Hallo,
irgendwie wissen wir nicht mehr so ganz weiter mit unserem 5 Monate alten Großen Schweizer. Nachdem er mit 9 Wochen zu uns kam - und sich eine Woche lang wie ein Lamm verhalten hat - fing er an zu beißen (was ja ganz normal ist). Da ich noch ein Hundeneuling bin, hatte ich viel dazu gelesen und auch mich bemüht, es anzuwenden. Abwenden, aufschreien, anticken und tabu sagen - hat alles überhaupt nichts gebracht. Er rannte einfach weiter hinterher und biss noch kräftiger zu. Irgendwann haben wir ihn dann einfach immer in die Box gesperrt, wenn er gebissen hat (das Zimmer verlassen geht bei uns nicht, weil wir einen offenen Wohnbereich haben) - auch zum Schutz für unsere jüngsten beiden (2 und 7 Jahre alt). Nach kurzer Zeit haben wir ihn dann wieder rausgeholt. Aber meistens fing es dann von vorne an...
Mittlerweile steigern sich seine Beißattacken aber und werden immer schlimmer. Ich hatte schon zwei verschiedene Hundetrainerinnen bei mir. Die erste meinte "Laut aufschreien und abwenden!" Das hat einmal funktioniert, nämlich beim ersten Mal. Ab dem zweiten Mal hat es ihn nicht mehr beeindruckt. Die zweite Hundetrainerin meinte, ich sollte meine Hände einfach wieder sanft aus dem Maul ziehen und ihn abwimmeln/ignorieren. Wenn er ein bisschen an einem rumknabbert, kann man das ja machen, aber: Er hat regelmäßig richtige Attacken, wo er komplett ausrastet: Er springt an mir hoch (sein Kopf befindet sich dann auf Höhe meiner Schultern und schnappt, er bellt, er knurrt, er beißt in alles, was ihm in die Quere kommt - und das mit so viel Energie und Kraft, dass man glaubt, er wolle einen jetzt zerfleischen...)
Die Hundetrainerin meinte, dass er viel zu wenig Schlaf hat, wenn er solche Attacken hat. Sie meinte, jeweils vormittags und nachmittags insgesamt 3-4 h in die Box. Er nimmt sich von sich aus wirklich keinen Schlaf, wenn er im Haus ist. Also haben wir das gemacht. Vormittags hat er sich dann auch hingelegt und geschlafen (in der Box). Nachmittags hat er es dann aber nicht ausgehalten und nur gejault und gebellt, sobald man ihn dort hineinstecken wollte.
Irgendwann war meinem Mann alles zu bunt. Es ging den ganzen Tag nur noch darum, ruhig zu sein, damit der Hund schlafen kann - und trotzdem schlief er nicht, sondern bellte und jaulte -, aufzupassen, dass er niemanden beißt. Er beschloss, es mal zu probieren, ihn nachts im Gartenhäuschen schlafen zu lassen und am Tag im Garten herumlaufen zu lassen (komplett eingezäunt). Wir verteilten noch zwei Matratzen auf dem Grundstück und starteten das Experiment. Nach ein paar Tagen merkten wir, dass er schon sehr viel mehr (freiwillig) schlief als vorher. Zwei Mal am Tag gehen wir eine Runde mit ihm - und auch sonst ist jeden Tag jemand mit ihm im Garten - er ist also nie länger allein. Von der Matratze aus, die auf der Terrasse liegt, kann er uns auch in unserem Wohn- und Essbereich sehen und durch das geöffnete Fenster auch hören.
Doch immer wieder kommt es vor, dass er solch Attacken hat, wo wir mit zwei Erwachsenen (!) versuchen müssen, ihn zu bändigen. Eine dritte Hundetrainerin meinte, dass der Hund zu wenig Schlaf hat, wenn er solche Attacken hat und das mit einem überdrehten Kind zu vergleichen wäre, dass zu wenig Schlaf bekommen hat. Leuchtet mir ein! Ich habe auch gemerkt, dass er zu solchen Attacken eher neigt, wenn ihn irgendetwas gestresst hat (zum Beispiel war ein Huhn aus dem Gehege entlaufen und er hat es gejagt - am Abend hatte er dann eine solche Beißattacke!) Die dritte Hundetrainerin meinte, wir sollten ihn bei diesen Attacken zwischen die Beine klemmen und beruhigend die Brust zu streicheln. Das funktioniert auch erst mal gut - wenn man es denn mal geschafft hat, ihn zwischen die Beine zu klemmen... Doch sobald man damit aufhört und losgehen möchte, geht das ganze von vorne los...
Wir sind echt ratlos... Und langsam mache ich mir Gedanken, ob ich das so durchziehen kann mit unseren fünf Kindern. Ich habe Angst, dass unser Kleinster einmal unbeobachtet in den Garten geht (oder auch die anderen Kinder - wie gesagt, manchmal müssen wir ihn zu zweit bändigen!) und dann von ihm übel zugerichtet wird...
Wie gesagt: Drei Hundetrainerinnen haben wir durch. In der Hundeschule waren wir auch schon vor Corona...
Wir wären sehr dankbar, wenn jemand uns Tipps geben könnte.
Ach noch was: Unser Hund bekommt das Platinum Trockenfutter. Ich habe in einem Beitrag im Internet gelesen, dass ein zu hoher Anteil von Proteinen im Essen Hunde auch aggressiv machen kann. In dem Beitrag wurde ein viel niedriger Anteil an Protein empfohlen als den, den unser Hund zur Zeit bekommt. Könnte es auch daran liegen?