Es war zwar nicht mein Hund, aber unser Familienhund.
Als ich im April 1973 mit 15 Jahren in den Ferien bei meinen Großeltern an der Ostsee war und meine Eltern mich abholten, kamen sie mir einer Überraschung an: Ein von meinem Bruder und mir lang ersehnter Welpe. Es war ein Kleiner Münsterländer-Rüde (es hat wohl auch mal ein Pudel mitgewirkt) und hieß Toby. Dass dies für mich eine riesige Überraschung und Freude war, könnt ihr euch bestimmt vorstellen. Er war von Anfang an sehr zutraulich, einfach ein liebenswertes Kerlchen.
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Die Grunderziehung hatte meine Mutter übernommen, da sie früher mehrere Hunde hatte und sich daher recht gut auskannte. Sie hat ihn relativ schnell stubenrein bekommen. Wir wohnten damals in einem Haus mit großem, eingezäuntem Garten, wo es auch ein kleines Waldstück gab, was die Sache wohl einfacher machte. Toby hat allerdings auf dem Grundstück später nie sein großes Geschäft gemacht. Ob er auch richtig gepinkelt oder nur markiert hat, weiß ich nicht mehr.
Mein Bruder und ich konnten auf dem großen Rasen schön mit Toby spielen und toben. Das hat uns allen dreien viel Spaß gemacht.
Unser Wohnzimmer hatte in Richtung Süden sehr große Fenster zum Garten hin. Zwischen Fenster und Couch waren ca. 2 m Platz und wenn dort im Winter die Sonne schien, lagen Toby und ich mittags oft aneinander gekuschelt hinter der Couch und haben geschlafen.
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Gassigehen war die Aufgabe von meinem 3 Jahre jüngeren Bruder und mir, wobei ich das öfter gemacht habe als er. Ich habe mich immer amüsiert, wenn er sein großes Geschäft gemacht hat. Er suchte und suchte, bis er einen für ihn angenehmen Grasbüschel gefunden hat, und das jedes Mal. Auf den Gehweg hat er übrigens nie gemacht.
Woran ich mich noch gut erinnere war, ist, dass mein Bruder eines Tages mit ihm spazieren war und mit einem nassen, sehr dreckigem Hund nach Hause kam. In der Nähe war ein großer Wald mit Fischteichen und mein Bruder hat ihn – obwohl er es nicht sollte – abgeleint laufen lassen. Mein Bruder erzählte, dass Toby eine Ente aufgestöbert und hinter ihm hergerannt wäre. Er konnte ihn wegen des Schilfs kurz nicht sehen und hörte dann ein lautes Platschen… der Hund war im Fischteich gelandet! Bevor er reagieren konnte, schoss Toby wie von der Tarantel angeschossen aus dem Teich… er war nämlich recht wasserscheu. Toby war recht erschrocken, da er wahrscheinlich nicht gesehen hat, dass im Schilf Wasser war. Mein Bruder bekam Schimpfe und der Hund eine Wäsche mit lauwarmem Wasser aus der Gießkanne.
Meine Mutter hat für Toby immer abwechselnd Pansen und Schlund mit Reis gekocht und Haferflocken drunter gemischt, was er sehr gerne gefressen hat. Ich wusste immer, wann sie es machte, da das für mich nicht gerade angenehm gerochen hat… vor allem der Pansen. *brrr* Toastbrot mit Leberwurst fand er allerdings noch besser. Wenn er Medikamente nehmen musste, war das damit kein Problem. Er hat nie gebettelt und wenn wir gegessen haben, hat er immer unter dem Tisch gelegen und gewartet, bis wir fertig waren. Wenn es zum Mittagessen Hähnchen gab hat er zwar nicht gebettelt, aber aufmerksam etwas entfernt von meiner Mutter gesessen. Er wusste nämlich genau, dass er anschließend den Knorpel bekommen hat.
Leider musste Toby mit 7 Jahren eingeschläfert werden, da er Krebs hatte und dieser schon überall gestreut hatte. Die Trauer war bei uns allen groß, vor allem bei mir und ich vermisste ihn fast ein Jahr unwahrscheinlich. Davon wurde ich abgelenkt, als meine Tochter 1981 zur Welt kam. Vor allem jetzt, wo ich mir überlege, einen Hund anzuschaffen, muss ich sehr oft an diesen liebenswerten und braven Hund denken.