Alles anzeigenNö, Homöopathie hat über den Placeboeffekt hinaus keine Wirkung.
Ich erspar mir das Tippseln und zitier mich selbst, meine Meinung zum vielgepriesenen Placebo-Effekt steht in einem der unteren Abschnitte.
Alles anzeigenAch, schade, ich fand einen großen Teil der bisherigen Diskussion hier fast schon unüblich nett, sachlich und freundlich.
Nun schleichen sich doch wieder diese Untertöne ein, die mir die Freude am Austausch zu diesem Thema vermiesen.
Ich persönlich nutze die Homöopathie und auch BB (letztere deutlich seltener und weniger) oft, regelmäßig bei den verschiedensten Erkrankungen/Verletzungen und den unterschiedlichsten Spezies. Ich habe eine lange "Ausbildung" dazu gemacht, wobei die private Schule, die das damals gemacht hat, ein sehr niedriges fachliches Level hatte, was medizinische und anatomische Grundlagen angeht, so dass sehr Vieles vom eigenen persönlichen Interesse und der Vor- und Weiterbildung sozusagen im Selbststudium abhing.
Ich kann die Wirkung der Homöopathie nicht erklären - ich muss sogar zugeben, dass ich auch dieses nervöse Flackern in den Augen bekomme, wenn ich das Wirkprinzip anhand der Informationsübertragung zu erklären versuche. Dennoch ist dieser Erklärungsansatz für mich der bisher schlüssigste, mit dem viele für die Homöopathie typische Besonderheiten abgedeckt werden.
Ein paar Dinge tauchen in diesen Diskussionen immer wieder auf, da würde ich gern - einfach nur der Erklärung halber, ich will nicht missionieren, oder wen von seiner Meinung abbringen, sondern nur erklären, kurz drauf eingehen.
Ich nutze gern meinen alten Nissan Patrol und sein Reparatur-Handbuch als Erklärungsgrundlage.
An alten Autos ist viel rumzuschrauben und ohne dieses Handbuch wäre man aufgeschmissen.
Das Meer-Argument wäre in etwa so, als würde ich bei Patrol-Problemen das Handbuch ins Auto werfen und zu dem Roten (so heißt er ) sagen: Hier steht alles drin, sieh zu, wie Du klar kommst.
Auch, wenn der Rote ganz unzweifelhaft ein tolles Auto ist - er wäre mit der Fülle an Informationen hoffnungslos überfordert.
Drei sind sogar schon viel - das ist so eine Art Sicherheits-Menge.
Wenn ich eine bestimmte Reparatur am Roten vornehmen muss, schlage ich die entsprechende Seite im Handbuch auf.
Die kann auf Mikrofilm vorliegen, oder ausgedruckt auf Papier. Per Hand auf einen Mini-Notizzettel übertragen oder auch in Großbuchstaben für alterskurzsichtige Menschen wie mich geschrieben sein.
Das ist vollkommen egal, Hauptsache, ich kann es lesen.
Da bringt es keinen Nutzen, wenn ich mir diese entsprechende Seite 20 mal kopiere und während der Reparatur die Blätter dekorativ rund um mich verteile. Eines genügt da vollkommen. Denn auf jedem dieser Blätter ist die Info enthalten, die ich zum Schrauben brauche.
Bei der Homöopathie kommt es nicht auf Mengen an, sondern auf Informationen.
Deshalb gibt es auch niemanden von den Homöopathen, der jemals behauptet hätte, dass es um irgendwelche Wirkstoffe ginge. Genausowenig, wie man im Reparatur-Handbuch gleich die passenden Ersatzteile liegen hat.
Tja, hmpf. Was sagt man dazu. Das sind verflixt viele Einzelfälle, die ich persönlich da kenne.
Ich kenne ziemlich viele TÄ, bei vielen von ihnen habe ich Praktika gemacht oder als Physiotherapeutin mit ihnen zusammengearbeitet, ich habe einige im Bekanntenkreis und natürlich noch die, die meine eigenen Vierbeiner mitbehandeln. Alle arbeiten ebenfalls auch mit Homöopathie und tragen zu meinen Einzelfällen jeweils noch zahlreiche Einzelfälle dazu.
Das sind unglaubliche Mengen an Einzelfällen, die einfach mit einer wegwischenden Handbewegung ausradiert werden sollen.
Da paßt einfach was nicht.
Tja, hmpf.
Ich habs schon weiter vorn geschrieben - der Placebo-Effekt ist da, ist eine gute Sache und kommt in allen medizinischen Bereichen vor, auch in der Homöopathie.
Aber es gibt nun mal Erkrankungen, bei denen meine Vorstellungskraft in Sachen Placebo-Effekt schlichtweg versagt.
Das kolikende Pferd, das von den Touri-Kinder Fall-Obst in großen Mengen bekommen hat.
Glaubt irgendjemand ernsthaft, dass meine Erwartungshaltung und die Erwartungshaltung des Pferdes, dass es ihm nach der homöopathischen Injektion nun besser gehen muss, die Darmkrämpfe durch das Obst beeinflussen kann?
Der Einschuß beim Pferd, ein Phlegmon. Eine hochakute Entzündung des Unterhautgewebes. Pferde neigen da sehr zu, schon bei allerkleinsten banalen Hautabschürfungen. Das entsprechende Bein oder andere Körperteile schwellen monströs an, die Haut ist bis zum Platzen gespannt, alle mitbetroffenen Gelenke sind von Lymphödemen fest umgeben. Höchst schmerzhaft und sehr rasch in eine bedrohliche Allgemeinerkrankung übergehend.
