Sie hat laut Aussagen der Vorbesitzer nie Jagdverhalten gezeigt, ist es denn dann wahrscheinlich, dass es bei einem erwachsenen Hund von drei bis fünf Jahren noch auftritt?
Äääähm....... Wie Du schon gelesen hast, haben Dobis nen nicht unbeachtlichen Jagdtrieb. Natürlich gibt es Ausnahmeexemplare - aber ich tippe auf das übliche Problem: 90% aller Hundebesitzer da draußen sind nicht in der Lage, ihren Hund zu lesen - und Manche bemerken nen Jagdtrieb nichtmal, wenn er sie in di Nase beißt.....
Ich hab Faro vor 1,5 Jahren bekommen mit den Worten: "Zeigt keinen Jagdtrieb". Ich hab nur müde gelächelt - hey, das ist ein JAGDterrier...... Ja klar - die sind Gassi gewesen über die Felder, wo hunderttausend Hunde des Tierheims tagtäglich ausgeführt werden, flaches Land, kilometerweite Sicht. Daß da keine Rehe rumstehn, und die Wildschweine eher Richtung Wald unterwegs sind, ist ja klar. AUch die Haen werden nicht gerade parallel zu den Wegen ihre Bau-Ausgänge plazieren. Damit war das Einzig, was sie testen konnten, die Tiere auf dem angeschlossenen Bauernhof. Hühner, Kühe, Esel.... Was weiß ich. Jo. In der Umzäunung. Ich mein, der Hund is doch net blöd....
Dann hab ich ihn mir geholt. Erster Waldspaziergang. Kein Jagdtrieb????? Ähm, ja...... Der Jagdi ist geboren für die Jagd auf Wildschweine, für Fuchsbauten, etc. Der reagiert auch eher auf die entsprechenden Tiere. Die Enten am Bach lassen Faro kalt. Aber im Wald? Wehe, da war ein Reh im Gebüsch vor 100 Stunden. Der Riecht ALLES. Und wenns keine Stunden her ist, sondern der Geruch relativ frisch ist, steht er am Wegrand, und wenn ich lang genug stehend mit ihm warte, fängt er an zu kreischen, bellen, zu springen. Und der Kerle weiß genau, daß er nicht wegkommt an der Leine. Springt um mich rum - aber nicht in Richtung des Geruchs. Loslassen möcht ich ihn dann nicht wirklich..... *gg
Nachdem er hier erstmal "angekommen" war, hat er auch Katzen für sich entdeckt. Katzen sind meeega spannend. Die stellen sich netterweise nachts unter den parkenden Autos zur Jagd zur Verfügung. Sehr lieb von ihnen - findet Faro! Einmal isser mir ausgekommen und hinterher, als die Katze weglief. Zum Glück für die Katze läuft er an schleifender Schlepp nur mit Mauli...... Hab ihn dann in irgendeinem Garten 100 Meter weiter wieder aufgesammelt..... Nehm an, das Tierchen hat nen Satz über den nächsten Zaun gemacht.
Insofern: trau bloß dieser Aussage nicht für 5 Pfennige, zum Wohl Deiner Katze. Anfangs ist der Hund auch noch unsicher. Wenn die erstmal weiß, ihr passiert bei Euch nix, da kann sie nochmal das Ein oder Andre auspacken. So auch nen heftigen Jagdtrieb.
Medikation wegen starker Ängstlichkeit. Gestern konnte sie zweimal überhaupt nicht mehr weiter gehen, einmal wegen eines lauten Reinigungsfahrzeuges und einmal wegen eines kläffenden Terriers. Wir mussten die Spaziergänge abbrechen und nach einer Pause neu versuchen. Sie saß zehn Minuten verstört in einer Gasse, entweder liegend oder mit dem Versuch zur Flucht, bevor ich sie wenigstens wieder nach Hause führen konnte.
