Beiträge von Shrewd

    Zumal rechtlich die körperliche Unversehrtheit des Menschen und auch sein Sicherheitsbedürfnis einfach schwerer wiegen als mein Wunsch, einen AmStaff zu halten.

    Nicht unbedingt. Es ist immer eine Abwägung zwischen der persönlichen Freiheit und dem Sicherheitsbedürfnis der Gesellschaft.

    Schon. Aber die Rechtsauslegung in Deutschland ist da schon sehr eindeutig pro Sicherheitsbedürfnis. Du darfst als Normalperson halt keine AK47 besitzen, egal wie unbescholten du bist, wie gut du dich mit Waffen auskennst und wie bombensicher die bei dir persönlich wäre. Natürlich ist ein AmStaff keine AK47, aber käme es zu einem Verbot, ich wäre mir sehr sicher, dass das problemlos Bestand hätte, das zeigen ja z.B. auch die jetzt schon existierenden Kampfhundeverordnungen. Da ist dann im Zweifel einfach wenig rechtlicher Raum für "aber in einem guten Umfeld ist das unbedenklich", weil das potenziell falsche Umfeld deine persönliche Freiheit sticht.

    Ich sage übrigens nicht, dass ich das alles so gut und richtig finde. Aber es ist meines Erachtens einfach die nackte Realität.

    Akzeptiert werden Risiken, die nützlich oder zumindest bequem sind

    Da bin ich bei Dir, aber der Rest des Beitrags trifft nicht so ganz das, was ich meinte mit meiner Frage.

    Da habe ich die Antwort "weil sie lebendig sind" als passender empfunden, weil andere Lebensformen grundsätzlich schwerer zu verstehen sind, als die eigene und eben weit komplexer sind als unbelebte Materie.

    Das ist ein guter Punkt. Ich würde argumentieren, das gehört zusammen. Da ist dieses potenziell gefährliche Lebewesen, das ich nicht verstehe und vor dem ich - durchaus nicht völlig unberechtigt - Angst habe, aber dessen Existenz mir weder nützlich noch bequem ist. Gerade weil die sogenannten Kampfhunde medial gerne als völlig unberechenbar verkauft werden, Stichwort "das kam aus dem Nichts".

    Deshalb glaube ich auch nicht, dass wir (weder hier im Forum noch wir als Hundebesitzer) daran sonderlich viel ändern können. Wenn mir Hunde emotional egal sind und bestenfalls negativ auffallen als Bordsteinkacker, dann liegt es einfach nahe, zu sagen, verbieten diese Kampf- oder Listenhunde. Mir bringen sie nichts außer Gefahr. Da hat man dann nicht mehr viele Argumente. Zumal rechtlich die körperliche Unversehrtheit des Menschen und auch sein Sicherheitsbedürfnis einfach schwerer wiegen als mein Wunsch, einen AmStaff zu halten.

    Ich würde noch ergänzen wollen um: und warum akzeptieren wir andere Dinge völlig selbstverständlich trotz eines viel höheren Risikos.


    Ich weiß jetzt natürlich nicht, welche anderen Dinge du konkret meinst, aber grundsätzlich verstehe ich schon, warum Hunde anders wahrgenommen werden. Autos zum Beispiel sind gesellschaftlich akzeptierte Notwendigkeit, auch wenn von Verkehrsunfällen eine ungleich höhere Gefahr ausgeht. Natürlich können wir jetzt darüber diskutieren, wie notwendig sie tatsächlich sind, aber der breite Konsens ist da.


    Hunde wiederum haben - bis auf wenige ganz spezifische Fälle - keinerlei gesellschaftliche Notwendigkeit. Sie bereichern das Leben ihrer Besitzer, aber aus einer externen Sicht gilt das auch für Netflix-Serien, Biberbettwäsche oder Kanarienvögel. Wenn nun die Kanarienvögel (oder die Biberbettwäsche, was das betrifft) hingingen und Menschen umbringen würden, gäbe es auch schnell Rufe nach Verboten. Einfach weil etwas, dem gesellschaftlich kein Nutzen zugesprochen wird, tatsächlich oder gefühlt einen gesellschaftlichen Schaden anrichtet. Ich bin mir nicht sicher, ob es überhaupt etwas so potenziell gefährliches wie Hunde gibt, das großflächig erlaubt ist, ohne dass wir ihm als Gesellschaft einen praktischen Nutzen für alle oder wenigstens die meisten unterstellen.