Und da sollen ein paar Kügelchen ins Pferdemaul dank Placebo-Effekt eine genauso deutliche Besserung ergeben, wie die ansonsten fällige Antibiotika-Behandlung?
Wirklich, das übersteigt meine Vorstellungskraft. Phlegmone heilen nicht einfach so wieder aus. Da muss durch das homöopathische Mittel irgendetwas im Organismus passiert sein, das den Placebo-Effekt weit übersteigt.
Die Mastitis bei der Milchkuh - ebenfalls eine sehr dramatisch verlaufende Erkrankung. Und auch eine Erkrankung, bei der viele skeptische Landwirte, die die sonstigen Verläufe ja nun aus bitterer Erfahrung kennen, sich zähneknirschend von der Homöopathie überzeugen lassen. Mastitis wird üblicherweise antibiotisch behandelt - mit der Folge, dass Wartezeiten eingehalten werden müssen, bis die Medikamentenrückstände in der Milch nicht mehr nachzuweisen sind. Die Kühe müssen oft komplett trocken gestellt werden, sprich, langsam von der Milchgabe entwöhnt werden. Alles, was in der Zwischenzeit abgemolken wird, muss entsorgt werden. Bis die Kuh dann wieder Milch geben kann, muss sie erst einmal wieder gedeckt werden, ein Kalb bekommen und dann kann es mit der Milch-Produktion erst wieder weitergehen. Was da für wirtschaftliche Verluste hinterstecken, kann sich der ein oder andere ausrechnen.
Und auch da soll ein Placebo-Effekt für den Erfolg der homöopathischen Behandlung zu Grunde liegen?
Mir ist das eine zu lahme Erklärung. Wirklich. Und wäre ich Wissenschaftler und müsste Euch solche "Einzel-Fall-Anekdoten", die man in der Milchviehhaltung zu Hunderten und Tausenden finden kann, mit Hilfe des Placebo-Effektes erklären, würden sich mir die Fußnägel aufrollen.
Der PPE-Komplex beim Schwein. Die porcine proliferative Enteropathie. Ein multifaktorelles Krankheitsgeschen mit hohen Verlusten unter Mastschweinen. Besonders anfällig sind Tiere, die unter extrem guten hygienischen Bedingungen gehalten werden, wie sie in der Schweinehaltung, die man verglichen mit dem normalen Leben eines Freilandschweines fast schon steril nennen kann, auftritt. Antibiotische Therapie ist schwierig, weil zahlreiche Sekundärinfektionen entwickelt werden. Hat man das Antibiogramm von vor 4 Tagen, paßt es in der Regel schon gar nicht mehr oder aber der Patient ist bereits tot.
Dass bei solchen Erkrankungen ein Konzept, dass die Selbstheilungskräfte aktiviert, funktionieren kann, stellen auch immer mehr Landwirte fest.
Der ultimative Placebo-Effekt?
Ich bin mehr als bereit, alle möglichen subjektiven Besserungen dem Placebo-Effekt angedeihen zu lassen. Ich bin auch mehr als bereit dazu, dass sich zwischen Halter und Tier eine so innige Beziehung - übrigens auch bei den Landwirten - entwickeln kann, dass die Gemütslage des Halters Einfluss auf den Heilungsverlauf des Tieres auswirkt. Aber wo ist denn dann z. B. beim PPE-Komplex des Schweines der Placebo-Effekt gewesen, als der Halter des Schweines von der Wirkung der antibiotischen Therapie restlos überzeugt war? Oder in zigfachen anderen möglichen Erkrankungsfällen, bei denen die normale medizinische Therapie vollends überzeugt angewendet worden ist?
Mir wollen die Unterschiede da nicht so recht klar werden.
Und ich wäre froh, wenn jemand da einen Erklärungsansatz für mich hat.
Weil Seite 21 aus dem Reparatur-Handbuch, wo diverse mögliche Probleme im Vergaser beschrieben werden, nicht für alle Vergaser-Probleme was taugt. Da gibt es nämlich noch kurze Abschitte auf S. 54, S. 112 und S. 25, in denen es um Besonderheiten der unterschiedlichen Modelle ab Baujahr 1999 geht. Gebe ich Dir jetzt nur S. 21, weil da die meisten Vergaserprobleme erwähnt werden, hilft Dir das genau gar nix, weil Dein Vergaserproblem ein paar Besonderheiten hat.
Soll heissen, ein Hund mit einer Prostata-Hyperplasie, der gleichzeitig Leberprobleme hat, bekommt ein anderes homöopathisches Mittel, als ein Hund, der eine Prostata-Hyperplasie mit akutem Entzündungsgeschehen hat, weil Nachbar Setter züchtet und da grad 5 Hündinnen läufig sind. Denn sonst wären wir ja wieder bei indikationsabhängiger Verordnung von homöopathischen Mitteln, die nicht funktioniert.
Jetzt hab ich erst einmal lahme Finger vom Tippseln, hätte aber noch einiges mehr zu schreiben.
Vielleicht besteht ja weitehin Intersse an einem simplen, aber sachlichen Austausch miteinander.
LG, Chris
DANKE. Damit sprichst du mir aus der Seele.