Lieber Yves
Es gibt nicht nur schwarz und weiss, sondern viele Grautöne.
Aber das, was Du den Tierärzten unterstellen willst, dass sie unterscheiden je nach Patient und beim einen mehr, beim andern weniger unternehmen, stimmt einfach nicht. Das würde den ethischen Grundsätzen jeder medizinischen Ausbildung widersprechen.
Aber es ist richtig, dass in einem hoffnungslosen Fall wie Deiner Sandy ein Tierarzt am Ende der heutigen Möglichkeiten angelangt ist und er sieht, dass diesem Tier nicht mehr zu helfen. Da gehört es eben auch dazu, diese Tatsache offen auszusprechen und dem Besitzer zu erklären, dass es keine Möglichkeiten gibt, den gesamten Körperzerfall (was bei Deiner Sandy ja überdeutlich sichtbar war!) durch irgend ein "Wundermittel" aufzuhalten.
Auch die Medizin hat Grenzen, ganz abgesehen davon, dass man dabei auch an das Tier denken sollte, was man ihm in diesem Zustand überhaupt noch zumuten darf.
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Dann hat es also deiner Meinung nach daran gelegen, weil man mit dem Latein am Ende war und deshalb sie Sandy aufgaben und nicht herumdokterten wie z.B. bei einem alten Hund mit Gelenkserkrankungen. Du bist dir also sicher, auch einem anderen Hund mit den selben Erkrankungen wäre es so ergangen wie Sandy?
Wäre es Dir lieber gewesen, wenn Sandy in der Narkose während einer sinnlosen OP gestorben wäre? Dann hättest Du Dir wohl noch mehr Vorwürfe gemacht und die "Schuld" dem Tierarzt zugeschoben.
Das wäre mir überhaupt nicht lieber gewesen. Wäre Sandy operiert worden und hätte die OP oder Narkose nicht überlebt, dann hätte ich die OP im Nachhinein schwer bereut. Daran hätte ich auch sehr zu nagen.
Es gibt keine "Schuld" am Tod von Sandy, ihr Körper war voll mit Krebs und ihre Organe geschädigt durch das jahrelange Cushing. Die Behandlung von Cushing führt nicht zu einer "Heilung", sondern nur ein Hinauszögern der Organschäden.
Doch, es gibt eine Schuld und diese hat sogar einen Namen: Krebs. Dieses A...loch hat mir meine kleine Sandymaus genommen. Das Cushing ist vielleicht daran Schuld, es dem Krebs leichter gemacht zu haben, weil das Immunsystem mit Cushing unterdrückt wird. Und dann kommt noch das stark erhöhte Risiko von nicht kastrierten Hündinnen für Mammakarzinome hinzu. So ein liebes Hundemädchen wurde von so schweren Krankheiten (Mammakarzinom, Verdacht auf Leukämie und Verdacht auf erste Ableger in Lunge, stark erhöhte Blutungsgefahr wegen zu dünnem Blut und viel zu wenig Blutplättchen, riesige Vergösserung von Milz, vergrösserte Leber usw.) heimgesucht. Das macht mich sehr traurig und fassungslos.
Ich wünsche Dir, dass Deine Schuldgefühle sich abschwächen und schliesslich nur noch die liebevollen Gedanken an Sandy und Eure gemeinsame Zeit übrig bleiben werden, auch wenn Du das heute vermutlich noch nicht glauben kannst.
Ich bin froh, dass Du so bald schon psychologische Unterstützung bekommst und wünsche Dir alles Gute!
Ich danke dir herzlich dafür. Ich werde es versuchen, kann jedoch nicht versprechen, ob ich je wieder darüber hinwegkomme. Es vergeht keine Sekunde, an die ich nicht an Sandy denken muss.