Hallo Gisela,
entschuldige, ich hatte wieder eine sehr stressige arbeitsreiche Woche...
Was das Ruhen daheim betrifft, ist es toll, dass ihr da schon so große Fortschritte gemacht habt. Dennoch würde ich bei so einem leicht stressbaren und schnell auf äußere Reize reagierenden Hund hier noch intensiver für wirkliche Entspannung zuhause sorgen. Auch konditionierte Entspannung wäre bestimmt eine gute Sache für euch. Wenn ein Hund so leicht aufdreht arbeite ich gerne damit. Klar sagt man dann nicht das Entspannungswort und es ist wieder Ruhe, aber für mich hört sich das schon so an, dass Cooper wenn er hochfährt den „Zustand des aktiven Denkens“ verlässt und das ist immer eine schlechte Trainingsgrundlage, da so natürlich auch kein Lernen mehr möglich ist. Mit dem Entspannungssignal hat man dann zumindest die Chance, wenn es wirklich gut aufgebaut wurde den Hund wieder ein Stückweit runter zubekommen und schafft es, dass er wieder in den Zustand des Denken könnens gelangt und somit kann man dann auch an Alternativverhalten arbeiten. Man muss dafür natürlich immer den richtigen Moment erwischen und dann auch schnell reagieren, denn sonst ist die Aufregung wieder ganz schnell oben.
Probiere doch auch mal aus, wie Cooper auf Isometrische Übungen reagiert. Die helfen vielen Hunden auch in Situationen die sie in leichten Stress versetzen. Jeder Hund reagiert an einer anderen Stelle am besten auf den Druck. Meiner legt sich ziemlich schnell hin, wenn ich leichten Druck auf seine Schulterblätter ausübe, reagiert dafür aber so gut wie gar nicht an seinen Schenkeln.
Zu dem Futter sage ich dir gerne, warum ich es nicht füttern würde, möchte aber nochmal betonen, dass das sowieso ein ganz schwieriges heiß diskutiertes Thema ist und ich da jede andere Meinung akzeptiere und finde jeder sollte füttern wie er möchte.
Meine Meinung ist hier, dass was das betrifft oftmals viel zu wenig nach der tatsächlichen Ursache geforscht wird, sondern einfach mal Royal Canin gegeben wird und damit hat sich die Sache. Warum der Hund aber ohne dieses Futter Verdauungsprobleme hat wird in den meisten Fällen nie diagnostiziert. Wenn nämlich z.B. „nur“ die Darmflora das Problem ist, kann es einfach nicht die Lösung sein dauerhaft dieses Futter zu geben. Da wäre für mich ganz klar der Weg Darmflora wieder normalisieren und dann muss auch wieder ein „normales“ Futter vertragen werden. Wenn Unverträglickeiten der Grund sind wäre für mich der erste Weg eine Ausschlussdiät und sicherlich nicht eine Leben lang ein Spezialfutter zu geben. Wenn entzündliche Prozesse im Darm stattfinden, muss man m.M. nach auch schauen durch was diese ausgelöst werden. Diese können ja z.B. durch Unverträglichkeiten auf das Futter oder Stoffe in der Umwelt ausgelöst werden, können aber auch genauso gut psychische Ursachen haben oder mit einer Autoimmunerkrankung oder Schilddrüsenerkrankung zusammenhängen. Das meinte ich mit Symptome werden abgeschaltet, aber die Ursache selbst wurde nie berücksichtigt. Auch sehe ich hier kritisch, das i.d.R. der TA selbst dieses Futter vertreibt und somit oft daran mitverdient. Und immer wenn jemand an etwas selber verdient frage ich mich wie unvoreingenommen da dann die Beratung tatsächlich ist...
Was Royal Canin betrifft gibt es mehrere Gründe warum ich es nicht füttern würde:
1. die Deklaration ist mir zu ungenau. Es ist überhaupt nicht ersichtlich zu welchen Anteilen der jeweilige Inhaltsstoff enthalten ist.
