Ich bin auch total geschockt und frage mich, wie das zugegangen ist. Die Hündin wird ja mit dem Dieb, nachdem der Karabiner gelöst wurde, nicht sofort fröhlich mitgelaufen sein. Da wird es selbst mit Leckerlies einiges an Locken oder, ohne Leckerlies, an weg zerren benötigt haben. Beides macht Geräusche. Wenn sich der Dieb darauf verlassen haben sollte, dass der Hundehalter nicht nur blind, sondern auch hörgeschädigt ist, dann muss er ihn gekannt haben. Auch war der Hund offensichtlich in der Situation nicht am Führen, sondern im Gassi-Modus mit seinem Herrchen. Insofern könnte ein fremder Dieb maximal vermuten, dass ein Hund, mit dem ein Blinder spazieren geht, evtl. ein wertvoller ausgebildeter Führhund ist, es sei denn, er kennt die Beiden.
Der Wert des Hundes ist allerdings relativ. Um ihn für einen anderen Blinden einzusetzen, muss man die Kommandos kennen, mit denen der Hund ausgebildet wurde. Man kann ihn keinesfalls einem anderen Blinden an die Hand geben und alles funktioniert prächtig. Spätestens das würde überhaupt keinen Sinn machen, wenn der Hund zum Zwecke der Führarbeit ins Ausland verbracht wird.
Mir scheint es am wahrscheinlichsten, dass jemand, der den Blinden kennt und etwas gegen ihn hat, ihm einen bitterbösen Streich spielen wollte. In der Hinsicht finde ich es auch bezeichnend, dass die Polizei diesen möglichen Hintergrund gleich in die Untersuchungsarbeit einbezogen hat.
Wenn's so wäre, gäbe es Grund für Hoffnung, dass der Hund gefunden wird und Hündin und Herrchen wieder vereint werden.
LG Appelschnut
PS: Das Folgende möchte ich keinesfalls auf den konkreten Sachverhalt verstanden wissen. Aber man reagiert sehr schnell emotional, wenn ein behinderter Mensch und sein bester Freund, der Hund, betroffen sind. Aber lange nicht alle Blinde empfinden ihren Führhund als Freund und Familienmitglied, sondern rein funktional als ein Hilfsmittel zur Lebensbewältigung, das ihre Krankenkasse ihnen zu finanzieren hat. Entsprechend wenig hundgerecht fällt dann evtl. das Leben eines Führhundes aus. Die Krankenkassen, die die 15 - 20.000 Euro für den ausgebildeten Hund bezahlen müssen, schauen kaum darauf.