Erfahrungsbericht Hundehaltung als vollzeitarbeitender Single
Hallo,
im Vorfeld meiner Hundebeschaffung habe ich mich zu vielen Themen in diesem Forum informiert und konnte einige nützliche Tipps entnehmen, daher möchte ich mit meinem Erfahrungsbericht dem ein oder anderen helfen, einzuschätzen, was als alleinerziehender Hundepapa (bzw. Hundemama ? ) auf einen zukommt. Ich bin 25, wohne alleine und träumte schon lange von einem eigenen Hund. Bis letztes Jahr habe ich dieses Thema weniger verfolgt, da ich es nicht für realistisch machbar hielt – beschäftigte mich daraufhin jedoch intensiv mit Möglichkeiten, wie ich mein Leben doch mit einem vierbeinigen Freund gestalten könnte. Bedingung war in jedem Fall, dass der Hund nicht unnötig lange alleine bleibt und dass ich meinen Wunsch nicht auf Biegen und Brechen umsetze, wenn es sich nicht realisieren lässt – schließlich soll sich der neue Mitbewohner genau so wohl fühlen und ein tolles neues Zuhause erhalten. Fest stand, dass ein Welpe (aufgrund der folgend beschriebenen Betreuungsvarianten) nicht in Frage kommt und somit schenkte ich nach langer Suche einer „Second-Hand-Fellnase“, einem damals 8 Monate alten Golden Retrieverrüden, ein neues Zuhause. Am 20.12.2019 war es soweit, nach zweimaligem Kennenlernen im vorherigen Zuhause (die Lebensumstände haben sich dort geändert, deswegen wurde ein liebevolles neues Zuhause gesucht) hat alles gepasst, und ich konnte meinen Teddy abholen. Nach guten 3 Monaten kann ich nun ein erstes Resümee ziehen:
Betreuung während meiner Arbeitszeiten:
Ich arbeite Montags bis Donnerstags ganztags und bin von 7:00 Uhr bis 17:00 Uhr außer Hauses. Für diese 4 Tage brauche ich in jedem Fall eine Unterbringungsmöglichkeit, da ich meinen Hund nicht über diesen langen Zeitraum alleine lassen möchte. Freitags arbeite ich von 7:00 Uhr bis 12:00 Uhr und benötige keine Betreuung, da Teddy (mittlerweile fast ein Jahr alt) bereits im alten Zuhause gelernt hat, bis zu 6 Stunden alleine zu bleiben und somit an diesem einen Tag die ca. 5 Stunden alleine zuhause verbringt. Die Möglichkeiten für die Ganztagsarbeitstage gestalten sich wie folgt:
Hundepension:
Ich suchte über ein Zeitungsinserat und über eine Anzeige bei Ebay Kleinanzeigen nach Betreuungsmöglichkeiten, woraufhin mir mehrfach eine Hundepension in der näheren Umgebung empfohlen wurde. Ich besichtigte diese und Teddy machte einen Schnuppertag, mit dem Fazit, dass es ihm dort wahnsinnig gut gefällt. Die Pension (bzw. in diesem Fall Hundetagesstätte) wird von zwei wahnsinnig lieben Menschen betrieben, die dort ein kleines Hundeparadies mitten in einem Waldgebiet errichtet haben und die Hunde, die dort zu Gast sind, ganztags betreuen. Die Hundepension liegt in etwa auf meinem Arbeitsweg (Umweg ca. 15 Minuten) und die Betreuung ist von 7:00 Uhr bis 18:00 Uhr möglich – somit passt auch dies perfekt zu meinem Anforderungsprofil. Seit ich Teddy habe und wieder in die Arbeit gehe (bei Einzug hatte ich 14 Tage Urlaub) bringe ich Teddy immer Montags und Dienstags in die Hundetagesstätte und hole ihn nach meinem Arbeitsschluss wieder ab. Teddy ist an den Pensionstagen aufgrund der vielen Spielkameraden immer gut ausgepowert.
