Hallo liebes Forum,
ich hatte mich vor Ewigkeiten mal kurze Zeit beteiligt und dann eine lange Pause eingelegt. Vor einigen Wochen bin ich als stille Mitleserin zurück gekehrt. Jetzt haben mich die aktuellen Ereignisse dazu bewogen, mich wieder zu melden.
Unser Rottimix Miri wird im April 13 Jahre alt werden. Im Grunde ist sie eine fitte Seniorin mit wenigen Alterswehwechen. Seit einigen Wochen hat sie Trockenfutter verweigert und nur noch eingeweichtes Futter bekommen. Wir hatten deswegen bereits vermutet, dass sie Zahnprobleme hat. Eine (oberflächliche) Untersuchung bei unserem Stammtierarzt hat nichts ergeben. Durch ihre große Tierarztangst hätte sie nur unter Narkose näher untersucht werden können und das wollte der Arzt ihr aufgrund ihres Alters nicht zumuten.
Letzten Freitag hat sich ihr Zustand dann drastisch verschlechtert. Sie hatte mehrfach blutigen Speichel und offensichtlich stärkere Zahnschmerzen. Wir haben seitdem bei verschiedenen Praxen und Kliniken rumtelefoniert, aber es gab keinen früheren OP-Termin als heute morgen! In der Zwischenzeit erhielt sie Schmerzmittel und schlief viel. Da ich heute arbeiten musste, haben mein Freund und ich es so organisiert, dass wir sie gemeinsam hinbringen und ich bei der Narkose dabei bin und dann zur Arbeit fahre. Und dass er sie dann später nach der OP abholt. Ich war richtig erleichtert, dass es mit der Beruhigungsspritze ziemlich glimpflich ablief, sie hatte zwar Angst, aber die eigentliche Spritze gar nicht gemerkt. Wir waren beide bei ihr, als sie im Wartezimmer in den Dämmerschlaf sank und dann habe ich sie mit dem Arzt in das Behandlungszimmer gebracht. Da habe ich noch gesagt, sie sollen gleich eine ganze Zahnreinigung, Blutkontrolle und Krallenschneiden machen und was sonst noch anfällt, wenn sie schon mal schläft. Der Arzt hat in meinem Beisein in ihr Maul geschaut und am letzten Backenzahn war eine blutige Beule. Für mich war das ein Abszess, den ich aufgrund des blutigen Speichels sowieso vermutet hatte. Ich habe allen viel Glück gewünscht.
In der Pause auf Arbeit hatte ich kurz mit meinem Freund telefoniert und der hat mir ein paar Details erzählt, aber ansonsten gesagt, dass er den Rest in Ruhe erzählen wird, wenn ich wieder Zuhause bin. Ich dachte mir in den Moment nichts dabei! Er sagte, sie hätte nun zwei Zähne weniger. Also habe ich meinen Arbeitskolleginnen auch ganz erleichtert erzählt, dass meiner Hündin zwar zwei Zähne gezogen wurden, aber es nun endlich wieder bergauf gehen wird.
Als ich nach Hause kam, hat mein Freund mich weinend und aufgelöst empfangen und mir alles erzählt. Ich war total überrumpelt, hatte gar nicht damit gerechnet. Der Arzt hat einen inoperablen Tumor im Kiefer und unter der Zunge gefunden, der schon recht groß ist. Der Tumor drückt auf die Backenzähne und hat eine Entzündung ausgelöst, deswegen wurden die Zähne gezogen. Eine Biopsie wird gemacht, aber das Ergebnis scheint relativ unwichtig zu sein. Denn der Tumor kann nicht entfernt werden. Ich bin traurig, dass ich nicht beim Arztgespräch dabei war und deswegen nicht alle Einzelheiten weiß. Aber nun sieht es so aus, dass sie aufgrund der gezogenen Zähne erstmal weniger oder keine Schmerzen mehr haben wird, aber früher oder später wird sie nicht mehr essen können. Ich habe mit einer zweiten Praxis bereits abgesprochen, dass wir uns nach dem Ergebnis der Biopsie dort noch eine Zweitmeinung einholen können. Aber ich denke aufgrund der schwierigen Lage des Tumors im Kiefer wird es da keine große Chance auf eine günstigere Prognose geben.
Auf der positiven Seite hatte und hat Miri ein wundervolles Leben. Sie war praktisch immer gesund und hat soo viel mit uns unternommen. Noch im August ist sie mit uns 22 km im Harz gewandert. Früher haben wir Agility und einmal beim Tough Hunter mitgemacht. Wir machen immer noch Trickdogging und kleinere Ausflüge. Das ist mir jetzt ein großer Trost, wo ich weiß, dass wir vielleicht nicht mehr viel Zeit miteinander haben. Gerade lässt die Narkose nach und sie ist sehr quengelig neben mir auf der Couch. Wir werden uns nochmal an einer kleinen Pipirunde versuchen.
Ich würde mich einfach über ein wenig Anteilnahme und freundliche Worte freuen, denn ich denke hier im Forum sind viele tierliebe Menschen unterwegs, die unseren Schmerz verstehen.
Danke fürs Lesen und viele Grüße an Euch und Eure lieben Vierbeiner