2. Dieses Futter wird nach wissenschaftlichen Standards produziert, nur wie kamen diese Standards zustande? Mit Studien, die entweder vom Hersteller selber oder zumindest mit großzügiger finanzieller Unterstützung dieses Herstellers durchgeführt wurden. Es gibt dazu keinerlei unabhängige Studien.
3. Meiner Meinung nach ist man mit diesem Futter ganz weit entfernt von einer natürlichen Ernährung. Jede einzelne Komponente in dem Futter ist im Labor verändert worden und zwar so, dass der Hund sie verträgt. Wie funktioniert das? I.d.R. werden die Proteine hydrolisiert, d.h. die Moleküle werden mittels Hydrolyse in kleinere Bestandteile zerlegt und somit erkennt der Körper des Hundes sie nicht mehr als allergieauslösende Stoffe. Also wird der Körper der diesen Stoff eigentlich nicht verträgt „ausgetrickst“. Klingt erst mal super und überzeugend. Doch das hat auch Veränderungen in der Verdauung zufolge. Denn die Herstellungsweise des Futters nimmt dem Körper Arbeit ab, denn die Aufspaltung der Proteine findet schon bei der Produktion und nicht erst während der Verdauung statt. Wenn man Proteine hydrolisiert schmecken diese bitter, was dann wieder die Zugdabe von künstlichen Aroma- und Geschmacksstoffen nötig macht, damit der Hund es gerne frisst. Auch werden die Mikroteilchen der hydrolisierten Inhaltsstoffe bei der Produktion häufig zerstört und somit müssen dann wieder viele Mineralstoffe und Vitamine künstlich hinzugefügt werden. Ist für mich nichts anderes, als wenn ein Mensch diese dauerhaft über Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen würde. Warum steht auf Nahrungsergänzungsmitteln für Meschen denn immer, dass diese keine Alternative für eine gesunde und ausgewogene Ernährung sind, aber bei Hunden soll es ok sein, wenn diese ein Leben lang künstlich hinzugefügte Stoffe bekommen?
4. Hauptbetsndteil des Futters ist Reis, also Kohlenhydrat. Es gibt mit Sicherheit Hunde, die besser mit einer Kohlenhydratreichen Nahrung klarkommen und bei denen es falsch wäre, wenn der Hauptbestandteil des Futters Fleisch wäre. Aber allgemein ist ein Hund eher Carnivore als Omnivore. Klar kann ein Hund besser Getreide und Kohlenhydrate verwerten als ein Wolf. Ein gewisser Anteil an Kohlenhydraten ist für mich bei Hundefutter auch wichtig, schon alleine wegen der Glycose, die ja auch nachweislich gut ist für z.B. bessere Impulskontrolle (Ein voller Glycosespeicher macht es dem Hund leichter Impulsen zu widerstehen). Ernährung ist für mich so ein individuelles Thema, dass ich dieses bei jedem Hund eben auch ganz individuell angehen würde. Warum ist also für viele TA bei Hunden mit Verdauungsstörungen, die ganz unterschiedliche Ursachen haben, Royal Canin die Einheitslösung?
5. Dies ist mehr ein ethischer Grund. RC gehört zur Mars Inc. also zu einem der 10 größten Konzernen, die unsere Supermärkte füllen und somit den Markt kontrollieren. Ich persönlich mache um diese Riesen einen großen Bogen. Auch gibt Mars Inc. für die Entwicklung bestimmter Produkte immernoch Tierversuche in Auftrag und auch solche Firmen unterstütze ich nicht. Auch RC direkt werden Tierversuche nachgesagt. Wie z.B. dass gesunden Tieren Nieren entfernt oder absichtlich beschädigt werden, um die Wirkung von Spezialfutter zu erforschen. In wie weit das aber der Wahrheit entspricht kann man so nicht nachvollziehen, es gibt auch andere Berichte in denen man liest wie unglaublich gut es den Versuchstieren von RC geht.
Entschuldigung, ist wieder ein sehr langer Text geworden. Hast du denn schon etwas an eurem Alltag verändert und wenn ja hat sich auch Cooper verändert? Ich würde mich freuen, wenn du mal berichtest, falls du etwas von meinen Tipps ausprobierst.
Liebe Grüße Pia