    Bitte nicht falsch verstehen: Ich will Hunde nicht mit Biberbettwäsche gleichsetzen oder behaupten, sie wären sinnlos. Aber es gibt schon einen Grund, warum Hunde rechtlich ähnlich behandelt wären wie Autos (Stichwort: Gefährdungshaftung). Wir alle hier haben naturgemäß einen sehr emotionalen Blick auf das Ganze, aber gerade wenn wir über Risikoabwägung sprechen, müssen wir meines Erachtens schon zugestehen, dass unsere Tiere potenziell mehr Risiko bergen als sie für andere nützlich sind. Und das ist in meinen Augen der Knackpunkt: Akzeptiert werden Risiken, die nützlich oder zumindest bequem sind. Das trifft auf Hunde und insbesondere sogenannte Kampfhunde einfach nicht zu, jedenfalls nicht für jene, die keine Hunde haben und auch keine wollen, also die Mehrheit.

    Als jemand, dem ein HSH als unschuldiger Mix angedreht wurde, habe ich grundsätzlich viel Verständnis für deine Sorgen. Es geht ja nicht ausschließlich um die Erziehung, sondern auch um mögliche rassebedingte Erbkrankheiten, gesundheitliche Probleme usw. Woher habt ihr den Hund denn? Besteht keine Möglichkeit, abzuklären, was wirklich drin steckt? Dass Vermehrer oder manche Tierschutzorganisationen bei der Rassebeschreibung ziemlich ... sagen wir ... kreativ veranlagt sind, wäre nichts Neues.


    An Eurer Stelle würde ich einfach einen Gentest machen. Labbi, Berner und Schäfi sind einfach zu bestimmen. Dann wisst ihr Bescheid, auch im Hinblick auf mögliche Problemfelder wie HD/ED, Mittelmeerkrankheiten (falls sich rausstellt, dass das eben doch kein Ups-Wurf vom deutschen Bauernhof war) usw. Warum da lange mit schlechten Kriterien wie Aussehen, Kuschelbedürftigkeit oder Schwanzwedeln rumdoktoren, wenn man's in ein paar Wochen gesichert wissen kann?

    Wer meinen Hund auf meinem Grundstück ungefragt (und noch dazu wegen einer solchen Lappalie angesichts des Alters des Hundes) mit Wasserflaschen traktiert, würde nicht nur schneller rausfliegen, als sie die Spritzflasche drücken kann, sondern sich garantiert noch eine harsche Beschwerde bei Veterinäramt, Ordnungsamt und wer mir sonst noch alles einfällt einhandeln.


    Sieh die 90 Minuten als Lektion für dich selbst: Du hast deinen Hund dem ausgesetzt, obwohl du (richtigerweise) erkannt hast, dass das für den armen Welpen maximal verstörend war. Warum? Vermutlich, weil die Frau entsprechend selbstbewusst und von sich überzeugt aufgetreten ist und du dich nicht getraut hast, der Sache direkt einen Riegel vorzuschieben. Ist nicht verwerflich, sowas kann einen überrumpeln. Aber es ist eine gute Gelegenheit, sich zu fragen, warum man das zugelassen hat und auf welche Knöpfe sie bei dir drückte. Die Trainerin kannst du nicht ändern. Dich schon.

    Manchmal frag ich mich schon....(also wegen der Trainer).


    Die alte Schäferhund/Gebrauchshund-Schule eben. Hatte auch so einen im Hundeverein. Junghund-Herdi ist nach 20 Minuten Training durch, zeigt Übersprungshandlungen wie Leine beißen, ich warte ruhig, bis sie wieder runterfährt, um danach mit ihr nach Hause zu fahren, weil es genug ist. Trainer: Das darfst du dir nicht gefallen lassen, der musst du jetzt mal ordentlich eine Ansage machen, die tanzt dir auf der Nase rum. Und ich so: Die ist im Takatukaland und gerade nicht mehr ansprechbar. Alles, was ich da jetzt mit Ansage oder Körperlichkeit mache, fährt sie bloß noch weiter hoch. Er so: Wirst ja sehen, was du davon hast, wenn sie älter wird!

    Ende vom Lied: Er kann überhaupt nicht fassen, dass dieser "unerzogene" Herdi-Mix nach zwei Jahren wie ne 1 mit Sternchen über den Platz marschiert und sich tierisch freut, mitarbeiten zu dürfen.

    Und Frustrationstoleranz üben. Das berühmte Leckerchen auf der Hand, an das sie nur ran kommt, wenn sie ruhig abwartet z.B.. Sonst bleibt die Faust mit dem Leckerchen zu. Damit sie auch mal lernt, zu warten und nicht immer nach vorne zu stürmen.


    So würde ich das nicht aufbauen. Sondern Leckerli in die eine Hand, wenn der Hund ranwill, ein ruhiges Nein und notfalls Hand zu. Wenn die Aufmerksamkeit des Hundes nach dem Nein nicht mehr zu 150% auf das Leckerli fixiert ist (er also Anzeichen macht, das "nein" als ein "das darf ich nicht haben" zu begreifen), direkt freuen und mit der anderen Hand ein anderes Leckerli geben. Das erste gibt's nicht, egal, wie lange es angestarrt und fixiert wird.