen und ihn anzuleiten Alternativen wählen zu können, die für die menschliche und hündische Welt jetzt vielleicht nichz die automatische Reaktion wären, aber eine ziemlich gute Alternative. Als guter Hundeführer verhelfe ich dem Hund zur Erfüllung der meisten seiner Bedürfnisse, ohne ihn dauerhaftem Frust auszusetzen. Demnach muss sich viel Führung nicht automatisch schlecht anfühlen für den Hund. Schlechte Führung, die zur Gängelung wird, hingegen schon.

    Ich finde die Frage auch schwer zu beantworten.

    Meine Hunde haben wenige Regeln, aber die sind dafür in Stein gemeißelt. Innerhalb dieser Regeln haben sie dafür enorm viel Freiheit.


    Wie würdest du das denn beurteilen? Meine Hunde haben beim Gassi einen gewissen radius einzuhalten. In diesem dürfen sie sich aber frei bewegen.

    Ist das jetzt eine 0 oder eine 10? Denn den Radius lege ich ja fest.

    Für mich wäre es wohl eine 5, weil es im Gleichgewicht scheint. :nicken:

    Und wo ordnest Du euch ein?

    Gute Frage. :D


    Ich denke hier in der Wohnung sind wir bei einer 4?

    - Er darf bis auf das Kinderzimmer in alle Räume und Schlaf- bzw. Liegeplätze fast immer frei wählen: nur nicht ins Bett und beim Essen nicht unterm oder am Tisch liegen. Ach, Balkonverbot hat er noch, weil er da noch pöbelt.

    - Futterzeit und -sorte bestimme ich.

    - Gassizeiten ebenfalls - aber ich reagiere natürlich, wenn er anzeigt, dass er mal nötig muss.

    - Spielzeug liegt hier nur sein Gummiball rum, gespielt und getobt wird damit aber nicht - er trägt ihn aber zur Begrüßung stolz, so dass diese entspannter abläuft, als hätte er nichts zum Herzeigen im Maul.

    - Sucht er von sich aus Körperkontakt, bekommt er den nahezu immer, es sei denn er fängt an über uns Menschen bspw. auf dem Sofa drüberzusteigen, dann wird er weggeschickt.

    - Kontakte zu unserer Tochter (4) beobachte ich genau und manage ich. Sie ist manchmal zu grob, dann muss er gerettet werden und manchmal ist er zu grob, dann muss sie gerettet werden.

    - Wenn es klingelt und/oder Besuch kommt, darf er nicht zur Tür. Wenn er sich entspannt, darf er dann ggf. den Besuch begrüßen. Bei Kinderbesuch bleibt er räumlich getrennt. Er ist da zu sehr in Versuchung irgendwas zu regeln.


    Hm, wenn ich das so lese, ist es vielleicht doch eher eine 6.


    Draußen ist es wohl noch eine 8, bei Hundebegegnungen tatsächlich 9-10.


    - Pelle läuft, bis auf verschwindend geringe Momente an der Schleppleine.

    - Ich bestimme die Wege, auch ob auf dem Weg bleiben oder über die Wiese bummeln angesagt ist.

    - Wir integrieren gerade Inseln auf den Spaziergängen, um für eine gewisse Erwartungssicherheit zu erzeugen (hier wird apportiert, da wird gemäuselt und dort machen wir Leckerlispiele), ich weiß nicht, ob an diesen Plätzen, die zunächst von mir integriert und irgendwann von ihm abgefragt werden, dann ein Gleichgewicht und damit eine 5 entsteht.

    - Pelle darf nicht jagen, aber er darf beobachten, so lange er möchte, solange sein Erregungsniveau nicht Richtung Tunnel kippt - bei Wild, wie auch bei anderen Hunden.


    -Bei Hundebegegnungen in direkter Begegnung hat Pelle keinen Handlungsspielraum. Ich markere erwünschtes Verhalten und manage den Verlauf, unerwünschtes Verhalten ignoriere oder breche ich ab. Da denke ich oft, dass das der Grund ist, warum wir nicht weiterkommen vom Management zur Selbstregulation - weil ich ihn keine Wege finden lasse, sondern manage.

