Zitat
Wenn ich aus dem Haus in den Garten seinen Namen rufe, kommt er sofort. Mache ich das draußen, 3m neben ihm stehen, erfolgt keinerlei Reaktion.
Besonders ausgeprägt ist dies dann eben wie gesagt bei externen Geräuschen wie Menschenstimmen oder zB Gerüchen der Nachbarshunde.
Wie gehe ich hier mit ihm um? Lasse ich ihn ausnahmslos gucken/warten bis ER entscheidet weiterzugehen? Gebe ich einen Impuls? Oder Rede ich ihm gut zu, etc.?
Anfangs haben wir versucht jedes „Weitergehen“ direkt mit Leckerli zu belohnen. Wenn wir das durchziehen, verfüttern wir aber locker mal 30 Leckerli pro 100m - das ist keine dauerhafte Lösung und wir haben das nach einigen Tagen reduziert. Versuchen natürlich viel mit Lob/akustischer Begeisterung zu arbeiten (sehr zur Belustigung der Nachbarschaft haha :) ) als Alternative.
Ihr habt den Fokus in meinen Augen sehr auf "wir müssen so und so spazieren gehen". Vielleicht - wie gesagt, ich nehme anhand der Eckdaten an, dass Euer Hund ein draußen sein, Umweltgeräusche, Straßenverkehr etc einfach nicht kennt, sein Gehirn solche Reize nie verarbeiten und einordnen musste/konnte - kann er es einfach noch nicht.
Müsst man vor Ort sehen. Aber es klingt ein bisschen so.
Um spazieren gehen zu können, sinnvoll, so dass der Hund was davon hat, muss er mit seiner Umwelt einigermaßen zurecht kommen. Hier würd mich nochmal interessieren, ob er sich außerhalb des Gartens löst. Für Euch wär auch seine Körpersprache insgesamt interessant.
Was Belohnung ist, entscheidet im Grunde der Hund. Verbales Lob hilft bei einem Hund, der wenig am Menschen orientiert ist, womöglich nix und ist insgesamt nicht das richtige Mitte für vielr Hunde bzw den harten Anfang (Meine Interpretation aus Menschensicht isr, dass Hunde nicht nur erst mal ihren Namen lernen müssen, sondern auch "Lob" verstehen und die dazu gehörige Körpersprache. Ich hatte bei meinen Auslandshunden ohne große Erfahrung mit Menschen zusammen zu arbeiten, anfangs über eine ganze Weile den Eindruck, der Hund hat keine Ahnung, dass mein affiges Getue sich auf Handlungen von ihm bezieht. Ein körpersprachlich untermaltes Nein ging schneller.)
Grad wenn der Hund draußen auf Durchzug und Autopilot geschalten ist, plus als ein Anzeichen für einen starken inneren Konflikt auch einfriert (so interpretier ich das stehen mit eingeklemmter Rute und Schauen und nix mehr machen. Müsst man bestimmt auch sehen) wenn da Reize (Stimmen, Bewegungen usw) sind, dringt man grundsätzlich schwer oder nicht durch. Am ehesten noch mit etwas richtig, richtig lohnendem - aus Hundesicht. Da wäre ich null sparsam. Und wenn das sauteure Bioleckerli aus der Hundemanufaktur nicht ist, was der Hund in dem Moment nehmen kann, sondern ne alte Semmel, dann gibt es halt alte Semmelstücke. Der Hund vollbringt da womöglich gerade eine geistige Höchstleistung aus seiner Warte betrachtet. Wenn er sich mir trotzdem zuwendet, ist das nen Managernonus wert.
Ich sag es mal etwas plakativ: Den Hund 100 Meter dauerhaft belohnen ist keine Lösung? Naja, aber ohne kommt ihr auch nicht weiter. Mit habt ihr immerhin die Chance, dass Hund das irgendwann sogar cool findet und Euch wahr nimmt. Das löst das Zugproblem vorerst nicht. Nur ohne Euch wahrnehmen löst man es auch schwer.
Futter oder sonstige - vom Hund als hochwertig empfundene - Belohnung kann Emotionen längerfristig ins positive verändern.
Es geht auch nicht darum, einen Hund bis ans Lebensende vollzustopfen, bis man ihn rollen kann, aber die ersten Übungsschritte und überhaupt lernen können so zu pushen, dass Hund was davon hat. Macht beiden Seiten das Leben leichter.
Auch wenn manche ohne Leckerli arbeiten, warum diese Chance verbauen
. Euer Hund nimmt draußen ja scheinbar sogar Futter an. Hey, das ist großartig. Das können etliche Hunde anfangs nicht. Da habt ihr schon nen riesen Startvorteil.
Wahrscheinlich habt Ihr Euch das alles etwas anders vorgestellt. Arbeiten kann man aber nur mit dem Istzustand, nicht mit der Idealvorstellung.
Ihr habt keinen Hund, der aus Idealbedigungen stammt, sondern einen, der womöglich Entwicklungsdefizite mitbringt in dem Sinne, dass er nicht so aufgewachsen ist, all die Fertigkeiten im Ansatz zu entwickeln, die er im neuen Leben braucht.
Das macht ihn nicht schlecht, nur passt dazu nicht jedes vorgefertigte Konzept, manchmal muss man auch improvisieren und oftmals seine Ansprühe im Moment sehr drastisch zurück schrauben.
Hat Euer Hund Hundekontakte? Habt ihr die Möglichkeit zb mal Gassirunden mit einem ruhigen, netten Hund aus dem Bekanntenkreis zu probieren?
Vielleicht könnt ihr auch mal spazieren sitzen, statt spazieren gehen? Eure gemeinsame und seine neue Welt anschauen mit viel viel Extrawurst oder sonstwas.
Und dazwischen eben in Ruhe, im Haus, im Garten so Aufmerksamkeitssignale wie "Schau" einführen bis sie gut sitzen und Stück für Stück draußen eingeführt werden können.
Ein Trainer den interessiert, warum Euer Hund nicht weiter geht und wie er sich draußen bewegt, wie er auf welche Reize reagiert, wär, denk ich, die bessere Wahl, als Leinenführigkeit durchziehen wollen um jeden Preis.
Vielleicht liegen die Dinge auch anders, als ich reininterpretiere, das muss man meistens alles direkt sehen. Es wäre halt sehr naheliegend, dass da aktuell zuviel Erwartungsdruck da ist, für das was Hund überhaupt schon leisten kann.