Hallo und herzlichen Glückwunsch zu eurem Familienzuwachs!
Ich kann deine Sorgen und Bedenken absolut verstehen, denn wie du bereits geschrieben hast, ist die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis gerade in der Welpenzeit wirklich enorm. Ich kann dir da gut nachfühlen. Aber sei beruhigt, wie andere bereits geschrieben haben, werden sich noch sehr sehr viele Fragen für euch auftun, das gehört meiner Meinung nach zum Hundealltag, gerade in den ersten 2 Jahren, absolut dazu.
Ich würde dir auch empfehlen, das Boxentraining viel langsamer anzugehen. Ich habe damals, als meine Looney einzog, auch gedacht, sie müsse nachts unbedingt in der Box sein. War aber suboptimal, glücklicherweise hat sie es mir nicht übel genommen und auch nicht falsch verknüpft. Was mir damals extrem geholfen hat, war ein hohes Welpengitter. Ich habe mir eines beschafft, was so 80-100 cm hoch war (vorausschauend für die Junghundezeit). Darin fühlte sich meine Maus wohl, weil sie viel mehr Platz hatte, sich wohl nicht so eingesperrt fühlte, und mich jederzeit sehen konnte. Trotzdem hatte ich so die Möglichkeit, sie sicher zu parken, während ich auch mal andere Dinge tat und das Hundekind nicht 24/7 in Blick haben konnte, und auch, sie besser zur Ruhe zu bekommen. Ausserdem hilft es enorm fürs Alleinbleibtraining, wenn man weiss, dass der Welpe nichts anstellen kann (was ihm schadet) während man kurz weg ist. Trotzdem ist der Hund dann nicht in einer engen Box, sondern kann sich recht frei bewegen. Das hat unseren Welpen Alltag also massiv entspannt. Ich kann es dir also sehr ans Herz legen. Das Gitter stand bei uns als Looneys Rückzugsort unter der Treppe, bis sie etwa 7 Monate alt war. Gegen Schluss war das Türchen immer offen. Und auch heute, mit knapp einem Jahr, ist der Platz unter der Treppe ihr Reich. Ohne Gitter oder Absperrung, aber die Maus weiss ganz genau, wenn sie dort liegt, hat sie ihre Ruhe und wird nicht gestört, denn das ist IHR Plätzchen.
Die Stubenreinheit wird durch das Welpengitter zwar nicht automatisch besser funktionieren, aber, und hier kommt das grosse aber: Das funktioniert von mir aus gesehen auch sonst nicht bei jedem Hund. Die Aussage, dass Welpen niemals ihr eigenes Bett beschmutzen, muss nicht zwangsläufig auf jedes Hundekind zutreffen. Meine z.B. fühlte sich zum schlafen auf den Fliesen wohl, und alle nestartigen Unterlagen wurden sofort als Klo degradiert.
Meiner Meinung nach ist die einzige Variante, den Hund schneller Stubenrein zu kriegen, ihn zu beobachten und gut lesen zu lernen.
Bei der Stubenreinheit war mir persönlich zwar auch wichtig, dass das schnell abgehakt wird, bei meiner Maus dauerte es aber schlussendlich bis sie fast 8 Monate alt war, bis es wirklich zu 100%zuverlässig klappte. Hier mein Tipp: Stresst euch nicht. Und stresst vor allem den Welpen nicht. Schlussendlich wird jeder einigermassen normal aufgezogener Welpe stubenrein. Beim einen klappt es schneller, beim anderen weniger. Irgenwann wird der Tag kommen, wo plötzlich kein Malheur mehr passiert.
Bezüglich der Sozialisierung:
Weniger, dafür gute Begegnungen, sind mehr. Dann ggf. gucken, ob man ein treffen mit einem souveränen ausgewachsenen Hund arrangieren will. Klar sollte man ab und zu auch Hunde im gleichen Alter treffen, aber dann wirklich ausgesucht und auch nicht gerade täglich. Ich würde dem Welpen allerdings eine gute Woche Zeit geben, sich erst bei euch ein wenig zu akklimatisieren, bevor ihr schon Treffen mit anderen Hunden arrangiert.
Verabschiede dich davon, einen perfekt erzogenen Welpen hervorbringen zu können. Ich verstehe, dass man bei dem ersten Welpen möglichst alles richtig machen will und auch in jedem Ratgeber auf die Sozialisierungsphase hingewiesen wird, aber glaub mir, der Hund wird auch nach dieser Phase so so viel lernen können, da muss man sich nicht selber unter Druck setzen, in dieser kurzen Zeit dem Welpen bereits alles gezeigt zu haben.
Handle etwas mehr nach Bauchgefühl, das ist in der Regel kein schlechter Ratgeber, und geniesse vor allem die Welpenzeit!