    - Bei Hundebegegnungen in indirekter Begegnung, mit ausreichend Platz, der seiner Komfortzone noch entspricht, darf er alleine Lösungen finden (schnüffeln, Bogen größer machen, markieren, beobachten), aber auch nur so lange er nicht dicht zu nah dran am Tunnel ist.


    Ich hoffe, dass wir auf eine ausgewogene 5 kommen im Laufe seines Lebens. Das würde ich mir für ihn und mich wünschen. :nicken:

    Ich finde es gerade total lustig, dass mein einziger halber Schäferhund hier der einzige von drei Hunden ist, der so gut wie nie bellt ?


    Aber stimmt, das „Alles okay!“ wird auf Rocky ja auch wirken! ??????

    Dafür hast Du ja aber mit Husky und HSH ja aber auch Hunde daneben, denen das auch oft sehr im Naturell liegt. :lol: Mir war das bei den Schäfis auch nicht so klar. Bis einer meiner Trainer, der seit Ewigkeiten dt. Schäferhunde und Malis führte irgendwann meinte: "Äh, Du weißt schon, dass es für die meisten Schäferhundartigen Hunde wenig selbstbelohnenderes gibt, als das?!" Hups. :ugly:

    Hallo Hunde-Foris,


    ich stelle mir immer mal wieder die Frage: Wieviel Führung braucht es und wieviel Selbstbestimmung kann ich dem Hund lassen und braucht er neben der Führung ebenfalls sogar für ein zufriedenes Hundeleben?


    Deshalb frage ich mal Euch:


    Auf einer Skala von 1-10, wie viel führt Ihr aus Eurer persönlichen Sicht und wieviel Freiheit hat/haben Euer/Eure Hund/e und warum? Führt ihr in dieser Hinsicht jeden Hund gleich? Unabhängig vom Alter, der Rasse, der Zeit Eures Zusammenlebens? Verändert sich das? Soll(te) es sich verändern? Was wäre aus Eurer Sicht "perfekt"?


    1 - Ich führe gar nicht, ich achte ausschließlich auf das, was mein Hund möchte und handele danach.

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    10 - Ich kontrolliere jeden Schritt meines Hundes, er darf nichts, wirklich nichts selbst entscheiden.


    Ich bin gespannt auf Eure Antworten! :nicken: Gerne auch mit Beispielen im handelnden Alltag, um es sich besser vorstellen zu können.

    Und da ich davon ausgehe das Leni eh bisschen redseeliger wird muss er sich da eh dran gewöhnen :ka:

    Davon würde ich, trotz Training, auch ausgehen. Das Kontrollieren, wenn der Hund anschlägt, mache ich auch. Aber grundsätzlich habe ich hier einfach einen halben Schäferhund sitzen und das Bellen ist einfach auch super selbstbelohnend. Das war keine leichte Erkenntnis, weil ich Bellen im Haus echt nicht leiden kann. |)


    Aber einem gesprächigen Hund seine Stimme abzugewöhnen, ist einfach schwieriger, als einem, der das eh wenig macht.


    Gerade das Kontrollieren und "Alles okay!" machst Du dann im Prinzip für Deinen Rüden mit und es könnte sein, wenn er eh nicht sehr gesprächig ist und sich im Moment nur erschreckt, weil das Verhalten Deiner Hündin neu ist, dass er die Aufregung darüber irgendwann ablegt und nur noch guckt und augenrollend den Kopf ablegt.


    Es könnte natürlich aber auch passieren, dass auch er seine Stimme und das damit einhergehende gute Gefühl auch noch in Gesellschaft zu bellen, für sich entdeckt... Deshalb würde ich es definitiv nicht laufen lassen, sondern abbrechen, selbst kontrollieren und mit "alles okay" die Situation entspannen.