Mitnahme in das Büro:
Bereits vor der Anschaffung besprach ich die mögliche Mitnahme meines Hundes mit meinem Chef und meinen Kollegen. Nach einiger Überzeugungsarbeit konnte ich vereinbaren, dass ich meinen Hund testweise mit in das Büro mitbringen darf. Wenn es zu keinen Störungen/Problemen kommt, spricht aus Sicht meines Arbeitgebers nichts dagegen. In der Anfangszeit verzichtete ich noch auf die Mitnahme und trainierte mit meinem Teddy zuhause mit einer Hundebox, sodass wir den Alltag im Büro bereits üben konnten (dort liegt er in einer offenen Hundebox hinter meinem Schreibtisch – wir haben trainiert, dass ich ihn in die Box schicke und er nur mit meiner Erlaubnis aus seiner Box darf ; Wasser steht natürlich immer bereit). Ich hatte ihn Anfangs auch Donnerstags in der Hundepension, um den Büroalltag an so manchen Samstagen und Zuhause noch zu trainieren, sodass dies auch passt. Der erste Tag war für alle etwas ungewöhnlich, nun ist er jedoch bereits ein paar Mal dabei gewesen und die Kollegen freuen sich schon immer sehr auf die Teddydonnerstage. Morgens gehe ich bereits eine große Runde, sodass er ausgelastet und schläfrig ins Büro kommt. Die Mittagspause nutzen wir für einen ausgedehnten Spaziergang im nahegelegenen Park, sodass auch der Nachmittag größtenteils mit Dösen (und natürlich dazwischenliegenden Streicheleinheiten und kurze Bürobesichtigungen) verbracht wird. Hätte der Alltag im Büro nicht geklappt oder der Arbeitgeber nicht eingewilligt, hätte ich die Betreuung in der Hundepension beibehalten. Langfristig wird nun der Donnerstag beibehalten und ggfs. bei Bedarf durch die anderen Tage erweitert.
Betreuung durch die Familie:
Meine Oma ist Rentnerin und wohnt ganz in meiner Nähe. Von Anfang an war klar, dass die Hundebetreuung nicht an meiner Oma hängen bleiben soll – das ganze Konzept habe ich daher auch so ausgelegt, dass es gänzlich ohne meine Familie ginge bzw. auch, wenn meine Oma einmal verhindert sein sollte. Wie es nunmal so ist, war Oma hin und weg von Teddy und freut sich nun schon immer auf Mittwochs, wenn Sie ihn bei sich betreut und Zeit mit ihm verbringen kann.
Andere Alternativen, die derzeit nicht zum Einsatz kommen:
Durch meine Recherche vor der Anschaffung und meine Inserate habe ich noch die Kontaktdaten von 8 Privatpersonen, die kostenpflichtig die Hundebetreuung übernehmen könnten und von einer weiteren Hundetagesstätte. Sollten sich die Umstände so ändern, dass die anderen drei Variante nicht mehr möglich sind, hätte ich somit bereits die Kontaktdaten, um kurzfristig eine gute weitere Lösung zu schaffen.
Zeit-/Freizeitkomponente:
Dass ein Hund meine Freizeitgewohnheiten bzw. auch meine Schlafdauer verändern wird, war mir von Anfang an klar – so bereitete ich mich auf die verschiedensten Situationen vor und spielte diese durch, sodass ich auch abschätzen konnte, ob ein Hund in mein Leben passt. Nun, nach den ersten 3 Monaten kann ich durchaus sagen, dass die „Einschränkungen“ bereits ganz normal geworden sind und ich die Entscheidung noch kein einziges Mal bereut habe. Anbei ein Überblick über die Gewohnheiten / Veränderungen, die sich durch meinen neuen Mitbewohner ergeben haben:
morgendliche werktägliche Gassigänge:
Mittwochs, Donnerstags und Freitags stehe ich um 5:15 statt um 6:15 auf, um mit meinen Hund Gassi zu gehen (Montag und Dienstag geht’s morgens in der Hundepension ohnehin spielerisch los, da ist dies nicht erforderlich) – ist an dem ein oder anderen Tag lästig und doch, gewöhnt man sich ziemlich schnell daran.
