Ich krieg bei dem Thread leider Schweißausbrüche und heftige Bauchschmerzen.
Zu bedenken ist, dass es "meine" Geschichte ist und ich auf "meinen" (es war der Sittinghund) projeziere:
Junger rumänischer Großmix. Kam mit 6 oder 7 Monaten aus unbekannter Haltung mitten in die Stadt. Ein Riesenbaby. 2 Monate waren "gut". Der Hund kam, weil sich das so gehört und weil man Schäferhund drin vermutete in die "Schäferhundhundeschule". Dort wurde eher mit Drill gearbeitet. Und mit Würger. Anders war der Hund, mit 9 Monaten dann auf rund 35 oder 40 Kilo angewachsen, kaum noch zu halten. Mit etwa 9 Monaten fing der vorher welpig jeden mögende Hund an, massiv auf Fremdhunde zu reagieren. Dann wurden zusätzlich Menschen ein Problem. Kein Besuch mehr möglich ohne den Hund zu sichern. Der Hund reagierte draußen auf der Straße auf alle Bewegungen, Kinder, Kinderwägen. Mehrere Beinahebeißvorfälle, da war er etwa ein Jahr alt. Und wog dann, glaub ich, rund 45 Kilo. Mit denen er in Schaufenster donnerte, weil er dort ein Bild von einem Hund gesehen hatte. Mit denen er auf Angriff ging, wenn jemand auf der anderen Straßenseite ihm in die Augen sah und sich zu weit in seine Richtung beugte. Mit denen er halb die Straßenbahn demolierte, weil dort noch ein anderer Hund drin war.
Das war in dem Umfeld in dem er lebte, brandgefährlich. Überall Reize auf die er reagierte. Dazu eine Phase in der nur aversiv mit ihm gearbeitet worden war.
Das erste, was der neu konsultierte Trainer aus der Gebrauchshundeecke ihm verordnete war neben kobsequent Beißkorb - nix tun. Sehr viel nichts tun.
Den weiteren Lebensweg konnte ich nicht mitverfolgen. Ich hab die Betreuungsnotbremse gezogen, als für mich klar war: Wir schlittern auf dem Weg direkt in einen üblen Beißvorfall.
Der Hund war, solange Junghund, wirklich reizend, aber von Anfang an massiv überfordert worden. Stundenlang Gassi, Hundeschule, Training und dann nochmal Training, weil er plötzlich schwierig war. Von Kindheit im Zwinger und nix kennen gelernt mitten rein in Verkehrsgetümmel, buntes, lautes, stinkendes, bedrohliches Stadtgetümmel. Niemals Zeit anzukommen und irgendwas zu verarbeiten. Immer Programm, denn er braucht es ja.
Dazu noch ein mutmaßlicher Rassemix, der prädestiniert ist für: mag keine fremden Menschen, ist wachsam, territorial und im Zweifelsfall wehrhaft. Gut, Schäferhund-Mastiff Mix, als der er vermittelt wurde, zweifle ich grundsätzlich an. Is aber wurscht. Großer, ü 3o Kilo Hund mit Stock- oder Langhaar ausm Osten. Da kann man mal ins Blaue hinein annehmen, dass diese "Negativ" Eigenschaften drin stecken und sich sehr freuen, wenn doch nicht. Wobei man es in letzter Konsequenz eh erst an Erwachsenalter und mit mehr gemeinsamer Geschichte wirklich weiß.
Das bedeutet überhaupt nicht, dass so ein Hund ein gefährliches Monster ist, aber mit doch eher höherer Wahrscheinlichkeit kein mal eben Mitläufertyp. Und bei der Größe wird es auch schnell sehr unangenehm, wenn man Fehler macht und die macht man immer, gerade als Anfänger.
Was ich sofort tun würde: Vollbrensung einlegen. 2 Wochen - Der Hund ist doch mit dem Kopf noch nicht mal hier. Auf einem unbekannten Planeten gelandet, einem Umfeld das ihm und seinen Anlagen womöglich sehr wenig entspricht und Ansprüchen ausgesetzt, die er jetzt noch gar nicht erfüllen kann, eventuell nie erfüllen wird können.
Völlig runter vom Gas. Erstmal Beziehung aufbauen und Ruhe reinbringen. Das dauert nicht 2 Wochen, das dauert eher Monate, bis beide Seiten sich kennen (zumal er noch in der Entwicklung steckt). Hund sichern und nen Trainer suchen, der nicht nur schon mal was vom Auslandshunden gehört hat oder an einem vorbei gegangen ist und der Ergahrung hat mit "großen, territorialen, wachsamen bis wehrhaften" Hunden und nichts von Dominanz faselt oder mit Gewalt arbeitet. Letzteres würde, vermute ich, einen Beißvorfall eher besiegeln, als verhindern.
Mitnehmen in die Arbeit zu Kindern? Du meine Güte, bloß nicht. Nicht unter Euren momentanen Voraussetzungen. Selbst wenn HSH, sind das keine Kinderfresser, aber Du kennst Deinen Hund nicht, gar nicht, nach 2 Wochen und in 3 Monaten auch noch nicht genug und ihr habt jedenfalls jetzt nicht die besten Voraussetzung, dass ein solcher Hund ganz normal sein kann. Denn das sind auch HSH, nach ihren Maßstäben, aber falsch gemacht hast ein größeres Problem, als mit einem Dackel.
Und wenn nicht HSH isses auch nicht so viel anders. Momentan ist da zuviel von allem und zuwenig von dem, was Hund wahrscheinlich braucht und das kann nach vorne oder am Arm des Besitzers enden. Was eher ziemlich kacke wäre für Hund und Mensch.