Wenn sowas passiert, auch da bitte kein Mitleid. Sprich mit ihr, leg ihr die flache Hand an die Flanke oder wo auch immer, wo es sie etwa beruhigt. "Magst Du nicht weitergehen? OK, dann warten wir, bis der LKW weg ist...... " Erzähl ihr di GEschihte vom Wilden Hirsch, egal, was - die beruhigende, gelassene Stimme überträgt die Ruhe auf den Hund. Bloß nicht verzweifelt dastehen und Mitleid haben. Mit Souveränität hilfst Du ihr in dem Moment am Besten. Zeig ihr, Du verstehst, daß sie nicht weiter möchte. Gib ihr einfach die Zeit, sich zu sammeln. Die muß ja die bedrohlich erscheinenden Geräusche auch zuordnen, identifizieren, einschätzen, ob sie Gefahr bedeuten, ich sag immer "abklären"- Das ist, nur auf Akustik angewiesen, natürich schwieriger als wenn sie sieht, das Ding fährt weg von ihr, die Leute drumherum gehen ihren Geschäften nach, keiner zeigt Furcht, etc - das sieht sie ja alles icht. Sie orintiert sich in dem Moment an Deinem Verhalten, an Deiner Ruhe, an Deinr Stimme, daran, daß Du da bleibst etc. Zeig ihr evtl. wo dr Zaun/die Hausmauer daneben ist, sodaß sie mit dem Rücken zur sicheren Mauer sitzen kann, Deine Hand auf ihrer Brust vorne, die sie von der vermeintlichen Gefahrsituation abschirmt, vielleicht kannst Du Dich vor sie stellen, zwischen das Geräusch und sie, damit sie merkt, Du hälst das vermeintliche Unheil von ihr ab. Vermittle ihr: ich bin bei Dir, mit mir kann Dir nix passieren, ich sorge dafür, daß Du sicher bist.
Das Problem ist mit den Medikamenten: wenn ihr die Geräusche dank Tabletten egal sind, lernt sie ja auch nix dabei! Sobald Du die wieder absetzt, hat sie wieder Angst. D.h. Du mußt ihr die Chance geben, die Geräusche zuzuordnen zu lernen. Und sich in "komischen" Situationen an Dir zu orientieren. Da müßt Ihr beide durch.
Du kannst mal gucken, ob Du irgendwo in der Nähe einer Straße eine Bank findest, die aber nicht direkt an der Straße ist, sondern weit genug entfernt, daß man den Straßenlärm zwar wahrnimmt, ihn aber nicht als bedrohlich einstuft. Hier bei mir würde ich auf ein Feld gehen, das an der Autobahn entlangführt, und dort, in 100-200 Metern Enfernung von der Autobahn ein Picknick veranstalten. Sodaß der Hund den Verkehr als Hintergrundgeräusch wahrnimmt und mit der Zeit bemerkt, die fahren - aber ganz weit weg, immer von links nach rechts, keins der Geräusche kommt auf uns zu. Und ich würde so lange picknickn, bis der Hund sich entspannt neben mir hinlegt, und die Hintergrundgeräusche als Solche akzeptiert, für ungefährlich eingestuft hat. Weil die Geräusche gleich leise bleiben, sich in der Richtung nicht verändern, weil Ihr gechillt dasitzt und einfach eßt und trinkt, und damit extrem viel Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt. Wenn sie liegt, nach nem Weilchen einpacken und wieder heimgehen. Aber AUF KEINEN FALL heimgehn, solang sie noch panisch ist! Weil ihr Panikverhalten dann beim nächsten Mal noch schlimmer ist. Das bedeutet: am Anfang den Abstand so weit weg wählen, daß Ihr zu 150% sicher seid, die Geräuschkulisse ist ihr vielleicht minimal unangenehm, sie nimmt sie wahr, aber sie ordnet sie noch nicht wirklich als gefährlich ein.
Und beim nächsten Picknick würd ich dann 50 (oder 30, um sicherzugehen) Meter näher rangehen und picknicken. ;-)