Spaziergänge am Wochenende:
Teddy ist entgegen der Befürchtungen ein Langschläfer – ich lasse ihn Samstag und Sonntag morgens gegen 8 Uhr etwas in den Garten, füttere ihn im Anschluss und anschließend gegen wir je nachdem wann es ins Bett ging, noch einmal bis 10 Uhr oder 11 Uhr schlafen. Dies ist für ihn auch kein Problem. Ansonsten genießen wir insbesondere am Wochenende Ausflüge und/oder lange Spaziergänge, beispielsweise an der Donau, in nahegelegenen Wäldern oder demnächst auch auf Wanderrouten.
Abendgestaltung:
Hier richte ich meine Gestaltung schon stark nach meinem Hund – hatten wir am betreffenden Tag nicht viel Zeit miteinander vermeide ich Aktivitäten, bei denen er nicht mitkommen kann. Ansonsten nehme ich ihn gerne mit (bei den meisten Freunden ist dies möglich, ebenso in meinem Stammlokal) bzw. lade ich häufig meine Freunde zu mir ein, sodass ich meine Zeit auch mit Teddy verbringen kann. Am Wochenende gehe ich eher selten „länger Feiern“, sondern treffe mich meistens mit Freunden, weswegen dies kein Problem ist. Gehen wir gelegentlich länger feiern, ist meine Oma so nett und nimmt ihn in dieser Zeit.
Hundeschule:
Die Hundeschule ist immer Montags, Mittwochs und Samstags (Gruppenstunde) – hier gehen wir seit ich Teddy habe jeden Samstag in die Gruppenstunde und hatten schon ca. 8 Einzelstunden. Ich finde es sehr wichtig – ich habe im Vorfeld ein paar Hundeerziehungsbücher gelesen, nichts ersetzt jedoch die praktische Erfahrung und die Korrektur der ein oder anderen Kleinigkeit, die einem selbst nicht auffällt. Zudem macht mir das Training viel Spaß und ich freue mich auf jede Stunde.
Kosten:
Die laufenden, monatlichen Kosten (bzw. das Geld, dass ich hier beiseite lege) belaufen sich auf 360,- €. 180 € davon plane ich für die Hundepension ein (diese schwankt je nach Belegung und Wochentage zwischen 14 und 18 € am Tag), 80,- € für Futter und Leckerlis (er erhält Wolfsblut Trockenfutter), 80 € für die Hundeschule (zumindest Anfangs, wenn noch diverse Einzelstunden genommen werden ; eine Gruppenstunde kostet bei uns 7 €, eine Einzelstunde 20 €), sowie 20 € Rücklage für etwaige Tierarztkosten (wobei ich hier Anfangs bereits 500 € als Notpuffer zur Seite gelegt habe). Die einmaligen Kosten zu Beginn für die ganze Ausrüstung beliefen sich auf ca. 400 € (ohne den Kaufpreis des Hundes und die Tierarztrücklage).
Zusammengefasst kann ich sagen, dass es eine supertolle Entscheidung war und ich jeden Moment mit meinem Teddy genieße. Auch klappt alles viel besser als erwartet (was jedoch sicher der guten Vorerziehung und meinem konsequenten Training geschuldet ist) und ist eine echte Bereicherung für mein Leben. Ich könnte mir ein Leben ohne meinen Hund nicht mehr vorstellen und möchte hiermit meine Erfahrung mit anderen Personen teilen, die vllt. gerade überlegen, ob ein Hund in ihr Leben passt. Man muss nicht Rentner sein oder eine Familie haben, die den Hund tagsüber nimmt, es ist jedoch immer mit einer großen Planung und natürlich auch mit höheren Kosten für eine Fremdbetreuung verbunden. Auch ist es eine Entscheidung für die nächsten 10-15 Jahre und diese sollte auf keinen Fall voreilig oder ohne genügend Vorbereitung getroffen werden.
LG Lukas